Ratgeber für Reseller

Was Sie über 3D am Fernseher und am PC wissen sollten

10.05.2011
Alle reden von 3D, wenn es um Fernsehen und Blu-ray-Wiedergabe geht. Sollten Sie schon zugreifen oder lieber noch warten? Wir verraten, was die 3D-Zukunft bringt.

Alle reden von 3D, wenn es um Fernsehen und Blu-ray-Wiedergabe geht. Sollten Ihre Kunden schon zugreifen oder lieber noch warten? Wir verraten, was die 3D-Zukunft bringt.

Fernsehhersteller versprechen 3D-Kino-Erlebnisse im Wohnzimmer: Raumschiffe brausen um Ihre Ohren, Monster greifen aus dem Bildschirm heraus... Faszinierend, keine Frage: Doch das 3D-Vergnügen erfordert einen neuen Gerätepark. Um stereoskopische Bilder im Wohnzimmer zu erleben, brauchen Sie Geräte, die die 3D-Wiedergabe beherrschen: einen 3D-Fernseher, einen 3D-Blu-ray-Spieler und Blu-ray-Scheiben mit 3D-Filmen. Die 3D-Geräte geben natürlich auch 2D-Inhalte wieder.

Wenn man am PC oder Mobilrechner in die dritte Dimension abtauchen will, ist ein 3D-tauglicher Bildschirm oder ein 3D-Notebook erforderlich. Außerdem benötigen man eine 3D-Brille. Die 3D-Funktion kann außer bei der Playstation 3 bei keinem vorhandenen Gerät per Firmware nachgerüstet werden.

3D-Fernseher: Teuer, aber nicht nur wegen 3D
3D-Fernseher sind deutlich teurer als Geräte, die nur zweidimensionale Bilder zeigen. Je nach Bildschirmdiagonale kosten sie rund 300 bis 900 Euro mehr. Der Preisaufschlag geht nicht nur auf das Konto der 3D-Funktion. Die Hersteller bieten vielmehr 3D-Fernseher meist nur in einer höheren Preisklasse an. Daher bringen diese auch bessere 2D-Bilder als günstigere Geräte. Zum Beispiel nutzen die meisten 3D-Fernseher eine Bewegtbildoptimierung mit 200 beziehungsweise 240 Hz statt der üblichen 100-Hz-Technik. Außerdem glänzen sie mit Extras wie Internetzugriff und Netzwerkfähigkeit oder der Aufnahme auf USB-Festplatten, die am TV angeschlossen sind.

Derzeit bieten Hersteller wie LG, Panasonic, Samsung, Sharp, Sony und Toshiba 3D-Fernseher in LCD- oder Plasma-Technik ab 40 Zoll Bilddiagonale an. Die Listenpreise starten bei 1.400 Euro. Die notwendige 3D-Brille liegt jedoch bei fast keinem Fernseher bei. Die müssen für rund 120 Euro pro Stück extra gekauft werden. Die Straßenpreise für die Fernseher haben aber teilweise schon nachgegeben - es geht schon ab rund 900 Euro los. Bei einigen dieser Angebote sind außerdem zwei 3D-Brillen dabei.

3D-Filme auf Blu-ray-Disc: Noch sehr wenig Auswahl
Es werden schon einige 3D-Fernseher und -Blu-ray-Spieler angeboten. Das große Problem ist aber, dass es kaum 3D-Material gibt, das man auf diesen Geräten anschauen kann, zum Beispiel 3D-Filme auf Blu-ray-Disc. Vor allem Dokumentationen wie „IMAX: Grand Canyon Adventure“ oder Animationsfilme wie „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ und „Monster House“ gibt es derzeit zu kaufen.

Ein großes Ärgernis für Film-Fans: Viele attraktive 3D-Blu-ray-Discs bekommen Sie nur zusammen mit Geräten eines bestimmten Herstellers. Samsung verkauft zum Beispiel exklusiv die 3D-Version von „Monsters vs. Aliens“ im Paket mit zwei 3D-Brillen für 120 Euro. Auch „Drachenzähmen leicht gemacht“ und die Shrek-Filme wird es zunächst nur mit einem Samsung-Gerät zu kaufen geben. Auf ähnliche Koppelgeschäfte mit Panasonic beziehungsweise Sony müssen sich die Kunden einlassen, wenn sie Filme wie „Avatar“ oder „Alice im Wunderland“ als 3D-Blu-ray-Disc haben wollen.

