Ein IoT-Projekt steht an? Für viele Unternehmen beginnt dann die große Suche nach dem passenden Business-Modell, dem RoI - und aus einer einfachen pragmatischen IoT-Anwendung wird ein strategisches Projekt, das scheitert. Wie einfach IoT-Projekte sein können weiß man etwa beim Telekom-Bereich T-Systems.
Ein fast schon triviales Beispiel für ein erfolgreiches IoT-Projekt ist ein deutscher Autobauer. Dieser produzierte fleißig Fahrzeuge, hatte aber im Werk nicht genügend Stellfläche für die neuen Fahrzeuge. Also stellte er die frisch produzierten Autos irgendwo in der Stadt ab. Später fand er sie schlicht nicht mehr. Also schickte er Mitarbeiter mit den Schlüsseln durch die Stadt, um diese Autos wieder zu finden. Das kostete nicht nur Geld, sondern gefährdete die Kundenzufriedenheit, weil Auslieferungstermine nicht eingehalten werden konnten. Der simple use case dabei war für T-Systems, einfach das hauseigene IoT-Starter-Kit in die Fahrzeuge zu klemmen und der Hersteller konnte sofort lokalisieren, wo sich das jeweilige Fahrzeug befand. Das sparte nicht nur Kosten, sondern erhöhte auch die Kundenzufriedenheit, da die Auslieferungstermine nicht mehr gefährdet waren.
Von der Infrastruktur zum IoT-Enabler
Obiges Beispiel zeigt aber nicht nur, wie einfach IoT sein kann, sondern wie sich mit IoT und Digitalisierung die Rolle der der IT und IT-Service-Dienstleistern wie T-Systems ändert. Agierten sie in den letzten Jahren in einem Umfeld, das durch Comodity, Me-too-Infrastruktur geprägt war und in der die Unternehmens-IT nur als Kostenverursacher gesehen wurde, handeln sie nun in einer Ära, in der IT als Business- und Prozessverbessernd wahrgenommen wird. Letztlich werden T-Systems und Co verstärkt als Business Enabler gesehen, wie Kundenbeispiele zeigen. So realisierte etwa ein Ölproduzent in UK eine In-Car-Payment-Lösung. Bei der Kontaktaufnahme zu den Fachbereichen deutscher Hersteller wie Daimler, BMW, Audi und Volkswagen unterstützte dann T-Systems. Ein anderes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit VW in Sachen Smart Home. Im Zuge des Projekts sollte die Smart-Home-Lösung des Telekom-Konzerns in das Cockpit gebracht werden. Von der Idee bis zur Pilotimplementierung vergingen lediglich sechs Wochen.
Agilität zählt
Gleichzeitig zeigen diese Projekte, dass der Erfolg von IoT auch stark von der Agilität aller Beteiligten abhängt. Und dies hängt, diese Erfahrung hat man bei der Telekom gemacht, wiederum vom Anwender und seiner Unternehmensgröße ab. Lange Diskussionen über IoT und Digitalisierung scheint es im Mittelstand oder dem gehobenen Mittelstand in der Regel nicht zu geben. Wahrscheinlich können sich diese keine Diskussionen leisten, wenn sie in sich immer schneller ändernden Märkten mithalten wollen. Je größer die Unternehmen und ihre IT-Departments, desto länger dauern dagegen die Diskussionen. so die Beobachtung der Experten. Oder überspitzt ausgedrückt: in diesen Organisationen will beziehungsweise muss jeder einen Mehrwert generieren und deshalb wird über Fragen, wie ob der Button des Anklickfelds jetzt oben rechts oder unten rechts besser ist, stundenlang diskutiert.
Bremsklotz Vertragsrecht
Ein Verhalten das selbst im Cloud Business vorkommt, obwohl eigentlich die Cloud den Unternehmen zu mehr Agilität verhelfen soll. Entsprechende Erfahrungen machte man bei der Telekom gerade im Zusammenhang mit der Open Telekom Cloud (OTC). In einem Fall dauerte es neun Monate, um mit der Legal- und Procurement-Abteilung eines Kunden einen OTC-Rahmenvertrag abzuschließen. Entgegen der landläufigen Meinung scheint es hier bei IoT- und Digitalisierungsprojekten weniger an Ideen für neue Geschäftsmodelle und Services zu mangeln, sondern am Mut, angepasste vertragliche Regelungen zu finden. Hier verliert man in den Projekten unsäglich viel Zeit mit Juristen und Financern. Unter dem Strich wird das auch für die IT-Abteilung und den CIO gefährlich. In der Regel nehmen die Fachabteilungen solche langwierigen Rahmenvertrags-Verhandlungen nicht wahr und sehen letztlich die IT-Abteilung als Verhinderer und Blockierer.
Technik ist nicht die Herausforderung
Obwohl diese eigentlich nichts dafür kann, denn die Technik ist meist kein Problem. Hier dürfte die größte Herausforderung die Serienreife sein. Also die Verwirklichung einer Idee draußen am Device. Wie robust ist die Lösung? Ist das wirklich Industriepraxis? So ist es ein Unterschied, ob nur ein use case realisiert wird und dazu irgendwie ein Sensor im Aufzug oder am Auto untergebracht wird - oder, ob eine Lösung für den Alltag gesucht wird. Funktioniert dann der Sensor noch, wenn im Alltag Wasser, Dreck und andere Störeinflüsse einwirken? Das sind die relevanten Fragen im Alltag, die man bei T-Systems sieht. Connectivity über GSM, 3G, oder 4G sind dagegen in den Augen der Telekom-Tochter keine Herausforderung mehr - nicht einmal das neue 5G. Auch das Rechenzentrum mit Big Data, Hadoop, Analytics etc. sei keine Raketenwissenschaft mehr.
Alte Geschäftspartner werden zu Konkurrenten
Auf der anderen Seite schadet es auch nicht, wenn man alles aus einer Hand anbieten kann, um sich so von den Wettbewerbern zu differenzieren. Im Falle des Bonner Konzerns wären das etwa die Connectivity, fixed und mobil, sowie die Data Center, um die Unmengen an Daten die bei IoT anfallen - sowohl verarbeiten als auch speichern zu können.
Eine Strategie, die nicht nur neue Geschäftsmodelle - hier sei nur an das weite Feld rund um Connected Cars und Autonomes Fahren erinnert - hervorbringt, sondern auch neue Wettbewerber für die Telekom. So wird Bosch nun branchenspezifisch zu einem Wettbewerber, obwohl er jahrelang ein Kunde war. Und noch ein anderer Punkt ist zu beobachten: Die Telekom wird zum Wettbewerber ihrer eigenen Kunden - hier sei nur an das Beispiel Parken gedacht. Dabei wird eine T-Systems zum Parkplatzwächter, indem sie Parkplätze vermittelt und abrechnet. Letztlich realisiert das Unternehmen damit Business-Modelle, die man von einem klassischen IT-Business-Outsourcing-Provider nicht unbedingt erwarten würde. Aber auch dies kann eine Auswirkung von Digitalisierung und IoT sein.