
Private Cloud, Personal Cloud, Public Cloud. Was steckt wirklich hinter den Begriffen rund um die Cloud? Unsere FAQ gibt die Antworten.
von Wolfgang Sommergut (Betreiber der Online-Publikation WindowsPro)
Der Vorteil von Cloud-Services besteht vor allem darin, dass sie standardisierte Leistungen schneller und zu einem günstigeren Preis anbieten als die Unternehmen selbst dies mit ihrer internen IT können. Die Anbieter erreichen dies über eine hochgradige Automatisierung ihrer Rechenzentren und eine optimale Auslastung ihrer Ressourcen durch eine heterogene und global verteilte Nutzerschaft. Hinzu kommt eine Preisgestaltung, die zur Inanspruchnahme von Leistungen außerhalb der Spitzenzeit einlädt.
Welche Vorteile kann Cloud Computing bieten?
Für Anwender entfallen die sonst üblichen Anfangsinvestitionen (CAPEX), es entstehen nur laufende Kosten (OPEX) durch den Bezug der Cloud-Dienste. Außerdem verkürzt sich die Zeit zur Bereitstellung von IT-Ressourcen im Vergleich zur traditionellen Beschaffung erheblich, so dass Firmen auf neue Anforderungen schneller reagieren können.
Selbst einfache Hosting-Dienste werden mittlerweile als Cloud-Services verkauft. Welche Bedingungen sollten erfüllt sein, dass man von Cloud sprechen kann?
Folgt man unterschiedlichen Definitionen, dann zählen zu den wesentlichen Merkmalen einer Cloud:
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Elastizität: die vom Kunden benötigten Ressourcen werden bedarfsabhängig bereitgestellt, so dass Cloud-Services mit steigenden Anforderungen unbegrenzt skalieren und später nicht mehr benötigte Leistungen wieder freigeben.
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Nutzungsabhängige Abrechnung: Der Kunde bezahlt nur den tatsächlichen Ressourcenverbrauch. Zu diesem Zweck muss der Provider in der Lage sein, die konsumierte Rechenleistung, Speicherbelegung und Bandbreite exakt zu erfassen. Feste Gebühren, die sich nicht am Verbrauch orientieren, sind untrügliche Hinweise auf herkömmliches Hosting.
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Pay as you go: Cloud-Services sollten keine vertragliche Bindung erfordern, sondern sich kurzfristig per Kreditkarte buchen und bei Ende der Nutzung unverzüglich kündigen lassen.
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Selbstbedienung: Der Nutzer eines Cloud-Services sollte die benötigten Ressourcen über ein Self-Service-Portal selbst buchen und bereitstellen können.
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Mandantenfähigkeit: Wenn sich IT-Ressourcen von mehreren Anwendern gleichzeitig nutzen lassen und nicht wie beim Outsourcing dedizierte Hardware für jeden Kunden eingesetzt wird, dann verbessert das die Auslastung der Rechenzentren und reduziert die Preise.
Was versteht man unter IaaS, PaaS und SaaS?
Cloud-Services werden üblicherweise nach einem Schichtenmodell in IaaS, PaaS und SaaS unterteilt. Wie unterscheiden sich diese voneinander? Abhängig von der Ebene im IT-Stack, auf der ein Cloud-Service angesiedelt es, unterscheidet man zwischen Infrastructure as a Service (IaaS), Platform as a Service (PaaS) und Software as a Service (SaaS).
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Infrastructure as a Service (IaaS): Dieses Modell stellt grundlegende IT-Ressourcen wie Rechenleistung, Storage oder Netzwerkkapazitäten zur Verfügung. Der Anwender hat dabei die Kontrolle über Betriebssysteme und Anwendungen, er muss in der Regel die Infrastruktur selbst aus den benötigten Recheninstanzen und Speichern zusammenstellen.
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Platform as a Service (PaaS): Bei PaaS handelt es sich um einen Typ von Service, der ein Programmiermodell und Entwicklerwerkzeuge bereitstellt, um Cloud-basierte Anwendungen zu erstellen und auszuführen. Ein PaaS-Provider sollte alle benötigten Ressourcen wie Rechenleistung, Speicher, Netzwerk, Middleware wie Message Queuing oder Load Balancing und Datenbanken automatisch beim Deployment der Applikation zur Verfügung stellen und diese abhängig von den Anforderungen skalieren ("fabric"). Erwartet werden zudem eingebaute Monitoring-Funktionen, mit denen sich das Laufzeitverhalten der Anwendungen überwachen lässt.
