Positionspapier der CIOs

Was VOICE von den Anbietern und der Politik erwartet

01.10.2014 von Karin Quack
Die Unternehmens-IT entwickelt sich vom Effizienzverbesserer zum Effektivitätstreiber. Zu diesem Fazit kommt ein Positionspapier des VOICE Verband der IT-Anwender e.V. Auf dem Münchner Kongress des IT-Distributors Tech Data trug Thomas Endres, Vorsitzender des VOICE-Präsidiums, die Ergebnisse der bislang verbandsintern geführten Diskussion vor.

Digitalisierung, Cloud, Mobility und Big Data verändern die Stellung der IT im Unternehmen:"Innerhalb und außerhalb der Enterprise IT wird intensiv über die Megatrends der IT und ihr disruptives Potenzial diskutiert", berichtete Endres: "Es gibt interessante Einzelmeinungen von CIOs und IT-Verantwortlichen zu den Trendthemen, aber bisher keine konzertierte Bewertung der Trends." VOICE beabsichtige, diese "kontinuierlich" zu liefern. Darüber hinaus wolle der Verband auch formulieren, "was wir als Anwender von Anbietern und Politik erwarten."

IT-Systeme und -Lösungen sind aus Sicht des VOICE nur ein Teil der Digitalisierungsstrategie, die jedes Unternehmen benötigt. Um alle relevanten Unternehmensbereiche zu involvieren, entwickle die Enterprise-IT derzeit die Governance-Modelle weiter.

Neben neuen Steuerungsmechanismen benötigen Unternehmen vor allem eine flexible IT-Architektur, so die Ansicht der organisierten CIOs. Diese müsse sowohl den Anforderungen der schnelllebigen Frontends gerecht werden als auch den Erfordernissen an Stabilität, Standardisierung, Virtualisierung, Sicherheit und Kostenoptimierung im Backend.

Verteilter Aufwand und gemeinsames Risiko

Soweit die Aufgaben des IT-Bereichs. Von den Anbietern erwartet die Enterprise-IT in diesem Zusammenhang auch so Einiges: Dazu zählen Standards, Modularisierung und Offenheit sowie Sicherheitsgarantien, die das Ausspähen von Daten durch Dritte verhindern.

Darüber hinaus wünschen sich die Autoren des Positionspapiers, dass ihnen die Anbieter einen Teil der Aufwände für die Integration neuer Lösungen abnehmen: "Die Risiken einer Integration und die oftmals noch fehlende Stabilität dürfen nicht allein beim Anwender liegen", sagte Endres.

Thomas Endres, VOICE
Foto: VOICE

Mehr Standards für die Cloud

Die Cloud wird sich nach Ansicht der VOICE-Arbeitsgruppe in wenigen Jahren zum dominanten Delivery-Modell für Commodity-IT-Services entwickeln. Damit ändern sich auch die Aufgaben und die Organisation der Enterprise-IT: Betrieb und Eigenentwicklung rücken in den Hintergrund, Sourcing und Integration in den Vordergrund.

An die Cloud-Anbieter stellen die CIOs einige Anforderungen, wie Endres konstatierte: "Von ihnen wünschen wir uns mehr Interoperabilität der verschiedenen Services, faire und transparente Vertragsgestaltung, höchstmögliche Sicherheit und Datenschutz."

Zudem müsse sich auch die Politik um das Thema kümmern: Von den staatlichen Stellen erwarte VOICE, dass sie sich für eine Harmonisierung der EU-Datenschutzgesetze einsetzten.

Mobile braucht schlankere Anwendungen

Beim Thema Mobile Computing geht es für die unterstützende IT auf der einen Seite um die Mobilisierung des Enterprise und auf der anderen um die mobile Schnittstelle zum Kunden. Eine Voraussetzung für beides ist eine durchgängige Mobilitätsstrategie, die das Gesamtunternehmen umfasst.

Und was ist auf Seiten der Anbieter gefordert? Sie müssten ihre Enterprise-Business-Anwendungen verschlanken, um sie leichter mobilisierbar zu machen. Außerdem erwartet die VOICE-Gruppe Entwicklungsumgebungen, die alle mobilen Plattformen bedienen können. An die Telko-Anbieter im Speziellen appellierte Endres, "den breitbandigen Ausbau der Netze und Funknetze weiter voranzutreiben".

Big-Data-Kompetenz bündeln

Der sinnvolle Einsatz von Big-Data-Techniken setzt laut Endres - teilweise erhebliche - Investitionen in Technik und Personal voraus. Deshalb zögerten viele Unternehmen noch, unternehmensweite Projekte anzugehen. Dennoch werden sie sich wohl kaum die Chance entgehen lassen, die Entscheidungsfindung in den Unternehmen auf neue Füße zu stellen, so die VOICE-Gruppe.

"Da Big Data zu einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen Fachabteilungen und IT führen wird, schlagen wir die Einrichtung von Big-Data-Competence-Centers vor", sagte Endres in München. In diesen Zentren könne das Know-how gebündelt werden, und die Projekte ließen sich zentral managen. Von den Anbietern im Big-Data-Umfeld erwarten die VOICE-Vertreter einfachere Werkzeuge, damit endlich mehr Mitarbeiter Datenanalysen selbst vornehmen können.

Mehr Chancen durch Digitalisierung

Laut VOICE birgt die Digitalisierung deutlich mehr Chancen als Risiken für die Enterprise-IT. "Einige Pessimisten sehen durch Cloud und Consumerization der IT einen Bedeutungsverlust der Enterprise-IT voraus", räumte Endres ein, "aber das wird nicht der Fall sein - im Gegenteil".

Durch die quasi komplette Durchdringung von Gesellschaft und Unternehmen mit IT wachse den IT-Bereichen nicht nur mehr Verantwortung zu, führte der VOICE-Vorsitzende aus. Vielmehr könnten sie nun auch Anwendungen und Werkzeuge entwickeln, "mit denen wir uns vom Effizienzverbesserer einzelner Prozesse gemeinsam mit den Fachabteilungen zum Effektivitätstreiber für das gesamte Unternehmen entwickeln".