Durch das MVC-Format enthält die 3D-Fassung einer Blu-ray-Disc immer auch die 2D-Version des Films. Wenn Ihre Klientel schon weiß, dass sie sich bald 3D-Geräte zulegen wollen, können sie daher schon zur 3D-Scheibe greifen. Meist weist die Disc nach dem Einlegen in einen normalen Blu-ray-Spieler darauf hin, dass kein 3D-Fernseher erkannt wurde, und bietet die 2D-Version zur Wiedergabe an. Das muss aber nicht so bleiben, denn die Film-Anbieter können die 2D-Wiedergabe unterbinden, was aber bei den derzeitig erhältlichen Scheiben nicht passiert.

Auf der sicheren Seite sind Käufer mit 2-Disc-Versionen eines Films wie „Kampf der Titanen“: Hier gibt es die 2D- und die 3D-Version jeweils auf einer eigenen Scheibe. Doch dieses Paket ist mit rund 35 Euro deutlich teurer als die kombinierte 2D/3D-Version auf einer Scheibe, die etwa 20 Euro kostet.

Vorsicht: Sie finden bei Amazon und anderen unter dem Stichwort „3D-Blu-ray“ auch Titel, die den 3D-Effekt mit dem schlechteren Anaglyphen-Verfahren erzielen. Aus den Angaben auf der Internetseite lässt sich dies auf den ersten Blick nicht erkennen: Diese Scheiben sind allerdings deutlich günstiger als 3D-Blu-ray-Discs. Außerdem liegen ihnen die notwendigen Billig-Brillen meist bei.

Fehlende Inhalte

Nicht nur das fehlende Film- und TV-Material, auch technische Unzulänglichkeiten sprechen noch gegen 3D im Wohnzimmer. Zum Beispiel kann beim 3D-Schauen so genanntes Übersprechen auftreten, das sich in Form von Geisterbildern bemerkbar macht: Ein Bild, das beispielsweise für das linke Auge bestimmt ist, kommt auch beim rechten Auge an. Sie sehen dann zwei leicht unterschiedliche Bilder, die sich überlagern. Das erschwert dem Auge die Fokussierung und verringert oder zerstört so den 3D-Effekt.

Die Ursache für Geisterbilder kann beim Fernseher liegen: Wenn der Schaltvorgang nicht schnell genug abgeschlossen ist, kann er die zwei abwechselnden 3D-Bilder nicht sauber getrennt darstellen. Häufiger ist aber die 3D-Brille das Problem: Sie muss die Gläser absolut synchron zum Bildwechsel auf dem Fernseher abdunkeln, um Geisterbilder zu verhindern. Selbst wenn das der Fall ist, kann es zu Geisterbildern kommen: Wenn der Zuschauer zum Beispiel den Kopf schräg hält, fällt das Licht des Fernsehers in einem so ungünstigen Winkel auf die Brille, dass das geschlossene Glas es nicht mehr komplett abschirmen kann: So kommt auch bei dem Auge ein Bild an, das eigentlich nichts sehen sollte.

Farbe, Kontrast und Helligkeit leiden beim 3D-Schauen ebenfalls, wenn man sich nicht in idealer Sitzposition auf dem Sofa platziert hat. Die Gläser der Shutter-Brillen arbeiten wie kleine LCDs und haben daher die gleichen Probleme mit der Blickwinkelabhängigkeit. Wer den Blick vom Fernsehbild abschweifen lässt, wird außerdem ein störendes Flimmern der Brillengläser wahrnehmen. Das liegt daran, dass das Umgebungslicht zum Beispiel von einer Lampe mit einer anderen Frequenz arbeitet als der Fernseher. Am besten dunkeln Sie daher das Zimmer, in dem Sie 3D-Filme anschauen wollen, möglichst gut ab.

Das hilft auch bei einem anderen 3D-Problem: Das Bild auf dem Fernseher wirkt nämlich im 3D-Betrieb dunkler. Grund: Während des Umschaltens zwischen dem linken und dem rechten Bild schaltet der Fernseher kurz schwarz. Beim Zuschauer kommt das als verringerte Helligkeit an. Wenn das Umgebungslicht reduziert wird, wirkt das Licht aus dem Fernseher wieder heller.

