Christian Dörrer, Experte bei Objektkultur Software

"Wer aktuelle Prozesse 1:1 digital umsetzen will, wird scheitern“

02.01.2020 von Stephan Freundorfer
Über die Digitalisierung im deutschen Mittelstand kursieren derzeit etliche graue Theorien. Einen Einblick in die Praxis geben Christian Dörrer und Uwe Herrmann vom IT-Beratungshaus Objektkultur Software im Interview.

ChannelPartner: Sie haben ihre Finger am Puls der mittelständischen Wirtschaft. Welche Hindernisse beobachten Sie in den Unternehmen, die sich digital transformieren wollen?

Christian Dörrer: Das größte Problem, das wir im Markt immer wieder beobachten, ist das Festhalten an alten Strukturen. Wer seine aktuellen Prozesse 1:1 digital umsetzen will, wird scheitern. Denn da bliebe die Innovationsgeschwindigkeit auf der Strecke.

Christian Dörrer, Business Unit Manager bei Objektkultur Software
Foto: Michaela Handrek-Rehle

Bei unseren Beratungen plädieren wir daher für eine ganzheitliche Digitalisierungsstrategie und keine reine Umstrukturierung der IT. Nahe beieinander liegende Aufgaben sollten beispielsweise auch in den IT-Systemen eng verzahnt sein, anstatt die Bereiche technologisch linear aufzuteilen. Hier hat die IT eine Schlüsselstelle im Wandlungsprozess eines jeden Unternehmens, da sie alle Unternehmensbereiche berührt, und so ein großes Potential besitzt, Innovationstreiber zu sein.

ChannelPartner: Was ist in Ihren Augen der größte Antrieb für den deutschen Mittelstand, sich zu digitalisieren?

Christian Dörrer: Die Unternehmen, die die Notwendigkeit erkannt haben, auf die ungeheure Beschleunigung der Marktverhältnisse mit einem Plus an Agilität zu reagieren, kommen zu uns. In den Unternehmen fehlen das notwendige technologische Know-how und Expertenwissen, um so ein Projekt selbst erfolgreich durchzuführen. Wir entwickeln maßgeschneiderte Digitalstrategien, die das Unternehmen maßgeblich dabei unterstützen, die Wettbewerbsfähigkeit und Flexibilität zu bewahren und zum entscheidenden Erfolgsfaktor auszubauen. Beim Thema Datensicherheit - für viele immer noch ein rätselhaftes Buch mit sieben Siegeln - lösen wir die vorhandenen Fragestellungen positiv auf.

ChannelPartner: Warum steckt in "IoT - Industry of Things" für Mittelständler Potenzial?

Uwe Herrmann: Ein großer beobachtbarer Trend ist, dass heute - statt fertiger Produkte - immer mehr Services angeboten werden. Jeder Kunde hat einen Koffer voll individueller Anforderungen, die es zu erfüllen gilt.

Durch die Datentransparenz können außerdem Trends und Bedürfnisse eruiert und daraufhin völlig neue Kundenservices angeboten werden, wie beispielsweise die Spezialanfertigung hochpräziser Einzelteile auch in Kleinstserien. Alle Maschinen, die in der Fertigung eingesetzt werden, können durch IoT vernetzt und mithilfe der Daten z.B. minutengenau abgerechnet werden. Der Kunde zahlt so nur für das, was er reell an Dienstleistung benötigt.

Uwe Herrmann, Program Manager IoT / AI bei Objektkultur Software GmbH
Foto: Objektkultur Software

Gleichzeitig können bestehende Prozesse transparenter und effizienter gestaltet werden: Aus den gewonnenen Daten lassen sich nämlich auch Erkenntnisse zu Prozessoptimierungen und Kosteneinsparungen gewinnen. Alle Ressourcen, wie Rechenleistung oder Maschinen, lassen sich bedarfsgerecht an- und abschalten und durch die lückenlose Überwachung der Leistungsdaten werden Ausfälle erkannt, bevor sie überhaupt entstehen.

ChannelPartner: Was sind die größten Bedenken im Hinblick auf die Cloud?

Christian Dörrer: Zu den größten Bedenken zählen die (IT-)Sicherheit, der Datenschutz und Datenverlust sowie die Kosten durch eine vermeintlich aufwändige Implementierung.

ChannelPartner: Wie räumen Sie diese Bedenken aus?

Christian Dörrer: Um unseren Kunden die Berührungsängste zu nehmen, starten wir mit der Einführung von Sharepoint Online sowie OneDrive als sicherem Ort zur Ablage und Verwaltung der Daten inklusive der Durchführung von Back-ups. Darauf aufbauend Office 365 und Microsoft Teams, die die interne, abteilungsübergreifende Zusammenarbeit vereinfachen.

Bezüglich der Security- und Datenschutzbedenken betonen wir immer, dass Microsoft-Rechenzentren in Deutschland und der EU stehen, die mit einer ganzen Reihe von international anerkannten Zertifizierungen aufwarten, welche unter anderem die DSGVO-Konformität bestätigen.

Und die Höhe der Investitionskosten sind durch Produktivitätssteigerung und Erhöhung der Innovationskraft schlüssig zu rechtfertigen. Eine Studie des Beratungsunternehmens Keystone im Auftrag von Microsoft kommt zu dem Ergebnis, dass Unternehmen, die das Potential der Cloud für sich zu nutzen wissen, im Durchschnitt 100 Millionen Dollar mehr an operativem Einkommen erwirtschaften.

ChannelPartner: Würden Sie dem Satz "Digitize or die" zustimmen? Was passiert einem Mittelständler, der sich nicht digitalisiert?

Uwe Herrmann: Hier spielen drei Aspekte eine Rolle: Erstens würde der Mittelständler seine Marktstärke im Vergleich zum Wettbewerb, seine Innovationskraft, Geschwindigkeit und Qualität verlieren. Zum zweiten würde er bestehende Kunden verlieren und keine Neukunden gewinnen, da Services und Produkte nicht den neuen digitalen Kundenanforderungen entsprechen. Und zu guter Letzt wäre das Unternehmen im Kampf um Nachwuchstalente im Hintertreffen, denn die neue Generation hochqualifizierter Mitarbeiter fordert neueste Technologien in ihrem Arbeitsumfeld, da sie die enorme Arbeitserleichterung nicht mehr missen möchte.

ChannelPartner: Wo sehen Sie die Cloud und den Mittelstand in den nächsten 5-10 Jahren?

Christian Dörrer: Der Mittelstand ist die Triebkraft der deutschen Wirtschaft. Wenn das in Zukunft so bleiben soll, müssen Unternehmen ihre Prozesse und Services digitalisieren. In diesem Zusammenhang führt kein Weg an der Cloud vorbei!

(rb)

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