Nicht jeder Internet-Benutzer will und kann sein Mobilfunk-Freivolumen ruckzuck auf Reisen voll verbraten. Da ist es schön, wenn man unterwegs schnelle, kostenlose WLAN-Hotspots findet. Wir haben schnelle Gratis-Internet-Zugänge auf öffentlichen Plätzen gesucht: in Wien mit einem leichten LG G3 Smartphone und in München mit einem schweren Dell-Business-Laptop. Gratis-WLANs von Ketten wie Dean & David, McDonalds, Starbucks Coffee und San Francisco Coffee haben wir außer Acht gelassen: Sie strahlen zwar oft über die Gebäudegrenzen auf öffentliche Plätze hinaus, sind im Prinzip aber doch eher für zahlende Imbiss-Gäste gedacht.
WLAN-Tests in Wien per Smartphone
In Wien hatten wir ausschließlich das leichte Android-Handy LG G3 im Einsatz. Dessen deutsche LTE-SIM-Karte haben wir abgeschaltet, damit keine Kosten für das Auslands-Roaming in Österreich entstehen. WLAN hatten wir natürlich eingeschaltet. Das WiFi-Modul des High-End-Smartphones versteht alle gängigen Standards, als da wären: IEEE 802.11a/b/g/n/ac. Auch die Fotos und Screenshots wurden in Wien ausschließlich mit dem LG G3 gemacht. Dessen Handy-Kamera produziert Fotos bis zu 13 Megapixel. Das Display des G3 schafft zudem 1.440 x 2.560 Pixel (Quad HD) mit 538 ppi, was hochauflösende Screenshots mit feinen Details ermöglicht.
Wir haben unsere WLAN-Suche auf der belebten Shoppingmeile Kärtner Strasse zwischen Wiener Staatsoperund Hotel Sacher gestartet. Dort haben wir uns mit dem 11ac-Handy zum Surfen und Messen mitten in die Menschenmenge gestellt.
Natürlich hätten die eingebauten Android-Bordmittel des LG G3 gereicht, um WLAN-Netze zu finden und zu nutzen. Trotzdem haben wir die kostenlose App WiFi Analyzer installiert, die noch mehr Einblick in das dynamische Funk-Geschehen gibt: Diese App hat im übervölkerten 2,4GHz-Band immerhin 28 WLAN-Wolken vor dem Café Sacher angezeigt, darunter 1x Starbucks auf Kanal 11 und 3x Sacher auf den Kanälen 1 und 6 und 11. Also funkte aus dem Sacher ein professionell durchgeplanter Hotspot mit mehreren WLAN-AccessPoints.
Im weithin leeren 5GHz-Band dagegen waren vor dem Sacher ebenfalls schon sieben WLAN-Wolken zu erkennen. Vermutlich sind einige Firmen hier gezielt von 2,4 auf 5GHz ausgewichen, weil mit 28 überlappenden Funkzellen auf 2,4GHz kein besonders stabiler Betrieb gewährleistet ist. Im Idealfall sollte man ja maximal drei WLAN-Kanäle auf 2,4GHz belegen, doch diese beansprucht der Sacher-Hotspot mit Kanal 1 und 6 und 11 ja schon für sich alleine. Eine massive Kanal-Überbuchung, wie vor dem Sacher, drückt die Verbindungs-Qualität herunter. Da jeder Mensch lizenzfrei auf 2,4-GHz funken darf, lässt sich das WLAN-Durcheinander in diesem ISM-Frequenzband kaum vermeiden. Dagegen herrscht in den Mobilfunkbändern von GSM bis LTE eine streng durchgeplante Ordnung.
ISM steht für Industrial, Scientific and Medical Band.Böse Zungen nennen es schon lange Internationales Schrott und Müll Band. Es wird auch immer überfüllter. Der jüngste WLAN-Standard 802.11ac hat sich bereits vom 2,4GHz-Band verabschiedet und funkt nur noch im relativ sauberen 5GHz-Band.
