Nach Rückgängen im Vorjahr konnte Electronic Partner den Umsatz 2014 um 8,3 Prozent steigern. Herr Sobol, inwiefern handelt es sich dabei um eine Folge des von Ihnen eingeleiteten "Zukunftsprogramms"?
Friedrich Sobol: Die Maßnahmen, die wir Ende 2013 umgesetzt haben, haben in vollem Umfang gegriffen und sich positiv auf unsere Strukturen ausgewirkt. Ein Beispiel dafür ist unsere Logistik: Hatten wir früher ein Produkt an drei Standorten vorrätig, gibt es heute nur noch zwei Lager. Zwischen beiden Lagern besteht eine klare Trennung, welche Produkte wo geführt werden. Damit ist jeder Artikel nur noch einmal eingelagert und die Verfügbarkeit eindeutig abrufbar. So steigt unsere Lagerumschlagsgeschwindigkeit. Gleichzeitig wurde die Lieferzeit zum Mitglied verkürzt.
Hat sich EP neben diesen internen Verbesserungen auch gegenüber den Endkunden neu positioniert?
Sobol: Service und Beratungsqualität bleiben zwei wesentliche Säulen im Fachhandel, die wir durch unser 360-Grad-Marketingkonzept bewusst fördern und in den Fokus rücken. Auch in unserer gerade gestarteten Positionierungskampagne für die Marke EP ist das ein Hauptthema.
Darüber hinaus haben wir im vergangenen Jahr mit unserem "Frequenzflyer" Erfolge erzielt. Hier zeigen wir, wie qualifizierter Fachhandel auch mit attraktiven Preisangeboten Endverbraucher anziehen kann. Das erschließt speziell für die Marke EP neue Zielgruppen.
Welche Ihrer B2B-Marken entwickelte sich im vergangenen Jahr dynamischer: der EP-Fachhandel oder die Medimax-Märkte?
Sobol: Beide Marken haben sich analog zur Verbundgruppe positiv entwickelt. Allerdings veröffentlichen wir keine Details zu den Ergebnissen bei einzelnen Marken oder Warengruppen.
"Qualitätsoffensive stärkt die Marke EP"
Im vergangenen Jahr haben Sie eine Qualitätsoffensive bei EP eingeleitet. Wie groß ist der Rückhalt für das Programm bei den angeschlossenen Fachhändlern?
Sobol: Die Inhalte der Qualitätsoffensive sind mit unseren Mitgliedergremien wie dem EP-Aufsichtsrat intensiv und ausführlich besprochen worden. Hier haben wir eine breite, gemeinsame Basis. Jeder EP-Fachhändler, der engagiert und modern im Markt auftritt, will eine durchgehend starke Marke im Hintergrund wissen. Ein Team ist so stark wie das schwächste Glied. Qualität funktioniert nur, wenn sich alle Mitglieder zu einheitlichen Standards bekennen.
Woran liegt es dann, dass im Rahmen der Umsetzung der Qualitätsoffensive bereits 60 Händler aus der Marke EP ausgeschieden sind?
Sobol: Die Gründe, warum diese Anforderungen nicht erfüllt werden, sind verschieden. Die wirtschaftliche Situation eines Mitglieds kann ebenso den Ausschlag geben, wie die Zukunftsplanung. Wer sein Geschäft bis zum Ruhestand in zwei oder drei Jahren noch führen will, aber keinen Nachfolger hat, will jetzt nicht mehr investieren.
Müssen Sie nicht befürchten, mit den gestiegenen Anforderungen eine Abwanderung von Partnern auszulösen?
Sobol: Im Gegenteil. Wir sorgen für eine starke Marke EP mit hoher Anziehungskraft. Wer beispielsweise auf den neuen Ladenbau gesetzt hat, berichtet schon jetzt von deutlichen Umsatzsteigerungen. Je mehr Mitglieder die Qualitätsoffensive mittragen, desto attraktiver ist die Marke insgesamt und desto mehr profitieren wiederum die einzelnen Markenhändler von diesem positiven Image. Ganz davon abgesehen: Schon jetzt erfüllt die Mehrzahl der EP-Markenhändler längst die Standards oder wird nur minimale Anpassungen vornehmen.
Wer sich trotz allem in der Entwicklung der Marke EP mit seinem Geschäftsmodell nicht wiederfindet, dem bieten wir innerhalb der Verbundgruppe interessante Alternativen.
"EP-Händler erhalten auf allen Kanälen Zugang zum Kunden"
Welche Rolle spielt der angekündigte Ausbau des E-Commerce-Angebots von EP und Medimax: betrachten Sie Online als zusätzlichen Verkaufskanal oder wollen Sie über das Internet in erster Linie Kunden in die Geschäfte holen?
Sobol: Kunden entscheiden, wann und wie sie einkaufen wollen. Ob stationär, Online mit Abholung im Geschäft oder per Lieferung ins eigene Zuhause - für uns ist relevant, was der Kunde will. Und genau das bieten wir unseren Mitgliedern mit dem gewählten Omni-Channel-Ansatz: umfassende Kontaktpunkte zum Kunden auf jeder Ebene, aus einer ganzheitlichen Sicht heraus.
Wird es sich bei den für die zweite Jahreshälfte 2015 angekündigten Onlineshops von EP und Medimax um eine vollwertige Online-Bestelllösung handeln?
Sobol: Jeder Händler hat einen eigenen Shop mit definierten Zahlungswegen und entsprechenden Zertifizierungen - wenn Sie so wollen also ein "klassischer" Online-Shop mit allen relevanten Funktionen. Diesen kann der Kunde auf zwei Wegen erreichen. Entweder, in dem er die Seite des Händlers direkt ansteuert oder aber über die Produktsuche auf der übergreifenden Markenhomepage www.ep.de.
Electronic Partner arbeitet im Online-Bereich auch mit dem Local-Shopping-Startup Locafox zusammen - welches Potenzial versprechen Sie sich von der lokalen Einkaufsplattform für die EP-Händler?
Sobol: Grundsätzlich stellt sich auch hier die Kernfrage: Was will der Kunde? Aus unserer Sicht gibt es einen klaren Nutzen für Verbraucher, die unterwegs wissen wollen, wo sie Produkte "live" anschauen und direkt erwerben können. Das hat definitiv großes Potential. Deswegen haben wir bei Medimax eine Zusammenarbeit mit Locafox gestartet. Allerdings ist es noch zu früh, hier über generelle Erfahrungswerte zu sprechen.
Media-Saturn-Pilotmärkte kein Vorbild
Für dieses Jahr haben Sie die Modernisierung von 19 Medimax-Märkten angekündigt. Werden wir dort bald ähnliche Multichannel-Funktionen sehen wie in den Pilotmärkten von Media Markt und Saturn?
Sobol: Digitale Elemente setzen wir seit vielen Jahren ein. Beispielsweise gibt es bei Medimax seit 2007 verschiedene Formen des PoS-TV, das E-Plakat bei EP ist seit 2010 im Einsatz. 2014 haben wir für beide Marken das Virtual Shelf eingeführt, um das Sortiment digital auf über 15.000 Artikel zu erweitern.
Bei den aktuell geplanten 19 Umbauten setzen wir einen anderen Schwerpunkt. Wir wollen eine einheitliche und übersichtliche Gestaltung der Märkte. Für Kunden wird die Marke am PoS greif- und erlebbar. Da muss überall die gleiche hohe Qualität vorherrschen. Insofern sehen wir die Umbauten als Upgrade für die Marke Medimax. (mh)