Gartner warnt

Wie sich Unternehmen von der Cloud abhängig machen

15.02.2019 von Christiane Pütter
Umfangreiche Verträge mit nur einem großen Cloud-Anbieter, Innovationen, die mit der Qualität der Cloud-Services steigen und fallen – Gartner warnt Entscheider davor, sich von Cloud-Providern abhängig zu machen.
 
  • Gartner erwartet, dass sich die Zahl der Cloud Managed Services Provider bis 2020 verdreifachen und dann bis 2023 "massiv" konsolidieren wird
  • CIOs vermeiden einen tiefergehenden Einstieg in die Cloud, um die Sachbearbeiter im Unternehmen nicht zu "belasten", das gilt insbesondere für Endnutzer aus dem Business

Die Cloud hat sich soweit etabliert, dass der Erfolg eines Unternehmens zunehmend von ihr abhängt. Das bezieht sich sowohl auf Qualität und Skalierbarkeit der Services, die der Anbieter liefert, als auch auf einen drohenden Vendor-Lock-in. Das zumindest erklärt das amerikanische Marktforschungs- und Beratungshaus Gartner in dem Papier "Predicts 2019: increasing reliance on cloud computing transform IT and business practices".

Gartner hält Cloud Computing für das "new normal". Das Ganze sei komplex, "demokratisiere" aber IT-Ressourcen.
Foto: Gartner

Die Analysten argumentieren mit zwei Begriffen: CQoS für Cloud Quality of Services und EQoS, Enterprise Quality of Services. Hatten sich Unternehmen jahrzehntelang an ihren eignen Standards orientiert, richten sie sich nun zunehmend nach denen des jeweiligen Cloud-Providers. Schon 2021, schätzt Gartner, werden drei von vier Unternehmen eine Multicloud betreiben oder einen hybriden Ansatz fahren. Das gelte für Konzerne ebenso wie für Mittelständler.

Das heißt auch: die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens werde zu 90 Prozent auf der Public Cloud basieren. Der Markt für Public Cloud Services werde bis 2022 ein Volumen von rund 360 Milliarden US-Dollar erreichen. Die Analysten schätzen jedoch, dass nicht einmal jede zehnte Multicloud ihre Möglichkeiten in Sachen Übertragbarkeit ausschöpft. Das Versprechen der Cloud sieht Gartner insbesondere in Self-Service-Elementen, Agilität, Skalierbarkeit und Resilienz.

Daraus sollen den Anwendern Vorteile in puncto Effizienz, Daten-Integrität und Innovationsfähigkeit entstehen. Doch mit dem üblichen "Lift-and-Shift"-Ansatz ist es nicht getan. Eine These von Gartner lautet: CIOs vermeiden einen tiefergehenden Einstieg in die Cloud, um die Sachbearbeiter im Unternehmen nicht zu "belasten", das gilt insbesondere für Endnutzer aus dem Business.

On-Premise komplett zu ersetzen, war eine Illusion

Dabei sei die Multicloud oder Hybrid Cloud selbst schon ein Zeichen für die Ernüchterung, die auf den anfänglichen Hype folgt, so Gartner weiter. Entscheider hätten anfangs noch gedacht, On-premise-Systeme komplett ersetzen zu können.

Die Analysten formulieren drei Empfehlungen für CIOs:

1. Sich an innovative Service Provider halten: Die Anbieter auf dem Cloud-Markt punkten mit Innovationsfähigkeit und dem Bereitstellen neuester Technologien. Wer davon profitieren will, muss den Markt beobachten. Gartner erwartet, dass sich die Zahl der Cloud Managed Services Provider bis 2020 verdreifachen und dann bis 2023 "massiv" konsolidieren wird.

2. Lock-In vermeiden: Laut Gartner ist die Angst vor einem Vendor-Lock-In bei den Entscheidern spürbar. Denn viele Unternehmen binden sich langfristig an große Vendoren. Das Gegenmittel ist die Multicloud.

3. Ökoysteme bilden und eine Integrations-Strategie entwickeln: Viele Unternehmen setzen Projekte rund um das Internet of Things (IoT) um. Technologisch ist das mit Stichworten wie Edge Computing und Plattformen verbunden, organisatorisch mit der Zusammenarbeit verschiedenster Partner innerhalb eines Ökosystems. Gartner rät, Strategien für das technische und geschäftliche Zusammenspiel solcher heterogenen Landschaften zu entwickeln.

Fazit: Cloud ist das "new normal" in IT und Business. Dass das Ganze sehr komplex wird, verhehlen die Analysten nicht. Sie betonen aber, welche Vorteile Unternehmen gewinnen, wenn sie das Thema systematisch angehen. Gartner bleibt bei seiner positiven Bewertung von Cloud Computing, weil es IT-Ressourcen "demokratisierte" und den Zugang zu künstlicher Intelligenz ermögliche.