In einer gemeinsamen Pressemitteilung haben der sächsische ITK-Distributor Komsa und der britische Grossist Westcoast eine weitreichende und enge strategische Partnerschaft angekündigt. Diese soll sich nicht nur auf eine wirtschaftliche und inhaltliche Zusammenarbeit beziehen, sondern letztendlich in einer Fusion der Unternehmen münden. Dazu will Westcoast bis 2025 schrittweise die Aktion der Komsa-Gründer übernehmen.
Vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Behörden wird das erste Closing im Januar 2023 erwartet. Gunnar Grosse und Jürgen Unger beenden nach dem Closing ihre Aufsichtsratsfunktion, Kerstin Grosse bleibt aber Aufsichtsratsvorsitzende. In der Vorstandebene soll zunächst alles beim Alten bleiben. Der Vorstandsvorsitzende und Finanzvorstand von Komsa, Pierre-Pascal Urbon, wird zusätzlich Chairman of the Board of Directors von Westcoast.
Mehr IT für den deutschen Markt
Kerstin Grosse spricht vom "größten Entwicklungsschritt der Firmengeschichte". Bei Komsa erhofft man sich durch die Fusion eine Erschließung der Märkte in Großbritannien, Irland und Frankreich, die bei Komsa bisher kaum eine Rolle gespielt haben. So sollen künftig die Geschäftsbeziehung mit Technologiepartnern verstärkt und Vermietung sowie Betrieb von Smartphones im Device-as-a-Service-Modell international vermarktet werden.
Bisher war Komsa überwiegend im Telekommunikations- und Netzwerkgeschäft aktiv. Mit Westcoast soll nun auch hierzulande das IT-Geschäft forciert werden. "Wesentlicher Treiber ist die Konvergenz der IT- und Telekommunikationsinfrastruktur, die Unternehmen komplett neue technische Anwendungen und Produktivitätsgewinne ermöglicht", erklärt Vorstandschef Urbon. Durch die Fusion mit Westcoast könne man die "sektorale Kompetenz in der Telekommunikation" um die IT ergänzen. "Das ist für uns von hohem strategischem Wert, denn damit können wir unseren Kunden ein einzigartiges Leistungsspektrum bieten und das durch Fusion realisierte Effizienzpotential an die Kunden weiterreichen", meint der Komsa-Vorstand.
Größter europäischer Distributor in Privatbesitz
Auf der anderen Seite erhält Westcoast Zugang zum deutschen Markt, auf dem man bisher kaum vertreten war. Der neu geformte Konzern sei damit "die größte europäische Allianz für globale ITK-Marken in Privatbesitz". Beide Unternehmen erwirtschaften mit über 2.200 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 5,5 Milliarden Euro. Zusammen haben Westcoast und Komsa rund 400 Hersteller und Technologiepartner im Portfolio und kommen auf eine Kundenbasis von 30.000 Handelspartnern, die in der Summe über 75.000 Point of Sales bedienen.
Die Übernahme der Komsa-Aktion ist für Westcoast allerdings nicht der erste Versuch in Deutschland Fuß zu fassen: Im September 2003 erklärte der Joe Hemani, Chairman und Gründer von Westcoast, gegenüber ChannelPartner (damals noch ComputerPartner), den Also-Vorgänger Actebis kaufen zu wollen. Hemani wurde sogar kurzzeitig zum Geschäftsführer der Actebis Holding berufen. Allerdings wurden sich der Otto-Konzern als damaliger Actebis-Eigner und Hemani nicht handelseinige, was den Markteintritt des Westcoast-Konzerns in den deutschen Markt scheitern ließ. Hemani trat daraufhin zurück und Bärbel Schmidt übernahm zum Jahresanfang 2004 die Actebis-Geschäftsführung.
Deutsche Lücke schließen
Mit Komsa soll nun die seit Jahren bestehende Lücke geschlossen werden: "Mit dem Zugang zum Wachstumsmarkt Deutschland, auf dem wir bisher nicht wesentlich aktiv waren, bauen wir zudem die Marktstellung strategisch aus", bekräftigt Hemani.
So will der Westcoast-Gründer unter anderem die Expertise der Sachsen in der Reparatur und Aufbereitung von ITK-Produkten nutzen. "Komsa bringt zudem umfangreiche Kenntnisse im Bereich Unified Communications in unsere ein und auch die spezifischen Erfahrungen im Aufbau agiler Strukturen sind für Westcoast strategisch wichtig", bekräftigt Hemani. Die Beteiligung an Komsa über die Partnerschaft hinaus sei ein "starkes Signal" und bestätige das kontinuierliche Engagement und Vertrauen in die ITK-Branche.
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