Internetradios bewegen sich trotz steigender Popularität meist nur an der Existenzgrenze. Obwohl die Lizenzabgaben für die Betreiber in den USA voraussichtlich gesenkt werden, steht das Überleben vieler Webradios weiterhin infrage. Denn wie die New York Times berichtet, haben es bislang die wenigsten geschafft, Einnahmequellen zu erschließen, die zumindest die Kosten decken und ein dauerhaftes Bestehen auf dem Markt garantieren. Sowohl kleine Start-ups als auch Plattformen, hinter denen große Medienkonzerne stehen, haben Probleme, mit ihren Streaming-Angeboten Geld zu verdienen.
"Webradios haben in der Vergangenheit in Anzahl, Musikangebot und Zuhörerschaft enorm zugenommen. Dieser Trend wird sich fortsetzen und neben dem Mainstream auch immer mehr Nischenmärkte und -zuhörer bedienen", sagt Florian Jackwerth, PR-Referent bei der Verwertungsgesellschaft GEMA. Die Impulse für die Musikindustrie würden sich zunehmend auf das Gebiet der Online-Nutzung verschieben. "Nicht nur der Download von Musik, auch das Webradio wird immer beliebter", so Jackwerth. Wolle jemand ein Webradio mit Musik veranstalten, so erhalte er die Urheberrechte dafür von der GEMA ohne großen Aufwand. "Auch wenn ein privates Projekt verwirklicht werden will, ist es erforderlich, die entsprechenden Rechte zu erwerben." Die Vergabe knüpft sich an bestimmte Bedingungen, die im Detail auf der Homepage nachzulesen sind.
Trotz Beliebtheit und wachsender Vielfalt haben es die meisten Webradios bisher nicht geschafft, ihre Einnahmen mit Werbung zu erhöhen. Hinzu kommt, dass der Bereich von Online-Audiowerbung noch in den Kinderschuhen steckt und darüber hinaus ebenfalls unter der herrschenden Wirtschaftskrise leiden wird. "Die meisten Betreiber haben nicht genug Hörer, um Erlöse in der Höhe zu erzielen, die ihre Ausgaben decken würden", meint Dave Van Dyke, Chairman beim Markforschungsunternehmen Bridge Ratings, das auf den Radiomarkt spezialisiert ist. Derzeit arbeite nur eine Handvoll der Webradios wirklich lukrativ.
Je kleiner eine Internetradiostation ist, desto schwieriger gestaltet sich auch das Werbegeschäft. Wer nur wenige Hörer hat, erzielt auch wenig Einnahmen mit Werbeschaltungen. Aber auch größere Plattformen haben Schwierigkeiten, sich gewinnbringend aufzustellen. So schlossen beispielsweise AOL und CBS im vergangenen Juni eine Internetradio-Partnerschaft, weil AOL Schwierigkeiten hatte, mit seinem 250 Kanäle umfassenden Radioservice Geld zu verdienen. Seither verkauft CBS Werbung für die AOL-Radiostationen. Hinzu kommt, dass Audiowerbung von vielen Nutzern nicht ohne weiteres akzeptiert wird.
Plattformen wie Pandora, einer der größten US-Anbieter in dem Bereich, beschränken sich daher auf Display-Anzeigen. Diese wiederum werden allerdings von vielen Nutzern gar nicht registriert. "Die meisten Leute, die Online-Radios hören, verkleinern ihren Browser, sodass sie die Werbung nicht sehen", sagt Van Dyke. Darüber hinaus würden immer mehr Menschen auf mobile Geräte wie das iPhone zurückgreifen, um Webradios zu konsumieren. Auf diesem Weg werden die meisten Werbeschaltungen ebenfalls erfolgreich umgangen. Da es immer mehr kostenlose Services gibt, sind gebührenpflichtige Angebote ohnehin relativ chancenlos. Sowohl Pandora als auch AOL hatten in der Vergangenheit versucht, kostenpflichtige Programme durchzusetzen. Beide haben diese Bestrebungen nach kurzer Zeit wieder aufgeben, weil sich nicht genug Nutzer dafür interessierten. (pte/go)