Bei Überschwemmung und Hochwasser sind materielle Schäden schon ärgerlich und meist hoch genug. Wenn dann noch Datenverlust dazu kommt, kann es für Betroffene doppelt unangenehm werden - vor allem, wenn diese Daten irgendwie geschäftlicher Natur waren oder für das Finanzamt von Bedeutung sind.
Deshalb steigt bei solchen Ereignissen die Anzahl der die Anfragen für Datenrettungen wegen Wasserschäden bei den darauf spezialisierten Firmen und Laboren regelmäßig stark an. Die folgenden Tipps helfen, die Chance auf eine erfolgreiche Wiederherstellung zu erhöhen. Unabhängig davon sind für die Prävention bei künftigen Ereignissen Backups auf Systemen an anderen Standorten zu empfehlen.
Erste Regel: schnell handeln
"Ganz egal, ob das Handy in die Badewanne gefallen ist oder ein Getränk auf das Laptop geschüttet wurde: Sie müssen schnell handeln, wenn Sie Ihre Daten retten wollen", raten die Experten von Ontrack. Die Datenretter von Attingo stimmen hier vollständig zu: "In solchen Fällen ist Eile geboten. Datenträger, die im Wasser waren, müssen schnellstmöglich professionell im Labor behandelt werden."
Ontrack unterteilt Wasserschäden grob in drei Kategorien:
allgemeine Wasserschäden
Hochwasserschäden
Salzwasserschäden
Ein allgemeiner Wasserschaden unterscheidet sich von einem Überschwemmungsschaden dadurch, dass das Gerät in der Regel kürzer mit Wasser in Berührung kommt, zum Beispiel wenn ein Telefon in das Waschbecken fällt. Außerdem ist das Wasser wahrscheinlich sauberer als bei einem Hochwasserschaden. Salzwasserschäden können weitaus schädlicher sein, weil sie den Korrosionsprozess beschleunigen.
Umso länger Geräte unter Wasser standen, umso größer ist da Risiko, dass Feuchtigkeit durch die äußeren Schichten zu den wichtigen Komponenten im Inneren vordringt. "Sobald es diese Komponenten erreicht hat, kann es weitere Schäden verursachen, was die Datenwiederherstellung zusätzlich erschwert", erklärt Ontrack. "Wenn das Wasser jedoch nur wenige Sekunden einwirkt, ist es wahrscheinlicher, dass die internen Komponenten repariert und die Daten erfolgreich wiederhergestellt werden können, selbst wenn die Festplatte dadurch beschädigt wird."
Data Reverse, ein weiteres, auf Datenrettung spezialisiertes Unternehmen, weist zudem darauf hin, dass insbesondere bei Hochwasser der oft auf den Geräten abgelagerte Schlamm und Schmutz ein weiteres Problem darstellt: "Schlamm und Schmutz kann Speichermedien infiltrieren und irreparable Schäden verursachen, die eine Datenrettung sehr anspruchsvoll machen."
Zweite Regel: nicht überstürzt trocknen
Sowohl Ontrack als auch Attingo warnen eindrücklich davor, eine aus dem Wasser gerettete Festplatte selbst gänzlich trockenzulegen. Denn dann beginne direkt die Korrosion des Datenträgers, wodurch sich das Risiko eines Datenverlusts weiter erhöhe. Ontrack empfiehlt, das Gerät zusammen mit einem feuchten Papiertuch, in eine verschließbare Plastiktüte zu stecken, damit die Feuchtigkeit im Gerät bleibt. Attingo-Geschäftsführer Markus Häfele empfiehlt, "nasse Datenträger in feuchte Tücher einzuwickeln, um das unkontrollierte Abtrocknen zu entschleunigen."
Dritte Regel: Geräte nicht anschalten
Geräte, die im Wasser waren oder nass wurden, sollten auf keinen Fall wieder angeschaltet werden. Richtig ist vielmehr, sie möglichst schnell (vorsichtig) vom Stromnetz zu trennen und zum Beispiel mit einem Handtuch äußerlich abzutrocknen.
Smartphones sollten ausgeschaltet werden, wenn das möglich ist, ist es auch gut, die Batterie zu entfernen.
Was kostet eine Datenrettung nach Wasserschaden
Die Preise für eine Datenrettung nach einem Wasserschaden zum Beispiel durch Hochwasser hängen stark vom Anbieter, dem Speichermedium und dem individuellen Schaden ab. Manche Anbieter werben hier mit Mindestpreisen, ab denen die Leistung erhältlich ist. Nutzer sollten sich dabei aber immer bewusst sein, dass es sich dabei um Mindestpreise handelt.
Bei Speicherkarten und USB-Sticks finden sich Angebote ab 149 Euro. Bei einem Smartphone muss man mit mindesten 349 Euro rechnen, ebenso bei einer SSD. Eine externe Festplatte kann mit viel Glück für 249 Euro zu retten sein, bei Medien aus RAID-Systemen fallen wegen des höheren Aufwands mindestens 500 Euro an.
Wichtig ist jeweils vorab zu klären, ob und wenn ja welche Kosten auf alle Fälle zu zahlen sind - oder ob es eine Erfolgsgarantie gibt, also nur Kosten anfallen, wenn tatsächlich Daten gerettet werden können.
Die Anbieter von Datenrettung gehen allerdings davon aus, dass meist zumindest irgendetwas zu retten ist. Sie werben mit Erfolgsraten von über 90 Prozent. Ob es einem die Kosten wert ist, muss man dann im Einzelfall selbst entscheiden, sie können je nach Sachlage bis zu 2.000 Euro klettern.
Anlaufstellen für die Datenrettung vor Ort
Ein erstes Angebot machen fast alle Anbieter telefonisch. Manche senken die Einstiegshürde durch Sonderkonditionen für Flutopfer. So verspricht zum Beispiel Data Reverse noch bis 30.06.2024 privat und geschäftlich Betroffene bundesweit einen Rabatt von 100 Prozent auf die Kosten der Analyse und 50 Prozent auf die Datenrettung aller durch Hochwasser beschädigten Speichermedien (HDD, SSDs, Speicherkarten, Smartphones, RAID- und Server-Systeme).
Attingo, GRÜN Data Recovery und Ontrack unterhalten zudem ein Netz an Abgabestellen vor Ort. Attingo ist etwa über lokale Partner in Stuttgart und München vertreten, Grün Data Recovery in Ingolstadt und Stuttgart, und Ontrack unter anderem in Augsburg, München, Reutlingen, Stuttgart und Ulm vor Ort vertreten. Die Firma Dr. Data mit Sitz in Gröbenzell bei München ist im aktuell betroffenen Hochwassergebiet zudem mit einer Filiale in Regensburg präsent.