Snow Leopard ist Apples Name für Version 10.6 von Mac-OS X. Ausgeliefert wird das Betriebssystem wie bisher auf einer DVD. Doch es ist einiges anders, so dass die Installation wahrscheinlich risikoloser ist als bisher. Trotzdem empfehlen wir eine gründliche Vorbereitung und insbesondere ein Backup mit Time Machine oder einer anderen Software.
Guter Preis, aber nicht für alle
Der Preis des Updates von 29 Euro gilt für den wahrscheinlich häufigsten Fall: Besitzer eines Intel-Mac (siehe "Voraussetzungen"), die heute mit Version 10.5 des Betriebssystems arbeiten, erhalten für diesen Preis eine Lizenz für einen Mac.
Günstiger kommt man nur an das neue Betriebssystem, wenn man in der Zeit zwischen 8. Juni 2009 und 26. Dezember 2009 einen neuen Mac kauft, bei dem nur Version 10.5 in der Packung steckt. Dann liefert Apple im Rahmen des Austauschprogramms "Up-to-date" für 8,95 Euro die DVD. Diese Austauschmöglichkeit gilt auch für die Serverversion von Mac-OS X. (Ausgeschlossen im Kleingedruckten ist aber dieser günstige Tausch, wenn man einen gebrauchten oder generalüberholten Mac ("refurbished") bei Apple im Internet-Handel erwirbt.
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Erheblich teurer (voraussichtlich 169 Euro) wird der Wechsel, wenn man einen geeigneten Mac hat, dort aber noch mit Mac-OS X 10.4 arbeitet. Denn dann muss man das "Mac Box Set" erwerben, das neben dem Betriebssystem noch eine Lizenz von iLife 09 und iWork 09 enthält. Der Preis für diese Kombination steht noch nicht fest, aber wir gehen davon aus, dass er ähnlich hoch sein wird wie das gleichnamige Set, das heute die Lizenzen für iLife und iWork sowie Mac-OS X 10.5 enthält - eben jene 169 Euro.
Wer in einem Haushalt mehrere Macs hat, kann eine Fünfer-Lizenz erwerben (69 Euro als Update von 10.5); im Up-to-date-Programm genügt es, eine DVD zu bestellen und bei Apple das "Kopierrecht" für alle Macs zu beantragen, die auch nach dem 8. Juni 2009 gekauft wurden.
Vom Update ausgeschlossen
Die Installation von Mac-OS X 10.6 ist auf Macs mit Power-PC-Prozessor unmöglich; die bekannten Hintertürchen bleiben verschlossen.
Der Test mit einer Vorabversion von Mac-OS X 10.6 zeigt, dass die Installation lapidar scheitert, wenn der Mac die Voraussetzungen nicht erfüllt: Ein Mac mit Power-PC-Prozessor verweigert die Installation komplett "Sie können Mac-OS X Snow Leopard nicht auf diesem Computer installieren." (Wer unsicher ist, klickt mit der Maus auf das Apfel-Menü ganz links oben und wählt den Befehl "Über diesen Mac" - dann wird ein Fenster mit der Information über den Prozessor sichtbar).
Da wesentliche Teile des neuen Betriebssystems nur für Intel-Prozessoren geschrieben sind, gehen wir davon aus, dass es diesmal keine Hintertür gibt, durch die man das neue Betriebssystem auf einen "alten" Mac bringen kann - es gibt keinen Weg, um Intel-Software auf einem Power-Mac zu nutzen.
64-Bit-Software braucht einen passenden Prozessor
Quasi im Kleingedruckten hat Apple vermerkt, dass ein Teil der Beschleunigung, die Mac-OS X 10.6 bieten soll, nur erreicht wird, wenn der Prozessor 64 Bit pro Takt verarbeiten kann ("64-Bit-fähig").
