WLAN, WiFi & Bluetooth

Wi-Fi 6E: So viel Tempo bietet der Wi-Fi 6-Nachfolger

06.04.2021 von Thomas Krause und Christoph Hoffmann
Wi-Fi 6 ist oft noch gar nicht im Einsatz. Doch die nächste Generation steht schon bereit: Mit Wi-Fi 6E ändert sich am Namen zwar nur wenig, doch die Auswirkungen sind enorm.
Das bietet Wi-Fi 6.
Foto: AnuStudio - shutterstock.com

Ende November 2020 brachte AVM seinen ersten VDSL-Router mit Wi-Fi 6 - alias IEEE 802.11ax - heraus, die Fritzbox 7530 AX. Zwar steht immer noch ein VDSL-Top-Modell mit dem aktuellen WLAN-Standard als Nachfolger für die Fritzbox 7590 aus. Aber mit den Fritzboxen 7530 AX, 6660 Cable und 5530 Fiber gibt es bereits drei Wi-Fi-6-Router von AVM.

Auch andere Routerhersteller wie Asus, D-Link, Honor, Huawei, Lancom, Linksys, Netgear, TP-Link, Xiaomi und Zyxel haben zuletzt ihr Angebot für Wi-Fi 6 vergrößert und bieten entsprechende Geräte an.

Damit gibt es jetzt nicht nur teure Modelle für Spieler, sondern gleichzeitig auch zahlreiche vergleichsweise günstige Produkte unter 100 Euro. Eine Suche bei Amazon nach "wifi 6 router" liefert über 250 Treffer mit entsprechenden Geräten. Die Auswahl ist groß. Gut: Der Wi-Fi 6 Standard ist kompatibel zu den älteren WLAN-Standards 802.11a, b, g, n und ac.

Die zweite Wi-Fi-6-Generation kommt mit guten Erweiterungen

Demnächst kommen die ersten Router und Access-Points der zweiten Wi-Fi-6-Generation: Sie sind mit WLAN-Chips gemäß 11ax Wave 2 ausgestattet, deren Funktionen sich vor allem in großen WLANs auszahlen. Zum Beispiel können per Multi-User-MIMO nun mehrere Clients gleichzeitig Daten zu einem Router senden (Upload) - bisher geht das nur in umgekehrter Richtung. Das bringt vor allem Vorteile, wenn beispielsweise Fotos und Videos sowie Backups in die Cloud hochgeladen werden. Chip-Hersteller Qualcomm bietet Wave-2-Chips in den vier Baureihen Networking Pro Series 1200, 800, 600 und 400 an. Ihr Unterschied liegt in der Anzahl der gleichzeitig nutzbaren Funkdatenströme - also den 12, 8, 6 und 4 MIMO-Streams. Diese verteilen sich dann auf die beiden WLAN-Funkbänder mit 2,4 und 5 GHz.

Während Wi-Fi 6 vor allem dafür sorgt, dass in einem vollen WLAN möglichst viele Geräte schnell übertragen können, geht Wi-Fi 6E einen wichtigen Schritt weiter: Der neue Standard nutzt zusätzliche Funkfrequenzen im 6-GHz-Spektrum und gibt damit WLAN-Geräten mehr Platz, um ungestört hohe Übertragungsraten zu erreichen.

Die amerikanische Regulierungsbehörde FCC (Federal Communications Commission) hat bereits den Frequenzbereich zwischen 5,925 GHz und 7,125 GHz zur unlizenzierten Nutzung und damit zum Einsatz für WLAN freigegeben. Durch das zusätzliche Spektrum können mehr WLANs als bisher gleichzeitig mit hohem Tempo übertragen: Für einen 80 MHz breiten Funkkanal stehen jetzt 14 zusätzliche statt wie bisher nur fünf überlappungsfreie Bereiche zur Verfügung. Wird ein 160 MHz breiter Kanal genutzt, können nun bis zu sieben Funknetze mehr statt nur zwei störungsfrei nebeneinander übertragen.

Obwohl viele Wi-Fi-6- und auch einige 11ac-Geräte schon 160-MHz-Kanäle unterstützen, lassen sie sich bislang selten nutzen, da schon wenige WLANs in der Nachbarschaft die Übertragung stören oder bremsen können.

