Der Internet-Pionier und HTML-Erfinder Tim Berners-Lee fordert besseren Schutz für die privaten Daten von Internetnutzern. Wie er gegenüber der BBC sagte, müssten Maßnahmen ergriffen werden, die verhindern, dass Unternehmen die Online-Aktivitäten der User nachverfolgen und für ihre Geschäfte missbrauchen. Berners-Lee sieht einen großen Teil der Verantwortung bei den Providern. Er würde seinen Internetanbieter wechseln, falls dieser ein System einführte, das die Surfaktivitäten speichert, um personalisierte Werbung zu schalten, so der Internet-Begründer.
In Großbritannien war zuvor eine Diskussion um Pläne der Internet Service Provider (ISP) entbrannt, wonach die Anbieter den Werbedienst Phorm integrieren wollen, der das Surfverhalten der Nutzer aufzeichnet. "Ich bin der Ansicht, die Konsumentenrechte sind in diesem Fall besonders wichtig und wir wissen noch nichts über die Ergebnisse solcher Systeme", so Berners-Lee. Auch Datenschützer warnen zunehmend vor der so genannten Tracking-Werbung, die offenbar bislang vor allem von einigen wenigen, aber bedeutenden Internet-Unternehmen vorangetrieben wird. "Es handelt sich um ein ziemlich akutes Problem. De facto sind es vor allem große Firmen wie Google oder Yahoo, die über eine Vielzahl von Tochter- und Partnerfirmen agieren. Auf diesen Seiten sind die Suchen versteckt und führen direkt zu den dahinter stehenden Unternehmen", erläutert Hans Zeger, Obmann der Arge Daten.
Für durchschnittliche Internetnutzer sei es in der Regel nicht ersichtlich, wann und wie ihre persönlichen Daten ausspioniert würden. Im ersten Schritt wird zumeist die IP-Adresse bei dem jeweiligen Unternehmen verzeichnet und auf Grundlage dessen weitere private Daten registriert. Phorm beteuert laut BBC, Sicherheitssysteme anzuwenden, die Nutzer vor potenziellen Phishing-Seiten warnen. Diese Tatsache ändert dennoch nichts daran, dass die privaten Daten zu Werbezwecken genutzt werden. Die ISPs ihrerseits wollen zudem unterschiedlich mit dem Tracking-System umgehen. Bei einigen soll Phorm nur nach Zustimmung des Nutzers zum Einsatz kommen, andere wiederum überlegen nur eine Abmelde-Funktion, wonach zunächst jeder Kunde von dem System erfasst würde.
"Was hier stattfindet, ist ein groß angelegter Missbrauch eines Datenschutzgrundsatzes. Die Webseitenbetreiber begehen mit diesen Werbemaßnahmen eine Datenschutzverletzung und das Vorgehen ist klar rechtswidrig", so Zeger gegenüber pressetext. Allerdings hätte die Datenspionage bislang keine Folgen, da sie noch nicht ausreichend bekämpft werde. Auch in Großbritannien wird die Rechtmäßigkeit solcher Praktiken seitens der Datenschützer in Frage gestellt. Allerdings bekommen die ISPs dort offenbar Rückendeckung seitens der Behörden, die das Gesetz mit den Werbesystemen in Einklang bringen wollen. (pte/mf)