Coronavirus-Epidemie

Wie die Deutschen auf den Coronavirus reagieren

10.03.2020
Die Folgen der Coronavirus-Epidemie werden in Deutschland immer spürbarer. Behörden und Unternehmen reagieren teils drastisch. Ist das schon Panikmache oder noch maßvoller Umgang?
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) koordiniert die Maßnahmen gegen das Coronavirus zusammen mit seinen Kollegen in den Bundesländern.
Foto: Alexandros Michailidis - shutterstock.com

Schulschließungen, mögliche Geisterspiele beim Fußball und Home Office: Die Maßnahmen im Kampf gegen die Coronavirus-Epidemie betreffen hierzulande immer mehr Bereiche des öffentlichen Lebens. Wie reagieren die Behörden und welche Maßnahmen sind noch zu erwarten?

Großveranstaltungen

Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern sollten abgesagt werden, so zumindest die Empfehlung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Damit rücken auch Geisterspiele und Spielabsagen in den Fußball-Bundesligen und Europapokal-Wettbewerben immer näher. Das Champions-League-Spiel am Mittwoch von Borussia Dortmund bei Paris Saint-Germain findet bereits vor leeren Rängen statt. In Deutschland müssen derartige Entscheidungen die lokalen Gesundheitsbehörden treffen.

Etliche größere Messen wie etwa die Tourismusbörse ITB in Berlin oder die Hannover Messe wurden bereits abgesagt oder verschoben. Auch die Absage von Konzerten steht im Raum. Die konkrete Zahl von 1.000 Teilnehmern sieht der Chef des Weltärztebundes indes kritisch. "Ich bin auch persönlich eher bei 100 oder 200", sagte Frank Ulrich Montgomery am Montag im ZDF-"Morgenmagazin".

Arbeitswelt

Aus Sorge vor dem Coronavirus schicken einige Arbeitgeber in Deutschland ihre Mitarbeiter zumindest vorübergehend nach Hause. Der Softwarekonzern SAP hat etwa nach Coronavirus-Infektionen bei drei Mitarbeitern seinen Standort im saarländischen St. Ingbert mit 800 Mitarbeitern am Montag bis auf Weiteres geschlossen.

Testweise hat auch die Europäische Zentralbank in Frankfurt ihre Belegschaft ins Home Office geschickt. Die Regierungsparteien haben sich derweil auf ein umfangreiches Paket zur Abfederung von wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise geeinigt. Dazu sollen unter anderem die Hürden für den Bezug von Kurzarbeitergeld deutlich gesenkt werden.

Schulen

Pauschale Schulschließungen wie etwa in Italien sind in Deutschland weiterhin nicht absehbar. Aber: Im Zuge der Epidemie bleiben auch hierzulande Bildungsstätten zeitweise geschlossen - Dutzende sind es derzeit bundesweit. In Deutschland gilt zumeist: Sobald es einen bestätigten Fall in einer Bildungseinrichtung gibt, wird diese vorübergehend geschlossen.

Hamsterkäufe

Die Bilder leerer Supermarkt-Regale gehen durchs Netz. Von Lebensmittelknappheit kann laut Experten allerdings keine Rede sein. "Die gibt es aber de facto nicht", sagt etwa Michael Willms, zuständig für Bevölkerungsschutz im baden-württembergischen Innenministerium. Das Bundesamt für Katastrophenschutz sieht die Käufe sogar positiv. Dass sich Menschen mit Lebensmittel bevorrateten, empfehle das Bundesamt seit 40 Jahren, hieß es.

Gesundheitssystem

Verlangsamen ist das Gebot der Stunde: "Denn je langsamer sich das Virus verbreitet, desto besser kann unser Gesundheitssystem damit umgehen", so Jens Spahn. Aktuell sieht der Chef des Weltärztebundes Deutschland auch gut aufgestellt, um mit dem Virus fertig zu werden. "Unser Gesundheitswesen, unsere Prävention, unsere Erkennung dieser Maßnahmen funktioniert. Das deutsche Gesundheitswesen ist hervorragend ausgerichtet", sagte der Verbandschef. "Wir kriegen das hin!"

Reisen

Einige Länder haben Sonderregelungen für Reisende erlassen - auch für Deutsche. In Thailand etwa werden Reisende aus Deutschland einer vorbeugenden Kontrolle unterzogen. In Russland sollten sie zwei Wochen in der Wohnung oder im Hotel bleiben. Umgekehrt rief Gesundheitsminister Spahn dazu auf, Corona-Risikogebiete zu meiden. Auf nicht notwendige Reisen in besonders betroffene Regionen in Norditalien, aber auch in Nordrhein-Westfalen, sollte man verzichten.

Betroffene Gebiete

Am stärksten in Deutschland vom Coronavirus betroffen ist weiterhin Nordrhein-Westfalen. Nach aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts wurden dort 484 Fälle registriert. Bundesweit sind es mittlerweile mehr als 1.000. Vor allem im Landkreis Heinsberg wurden besonders viele Infektionen gemeldet. Stark betroffen sind außerdem Baden-Württemberg und Bayern. Außer in Sachsen-Anhalt wurden mittlerweile aus allen Bundesländern Infektionen mit Sars-CoV-2 gemeldet. (dpa/rs)