Wer unterwegs ins Internet gehen, Texte schreiben oder Fotos und Filme anschauen will, hat ein Problem: Handys und Smartphones sind handlich, besitzen aber eine kleine Anzeige und eine Mini-Tastatur. Notebooks sind vergleichsweise groß und schwer. In der Nische zwischen Handy und Notebook haben sich die Netbooks breit gemacht (in eben dieser Nische will aber Apple jetzt auch das neue iPad platzieren).
Diese Mini-Rechner sind kaum größer als ein Taschenbuch, wiegen nur rund ein Kilogramm und haben eine lange Akkulaufzeit. Die sparsamsten Modelle laufen zehn Stunden, bevor sie an die Steckdose müssen. Auch der günstige Preis macht sie attraktiv: Die meisten Netbooks kosten zwischen 250 und 400 Euro.
Wenn Sie unterwegs einfache Computerarbeiten erledigen wollen, ist ein Netbook ideal. Ein Notebook können die Mini-Rechner allerdings nicht ersetzen. Zum einen sind sie deutlich schlechter ausgestattet: Ihnen fehlt beispielsweise ein DVD-Laufwerk. Die Netbooks bieten auch weniger Platz auf der Festplatte - meist nur 160 oder 250 GB. Aktuelle Notebooks besitzen mindestens eine 320 oder 500 GB große Festplatte.
Ein weiterer Nachteil: Die meisten Netbooks haben einen kleinen Bildschirm mit einer niedrigen Auflösung. Darauf ist weniger Bildinhalt zu sehen als auf einem Notebook, vor allem in der Höhe. Das zwingt den Anwender beispielsweise beim Surfen im Internet zu häufigem Scrollen. Auch beim Rechentempo liegen Netbooks deutlich hinter Notebooks zurück: Netbooks sind ungefähr so leistungsfähig wie fünf Jahre alte Notebooks. Im Alltag merkt man das zum Beispiel daran, dass Programme langsamer starten oder das Arbeiten mit mehreren Programmen gleichzeitig mehr Zeit braucht. Für rechenintensive Anwendungen wie aufwändige Bildbearbeitung, Videoschnitt oder 3D-Spiele sind Netbooks zu langsam.
Die zweite Netbook-Generation - das ist neu
Doch Netbooks arbeiten sehr sparsam. Die neue Generation soll das sogar noch besser machen. Dafür bringt sie den Prozessor Atom N450 und den Chipsatz NM10 mit, beide von Intel unter dem Projektnamen "Pine Trail" entwickelt. Auch ältere Netbooks arbeiten mit Intel-Prozessor und -Chipsatz. Allerdings sind dort Grafikeinheit und Speicherkontroller noch im Chipsatz integriert und nicht wie bei Pine Trail im Prozessor. Das soll die neuen Netbooks noch sparsamer, kleiner und günstiger machen.
Die zweite Neuerung ist Windows 7: Die meisten Hersteller haben den Ressourcenfresser Windows Vista übersprungen und statten ihre Netbooks jetzt mit der abgespeckten "Starter"-Version des neuen Betriebssystems von Microsoft aus, das selbst auf den rechenschwachen Mini-Computern problemlos arbeitet. Die PC-WELT hat die ersten Pine-Trail-Netbooks zum Test geholt: den Asus Eee PC 1005PE, das HP Mini-Note 210, das MSI Wind U135 und das Samsung N220.
Netbooks: Der Akku hält jetzt länger
Große Ausdauer hatte bereits die ältere Netbook-Generation. Die neue setzt noch eins drauf: Die Pine-Trail-Netbooks hielten im Akkubetrieb zwischen 30 und 45 Minuten länger durch als vergleichbare Vorgängermodelle. Das MSI Wind U135 mit 48-Wattstunden-Akku lief beim Internet-Zugriff über WLAN knapp sechs Stunden. Das HP Mini Note mit 58-Wattstunden-Akku brachte es im Test auf 8:35 Stunden. Das Samsung N220 hielt dank des 63-Wattstunden-Akkus sogar 10:04 Stunden durch.