Apple hat aber einen Teil der Intel-Macs (zum Beispiel alle Macbooks und Mac Mini, die bis September 2006 verkauft wurden) nur mit Prozessoren der Baureihe "Intel Core Solo" oder "Intel Core Duo" (Intel-interne Bezeichnung: "Yonah") verkauft, die genau diese 64-Bit-Fähigkeit nicht haben. Das bedeutet, dass man auf diesen Rechnern zwar das kommende Betriebssystem installieren kann, aber nicht denselben Geschwindigkeitszuwachs bekommt, wie auf den aktuellen Intel-Macs. Denn die aktuellen Macs enthalten Intel-Prozessoren der Baureihe "Core 2 Duo" und erst diese Baureihe enthält die 64-Bit-Fähigkeit.
Intel hat vor den Core-Prozessoren schon lange 64-Bit-Modelle verkauft; die meisten Pentium-Prozessoren zum Beispiel sind 64-Bit-fähig. Bei den Core-Prozessoren verzichtete Intel kurzzeitig auf diese Fähigkeit und konnte deshalb besonders stromsparende Prozessoren anbieten.
Wer unsicher ist und prüfen will, welcher Prozessor im Mac steckt, öffnet das Apfel-Menü und benutzt den ersten Befehl "Über diesen Mac". In diesem Fenster wird der Prozessor genannt. Steht dort "Core 2 Duo", ist der Mac 64-Bit-fähig. Nur dann kommt man in den Genuss der vollen 64-Bit-Beschleunigung, die Snow Leopard bieten wird.
TIPP Wer alle Details zu seinem Mac wissen will, sollte auf Apples Internet-Seiten nach "Technical Specifications" suchen (http://support.apple.com/specs/). Links oben ist auf dieser Seite ein Eingabefeld für die Suche in dieser Datenbank; tippt man dort die Seriennummer des Mac ein (die Seriennummer steht ebenfalls im Fenster "Über diesen Mac", wenn man zweimal mit der Maus auf die Zeile mit der Versionsnummer, beispielsweise "Version 10.5.7", klickt), erhält man die genaue Auflistung aller internen Komponenten des Mac. Ausgenommen sind aber Spezial-Macs, die vom Fachhändler oder von Apple mit besonderen Komponenten ausgestattet wurden.
Voraussetzungen laut Apple
Derzeit findet man nur auf den englischsprachigen Internet-Seiten von Apple detaillierte Informationen zu Mac-OS X 10.6
Auf den Internet-Seiten zu Snow Leopard nennt Apple die Minimalforderungen für die Installation von Mac-OS X 10.6:
- Mac mit Intel-Prozessor
- 1 GB Arbeitsspeicher
- 5 GB freier Speicherplatz auf der Festplatte
- DVD-Laufwerk
Wir empfehlen allerdings deutlich höhere Werte. Damit Mac-OS X ohne große Reibungsverluste läuft, sollte der Mac wenigstens 2 GB Arbeitsspeicher haben (4 GB, wenn man Virtualisierungssoftware wie Parallels Desktop oder Vmware Fusion nutzen will) und mindestens 10 GB (besser: 20 GB) freier Platz auf der Festplatte.
Im Kleingedruckten hat Apple weitere Hinweise gegeben:
- Die Wiedergabe von H.264-Filmen ist mit allen Macs möglich; aber nur mit der Grafikkarte Nvidia 9400M wird der Prozessor von der Rechenarbeit beim Entpacken befreit.
- Open CL (= die Auslagerung bestimmter Rechenaufgaben vom Prozessor an die Grafikkarte) funktioniert nur, wenn im Mac eine der folgenden Grafikkarten steckt:
- ATI Radeon 4850
- ATI Radeon 4870
- Nvidia Geforce 8600M GT
- Nvidia Geforce 8800 GT
- Nvidia Geforce 8800 GS
- Nvidia Geforce 9400M
- Nvidia Geforce 9600M GT
- Nvidia Geforce GT 120
- Nvidia Geforce GT 130
Neue Festplatte nicht nötig
"Mac-OS X 10.6 wird sich schneller installieren lassen und weniger Festplattenplatz benötigen", sagte Scott Forstall auf der Entwicklerkonferenz WWDC Anfang Juni 2009. Tests mit einer Vorabversion scheinen diese Aussagen zu bestätigen und in ersten Berichten ist die Rede davon, dass eine Neuinstallation tatsächlich 3 oder 4 GB weniger Platz auf der Festplatte benötigt, als die Neuinstallation von Mac-OS X 10.5.
