Microsoft-Partner in der Cloud - Runtime Software

Wie ISVs von Azure profitieren

28.06.2010
Mit der Windows Azure Platform öffnen sich Microsoft-Partnern neue Geschäftsmöglichkeiten. In einer Serie stellen wir Ihnen ISVs vor, die schon heute in der Cloud gutes Geld verdienen, so zum Beispiel der Microsoft Gold Certified Partner Runtime Software aus dem schwäbischen Waiblingen.

Mit der Windows Azure-Platform öffnen sich Microsoft-Partnern neue Geschäftsmöglichkeiten. In einer Serie stellen wir Ihnen ISVs vor, die schon heute in der Cloud gutes Geld verdienen, so zum Beispiel der Microsoft Gold Certified Partner Runtime Software aus dem schwäbischen Waiblingen. Die NeoGeo New Media aus Elmshorn haben wir bereits hier vorgestellt.

Von Christoph Witte

Markus Eilers, Geschäftsführer des Waiblinger Beratungshauses Runtime Software und Gründer des Spin-offs pulsd, glaubt, dass schon relativ bald spezialisierte hochwertige Services in der Cloud entstehen werden, die sich über dedizierte Integrationsdienstleister so eng miteinander verzahnen lassen, dass Unternehmen mit ihnen verschiedene Workflows abbilden können.

Eindrücke vom Channel-Sales-Day Managed Services
Kaffeepause
Thomas Hefner. Kaseya
Großes Gedränge am Stand von antispameurope
Aufemerksame Zuhörer
Das Buffet ist eröffnet
Christian Meyer, Chefredakteur ChannelPartner, eröffnete die Veranstaltung
Der Empfang
Diskussionsrunde am Mittag: Michael Reiserer, Prometheus, Bernhard Koch, CHG-Meridian; Ronald Wiltscheck, ChannelPartner und Dieter Schumann, Net Integration (v.l.n.r.)
Dr. Ronald Wiltscheck. Stellv. Chefredakteur ChannelPartner: "Putzfrau als Managed Service
Jens Greine, Epson, Armin Weiler ChannelPartner. Michael Braun, Componente
Jens Schneider,Visionapp
Heiko Hübner, Panda Security

"Software-Hersteller werden sich auf Nischen- und Branchen-spezifische Themen konzentrieren, nicht mehr auf komplette Geschäftsprozesse, sondern auf Teile davon. Anwender können sie dann wie Legosteine miteinander kombinieren und zu Systemen zusammenstecken." Voraussetzung dafür sei allerdings hohe Stabilität, Standardisierung und Verfügbarkeit sowie eine leichte Handhabung der Cloud-Services.

"pulsd" wurde von Eilers vor knapp einem Jahr mit dem Ziel gegründet, die mobilen Lösungen als SaaS Angebotauf der Azure Platform verfügbar zu machen Mit den auf der "pulsd"-Platform aufgebauten Diensten "pulsd sales" und "pulsd service" können Kunden ihre mobilen Nutzer sehr einfach, ohne Investitionen und ohne großes technisches Know-how in ihre Geschäftsprozesse integrieren.

Deshalb nennt Eilers pulsd "eine auf Azure basierende Plattform, die leichtgewichtige Prozesse auf mobile Anwender ausdehnt". Sein Startup, so Eilers weiter, kreiere "Unternehmens-Anwendungen", die mobile Nutzer praktisch in Echtzeit mit Informationen aus den zentralen Applikationen des Unternehmens versorgen und gleichzeitig Eingaben erlauben, die ohne Umwege und Medienbrüche von den Enterprise-Anwendungen verarbeitet werden können.

Dazu verbindet sich die Plattform über die "pulsd integration services" und "pulsd integration agents" mit den vorhandenen betriebswirtschaftlichen Systemen eines Kunden. Für die allgemein gebräuchlichen Anwendungen stehen Webservices mit ausgefeilter Businesslogik zur Kommunikation mit Agenten bereit. Die gewonnenen Informationen stellt "pulsd" in einem konsistenten Daten- und Prozessmodell für mobile Geräte wie Tablet-PC und Smartphones über Azure zur Verfügung.

Lagerbestände in Echtzeit

Warenbestandsdaten vom Smartphone auf den ERP-Backoben übermitteln - "pulsd sales" macht es möglich.
Foto: Vodafone D2 GmbH

Einen solchen Cloud-Service hat "pulsd" bereits für den Modegroßhändler Trendmark Fashion mit Sitz in München realisiert. 14 Vertriebsmitarbeiter nutzen dort inzwischen den Service "pulsd sales". Statt wie früher ihre Aufträge auf Papier zu erfassen und an die Zentrale zu faxen, wo sie in eine ERP-Software eingegeben und weiterverarbeitet wurden, geben die Vertriebsmitarbeiter die Order in eine schlanke Smartphone- oder Notebook-App ein, die über Azure und den "pulsd integration service" mit dem ERP-System in Verbindung steht. Dort werden die Daten dann weiterverarbeitet.

So kann der Vertriebsmitarbeiter noch während des Kundengesprächs die Verfügbarkeit der Ware bestätigen. Auslieferung und anschließende Rechnungsstellung sowie weitere nach gelagerte Prozesse können aufgrund der mobil erteilten Order ebenfalls automatisch angestoßen werden, wenn sich der Kunde so entscheidet.