Noch mehr Ausdauer zeigte der Asus Eee PC 1005PE: Beim WLAN-Test erreichte er 10:19 Stunden, obwohl er nur mit einem 48-Wattstunden-Akku ausgestattet ist. Das Asus-Gerät war damit das sparsamste im Test. Doch sein Ergebnis lässt sich nicht direkt mit denen der anderen Pine-Trail-Netbooks vergleichen: Für den WLAN-Test stellt die PC-WELT nämlich die Helligkeit der Netbook-Bildschirme auf 100 cd/m² ein. Sie lassen sich damit in einem normal beleuchteten Raum problemlos ablesen. Doch das Asus-Netbook schaffte nur maximal 96 cd/m² .Auch beim zweiten Akku-Test verhalf der leuchtschwache Bildschirm dem Asus-Netbook zu einer üppigen Laufzeit von 6:20 Stunden. In diesem Test prüft die PC-WELT, wie lange das Netbook beim Abspielen eines Films von der Festplatte durchhält. Dabei wird das Bild so hell wie möglich eingestellt: So machen Filme und Fotos den besten Eindruck. Bis Asus ein BIOS-Update veröffentlicht, das dem Eee PC 1005PE zu einer höheren Helligkeit verhilft, wird die PC-WELT das Gerät daher bei der Akku-Laufzeit abwerten.
Das Samsung N220 übertraf den Eee PC 1005PE mit 6:44 Stunden, und das HP Mini Note 210 hielt sechs Stunden durch. Doch in beiden Netbooks steckt ein größerer Akku, der sie ein wenig schwerer macht. Das MSI Wind U135 mit 48-Wattstunden-Akku lief 4:19 Stunden.
So schlagen sich die neuen Netbooks bei Spielen & HD-Filmen
Die Pine-Trail-Netbooks sind also ein bisschen sparsamer als ihre Vorgänger. Viel schneller sind sie aber nicht. Der neue Prozessor Atom N450 bietet beispielsweise eine kaum höhere Rechenleistung als sein Vorgänger Atom N280. Bei den Tests der 3D-Geschwindigkeit schnitten die neuen Netbooks zwar doppelt so gut ab wie die Vorgänger mit Windows XP. Doch das lag weniger am neuen Grafikchip GMA 3150 als an Windows 7.
Trotzdem: Für 3D-Spiele sind auch die neuen Netbooks viel zu langsam. Die Aero-Oberfläche von Windows 7 könnten die neuen Netbooks durchaus darstellen: Sie lässt die Windows-Oberfläche durch Programmfenster mit transparentem Rand und Schattenwurf nicht nur eleganter aussehen, sondern verschafft bei vielen geöffneten Fenstern auch bessere Übersicht. Doch in der Starter-Edition von Windows 7 ist Aero nicht enthalten.
Die Wiedergabe von hoch aufgelösten Videos überfordert übrigens auch die neuen Netbooks. Zwar wird man auf einem solchen Gerät nur selten High-Definition (HD)-Filme von einem externen Blu-Ray-Laufwerk abspielen. Doch auch im Internet trifft man immer öfter auf HD-Videos, selbst bei Youtube. Wer unbedingt HD auf dem Netbook braucht, muss zu Minis mit der Ion-Grafik von Nvidia greifen, die bei 3D und HD stärker sind als die Pine-Trail-Vertreter. Allerdings laufen die Ion-Netbooks im Akkubetrieb deutlich kürzer.
Das HP Mini Note 210 war das schnellste der neuen Netbooks. In ihm steckt eine Festplatte, die mit 7200 Umdrehungen pro Minute arbeitet. Alle anderen Netbooks nutzen eine Festplatte mit 5400 Umdrehungen. Das brachte dem HP-Netbook in einigen Tests ein kleines Tempoplus, das aber auf Kosten der Laufzeit ging.
Diese Technik steckt in den neuen Netbooks
Die Netbook-Technikplattform Pine Trail von Intel besteht aus dem Prozessor Atom N450 (Codename "Pine View") und dem Chipsatz NM10 (Code-name "Tiger Point"). Bei Pine Trail sitzen Grafikeinheit und Speicher-Controller im Prozessor, nicht mehr im Chipsatz. Der übernimmt stattdessen die Aufgaben, für die ältere Netbooks einen weiteren Chip benötigten: Zum Beispiel verbindet er Komponenten wie Festplatte, WLAN-Modul oder über USB angeschlossene Geräte mit dem Prozessor. Hersteller müssen also nun nur noch zwei statt wie bisher drei Kernkomponenten auf die Hauptplatine des Netbooks bauen. Dadurch können die Geräte kleiner, sparsamer und günstiger werden.