Viele Zuschauer finden es auch problematisch, die 3D-Brille längere Zeit zu tragen. Ärgerlich ist aber vor allem, dass Brille und Fernseher von unterschiedlichen Herstellern nicht zusammenarbeiten. Sie können also die Brille Ihres Sony-Fernsehers nicht zum Kinoabend bei einem Bekannten mitnehmen, der einen 3D-Fernseher von Panasonic besitzt. Denn die Brillen reagieren nur auf die Signale des Infrarot-Senders im herstellereigenen Fernseher. Zum anderen stimmen die Hersteller die Brillen auf die Farbeigenheiten der eigenen Fernseher ab.

Die Lösung dieses Problems könnten Universalbrillen sein. Der Hersteller Xpand wirbt damit, dass seine 3D-Brille X103 mit Fernsehern unterschiedlicher Hersteller funktioniert. Eine Liste kompatibler Geräte finden Sie auf der Internetseite. Die Brille war allerdings bis Redaktionsschluss in Deutschland noch nicht erhältlich.

Foto: Electronic Arts

Für Spieler sinnvoll: So funktioniert 3D am PC

Auch am PC oder Notebook können 3D-Effekte erlebt werden. Fast alle Hersteller setzen dabei derzeit auf die „3D-Vision“-Technik von Nvidia. Auch hier kommt eine Shutter-Brille zum Einsatz, die per Infrarot mit dem Notebook oder Bildschirm verbunden ist. Der Vorteil: Laut Nvidia lassen sich bereits mehrere hundert Spiele auf diese Weise stereoskopisch genießen. Der Grafikkartentreiber wandelt dabei 2D-Material in 3D um, indem er im Spiel statt einem jeweils zwei unterschiedliche Einzelbilder berechnet, also für jedes Auge eines, die nacheinander an den Bildschirm übertragen werden. Er zeigt sie dann abwechselnd an, während im gleichen Rhythmus die Brille jeweils ein Glas verdunkelt. Damit das flimmerfrei passiert, muss der Bildschirm eine Wiederholrate von 120 Hz unterstützen.

Da der Grafikchip doppelt rechnen muss, sinkt die Bildrate bei den meisten Spielen im 3D-Modus auf rund die Hälfte. Sie brauchen also eine sehr leistungsfähige Grafikkarte, damit auch aktuelle Spiele ruckelfrei laufen.

Der Tiefeneffekt funktioniert allerdings nicht in jedem Spiel gleich gut: Auf einer Internetseite bewertet Nvidia die Spiele hinsichtlich des 3D-Effekts. Das Siegel „3D Vision Ready“ bekommen nur Spiele, bei denen zum Beispiel auch Zwischensequenzen und Menüs stereoskopisch dargestellt werden. Auch 3D-Blu-ray-Discs können Sie auf einem passenden Bildschirm oder einem 3D-Notebook anschauen: Dazu benötigen man eine 3D-fähige Abspiel-Software wie Cyberlink Power DVD 10 Ultra Mark II.

Fazit: 3D kämpft noch mit Startproblemen
3D im Wohnzimmer steckt noch in den Kinderschuhen. Bei Fernsehern und Blu-ray-Spielern gibt es immerhin schon eine ordentliche Auswahl, wenngleich die Geräte noch deutlich teurer als 2D-Produkte sind. Die Preise werden aber wie bei jeder neuen Technik bald fallen. Wie HD in seinen Anfangstagen hat 3D derzeit das große Problem, dass es noch viel zu wenige Inhalte gibt, die dafür optimiert sind und den Zuschauer zum Umstieg bewegen könnten: 3D-Filme auf Blu-ray-Disc sind noch Mangelware, und viele attraktive Streifen sind gar nicht frei erhältlich. Im TV sieht’s nicht besser aus: Fernsehprogramm in 3D wird es bis auf weiteres nur bei Bezahlsendern geben.

Am PC und Notebook ist 3D dagegen schon jetzt sinnvoll, vor allem für Spieler. Allerdings kämpfen PC-Systeme wie Fernseher noch mit den Problemen der Shutterbrillen-Technik: Helligkeit und Kontrast sinken gegenüber dem 2D-Betrieb deutlich. Bis es aber fürs Wohnzimmer bezahlbare 3D-Geräte ohne Brille gibt, wird es noch Jahre dauern.

