Großunternehmen sind für qualifizierte Absolventen und Arbeitnehmer meist attraktiver als mittelständische Unternehmen. "Gerade kleinere und mittlere Unternehmen sind auf einen überdurchschnittlich qualifizierten Mitarbeiterstamm angewiesen, um sich am Markt behaupten zu können", sagt Thomas Behrends, Junior-Professor am Institut für Mittelstandsforschung der Universität Lüneburg.
Doch zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine Lücke. "Die Suche nach guten Mitarbeitern gestaltet sich immer schwieriger", so Omar Khorshed, Vorstandsvorsitzender der Düsseldorfer Acoreus AG. Sein Unternehmen ist auf die Abrechnung von Telekommunikationsdiensten spezialisiert. Allein im vergangenen Jahr besetzte Acoreus 45 vakante Positionen. Um an wirklich gute Mitarbeiter zu gelangen, zählt Khorshed auf den Sachverstand von Experten: "Fach- und Führungskräfte werben wir vorwiegend über verschiedene Personalberatungen an, deren Arbeitsweise wir sehr gut kennen." Etwa drei bis acht Monate dauere es, bis sein Unternehmen eine neue Fach- oder Führungskraft einsetzen kann. Management und Abteilungsleiter des Düsseldorfer Dienstleisters verlassen sich im Unterschied zu einigen Großkonzernen nicht auf standardisierte Fragen zur fachlichen Qualifikation. Mit dem Resultat, dass die Fluktuationsquote der Acoreus AG gegen null geht. Es reiche eben nicht aus, nur auf Assessment-Center oder Workshops bei der Bewerberauswahl zu setzen. Khorshed und Kollegen prüfen die Kandidaten sozusagen auf "Herz und Nieren": Sie machen sich ein Bild über die Persönlichkeit des Bewerbers, dessen geistige Flexibilität und das unternehmerische Denken der Kandidaten.
Experten raten nicht nur den KMU, gleichzeitig auf mehrere Personalmarketing-Instrumente zu setzen. Die Printanzeige in überregionalen Tageszeitungen ist ein klassisches Instrument, mit dem eine sehr breite Zielgruppe erreicht werden kann. Dafür sind die Streuverluste besonders groß. Wer ständigen Bedarf an neuen Fachkräften hat, sollte sich auf Fachmessen tummeln. Viele kleinere und mittlere Unternehmen können sich aber das finanziell und personell nicht leisten, da sie über keine große Personalabteilung verfügen. Wer nicht ständig frische Fachkräfte sucht, ist mit einem Inserat in einer Fachzeitschrift besser bedient und umgeht den hohen Arbeitsaufwand, der mit einem Messeauftritt (Vorbereitungen, Broschüren, Messestand, Nachbereitung) verbunden sind.
Nach einer Umfrage der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt und Monster Worldwide Deutschland gewinnen auch Stellenausschreibungen im Internet für den Mittelstand immer mehr an Bedeutung. "Wer auf der Suche nach so genannten High Potentials ist, kommt an professionellen Personalberatungen nicht vorbei", sagt Khorshed. Und wenn ein Unternehmen seine Bewerbersuche langfristig ausrichten will, sollte er potentielle Bewerber durch Praktika und die Vergabe von entsprechenden Diplomarbeiten an sich binden. Auch gelegentliche Vorträge an Hochschulen im Einzugsgebiet des Unternehmens empfehlen sich, wenn man zukünftige Universitätsabsolventen auf sich aufmerksam machen will. (www.ne-na.de/mf)