Sacher-WLAN vor der Wiener Staatsoper
Nachdem das Android-Handy sich mit dem Sacher-Funk verbunden hatte, öffneten wir den Browser. Dieser wurde automatisch auf die lokale Login-Seite (http://logon.now) des Sacher-Hotspots umdirigiert. Auf neudeutsch nennt man die erzwungene Umleitung auch Forced Redirect. Auf der Sacher-Landing-Page haben wir "Kostenloser Internet Zugang" angeklickt. Daraufhin hat der Browser gemeldet: "Anmeldung erfolgreich". Erst danach konnten wir das volle Internet samt Apps und Mails und Social Networks nutzen.
Bei mehreren Durchsatz-Messungen mittels www.speedtest.de kamen über den Sacher-Hotspot im Freien 4 bis 6 Mbit/s im Download und 6 bis 7 Mbit/s im Upload. Das ist für so einen WLAN-Dschungel mit 28 überlappenden Funkzellen ja noch recht passabel. Innerhalb der Sacher-Gebäude-Mauern haben wir nicht gemessen.
Weinwurm-WLAN auf dem Stephansplatz
Die nächste WLAN-Stichprobe haben wir im absoluten Zentrum Wiens, auf dem Stephansplatz vor dem Stephansdom genommen. Dort funkten im Test mindestens 22 WLANs bei 2,4GHz und drei weitere bei 5GHz. Die SSID namens UnwiredFreeWifi war dort am stärksten in der Luft präsent. Nach Verbindung mit diesem WiFi-Netz wurde der Handy-Browser auf die Landing-Page des Café Weinwurm am Stephansplatz umgeleitet. Wir haben die Nutzungsbestimmungen per Fingertipp akzeptiert und danach Gratis-WLAN bekommen.
Die DL/UL-Raten von 0,66 beziehungsweise 0,18 Mbit/s, bei Pingzeiten von 75 bis über 1500 Millisekunden, waren nicht berauschend, aber einem geschenkten Gaul schaut man ja nicht so genau ins Maul. Zum Absetzen von Emails ohne Riesenanhang reicht dieser lahme Speed allemal. Auch die Einblendung der Satellitenkarte von Google Maps kam noch in zumutbarer Zeit. Für hochauflösende YouTubes war der Weinwurm-Wifi-Hotspot allerdings zu langsam.
Wenig WLAN an der Wiener Hofburg
Auf dem Heldenplatz an der Wiener Hofburg und der Österreichischen National-Bibliothek fiel uns neben zahlreichen Touristen ein weithin sichtbarer, kostenloser Trinkbrunnen auf. Wien hat exzellentes Trinkwasser aus weitgehend unberührten Bergen weit außerhalb der Stadt, ganz ähnlich wie München. Das Gratis-Wasser kommt in Wien aus über 700 städtischen Trinkwasserbrunnen , für Mensch und Tier. Sehr lobenswert!
Das Gratis-WLAN auf dem Heldenplatz war nicht so überzeugend wie das Gratis-Wasser. Die meisten Netze wie "HofburgVerwaltung", "hofburg.at" oder "vienna" funkten verschlüsselt. Offene WiFi-Netze wie "ONB-WLAN-PUBLIKUM" oder "ONB-WLAN-STATE-HALL" funkten im Freien außerhalb der majestätischen Burg-Mauern derart schwach, dass kein erquickliches WLAN-Surfen möglich war.
Weitere Tipps zu Wiener WLAN-Hotspots findet man auf der Webseite der Stadt Wien. Außerdem sind Mobilfunk-Verträge samt Daten-Flatrates in Österreich so billig wie fast nirgends auf der Welt. Zumindest für einheimische Vertragsinhaber rentiert es daher kaum, ein kostenloses WLAN aufzuspüren. Für ausländische Besucher dagegen wäre mehr Gratis-WLAN in Wien eine feine Sache. Ansonsten wurde Wien schon mehrfach zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. München liegt in solchen Studien aber ebenfalls auf den vorderen Plätzen.
