Als im März 2020 die Corona-Pandemie zuschlug, standen die Systemhäuser vor einer doppelten Herausforderung. Zuallererst galt es natürlich, so viele Mitarbeiterwie möglich ins Homeoffice auszuquartieren. Zum anderen mussten auch die Anfragen der Kunden nach Hilfe bei der Auslagerung ihrer Angestellten ins Homeoffice möglichst rasch befriedigt werden.
Während die erste Herausforderung für gut aufgestellte Systemhäuser eigentlich keine war, denn in einem IT-affinen Unternehmen sollten Remote-Arbeitsplätze eigentlich schon Usus sein. Und dies ist auch bei den arbeitnehmerfreundlichen Systemhäusern laut Great Place to Work 2021 der Fall, zum Beispiel bei der Net at Work GmbH in Paderborn.
"Seit März 2020 arbeiten wir fast ausschließlich im Homeoffice. Dies gestaltete sich von Anfang an sehr gut, da wir technisch optimal vorbereitet waren und hinsichtlich Führung und Kultur sehr aufmerksam agieren", berichtet Net-at-Work-Geschäftsführer Uwe Ulbrich.
Bei dem Augsburger Systemhaus Datac war es ähnlich: "Da wir den digitalen Arbeitsplatz von der Buchhaltung bis zum Azubi schon im Haus realisiert hatten, war ein kurzfristiger Wechsel aller Mitarbeiter ins Homeoffice unproblematisch möglich", erinnert sich Firmenchefin Sabine Erlebach.
Und nachdem klar wurde, dass die Situation länger anhalten wird, konnten alle Datac-Mitarbeiter ihre Hardware-Ausstattung (Bildschirme, Docking-Stations etc.) mit nach Hause nehmen. Nach dem ersten Lockdown kam diese Hardware teilweise wieder zurück ins Büro, denn mittlerweile sind alle Mitarbeiter auch zu Hause mit entsprechender Hardware ausgestattet, da zwischenzeitlich nicht abzusehen war, wie lange die Homeoffice-Pflicht anhalten wird.
Zu Beginn der Pandemie waren einige Datac-Mitarbeiter dennoch sehr gefordert, denn viele Kunde wollten ihre Angestellten auch ins heimische Büro umziehen lassen: "Wir haben damals alle in Urlaub befindlichen Kollegen zurückgeholt, um unsere Kunden bei der Umstellung zu unterstützen", erinnert sich Erlebach.
Ebenfalls viel zugemutet wurde den Mitarbeitern von Net at Work. Weil viele von ihnen von daheim arbeiteten, waren sie ständig live mit den Homeschooling-Problemen konfrontiert. "Hier versuchen wir mit viel Flexibilität etwa in der Gestaltung der Arbeitszeit zu helfen", so Firmenchef Uwe Ulbrich. Er hat aber auch einige Entwicklungen beobachtet, die bleiben werden, etwa den Trend zu mehr Videotelefonie oder die gestiegene Neigung, Remote-Termine statt Vor-Ort-Einsätze bei Kunden zu vereinbaren: "Dies funktioniert schon sehr gut, brachte aber auch Anpassungen bei der Arbeitsweise mit sich", sagt Ulbrich.
So führt Net at Work beispielsweise in regelmäßigen Abständen sogenannte Online-Stand-ups mit allen Mitarbeitern durch: "Es war und ist uns wichtig, immer transparent zu informieren", so Ulbrich weiter. Die Ergebnisse der "Great-Place-to-Work 2021"-Umfrage mitten im ersten Lockdown gaben dem Geschäftsführer noch weitere Hinweise, was er in der Führungskultur ändern sollte: "Generell ist es eine höhere Herausforderung, virtuell zu führen. Chaträume für themenspezifische Gruppen oder für die Projektteams sind dabei eine große Hilfe". Neu eingeführt wurde bei Net at Work eine "Digitale Kaffeeküche" in der alle Beschäftigten zwanglos miteinander ins Gespräch kommen: "Das tut vielen Mitarbeitern richtig gut", analysiert Ulbrich.
Umso wichtiger sind angenehme Arbeitsatmosphäre und kollegialer Umgang miteinander. Und das geht insbesondere bei der Vermittlung von Wissen innerhalb der Belegschaft. Hier gehen Systemhäuser oft ungewohnte Wege. So hat beispielsweise die Brandmauer IT GmbH bei zwei ihrer erfahrensten und bestbezahlten Mitarbeiter jeweils die Hälfte der Arbeitszeit für den Wissenstransfer innerhalb des Unternehmens reserviert.
Wissensvermittlung innerhalb des Unternehmens
"Diese beiden Kollegen sind jeweils halbtags für alle Fragen, Probleme und das Teaching in komplexen Themen ansprechbar", berichtet Volker Benz. Für den Geschäftsführer von Brandmauer IT steht dabei die fachliche Expertise im Fokus: "Eine disziplinarische Führung ist hier nicht zwingend notwendig. Unerfahrenere Kollegen benötigen Sparringspartner, die ihnen mit Ratund Tat helfen."
Diese zwei erfahrenen Mitarbeiter jeweils halbtags zu Schulungszwecken abzustellen, war laut Benz entscheidend, damit die jungen, weniger erfahrenen Kollegen nicht ständig Tickets stellen müssen. Weil sie nun keine Nachteile befürchten müssen, wenn sie sich des Öfteren über die Schulter schauen lassen und eine zweite Meinung einholen, sind sie eher bereit, Fragen zu stellen und sich damit fortlaufend weiterzubilden. Auch hochkomplexe Sachverhalte lassen sich dadurch leichter vermitteln, und in echten Projekten werden damit Fehlentwicklungen schon im Ansatz vermieden, so die Überzeugung des Brandmauer IT-Chefs.
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