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Software as a Service (SaaS): SaaS repräsentiert die oberste Schicht im Cloud-Modell, bei dem der Provider seine eigenen Anwendungen für die Benutzer bereitstellt. Darin unterscheidet sich SaaS vom Vorläufer ASP (Application Service Provider), bei dem die Dienstleister Applikationen von anderen Herstellern zur Miete anboten. Diese waren zumeist nicht mandantenfähig, während die Unterstützung für mehrere Mandanten bei SaaS die Regel ist.
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Der Kunde eines SaaS-Anbieters muss sich weder um die technische Infrastruktur noch um die Installation und die Updates der Anwendung kümmern. Diese erfolgen zentral durch den Provider, so dass den Nutzern stets die aktuelle Version der Software zur Verfügung steht.
Ist Virtualisierung eine Voraussetzung für die Cloud?
Virtualisierung wird zwar immer wieder als die Basistechnologie für Cloud Computing genannt, sie ist aber keine zwingende Voraussetzung dafür. Die Verteilung von Hardware-Ressourcen auf virtuelle Maschinen ist eine von mehreren möglichen Strategien, um Mandantenfähigkeit zu erreichen.
Gerade bei Software as a Service zeigen große Player, dass Virtualisierung keine Bedingung zur Bereitstellung von Cloud-Services ist. Weder Salesforce.com noch Google setzen sie ein, auch Facebook soll weitgehend ohne virtuelle Maschinen auskommen.
Der Einsatz von virtuellen Instanzen ist vor allem bei Infrastructure as a Service (IaaS) üblich. Sie erlauben eine Migration von Legacy-Anwendungen in die Cloud, ohne dass diese dafür modifiziert werden müssen.
Was versteht man unter einer Private Cloud?
Besonders die Anbieter von Virtualisierungssoftware trommeln in ihren Kampagnen derzeit für die Private Cloud. Was versteht man darunter? Eine einfache und häufig gebrauchte Definition für die Private Cloud lautet, dass sie die Konzepte und Technologien der Public Cloud auf die internen Rechenzentren der Unternehmen überträgt. Als hauptsächliche Gründe für die Einrichtung einer privaten Cloud werden Sicherheitsbedenken oder strenge gesetzliche Regulierungen für bestimmte Branchen genannt, die es nicht erlauben, Daten außer Haus zu geben.
Wenn Firmen Private Clouds einrichten, dann positioniert sich die IT-Abteilung gegenüber den internen Anwendern so wie ein Service Provider gegenüber seinen externen Kunden. Fachabteilungen sollen dann selbst in der Lage sein, über ein Self-Service-Portal die von ihnen benötigten Ressourcen zu buchen und sie umgehend in Anspruch zu nehmen. Auch die Gewährleistung von Service Levels und eine verbrauchsabhängige Abrechnung gehören zur Private Cloud.
Erfüllen Private Clouds tatsächlich alle wesentlichen Kriterien des Cloud-Konzepts?
Misst man die private Variante an der Definition von Cloud, dann fällt schnell auf, dass sie in einigen wesentlichen Punkten davon abweicht. Dazu zählt vor allem, dass nicht ein externer Provider die IT-Infrastruktur betreibt, sondern dass Firmen ganz traditionell von der Anschaffung der Hardware bis zum Management der Anwendungen alle Aufgaben selbst übernehmen müssen. Damit entfällt vor allem der ökonomische Vorteil, die Leistungen einer beliebig skalierbaren Infrastruktur bei Bedarf mieten zu können und dafür verbrauchsabhängig zu bezahlen. Statt nur OPEX stehen wieder die hohen Anschaffungskosten für die IT-Ausstattung an (CAPEX). Verloren gehen auch die Skaleneffekte der riesigen Data Center, die von einer großen Zahl an Benutzern optimal ausgelastet werden.
Außerdem beschäftigen sich die Unternehmen bei der Einrichtung von Private Clouds mit ganz anderen Fragen und Zielen als Service Provider, wenn diese einen Dienst im öffentlichen Internet aufbauen. Ganz oben auf der Liste steht bei Private Clouds die Forderung nach Kompatibilität mit allen vorhandenen Systemen. Im Gegensatz dazu geht es einem Provider einer öffentlichen Cloud vor allem darum, eine möglichst einfache, homogene, hoch automatisierbare und skalierbare Infrastruktur zu errichten.