WLAN-Tests in München per Laptop
In München haben wir mit einem Business-Laptop Dell Latitude E6520 samt Intel Core i7 und Windows 7 schnelle WLAN-Hotspots gesucht und gefunden. Als WiFi-Adapter hat der Laptop ein 3x3-MIMO-3SS-Funkmodul bis 450 MBit/s der Marke Intel Centrino Ultimate-N 6300 AGN verbaut: Das taugt zwar für WLAN-a/b/g/n-Funkzellen, jedoch nicht für Gigabit-WLAN-AC.
Um auch eventuelle 11ac-Hotspots zu erkennen, haben wir den Laptop mit einem Netgear AC1200 WiFi USB Adapter nachgerüstet. Der Netgear-Stick beherrscht schon 11ac, aber nur mit 2x2 MIMO. Er bringt deshalb nicht die vollen 1300 MBit/s, sondern maximal zwei Drittel, sprich 867 MBit/s. Brutto versteht sich, nicht Netto.
Natürlich würden die auf dem Laptop vorinstallierten WLAN-Tools von Windows 7 und auch jene von Intel völlig reichen, um alle WLAN-Hotspots zu erkennen und zu nutzen. Außerdem bringt auch der Netgear-11ac-Stick schöne WLAN-Software mit. Trotzdem haben wir den kostenlosen Xirrus WiFi Inspector installiert, der mit der WLAN-Hardware von Intel und Netgear gleichermaßen klar kommt, und zudem auch noch mehr Komfort und tieferen Einblick beim Suchen von WLAN-Hotspots bietet.
München-WLAN am Odeonsplatz
Am Odeonsplatz München, zwischen Feldherrnhalle, Theatinerkirche , Bose, Mercedes-Benz, San Francisco Coffee, Starbucks Coffee und Café Tambosi, fanden wir über 20 WiFi-Netze mit dem Xirrus WiFi Inspector. Ein Drittel davon funkte unverschlüsselt. Zu den stärksten, offenen WLANs gehörten hier die SSID-Namen "Telekom" und "M-WLAN Free Wi-Fi".
Wir haben den Laptop mit dem M-WLAN verbunden und den Browser geöffnet. Zuerst kamen die Nutzungsbedingungen der SWM Services GmbH, die wir per Mausklick akzeptiert haben. Danach stand die M-WLAN-Landing-Page zur Verfügung, aus der wir lernten: "Das M-WLAN wird Ihnen von der Stadt München gemeinsam mit dem Stadtportal muenchen.de, M-net und dem technischen Partner Stadtwerke München kostenfrei angeboten. München mag Dich…".
Von dieser Landing-Page aus kann der Wireless-User nun das offizielle Stadtportal muenchen.de mit Infos zu Sehenswürdigkeiten, Hotels, Restaurants und Shopping-Verlockungen besuchen. Oder die Stadtwerke München alias SWM. Oder den Telekommunikations-Anbieter M-net. Oder den ganz großen Rest des Internets.
Bei unseren Speed-Messungen am Odeonsplatz im August 2014 kamen 40 bis 50 Mbit/s, und zwar im Download wie im Upload. Die Pings lagen bei 10 bis 12 Millisekunden. Das sind großartige Werte: besser als jeder VDSL-50-Festnetz-Anschluss.
Die WLAN-Verbindung lief bei diesen Messungen über 802.11n bei 5,5 GHz. Damit vermeidet das M-WLAN die weithin üblichen Interferenzen im überfüllten 2,4-GHz-Band, die wir u.a. auch in den 2,4-GHz-WiFi-Hotspots in Wien erlebt haben.
Zeit-parallele Messungen mit dem LG G3 Smartphone über das Mobilfunknetz Vodafone LTE-Cat4 erbrachten vor der Sonnenterrasse des Café Tambosi 15 bis 16 Mbit/s im DL und 18 bis 21 Mbit/s im UL, bei Pings von 37 bis 46 Millisekunden. Auch diese Werte sind sehr schön, wenngleich nicht kostenlos.