Der Prozessor arbeitet mit einer Taktrate von 1,66 GHz. Er besitzt nur einen Rechenkern, unterstützt aber die Hyper-Threading-Technik: Er bietet dem Betriebssystem zwei virtuelle Rechenkerne an, auf die es Aufgaben verteilen kann. Die maximale Verlustleistung des N450 liegt bei 5,5 Watt - und damit höher als bei den Vorgängern N270 und N280 mit jeweils 2,5 Watt. Doch im neuen Prozessor stecken ja schon Grafikeinheit und Speicher-Controller, für die ältere Netbooks einen extra Baustein benötigten. Bei Pine Trail liegt daher die Leistungsaufnahme der Kernkomponenten bei insgesamt nur 7,6 Watt - 4,2 Watt weniger als bei älteren Netbooks.
Die Grafikeinheit GMA 3150 unterstützt nur die acht Jahre alte Grafikschnittstelle Direct X 9 (DX9). Die Effekte aktueller Spiele, die Direct X 10 oder 11 erfordern, können Netbooks daher nicht darstellen. Doch auch für die meisten DX9-Spiele ist die Grafikeinheit zu schwach. Sie kann auf dem Netbook-Bildschirm maximal 1366 x 768 Bildpunkte darstellen, auf einem per VGA angeschlossenen Bildschirm laut Intel bis zu 1400 x 1050 Bildpunkte. Wollen Hersteller bei ihren Netbooks eine höhere Auflösung oder einen HDMI-Anschluss anbieten, müssen sie zusätzliche Chips einbauen, was das Gerät teurer macht. Laut Intel kann der GMA 3150 den Prozessor beim Abspielen von HD-Videos unterstützen. Den Netbooks fehlt aber die Prozessorleistung, um diese ruckelfrei wiederzugeben. Die Hersteller können einen Decoder-Chip einbauen, wenn das Gerät HD-Videos abspielen können soll. Doch das tut kaum einer, denn auch dieser verteuert das Netbook.
Das können die neuen Netbooks schlechter
Von außen sieht man den Pine-Trail-Netbooks nicht an, dass sie zu einer neuen Geräte-Generation gehören. Sie sind weder kleiner oder leichter noch besser ausgestattet als die älteren Modelle. Alle vier Testgeräte haben beispielsweise einen 10,1 Zoll großen Bildschirm, der 1024 x 600 Bildpunkte zeigt. Auch die Anschlüsse sind bei allen identisch: drei USB-Schnittstellen, ein LAN-Port, zwei Audiobuchsen, ein Kartenleser und ein VGA-Ausgang für einen externen Monitor. HDMI-Anschluss und Expresscard-Schacht werden Sie auch bei neuen Netbooks nur an wenigen, teureren Modellen finden.
Die Geräte im Test besitzen alle eine Festplatte mit 250 GB. Netbooks mit Windows XP Home durften nach Microsoft-Vorgaben eine maximal 160 GB große Festplatte haben. Diese Grenze fällt mit Windows 7 Starter weg. Wenn Sie einen externen Monitor anschließen, leisten die neuen Netbooks sogar weniger als die Vorgänger: Darauf können sie nur eine maximale Auflösung von 1680 x 1050 Bildpunkten darstellen. Ältere Netbooks beherrschen bis zu 2048 x 1536 Bildpunkte als externe Auflösung. Außerdem unterstützt Windows 7 Starter im Gegensatz zu XP Home keinen erweiterten Desktop, um beispielsweise einen Film im Vollbild auf dem großen externen Bildschirm anzuschauen und zugleich Mail- oder Browser-Fenster auf dem Netbook zu nutzen.
Fazit: Wer braucht die neuen Netbooks?
Die Neuen laufen länger und bringen Windows 7 mit. Zudem bleiben sie günstig: Die Testkandidaten kosten zwischen 300 und 350 Euro. Wer mit einem Netbook liebäugelt, weil er einen preiswerten Mobilrechner mit langer Akkulaufzeit braucht, kann zugreifen. Besitzer eines XP-Netbooks müssen nicht umsteigen, denn die neue Generation bietet zu wenig Neues. Und wer bisher ohne Mini-Rechner auskam, dem liefert sie keine Argumente, dies zu ändern.
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Denn der Abstand zu Notebooks bei Arbeitstempo und Ausstattung bleibt groß. Das könnte sich mit Netbooks ändern, die Nvidias Optimus-Technik einsetzen: Sie ergänzen Pine-Trail-Netbooks um einen leistungsfähigen Grafikchip, sollen im Akkubetrieb aber genauso sparsam arbeiten. Im April gibt es die ersten Geräte. Thomas Rau, PC Welt (bw)