Wie beim Vorgängerstandard bedienen Routerhersteller zunächst Spieler mit den neuen Wi-Fi-6E-Modellen – so etwa Asus mit seinem Gaming-Router GT-AXE11000.
Foto: Asus

Diese Vorteile bringt Wi-Fi 6E im Alltag - für kompatible Hardware

Mit dem neuen Standard kann eine WLAN-Übertragung das technisch mögliche Tempo also besser ausschöpfen: Das soll vor allem für 4K-Videostreaming Vorteile bringen, im Zusammenspiel mit geringeren Latenzzeiten auch Onlinespiele mit aufwendigen Bildeffekten sowie leistungsfähigere Apps mit Virtual- und Augmented-Reality auf dem Smartphone und bessere VR- und AR-Brillen ohne Kabelanbindung ermöglichen. Außerdem kann ein 5G-Smartphone die hohe Mobilfunk-Bandbreite per Wi-Fi-6E-Tethering ungebremst an andere Geräte weitergeben. Damit in der Praxis hohe Datenraten erreicht werden, funken ältere Standards wie Wi-Fi 5 (WLAN-ac) und Wi-Fi 4 (WLAN-n) zukünftig nicht mehr bei 6-Gigahertz-Verbindungen - diesen Frequenzbereich nutzt ausschließlich Wi-Fi 6.

Laut Bundesnetzagentur soll der erweiterte Frequenzbereich für Wi-Fi 6E ab Mitte 2021 in Deutschland und der EU verfügbar sein. Allerdings geht es hierzulande nur um 500 MHz zwischen 5,925 und 6,425 MHz, die bis zu sechs zusätzliche 80-MHz- und bis zu drei weitere 160-MHz-Kanäle fürs WLAN erlauben würde. Die britische Aufsichtsbehörde Ofcom hat diesen Bereich bereits im Frühjahr 2020 freigegeben. Für die EU wird im April 2021 eine entsprechende Entscheidung der EU-Kommission erwartet.

Da bestehende Wi-Fi-6-Geräte das zusätzliche Spektrum nicht nutzen können, braucht es für Wi-Fi 6E neue Hardware. Broadcom und Qualcomm haben passende WLAN-Chipsätze für Router und Smartphones bereits vorgestellt. Von Intel kommt für Notebooks die M.2-Karte AX210. Auch Smart-TVs und Mediareceiver sollen künftig fürs Videostreaming mit dem schnellen WLAN-Standard ausgestattet werden. Das macht besonders für Familien Sinn, bei denen das Streaming bon Netflix, Apple TV, Amazon Video und Disney Plus das lineare Fernsehen weitgehend abgelöst hat.

Die ersten Router und Mesh-Systeme kommen von Asus, Netgear und TP-Link: Asus will den Gamingrouter GT-AXE11000 auf den Markt bringen. Von Netgear soll der Router Nighthawk RAXE500 kommen. Beide Geräte verfügen neben dem schnellen WLAN auch über 2,5-GBit-LAN-Anschlüsse. TP-Link kündigt das Mesh-System Deco X96 an, das das 6-GHz-Band für eine schnelle Übertragung zwischen den Mesh-Stationen einsetzt. Genaue Informationen zu Preisen und der Verfügbarkeit in Deutschland gibt es aber noch nicht.

Bei den Smartphones ist Samsung vorgeprescht. Das Galaxy S21 Ultra ist das erste Smartphone mit einem WLAN-Chip für Wi-Fi 6E. Der BCM4389-Chip der Firma Broadcom schafft laut Hersteller Geschwindigkeiten bis zu 2,1 GBit pro Sekunde. Zusätzlich verfügt der Chip über eine einzigartige Multi-Radio-Bluetooth-5-Architektur, die ein verbessertes Audioerlebnis mit den Samsung Galaxy Buds Pro unterstützt. Die Tri-Band Simultaneous (TBS)-Konnektivität soll außerdem die Wi-Fi- und Bluetooth-Leistung sowie die Akkuauslastung verbessern. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann andere Smartphone-Hersteller nachziehen und ebenfalls Geräte mit Wi-Fi 6E im Angebot haben werden. Insidern zufolge sollen die für den kommende Herbst erwartete neue iPhone-Generation ebenfalls die Unterstützung für Wi-Fi 6E an Bord haben. Von Apple gibt es dazu keine Infos.

Das Mesh-System Deco X96 von TP-Link setzt die zusätzliche 6-GHz-Frequenz für den schnellen Austausch zwischen den beiden Access-Points ein.
Foto: TP-Link

(PC-Welt)