Ab sofort ist die "Widesky Developers Suite" und damit die Programmier-Schnittstelle zu EMCs Middleware-Technologie Widesky erhältlich. Widesky wurde Ende Oktober vergangenen Jahres erstmals angekündigt und soll die Verwaltung aller Speicherressourcen in einem Unternehmen plattformübergreifend ermöglichen. Unter anderem soll auch die Steuerung von Storage-Hardware der Konkurrenz, darunter IBM, Hitachi Data Systems, Sun und Compaq, möglich sein. Als Teil der Suite ist das "Widesky SRM-Interface" (Storage-Resource-Management) verfügbar. Softwarehersteller können somit Management-Funktionalitäten der EMC- Storage-Produkte in ihre Applikationen integrieren.
EMC bezeichnet Widesky selbst als die Schlüsselkomponeten zur "Auto-IS"-Strategie (Automated Information System). Der Speicherriese versucht sich damit als hersteller-, plattform- und infrastrukturübergreifende Software-Company zu positionieren. "Unser Ziel ist es, das Geschäft auf 50 Prozent Hardware, 30 Prozent Software und 20 Prozent Service auszubauen", werden Wolfgang Kroh, EMC Deutschland-Geschäftsführer, und Malte Rademacher, Marketing-Manager EMEA, nicht müde zu betonen. EMC will die gesamte IT-Landschaft managen, also die Server aller Hersteller, das gesamte Netzwerk und alle am Markt erhältlichen Speicherressourcen. Der erste Schritt in diese Richtung ist die Bereitstellung einer entsprechenden Middleware.
Die jetzt angekündigte Widesky Developer Suite ist Teil von "EMCs Developers Program", das ehemals unter dem Namen "EMC E-Infostruc- ture Developers Program" startete. Die Mitglieder erhalten Zugang zu Entwicklungswerkzeugen, Schnittstellen und Ressourcen der Widesky-Middleware und anderen Technologien. Ganz unbescheiden be- zeichnet EMC das Programm als die größte offene Softwareinitiative der Speicherindustrie.
Laut dem Initiator haben sich bereits über 100 Mitglieder angeschlossen. Darunter befinden sich namhafte Hersteller wie BMC, Brocade, Citrix, Comm Vault, Computer Associates, Legato, Mc Data, Microsoft, Novell, Oracle, Qlogic, Quest, SAP, SAS und Sybase.
Anbieter von Speichersystemen wenig begeistert
Die Storage-Hardware-Anbieter wie IBM, Compaq, Hitachi Data Systems, Hewlett-Packard oder Sun beäugen das Programm eher skeptisch und halten sich mit positiven Reaktionen zurück. Keiner der Wettbewerber hat ein Interesse daran, EMC in die Lage zu versetzten, die eigenen Speichersysteme kontrollieren zu können. "Wenn jemand eine Software anbietet, die alle Speichergeräte verwaltet, dann kann dieser nur mit der Unterstützung aller Hardwarehersteller rechnen, wenn er selbst als reiner Softwareanbieter auftritt", ist aus diesem Lager zu hören.
Lediglich mit Compaq gab es einen Austausch bestimmter Management-APIs (Application Programming Interface). Deshalb bekennen sich die Texaner aber noch lange nicht zu dem Programm. "Widesky ist nichts weiter als proprietäre Middleware. So etwas anzubieten ist eigentlich kontraproduktiv. Es wäre leichtsinnig zu glauben, dass wir einer Initiative beitreten, in der EMC die Steuerzentrale besitzt", zitiert die ComputerPartner-Schwesterzeitschrift Computerwoche einen Sprecher von Compaq.
ComputerPartner-Meinung:
Die Idee, alles von einer Zentrale aus steuern zu können, ob Server, Netzwerk oder Speichergeräte, stößt bei den Kunden sicherlich auf viel Begeisterung. Die Speicherindustrie will Standards und arbeitet unaufhörlich daran, das Management der Systeme zu vereinfachen. Eine zentrale Steuereinheit für alle Komponenten eines Netzwerks ist schon ein revolutionärer Ansatz. Aber neben der technischen Herausforderung steht hier auch eine politische. Diese besteht darin, den Wettbewerb davon zu überzeugen, das Management der eigenen Systeme aus der Hand zu geben. Das dürfte sich als schwierig bis unmöglich erweisen, da gerade die Managementsoftware zu den kaufentscheidenden Faktoren zählt. (ce)
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