An diversen Stellen im Browser nannte sich das Münchener Gratis-WiFi-Angebot übrigens noch ganz bescheiden "Beta-Version" oder "Test-Version". Schwer zu sagen, wie sich die tollen Speed-Werte verändern, wenn sich das München-WLAN erst mal herum gesprochen hat und viel mehr Traffic in das Gäste-Netz der Landeshauptstadt München kommt.
Laut Nutzungsbedingungen wird der Internetzugang über M-WLAN "nach 1 Stunde automatisch getrennt (Session Time Out). Bei Inaktivität erfolgt bereits nach 10 Minuten aus Sicherheitsgründen eine Trennung. Inaktivität liegt dann vor, wenn keine Kommunikation zwischen Endgerät und dem M-WLAN erfolgt. Eine Trennung des Internetzugangs nach 10 Minuten erfolgt ebenfalls, wenn die Internetverbindung nicht ordnungsgemäß (im M-WLAN Portal über den "Logout"-Button) beendet wird". Laut München.de-Website kann man sich nach dem Time-Out sogar beliebig oft erneut für eine weitere Gratis-Stunde einloggen. Dazu müsse man nur die Nutzungs-Bedingungen immer wieder neu bestätigen: auch "eine Registrierung ist nicht nötig, es werden keine benutzerbezogenen Daten abgefragt", schreibt das Stadtportal.
M-WLAN am Marienplatz
Auf dem Münchener Marienplatz haben wir den schweren Laptop am Beckenrand des sehr beliebten Verabredungs-Punktes namens Fischbrunnen aufgestellt. Dort fanden wir ebenfalls weit mehr als 20 SSID-Funknetznamen aus umliegenden Locations wie Apple Store, Hugendubel, Swarowski, Ludwig Beck, O2, Presseclub und Rathaus. Die stärksten WiFi-Signale kamen auch hier aus dem "M-WLAN Free WiFi": Dieses Mal aber nicht nur bei 5,5 GHz, wie zuvor am Odeonsplatz, sondern jetzt auch bei 2,4 GHz.
Auf Anhieb kamen am Marienplatz knapp 50 Mbit/s im Download und gut 37 Mbit/s im Upload, bei Pings von 11 bis 13 Millisekunden. Was will man mehr? Dieses Funknetz war im Test schneller als jeder VDSL-50-Festnetz-Anschluss.
Zeit-gleiche Messungen mit dem LG G3 Smartphone über das Mobilfunknetz Vodafone LTE-Cat4 brachten am Fischbrunnen 33 bis 36 Mbit/s im DL und 23 bis 26 Mbit/s im UL, bei Pings von 41 bis 44 Millisekunden. Auch diese Werte sind sehr schön, aber halt nicht kostenlos.
M-WLAN Free WiFi am Stachus
Der Münchner Karlsplatz, seit Jahrhunderten von den Münchenern lieber Stachus genannt, gehört zu den meist-frequentierten Verabredungs-Punkten der Bayern-Metropole. Direkt unter dem Stachus-Platz liegen die Stachus Passagen, laut Stadtportal das größte unterirdische Einkaufszentrum Europas. Hier gibt es, oben wie unten, fast immer viele Menschen mit vielen Surfgeräten, vom Handy bis zum Laptop.
Wir fanden oberirdisch auf dem Karlsplatz, direkt an den Rolltreppen, weit mehr als 20 WLAN-Netze. Am stärksten strahlten hier drei 11g-AccessPoints von Cisco Systems und ein 11n-AP von Ruckus Wireless, alle Viere auf 2,4 GHz. Nicht ganz so stark funkten mehrere 11n-Sender mit den identischen SSID-Namen "M-WLAN Free WiFi" sowohl bei 5,6 als auch bei 2,4 GHz.
Daneben gab es auf dem Stachus auch WLAN-Zellen mit den Namen Telekom, Muenchen wireless, 30 Min Free WIFI, eduroam, mycloud City WiFi, KD WLAN Hotspot+, Hugendubel, tness-intern, tness-patienten, und viele Weitere.
