Einem Betrügerring, der sich mit gefälschten Online-Shops Millionen ergaunert hat, wurde nun vom Bayerische Landeskriminalamt (LKA) das Handwerk gelegt. Kunden wurden durch die Fake-Shops zur Bezahlung per Vorkasse angehalten - eine Lieferung der Ware erfolgte aber nie. Insgesamt sollen rund 100.000 Kunden geprellt worden sein.
Insgesamt eineinhalb Jahre ermittelte die Staatsanwaltschaft Augsburg zusammen mit dem Landeskriminalamt Bayern. Auslöser war ein Hinweis einer Nördlinger Firma, deren Daten leicht verändert im Impressum einer Betrügerseite missbraucht wurden. Nachdem sich die Beschwerden von geprellten Kunden bei diesem Unternehmen häuften, wendete sich der Mitinhaber im September 2009 an die Ermittlungsbehörden.
Die weiteren Ermittlungen ließen laut LKA aufgrund zahlreicher Strafanzeigen von Geschädigten einen Tatzusammenhang und damit die Machenschaften einer Bande erkennen. Deshalb nahm das LKA in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Augsburg die weiteren Ermittlungen auf. Die Operation trug den treffenden Decknamen "Bazar".
Bei Razzien des LKA wurden nun neun Tatverdächtige verhaftet und 29 Wohnungen und Büros durchsucht. Insgesamt waren 170 Beamte im Einsatz. "Dieses Verfahren ist in Bezug auf die Enttarnung von Internet-Tätern und in seiner Dimension bisher einzigartig", erklärt Peter Dathe, Präsident des Bayerischen Landeskriminalamts.
Die mutmaßlichen Täter bedienten sich immer der gleichen Masche: Kunden überwiesen den Kaufbetrag oder eine Anzahlung per Vorkasse an so genannte "Finanzagenten". Bei diesen handelt es sich in der Regel um Privatpersonen, die meist per E-Mail geködert wurden, ihr Konto gegen Bezahlung zur Verfügung zu stellen. Sie sollten für ihren Auftraggeber Gelder entgegen nehmen und weiter transferieren. In manchen Fällen überließen sie sogar die Zugangsdaten zum Online-Banking den Betrügern. Die eingenommenen Gelder wurden dann in die Türkei und in die Schweiz weiter transferiert oder bar an Geldboten übergeben. Dabei sei den Finanzagenten meist nicht bewusst gewesen, dass zur Geldwäsche missbraucht wurden uns sich womöglich auch selbst strafbar gemacht haben, so das LKA. Die Ermittler sprechen von rund 1.000 dieser Finanzagenten, die nun selbst mit Strafanzeigen zu rechnen haben.
Von Lego bis zum Goldbarren
Die Bandbreite der vermeintlich zum Kauf angebotenen Artikel reicht von Lego-Spielzeug für wenige Euro über Elektronik bis zu Autos und Goldbarren im Wert von mehreren tausend Euro.
Die Ermittlungen gestalteten sich laut LKA sehr schwierig, da die Täter die Spuren im Internet mit der Verwendung von falschen Personalien und ausgeklügelten Verschleierungstechniken gekonnt verwischten. Sie kommunizierten untereinander in verschlüsselten Chats in Kombination mit Anonymisierungssoftware, versteckten sich in Bot-Netzen und missbrauchten mittels Trojaner die Computer Ahnungsloser. Mittlerweile wurden in Deutschland zwölf Tatverdächtige ermittelt. Die österreichischen Behörden führen in der gleichen Sache gegen einen Verdächtigen ein Verfahren. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um Männer und Frauen im Alter von 20 bis 39 Jahren, die zum Teil bereits wegen Verstößen gegen das Markengesetz polizeibekannt sind.
Das LKA spricht im Zusammenhang mit dem Betrügerring von "krimineller Energie". So wurden beispielsweise Portale und Foren, die vor den Machenschaften warnten, durch DDoS-Angriffe lahm gelegt. Zudem schufen die Kriminellen eigene Bewertungsportale, in denen sie ihre Shops positiv bewerteten. Dazu wurden auch seriöse Portale wie www.shopauskunft.de kurzerhand kopiert, mit gefälschten Inhalten versehen und unter www.shopauskunft.net wieder ins Netz gestellt. Eine beliebte Masche, die auch bei der Afrika-Connection, die Distributoren und Fachhändler abzockt, gebräuchlich ist (CP berichtete).
Im Zusammenhang warnt das LKA dringend davor, auf den noch nicht abgeschalteten Seiten www.usa-auto-kaufen.de, www.luxus-ferienhaus24.de und www.af-import-autohaus.de einzukaufen. (awe)