Die Sache mit den Codecs

Um 3D-Filme auf dem Fernseher anschauen zu können, muss auch der Zuspieler 3D-Technik besitzen. Derzeit gibt es einige Blu-ray-Spieler, die 3D-Videos abspielen können. Das Gerät muss neben den üblichen Blu-ray-Codecs MPEG-2, MPEG-4 AVC (H.264) und VC1 auch das neue Verfahren MPEG-4 MVC (Multiview Video Coding) beherrschen. In diesem sind die Filme auf einer 3D-Blu-ray-Disc gespeichert. Die Decoder-Chips in älteren Blu-ray-Spielern sind dafür nicht leistungsstark genug. Deshalb lassen sich ältere Geräte nicht per Software-Aktualisierung auf 3D-Niveau bringen.

Außerdem besitzen die 3D-Spieler einen HDMI-1.4-Anschluss für einen 3D-Fernseher. Wenn beide Geräte darüber verbunden sind, schalten sie sich automatisch in den 3D-Modus, sobald der Zuspieler 3D-Material an den Fernseher liefert. HDMI 1.4 ist aber keine unbedingte Voraussetzung: Auch HDMI-1.3-Geräte können stereoskopische Inhalte austauschen, sofern sie die übertragenen Inhalte entsprechend aufbereiten können, also 3D-fähig sind.

Neue HDMI-Kabel müssen für 3D nicht sein. Denn an Kabel oder Stecker ändert sich bei TV-Gerät und Zuspieler durch HDMI 1.4 nichts. Auch die maximal mögliche Bandbreite für die Übertragung bleibt genauso hoch wie bei Version 1.3. Muss man aber mehr als 5 Meter per Kabel überbrücken, sind so genannte High-Speed-Kabel (Kategorie 2) empfehlenswert. Nur spezielle HDMI-1.4-Funktionen erfordern neue Kabel. Dazu gehört zum Beispiel die Möglichkeit, über HDMI auch Netzwerkdaten zu übertragen.

Einen Sonderfall stellt die Sony Playstation 3 dar: Auf der Spielekonsole lassen sich Blu-ray-Scheiben abspielen, seit der Firmware-Version 3.50 vom September 2010 auch solche mit 3D-Inhalten. Im Gegensatz zu anderen Blu-ray-Spielern ist die Hardware der Playstation 3 leistungsfähig genug, so dass bei ihr eine Software-Aktualisierung genügt, um die 3D-Fähigkeit nachzurüsten. Daran, dass die Playstation 3 nur einen HDMI-Ausgang nach Version 1.3 besitzt, scheitert die Ausgabe von 3D-Bildern nicht.

3D-Fernsehsendungen

Auch 3D-Fernsehsendungen stehen noch am Anfang. Derzeit und bis auf weiteres werden Sie 3D-TV-Sendungen nur gegen Geld zu sehen bekommen: Der Bezahlsender Sky strahlt seit Oktober einen 3D-Kanal aus, auf dem er ausgewählte Filme, Sportereignisse und Dokumentationen zeigt. Der Sky-3D-Kanal ist momentan nur für Kunden des Sky-HD-Angebots und nur über Satellit oder das Kabelnetz von Kabel BW zu empfangen.

Sky strahlt das 3D-Angebot im Side-by-Side-Verfahren aus. Deshalb benötigen Sie keinen neuen Receiver, aber natürlich einen 3D-Fernseher mit passender Brille. In dessen Menü müssen Sie das Side-by-Side-Verfahren aktivieren, da die Receiver mangels HDMI-1.4-Ausgang dem TV nicht signalisieren können, welches 3D-Verfahren sie nutzen.

Auch die Telekom bietet über ihr Internetfernsehangebot „Entertain“ 3D-Filme an: Im Videoarchiv ließen sich bei Redaktionsschluss die beiden Filme „Kampf der Titanen“ und „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ für 5,99 Euro für 24 Stunden mieten.

Kostenlos kann man im Entertain-Videoarchiv mehrere Boxkämpfe sowie das Eröffnungsspiel der Eishockey-WM 2010 in 3D ansehen. Die Telekom plant 3D-Live-Übertragungen von Bundesligaspielen im Rahmen ihres Angebots „Liga Live“. Ins frei empfangbare Fernsehen wird 3D noch nicht so schnell einziehen: ARD und ZDF haben derzeit keine 3D-Pläne.

Der Beitrag basiert auf einem Artikel der ChannelPartner-Schwesterpublikation PC-Welt.