Was versteht man unter einer Hybrid Cloud?
Mit der Ausbildung verschiedener Cloud-Varianten entstand die Idee, diese miteinander zu kombinieren. In erster Linie geht es dabei um die Verbindung von Public und Private Cloud. Hauptsächlicher Zweck dieser Kopplung ist die Anmietung von externen IT-Ressourcen bei Lastspitzen, so dass bei kurzfristigen Kapazitätsengpässen Workloads zu einem Public-Cloud-Provider ausgelagert werden können. Die Rede ist dabei vom so genannten Cloud Bursting.
Die Vorstellung vom bedarfsabhängigen Transfer virtueller Maschinen in die Rechenzentren eines Cloud-Providers hat ihren Reiz, weil dies Unternehmen den kostspieligen Ausbau ihrer IT-Infrastruktur für einige wenige Bedarfsspitzen pro Jahr erspart.
Welche Hindernisse stehen gegen die Einrichtung einer Hybrid Cloud?
Bei der Auslagerung von Workloads muss sichergestellt sein, dass nur weniger sensible Daten nach außen gelangen. Da ein Abfedern der Lastspitzen in der Regel nicht durch manuelle Migration von virtuellen Maschinen (VMs), sondern automatisch erfolgen soll, müssen also die Virtualisierungsplattform beziehungsweise ihre Management-Werkzeuge in der Lage sein, Anwendungen zu klassifizieren und anhand von Policies die Ausführung an bestimmten Standorten zuzulassen oder zu unterbinden.
Die größte Hürde für eine automatische Migration von Workloads zwischen Private und Public Cloud besteht in den fehlenden Standards für virtualisierte Umgebungen. Zwar lassen sich die Images zwischen den verschiedenen Systemen konvertieren, allerdings gehen dabei viele erweiterte Attribute verloren, beispielsweise Einstellungen für Security oder die lizenzrechtlich relevante Host-Affinity. Letztere soll zum Beispiel sicherstellen, dass jeder Host die notwendigen Lizenzen zum Betrieb der in der VM laufenden Software besitzt. Vor allem macht ein solcher Systemwechsel ein übergreifendes und transparentes Management zwischen intern und extern gehosteten Anwendungen unmöglich.
Aus diesem Grund verlangt das Cloud Bursting in der Private Cloud und in den Rechenzentren des externen Providers de facto die Plattform des gleichen Herstellers. VMware als führender Anbieter von Software für die Private Cloud baut zu diesem Zweck ein Netzwerk aus Hosting-Partnern auf, die seine Technologie einsetzen und so Workloads von VMware-Kunden aufnehmen können. Microsoft setzt zu diesem Zweck vor allem auf Azure.
Eine weitere Variante ist die Personal Cloud. Was soll man darunter verstehen?
Dieser Begriff beschreibt eine Entwicklung, bei der Anwendungen und Daten immer weniger an einen Rechner gebunden sind, sondern den Benutzern nach Möglichkeit überall und auf sämtlichen Geräten zur Verfügung stehen sollen. Das Konzept der Personal Cloud ist für viele Privatanwender längst Realität geworden, sie bedienen sich großzügig der zahlreichen meist kostenlosen oder günstigen Online-Services, um ihr digitales Leben zu organisieren.
Die Idee der von einem Gerät losgelösten und überall verfügbaren Daten und Anwendungen verfängt nicht nur bei Endverbrauchern, sondern ist auch in den Unternehmen angekommen. Hier manifestiert sich die sogenannte Konsumerisierung der IT, wenn Mitarbeiter ihre privaten Smartphones oder Tablets in die Arbeit mitbringen und Daten zwischen diesen Geräten und ihrem Firmen-Desktop austauschen möchten, beispielsweise um Kalender oder Mails zu synchronisieren.
Diese Lücke möchten mehrere Hersteller durch Synchronisierungs-Tools schließen, die den Enterprise-Ansprüchen genügen und der IT-Abteilung die Möglichkeit bieten, den Transfer von Daten zu kontrollieren. Daneben dient in Unternehmen auch die Desktop-Virtualisierung der Loslösung der Benutzerumgebung von physikalischen Geräten. Der zentral gehostete Desktop lässt sich auf zahlreichen Endgeräten abrufen, weil die Hersteller laufend neue Clients für diverse Endgeräte entwickeln.
(Computerwoche / rb)