Consumerization of IT, dieses Schlagwort ist in aller Munde. Einer aktuellen Studie zufolge ist mit diesem Begriff auch eine Menge Hoffnung verbunden, zumindest unter den deutschen Firmen. Diese erhoffen sich vor allem Kosteneinsparungen durch diesen Trend sowie eine erhöhte Flexibilität für ihr Business - im Idealfall den Zugriff auf alle Unternehmensapplikationen via den Mobilgeräten der Mitarbeiter.
Hintergrund ist eine Studie, die IDC zum wiederholten Male seit 2009 im Auftrag von Microsoft durchführte. Befragt wurden rund 150 Business- und IT-Entscheider von deutschen Unternehmen zu den Themen Cloud und Consumerization of IT, was sie darunter verstehen oder inwieweit sie in diesen Feldern aktiv sind.
Voraussetzung für die Teilnahme an der Studie war, dass die Unternehmen über 250 Mitarbeiter beschäftigen und sich zumindest bereits mit dem Thema Cloud auseinandergesetzt haben.
"Da sich die Studie im Laufe der Jahre immer wieder mit den gleiche beziehungsweise ähnlichen Fragen beschäftigt hat, lassen sich gut Trends herauslesen" , so Wafa Moussavi-Amin Analyst und Geschäftsführer bei IDC Central Europe GmbH.
ChannelPartner hat die Ergebnisse zusammengefasst:
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Die Cloud hat weniger Skeptiker: Gegenüber 2011 sank die Zahl derer, die das Thema Cloud Computing gegenüber vermehrt kritisch sehen, um sieben Prozentpunkte auf 25 Prozent der Entscheider. Hauptbedenken liegen in Fragen der Sicherheit und des Datenschutzes, in der möglichen Abhängigkeit vom Provider und in mangelnden Kenntnissen zum Rechenzentrum. Von den Kritikern sind allerdings über ein Viertel der Befragten überzeugt, das die Cloud sich nach einer Verzögerung durchsetzen wird. Die Zahl der Befürworter stieg entsprechend um fünf Prozent auf 75 Prozent.
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Consumerization ist weiter im Kommen. Eine konkrete Vorstellung, was unter diesem Begriff genau zu verstehen ist, hatte die Mehrzahl der Entscheider zwar nicht. Die meisten gaben Teilaspekte an, wie die "Weiterorientierung von IT in Richtung des Users" oder die "Auflösung zwischen Berufs- und Privatanwendungen; z.B. durch Smartphones oder Tablets", oder, und das nicht zuletzt: die "Nutzung privater IT-Geräte für den geschäftlichen Bedarf." Das spielt eine wichtige Rolle, den Kosteneinsparungen für die IT durch Consumerization stehen auf der Wunschliste der Firmen in diesem Bezug ganz oben, genauso wie das Begehren, dadurch mehr Flexibilität und Mobilität zu erhalten, vor allem durch einen mobilen Zugriff auf Unternehmensanwendungen.
IDC beschreibt Consumerization in diesem Zusammenhang wie folgt: "Der Begriff beschreibt die Entwicklung im IT-Markt, dass Trends zuerst bei Konsumenten in Erscheinung treten und anschließend in die Unternehmen "überschwappen". Dadurch verschiebt sich der Treiber von IT-Innovationen von großen Unternehmen zu privaten Anwendern." Dass IDC im Rahmen dieser Studie vor allem in diesem Kontext die Verschmelzung von privater und beruflicher IT-Nutzung sieht, und die Unternehmen sich genau dadaurch Kosteneinsparungen erhoffen, wirft für manche vielleicht ein neues Licht auf den Trend Consumerization.
Es ist nicht alles Gold was glänzt, und es kommt auf den Blickwinkel an. IDC stellt hier auch immense Bedenken (bei teilweise weit über der Hälfte der Befragten) in Sachen Sicherheit, Supportaufwand und Compliance fest. Das sind die Bremsfaktoren für einen überschnellen Siegeseinzug von Consumerization in der deutschen Unternehmenwelt offensichtlich.
IDC-Analyst Moussavi-Amin kommentiert wie folgt: "Der Zugriff auf private und geschäftliche Daten mit einem Endgerät rangiert überraschend auf dem letzten Platz. Die meisten Befragten möchten offensichtlich Privates und Geschäftliches trennen und sicher gehen, dass private E-Mails, Fotos, Dateien etc. von ihrem Arbeitgeber nicht eingesehen werden können. Ein zweiter möglicher Grund: Die Verschmelzung von Berufs- und Privatleben und die ständige Erreichbarkeit kann zu einer Überlastung der Mitarbeiter führen. Eine solche Überforderung kann nach Meinung von IDC durch eine entsprechende Unternehmenskultur, Leitlinien und die Vorbildfunktion der Führungskräfte vermieden werden."
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Der große Treiber für Consumerization ist Cloud Computing.
Beide Trends befeuern sich gegenseitig. Während das meiste, was Consumerization ausmacht, die Cloud bedingt (gesteigerte Flexibilität, Kommunikationsmöglichkeiten und Mobilität via Emailing, Mobilgeräte-Apps und das Web 2.0 etc), verlagert sich zunehmend auch die Unternehmens-IT bei den befragten Firmen in Webs, was wiederum nach neuen Zugriffsmöglichkeiten und technischen Möglichkeiten für die damit arbeitenden Mitarbeiter ruft. Viel davon ist aber noch Zukunftsmusik: Laut der Studie ist der mobile Zugriff auf Geschäftsanwendungen aktuell erst in knapp einem Drittel der befragten Unternehmen möglich. Ein weiteres Drittel der Entscheider plane aber, ihren Mitarbeitern den mobilen Zugriff auf Business-IT innerhalb der nächsten zwei Jahre zu ermöglichen. Dagegen haben bereits 40 Prozent aller befragten Unternehmen Cloud Computing im Einsatz, im Vorjahr waren es noch 27 Prozent.
"Consumerization of IT ist eine Entwicklung, die Unternehmen eine Entwicklung, die Unternehmen nicht ignorieren können. Wir als IT-Anbieter sind daher in der Pflicht, Vertrauen zu schaffen und Unternehmen Lösungen für den sicheren Umgang mit diesem Trend im Rahmen ihrer IT-Strategie anzubieten, kommentiert Thomas Schröder, Geschäftsführer Großkunden und Partner von Microsoft Deutschland. (aro)