Alternative Bezahlmethoden

Was wir von Apple Pay lernen können

19.09.2018 von Felix Huber
Der Bezahlvorgang an der Kasse dauert oft länger als das Einscannen der Preise aller Artikel. Einen eleganten Ausweg bietet das Bezahlen mit dem Smartphone.

Die Online-Wirtschaft (B2C- und B2B-eCommere) wächst und wächst. Immer mehr Dienstleistungen und Einkäufe verlagern sich vom klassischen Point of Sale (PoS) ins Internet, wo sich heute bequem, einfach und sicher einkaufen lässt, egal ob zu Hause auf dem Sofa oder unterwegs mit dem Smartphone. Umgekehrt hat die Entwicklung sehr viel länger gedauert: Mit dem Smartphone in physischen Geschäften bezahlen zu können und das Internet auf diese Weise zum Point of Sale zu bringen, war lange Zeit gar nicht, nur mit viel Aufwand oder nur in wenigen Geschäften möglich.

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Der Erfolg von Apple Pay

Auch wenn es vor Apple Pay schon zahlreiche andere Versuche gab, Mobile Payment zum Erfolg zu verhelfen, war doch weltweit bisher niemand auch nur annähernd so erfolgreich wie Apple mit seiner Bezahllösung via Smartphone. Der Start von Apple Pay in Deutschland wird daher gleichermaßen eine gute Nachricht für Konsumenten wie für Unternehmen sein, denn das Bezahlen mit dem Smartphone am Point of Sale und in Apps wird durch die Einführung zukünftig noch viel reibungsloser.

Es muss nicht immer die Kreditkarte sein: An vielen Points of Sale kann man mittlerweile auch mit dem Smartphone bezahlen.
Foto: Kaarsten / Fotolia

Der Apple-Service ist international bereits sehr erfolgreich und erfreut sich sowohl in den USA als auch in europäischen Ländern – zuletzt kam Skandinavien dazu – einer weit verbreiteten Nutzung. In Singapur hat der Launch von Apple Pay 2016 dazu geführt, dass Konsumenten insgesamt viel aktiver mobil bezahlen. Und die Umsätze steigen rasant an: Die Einzelhändler in Singapur berichten, dass Nutzer von Apple Pay 92 Prozent mehr mobile Transaktionen abwickeln als Nutzer anderer Zahlungssysteme.

Kein Wunder, dass die Verbreitung auch weiter rasant ansteigt: Laut einer Studie von Juniper wird erwartet, dass die Hälfte (53 Prozent) aller globalen Transaktionen am Point of Sale bis 2022, also innerhalb von fünf Jahren, kontaktlos über die Bühne gehen werden – ein Beleg dafür, wie groß das Interesse an reibungslosen, unkomplizierten, mobilen Zahlungsmethoden ist.

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Diversität der Zahlungsmethoden wird bleiben

Eines ist allerdings sicher: Durch den Start von Apple Pay werden keine anderen vorhandenen Online-Zahlungsmethoden ersetzt oder verdrängt werden. Dafür sind die kulturellen Unterschiede beim Thema Zahlungsmethoden zu groß, nicht nur weltweit, sondern auch schon innerhalb Europas. Was SOFORT-Überweisung und SEPA-Lastschrift in Deutschland sind, ist iDEAL in den Niederlanden.

Der Bezahlvorgang an der Kasse dauert oft länger als das Einscannen der Preise aller Artikel. Einen eleganten Ausweg bietet hier das Bezahlen mit dem Smartphone.
Foto: George Rudy - shutterstock.com

Auch die Kreditkartenabdeckung variiert stark – es gibt schlichtweg keine simple, global einheitliche Zahlungsmethode, die alle anderen ersetzen wird. Während es für das Internet selbst globale Standards wie das Internet Protocol (TCP/IP) gibt, ist so etwas für Zahlungen nicht vorhanden – und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. So sehr Apple Pay das Bezahlen einfacher macht, es wird die Zahlungsweise im Internet nicht vereinheitlichen. Vielmehr ergänzt es das bestehende Portfolio und gibt mehr Menschen die Möglichkeit, Zahlungen einfach online vorzunehmen.

Alternative Zahlungsmethoden zu verstehen, ist der Schlüssel zur Internationalisierung

Das Internet ist global und ermöglicht es Unternehmen, schnell weltweit zu expandieren. Die Unterstützung von Apple Pay ist für Unternehmen nicht nur wichtig, um Kunden in ihrem Heimatmarkt zu erreichen, sondern eröffnet zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten auf der ganzen Welt. Und das gilt nicht nur für Apple Pay, sondern auch für eine ganze Reihe weiterer globaler Zahlungsmethoden. Ein anderes Beispiel: Alipay und WeChat Pay sind zwar in Europa nicht groß verbreitet, öffnen jedoch die Tür zu einer Milliarde chinesischer Konsumenten und damit zu unzähligen Geschäftsmöglichkeiten.

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Alternative Zahlungsmethoden sind also ein Weg, um zu wachsen und das eigene Business weltweit zu skalieren. Das bedeutet allerdings nicht, dass ein Unternehmen jede einzelne Bezahlungsarten der Welt unterstützen muss – denn weltweit gibt es immerhin über 300 unterschiedliche Payment-Variante. Aber es ist genauestens zu überlegen, welche Zahlungsmethoden für die Zielgruppe und die eigenen Kunden wirklich wichtig sind.

Self-check-out an der Sebstbedienungskasse ist nur ein Übergang zur voll automatisierten Kassenlösung.
Foto: NCR

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Komplexität reduzieren

Der Aufbau eines internationalen Geschäfts ist komplex, so wie es auch die Online-Zahlungen und die Architektur des Internets selbst sind. Das Ziel muss es jedoch immer sein, Komplexität und damit einhergehende Reibungsverluste für den Kunden zu reduzieren. Und je einfacher Technologie zu nutzen ist, desto mehr wird sie tatsächlich Menschen auf der ganzen Welt erreichen. Apple ist Meister darin, die einer Technologie zugrunde liegende Komplexität zu minimieren. Dieser konsequente Ansatz ist vorbildhaft für jedes Unternehmen. (bw)

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