Die Vorteile des Prozesses liegen klar auf der Hand. Zum einen ist jeder Vertriebsmitarbeiter stets über den aktuellen Warenbestand im Lager informiert und erhält Unterstützung beim wichtigen Cross-Selling, zum anderen werden Mehrfacheingaben der Bestellungen und Medienbrüche vermieden. Dadurch lassen sich nicht nur Prozesse beschleunigen und preiswerter gestalten, sondern das neue Handling trägt auch zu einer weitaus höheren Kundenzufriedenheit bei.

Die Applikation ist dank Microsoft "Silverlight" mit einem modernen "look and feel" ausgestattet und kann mit geringem Schulungsaufwand sofort bedient werden. "Pulsd sales steht Interessenten sofort zur Verfügung - ohne Implementierungsprojekt, ohne große Schulung und ohne Investitionen in Server und Lizenzen", führt Markus Eilers aus. "Windows Azure verschafft uns die Kostenvorteile, mit denen wir im Wettbewerb punkten. Mit Windows Azure als Plattform für pulsd konnten wir zudem unser Angebot in Sachen Verfügbarkeit, Qualität, Performance und Stabilität enorm verbessern."

Dank Windows Azure ist "pulsd sales" gut skalierbar, meint der Runtime-Chef weiter. Nutzen viele Kunden die Vertriebsapplikation in der Wolke, werden automatisch weitere Instanzen dazugeschaltet.

"Bei der Entwicklung für pulsd sales setzen wir auf Visual Studio Team System 20010 und mussten im Vergleich zur Server-Applikation außer am Frontend kaum etwas ändern. Die Anwendung ließ sich problemlos auf Windows Azure deployen. Die eigentlichen Innovationen entstehen im Bereich der Mandantenfähigkeit und Konfigurierbarkeit der Apps", so Markus Eilers weiter.

Mit Visual Studio So können Entwickler weiterhin die bekannten Tools und Technologien aus dem Dotnet-Framework nutzen aber auch noch zusätzlich Werkzeuge von Drittanbietern einsetzen, um Applikationen zu erzeugen, die sowohl auf dem Kundenserver als auch als Cloud-Anwendungen funktionieren.

Realtime-Infos fürs ERP-System

Ein anderer "pulsd"-Kunde, ein Schmuckhändler, benutzt den "pulsd agent", um auf Verkaufsausstellungen und Messen via Handy-Kamera Barcodes an die Zentrale zu übertragen. Diese auf den Verpackungen der Ware aufgeklebten Codes werden vom ERP-System im Unternehmen weiterverarbeitet. Auch diese Lösung sorgt für Echtzeit-Informationen über den aktuellen Warenbestand, kann Rechnungsstellung und Nachbestellungen auslösen.

"Für uns stellt sich das als eine sehr leichtgewichtige Anwendung dar. Wir transportieren verschlüsselte und komprimierte Daten von A nach B. Wir ersetzen wohlgemerkt keine ERP-Prozesse, wir liefern ihnen nur die nötigen Informationen", führt Eilers aus. Der pulsd-Geschäftsführer kann sich ohne weiteres zusätzliche Anwendungen vorstellen, die mobile Nutzer über Cloud-Services mit den zentralen Systemen eines Unternehmens verbinden: Arbeitszeiterfassung für Servicetechniker zum Beispiel Ersatzteilbeschaffung und Aufgabenmanagement.

Der mobile Nutzer muss nur eine kleine App auf dem Smartphone installieren, die sowohl die Eingabemasken als auch die Informationsmimik bereitstellt. Der "agent" und die "integration services" von "pulsd" sorgen für die schnittstellenkonformen Informationen an die Backend-Systeme und für die Verbindung zu Azure-Platform. Kann momentan keine Verbindung zur Cloud hergestellt werden, speichert ein Smartphone die erfassten Daten solange zwischen, bis wieder online gearbeitet werden kann. Dann erfolgt die Synchronisation.

Neben der bidirektionalen Verbindung zwischen mobilem Endgerät und Backend-System eines Unternehmens ermöglichen die "integration services" außerdem den Austausch mit anderen Cloud-Services. "Wenn ein Kunde beispielsweise ausgewählte CRM-Daten in die Cloud hoch lädt, dann können wir sie mit Facebook-Daten abgleichen. Das ist für Dinge wie 'social CRM'-Anwendungsfälle sehr interessant", erklärt Eilers.

Zurzeit nutzt pulsd 25 CPUs, Table-, Blob-Storage, Queues und SQL-Azure in Azure Platform.

Social Games als nächstes Testfeld

Neben den Business-Services pulsd untersucht Eilers mit einem weiteren Start-up namens "ozgames studios" und dem social Game "odigene" die Einsetzbarkeit der Cloud-Plattform für Consumer-Anwendungen, das ähnlich wie Farmville oder Mafia Wars von Zynga auf Facebook laufen soll. Bis Ende Juli 2010 befindet sich t das Spiel noch im Betastadium. "Weil diese Spiele sehr schnell auf mehrere Millionen Nutzer anwachsen können, spielen flexible Cloud-Plattformen wie Azure eine enorm wichtige Rolle. Wir könnten als Anbieter nie die nötige Hardware vorfinanzieren, die benötigt wird, um "odigene" beispielsweise so blitzartig skalieren zu lassen, wie das bei Farmville der Fall war", erklärt Eilers. (rw)

Der Autor

Foto: Christoph Witte

Christoph Witte ist IT-Publizist in München