B2B-Online-Speicher CenterDevice startet

Wenn Sharepoint, Dropbox und E-Mail an Grenzen stoßen

04.10.2012 von Joachim Hackmann
Das deutsche Startup CenterDevice will die gemeinsame Dokumentenbearbeitung auf neue Füße stellen - mithilfe eines Online-Speicherdienstes für Unternehmen.
Foto: CenterDevice

Am 1. Oktober starten die Betreiber von CenterDevice den kommerziellen Betrieb ihres gleichnamigen Online-Speicherdienstes. Interessenten können sich ab sofort registrieren und das Angebot einen Monat lang kostenlos ausprobieren. Anschließend fallen maximal 2,40 Euro je Mitarbeiter und Monat ab, wobei der Betreiber ausschließlich Gruppentarife mit mindestens fünf Nutzern und mehr anbietet. Die Betreiber räumen jedem Kunden 5 GB Speicherplatz im Shared-Modus ein, das Volumen ist also nicht je Nutzer, sondern je Gruppenvertrag begrenzt.

Speichern in Deutschland

CenterDevice ist ausdrücklich für Firmenkunden ausgelegt. "Wir bieten eine sichere und professionelle Alternative zur E-Mail mit Dateianhang", positioniert Geschäftsführer Michael Rosbach den Dienst. Gelebte Praxis in fast allen Unternehmen ist der Dokumentenaustausch via E-Mail, die Folgen sind Versions-Wirrwarr und steigender Speicherbedarf zur E-Mail-Archivierung (siehe auch E-Mail - Opfer ihres Erfolgs). Besser geeignete Tools wie SharePoint sind für den spontanen und unkomplizierten Austausch oft zu träge, weil sich die Nutzer zunächst durch Berechtigungsmenüs vorarbeiten müssen. Daher schlagen die Anwender oft den kurzen Weg Richtung Online-Services wie Dropbox, Box.net, Evernote, iCloud oder Google Apps ein. Ihre Nutzung ist bedenklich, weil Firmenwissen unkontrolliert die Unternehmensgrenzen verlässt und Datenschutzbestimmungen umgangen werden.

Centerdevice
CenterDevice
Der Online-Speicher für Unternehmenskunden soll die heute übliche Dokmentenbearbeitung mit Hilfe von E-Mail, Dropbox oder Sharepoint ablösen. Der Betreiber verspricht Datenschutz und Sicherheit.
Dateien per Drag-and-drop importieren
Dateien lassen sich per Drag-and-drop vom Datei-Manager in die Web-Anwendung ziehen. Alternativ bietet der Betreiber einen persönlichen E-Mail-Account an. Wird ein Dateianhang an diese Adresse verschickt, wird er automatisch im Online-Dienst speichert.
Tagging statt Ordner
Für das Sortieren und Zuordnen von Dokumenten und Dateien verwendet der Dienst Tags statt Ordner. So lassen sich Inhalte mehreren Listen hinzufügen, ohne sie zu duplizieren.
Listenansicht
Listen lassen farblich voneinander absetzen. Die Ansicht zeigt alle in einer Kategerie verorteten Dokumenten. Per Mouse-over wird ein Vorschaubild geöffnet.
Blick in die Dokumente
Ergänzend lassen sich die Dokumenten auch in einer Kachelansicht darstellen.
Volltextsuche
Sobald ein Dokument in CenterDevice gespeichert wird, erfolgt ein OCR-Scan. Wenige Sekunden später steht es der Volltextsuche zur Verfügung.
Freigabe-Menü
Mit Hilfe eines Auswahl-Menüs lassen sich Dokumente für weitere Nutzer freigeben.
Freigeben per Klick
Ein Kick auf das "Teilen"-Symbol öffnet das Freigabe-Modul.
Gruppenübersicht
Dieses Menü listet alle verfügbaren Gruppen auf, denen sich der Nutzer anschließen kann. Das können öffentliche oder geschlossene Gruppen sein. Über dieses Menü kann der Nutzer die Gruppen auch wieder verlassen.

Die Betreiber von CenterDevice hosten ihren Dienste in Deutschland, und zwar im Data Center des Versicherungskonzerns Provinzial Rheinland. Die Daten unterliegen also nicht dem Zugriffsrecht der US-Behörden im Zuge des Patriot Act. Zudem werden Dokumente mit 256-Bit-Schlüssel geschützt.

Dokumente taggen statt ordnen

Die Dateien lassen sich per Drag-and-Drop in die Web-Anwendung importieren oder per Mail an den CenterDevice-Account verschicken, was allerdings wiederum zu Lasten des Postausgangskorbs und der Archivierung geht. Abgelegte Inhalte schleust der Dienst zunächst automatisch durch eine OCR-Erkennung, so dass eine Volltextsuche selbst in Bildern integrierte Stichworte findet. CenterDevice verzichtet auf Ordnerstrukturen und nutzt stattdessen das etwa von iTunes bekannte Tagging-Verfahren, um Dokumente zu sortieren oder mehreren Listen zuweisen zu können.

Die abgelegten Daten lassen sich in öffentlichen und privaten Gruppen gemeinsam bearbeiten und kommentieren. Der Dienst stellt nur die Berechtigungsstufen "Eigentümer", "Bearbeiter" und "Leser" zur Verfügung, die sich per Mausklick auswählen lassen. Frühere Versionen eines veränderten Dokuments bleiben stets erhalten.

Extra langes Schnupperangebot für CW-Leser

Die COMPUTERWOCHE bietet allen Lesern einen verlängerten
kostenlosen Zugang zum B2B-Online-Speicher von CenterDevice an. Wer sich unter www.centerdevice.de/cowo registriert, kann den sicheren B2B-Cloud-Speicher 90 Tage lang intensiv in Augenschein nehmen. Der Test-Account endet automatisch, eine ausdrückliche Kündigung ist nicht erforderlich.

Neue Teilnehmer können aus einem Auswahlmenü hinzugefügt werden, die Liste beschränkt sich jedoch auf CenterDevice-Nutzer der Firma. Eine Anbindung an Verzeichnisdienste für den Import von Namen und Kontaktdaten gibt es nicht, soll aber in späteren Ausführungen folgen. Bislang müssen die CenterDevice-Nutzer also noch manuell angelegt werden, nur bei größeren Kunden bietet der Anbieter maschinelle Unterstützung an. Mitarbeiter oder Partner ohne CenterDevice-Account lassen sich mit Abstrichen in das Dokumenten-Sharing integrieren. Sie können via verschickter URL eine Datei zumindest einsehen, aber nicht bearbeiten.

Hinter der CenterDevice GmbH stehen die zwei Partner Codecentric und HW Partners, die zum einen Know-how mit dem Enterprise Content Management (ECM), zum anderen Erfahrung mit dem Cloud-Geschäftsmodell und mit Startups haben. An Codecentric hält die Provinzial Rheinland 40 Prozent der Anteile, der ECM-Spezialist betreibt unter anderem Archivierungsprojekte für die Assekuranz. HW Partners wiederum ist eine Beteiligungsgesellschaft, die beispielsweise Scopevisio, Anbieter von Cloud-basierenden ERP-Lösungen, an den Markt gebracht hat. (jha)