Außerdem fanden wir am Stachus, wie auf allen großen Münchener Plätzen, ständig diverse WLAN-Handy-Hotspots von Passanten, die aus privaten Smartphones der Marken Apple, HTC, LG, Samsung und Sony heraus funkten. Die meisten Leute haben sicher nur vergessen, ihren Handy-Hotspot abzuschalten.
Unsere Speed-Messungen im kostenlosen München-WLAN brachten am Karlsplatz 41 bis 48 Mbit/s im DL und 27 bis 28 Mbit/s im UL, bei zackigen Pingzeiten von 11-12 Millisekunden. Sehr schön!
Vergleichs-Messungen mit dem LG G3 Smartphone über das Vodafone LTE-Cat4 Mobilfunknetz brachten am Karlsplatz-Stachus 43 bis 44 Mbit/s im DL und 22 bis 26 Mbit/s im UL, bei Pings von 29 Millisekunden: Auch das ist schön!
Weitere Münchner WiFi-Hotspots sind im offiziellen Stadtportal muenchen.de gelistet. Berliner Gratis-WLANs findet man auf Berlin.de. Die WLAN-Hotspot-Seite des Hamburg-Tourismus-Portals spart sich eine umfassende, eigene Auflistung und verlinkt auf das Portel-WLAN-Verzeichnis für ganz Deutschland. Ein Hotspot-Verzeichnis findet man auch bei Kabel Deutschland, derweil ein Vodafone Unternehmen: Die werben mit über 400.000 WLAN-Hotspots in 13 Bundesländern. Sie sind aber nicht kostenlos nutzbar. Auch die Deutsche Telekom wirbt mit knapp 50.000 WLAN-Standorten in Deutschland und 45.000 weiteren im Rest der Welt, ebenfalls nicht gratis.
Gratis-WLANs helfen Nutzern und Anbietern
Dem WiFi-Nutzer können Gratis-WLANs beim Kosten-Sparen helfen, besonders im Ausland, wo ansonsten hohe Roaming-Kosten für die Datennutzung per Mobilfunk entstehen können. Auf Sicherheits- und Abhör-Risiken muss im Zeitalter von NSA wohl kaum noch extra hingewiesen werden. Wer kann, sollte daher unter anderem verschlüsselte Verbindungen über SSL oder VPN in offenen WLAN-Hotspots bevorzugen.
Aber auch dem WiFi-Betreiber können Gratis-WLANs Vorteile bringen: So buchen manche Gäste nur noch Hotels, die kostenloses WLAN bieten. Die Wiener Beispiele zeigen außerdem, dass WLANs zudem einen Marketing- und Werbeeffekt auf potenzielle neue Gäste haben können, besonders im Bereich Gastronomie und Tourismus: Mit guten WLAN-SSID-Namen kann man künftige Kunden auch spontan in die Geschäfte locken, etwa in ein Café mit Gratis-WLAN.
Die Wiener WLAN-Firma Unwired Networks wirbt Gewerbetreibende sinngemäß mit der folgenden Idee: Sparen Sie sich die Anzeigen auf Facebook und spannen Sie lieber einen Gratis-WLAN-Hotspot auf, aus dem die Gäste selber Fotos und Videos in die ganze Facebook-Welt hinaus posaunen können. Im Zweifel bringt das mehr Werbeeffekt und kostet weniger. Außerdem können einige WLAN-Betreiber auch Bewegungsdaten und Besucherströme in ihren WLAN-Hotspots analysieren. Je größer und zusammenhängender diese WLAN-Hotspot sind, desto interessanter die Auswertungen: Wann und woher kam der Besucher in die WLAN-Wolke? Wohin geht er? Wie lange verweilt er an welcher Position, vor welchem Schaufenster, auf welcher Etage?
Wien-WLAN versus München-WLAN
In München hat die Stadtverwaltung das Thema Gratis-WLAN zentral und professionell in die Hand genommen. Seit 2013 bietet sie WiFi-Hotspots zusammen mit den Münchener Stadtwerken SWM, dem Stadtportal muenchen.de und dem Telekommunikations-Anbieter M-Net.
