Ratgeber für Onlinehändler auf Amazon

Weltweite Versandprobleme umgehen

18.10.2021 von Nicklas Spelmeyer
Bereits jetzt überlegen viele Amazon FBA-Händler, wie sie den Versand für die "heiße" Phase organisieren können.
Wenn Sie möchten, dass Ihre Kunden die von ihnen gelieferten Pakete rechtzeitig bekommen, sollten Sie die Ware schon jetzt ordern.
Foto: Maria Shipakina - shutterstock.com

Schon bald folgen wichtige Events für Onlinehändler wie der Black Friday am 26. November, der Cyber Monday am 29. November und die Feiertage im Dezember - allgemein als die - nicht nur im Onlinehandel - umsatzstärkste Zeit des Jahres bekannt. Im Hinblick darauf, dass auch dieses Jahr viele Menschen wieder online bestellen werden, sollten sich Amazon FBA-Händler optimal auf diese Hochphase vorbereiten. Die momentan sehr schwierige Situation im Containerhandel macht dabei ein besonders frühes Handeln notwendig.

Vorbereitung ist alles

Sowohl bei Amazon als auch im Onlinehandel allgemein wird ein viertes Quartal 2021 vorausgesagt, das voraussichtlich alle Rekorde brechen und mehr Umsatz als je ein Quartal zuvor bringen wird. Diese Aussicht kommt nicht von ungefähr, denn schon 2020 sind die Umsätze im Onlinehandel dank Corona senkrecht durch die Decke geschossen.

Grund genug also, für genügend Vorräte an Waren zu sorgen - und das möglichst bald! Vor allem, wenn Waren aus Fernost importiert werden müssen, ist eine rechtzeitige Bestellung nahezu Pflicht. Dabei sollte nicht allein das kommende vierte Quartal 2021 im Auge behalten werden, sondern auch die Zeit danach.

Das erste Quartal des Folgejahres ist bekanntlich ebenfalls eine sehr umsatzstarke Zeit. Entsprechend unvorteilhaft wäre es, genau zu dieser Zeit vor leeren Regalen zu stehen. Wer kurzfristig nachbestellen möchte, könnte das Nachsehen haben. Erschwerend kommt hinzu, dass das neue Jahr in China im Februar beginnt und die mehrtägigen Feierlichkeiten eine Lieferung stark verzögern können. Umso wichtiger ist es, Waren in ausreichender Menge schon vor Beginn des vierten Quartals zu bestellen. Ausreichend heißt, dass auch nach dem Weihnachtsfest noch genügend Bestand vorhanden ist.

FBA

FBA steht für "Fulfillment by Amazon" und bedeutet "Abwicklung durch Amazon". Hier stellen also unabhängige Onlinehändler ihre Artikel auf der Amazon-Website bereit. Der Plattformbetreiber übernimmt gegen eine Gebühr die gewünschten Logistikdienstleistungen (Versand, Abrechnung, etc.) für den Onlinehändler.

Versandpreise bei Containerfracht steigen

Die Versandpreise für Containerfracht kennen gegenwärtig nur einen Trend, und der zeigt steil nach oben. Mittel- bis langfristig kann durchaus mit Preisen zwischen 400 und 500 Euro pro m³ Containerfracht gerechnet werden. Auch hier sind die Auswirkungen von Corona deutlich zu spüren, denn im Vergleich zu den Preisen von vor anderthalb Jahren entspricht dies fast einer Verzehnfachung.

Neben den höheren Preisen kommt es durch die größere Nachfrage auch zu längeren Wartezeiten auf Container, weswegen derzeit bis zu drei Wochen auf den Versandweg aufzuschlagen sind. Hinzu kommt, dass einige Häfen zeitweise geschlossen sind, weswegen dort weder Rohstoffe importiert noch Waren ausgefahren werden können, was andernorts wiederum zu einer Drosselung der Produktion führt.

Wenn diese Produktions- und Lieferprobleme auf eine sprunghaft steigende Nachfrage zum vierten Quartal hinauslaufen, beginnt die heiße Phase, in der man seinen Vorrat am besten schon sicher im Lager verstaut weiß. Zusätzlich muss noch mit einkalkuliert werden, dass der Einzelhandelsumsatz in den USA um über 27 Prozent gestiegen ist. Man darf also davon ausgehen, dass auch von den USA aus viel in China bestellt wird, was zusätzliche Kapazitäten einfordert.

Es wird also aller Voraussicht nach 2021 deutlich schwieriger werden, an Ware zu gelangen, wenn man nicht rechtzeitig und vor allem nicht in deutlich größeren Mengen bestellt. Wer erst im Oktober oder November ordert, kann nicht sicher sein, die Ware noch rechtzeitig bis zum Weihnachtsgeschäft zu erhalten.

Vorausschauend bestellen

Es ist daher sehr zu empfehlen, in Mengen zu bestellen, die noch bis weit ins erste Quartal 2022 hinein ausreichen. Unter Berücksichtigung der mehrere Tage andauernden Neujahrsfeierlichkeiten in China sollte der Vorrat idealerweise bis März 2022 ausreichen. Hinzu kommen zahlreiche Bestellungen, die es bis Weihnachten nicht mehr rechtzeitig geschafft haben, dann aber im Januar noch versandfertig gemacht werden müssen. Die ohnehin schon prekäre Situation in den Lieferketten verschlimmert sich infolgedessen also noch weiter.

Eine Alternative besteht darin, gar nicht erst in China zu bestellen, sondern bei Lieferanten, die nicht ganz so weit entfernt liegen. Hier sollten Lieferanten aus ganz Europa ins Auge gefasst werden. Vor allem die Türkei kann für Händler besonders interessant sein, da sich Waren von dort aus vergleichsweise schnell und auch günstiger nach Deutschland transportieren lassen.

Lieferanten sind hier nicht auf Frachtschiffe angewiesen, sondern können die Ware auch per Lkw befördern. Der Transport eines 40-Fuß-Containers (entspricht rund zwölf Metern) würde aus China 20.000 Euro kosten und etwa sieben Wochen in Anspruch nehmen. Zum Vergleich: Der gleiche Container aus der Türkei wäre in nur zehn Tagen geliefert und würde derzeit etwa 3.500 Euro kosten.

Alternative Lieferketten

Hier zeigen sich also deutlich die Vorteile des Transports mittels Lkw aus der Türkei. Das Land ist besonders gut geeignet für Bestellungen von Waren aus Holz, Plastik und Kunstgewebe sowie aus natürlichem Gewebe, Glas oder Keramik. Entsprechend hoch ist folglich das Angebot an Waren. Weniger geeignet ist die Türkei im Bereich technischer und elektronischer Artikel, hier ist China nach wie vor erste Wahl.

Im Hinblick auf die Finanzierung der Bestellungen kann es aufgrund der größeren Mengen lohnenswert sein, auch auf die Angebote von Kreditinstituten zurückzugreifen, wobei derzeit mit Zinssätzen zwischen zwei und vier Prozent zu kalkulieren ist. Darüber hinaus lohnt es sich, mit Herstellern darüber zu verhandeln, einen Teil der Ware möglicherweise erst später loszuschicken und vorher beim Lieferanten zu lagern.

Auch lässt sich verhandeln, dass Hersteller eine deutlich geringere Anzahlung akzeptieren. Gerade bei größeren Bestellmengen kann damit die Anzahlung von 30 Prozent auf zehn Prozent heruntergedrückt werden.

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