Verbindungs-Qualität und WLAN-Speed am Odeonsplatz, Marienplatz und Karlsplatz München waren in unseren Tests haushoch besser als an den ebenfalls extrem belebten Wiener Fokuspunkten Café Sacher/Staatsoper, Stephansplatz/Stephansdom und Heldenplatz/Hofburg. In beiden Städten dienen die Gratis-WLANs auch dem Städte-Marketing und der touristischen Service-Qualität, in München sicherlich schon mehr, als in dem wunderbaren Wien.
Unter dem Aspekt der Kanal- und Frequenz-Optimierung wären zentral geplante Gratis-WLANs auf sehr belebten Plätzen viel günstiger als ein wildes Durcheinander von Firmen-WLANs teils bekannter und teils unbekannter Betreiber mit äußerst unterschiedlicher WLAN-Expertise und dementsprechend heftigen Interferenzen, also gegenseitigen Störungen durch ungeschickte oder gänzlich fehlende Kanal-Optimierung.
Hotspots von 11b bis 11ac
Die in Wien und München getesteten WiFi-Netze funkten fast durchwegs im Modus 11g oder 11n, einige auch noch im alten Modus 11b. Kein einziger Hotspot funkte per August 2014 aber schon im jüngsten Gigabit-WLAN-Standard 802.11ac. Derart moderne AC-Hotspots findet man bereits im Kempinski Hotel Mall of the Emirates in Dubai oder im Kempinski Emirates Palace in Abu Dhabi. Beide Luxus-Hotels haben jeweils Hunderte von 11ac-AccessPoints des WLAN-Spezialisten Aruba Networks verbaut. Derart kompromisslose 11ac-Rollouts sind zurzeit noch teuer und entsprechend selten anzutreffen. First-Class-Hotels hatten allerdings schon immer die modernsten WiFi-Hotspots, weil sie sich dort am schnellsten amortisieren. So auch in München, und zwar schon seit August 2001: Etwa im Kempinski Hotel Vier Jahreszeiten, dem damals allerersten öffentlichen WLAN-Hotspot in ganz Deutschland. Der User musste anfangs noch 150 Deutsche Mark für 24 Stunden WLAN bezahlen.
WLAN-Technik für 2,4 und 5GHz
Per August 2014 konnten wir folgende Technik-Lieferanten aus der WiFi-Luft der analysierten Plätze in Wien und München auslesen: Alfa, Alpha, Arcadyan, Astaro (derweil Sophos), AVM, Cisco, Edimax, Enterasys (derweil Extreme Networks), FON, Fortinet, Huawei, Lancom, Netgear, Ruckus, Samsung, Sphairon (derweil ZyXEL), Swyx, TP-Link, Ubiquiti: und fast jeder WLAN-AccessPoint stört fast jeden Anderen im 2,4GHz-Frequenz-Dschungel. Da grenzt es schon fast an ein Wunder, dass die Gratis-WiFi-Zellen der Stadt München trotzdem eine so überzeugende Surf-Power bieten konnten. Einer der Gründe dafür: Die M-WLANs nutzen neben 2,4GHz auch schon das relativ saubere 5GHz-Spektrum. Dort gibt es weniger Funkstörungen alias Interferenzen als im überfüllten 2,4GHz-Band. Der Nachteil: Nicht alle Handys und nicht alle Laptops, vor allem ältere Modelle, können schon auf WLAN-11n bei 5GHz hochschalten.
Trotz aller aufgezeigten Nachteile von wild durcheinander funkenden Public-WLANs, gerade im Vergleich zum ganz stark durchgeplanten LTE-Mobilfunk, ist eine weitere Verbreitung kostenloser WiFi-Hotspots sicher wünschenswert: auch und gerade für jene Bürger und Besucher aus Nah und Fern, die sich hier keine üppigen Mobilfunk-Flatrates leisten können oder leisten wollen. (mb)