Wer das Betriebssystem seines Mac aktualisiert (sprich: alle bisher vorhandenen Dateien in den Ordnern "System" und "Library" durch aktuellere ersetzen lässt), wird aber keinen großen Unterschied feststellen. Wir rechnen damit, dass das Installationsprogramm einen großen Teil der vorhandenen Druckertreiber von Mac-OS X 10.5 entfernt und lediglich jene auf der Festplatte lässt, die man tatsächlich braucht - sprich: jene Druckertreiber, die man für die Drucker nutzt, die in den Systemeinstellungen eingerichtet sind.
Wenn das Installationsprogramm tatsächlich die anderen Druckertreiber löscht, nimmt Mac-OS X 10.6 dann wahrscheinlich 1 bis 2 GB weniger Platz auf der Festplatte ein.
Dringend nötig ist ein Backup
Allerdings empfehlen wir, vor dem Wechsel eine aktuelle Sicherungskopie aller Daten anzulegen - inklusive Betriebssystem. Denn wenn Apple nicht noch etwas deutlich ändert, ist die Installation ohne Backup nicht rückgängig zu machen. Wenn etwas schief geht, ist dieses Backup der einzige Weg zurück zu einem funktionstüchtigen Mac inklusive aller Daten.
Am einfachsten ist unter Mac-OS X 10.5 das Backup mit Time Machine. Man schließt eine externe Festplatte an den Mac an (über USB, Firewire oder E-Sata) und wählt diese Festplatte dann in den Systemeinstellungen unter "Time Machine" aus. (Wer bisher noch nie ein Backup mit Time Machine erstellt hat, muss dann geraume Zeit warten - die Software sichert alle Dateien und Ordner der Startfestplatte, was vor allem bei USB-Festplatten mehrere Stunden dauern kann. (Alle folgenden Backups mit Time Machine sind aber schneller.) Statt die Festplatte direkt mit dem Mac zu verbinden, kann man sie über Ethernet oder WLAN erreichen, sprich: eine Netzfestplatte oder "NAS" verwenden.
TIPP Empfehlenswert für das NAS-Backup mit Time Machine ist aber nur Apples Time Capsule; allen anderen NAS-Modellen fehlt ein spezieller Befehl (im AFP-Protokoll: "Flush Cache"), der sicher stellt, dass die Daten wirklich auf der NAS-Festplatte gespeichert sind. Deshalb führt die Datensicherung mit Time Machine auf eine Netzfestplatte eines anderen Herstellers nach einigen Tagen, Wochen oder Monaten zu Fehlern in den Dateien und Ordnern. Und das führt dazu, dass Time Machine die NAS-Festplatte nicht mehr lesen kann. Deshalb raten wir dringend davon ab, eine NAS-Festplatte eines anderen Herstellers als Backup-Medium für Time Machine zu verwenden.
Eine Alternative zu Time Machine sind Programme, die eine Festplatte "klonen" können - sprich: eine identische Kopie einer Festplatte auf einer anderen erzeugen. Super Duper und Carbon Copy Cloner haben sich bei uns im Test bewährt. Bei beiden ist aber Voraussetzung, dass auf der externen Festplatte genügend freier Platz ist. Wir empfehlen, eine neue beziehungsweise leere externe Festplatte zu verwenden; dann entfallen alle Prüfungen, ob der Klonvorgang möglicherweise Daten auf der externen Festplatte überschreibt.
Weitsprung - Update von Mac-OS X 10.4.x
Wer am Intel-Mac noch mit Mac-OS X 10.4.x arbeitet, kann nur mit der genannten Klonsoftware (siehe Absatz oben "Eine Alternative zu Time Machine...") eine vollständige Kopie aller Daten erzeugen.
Das Update läuft dann ähnlich ab, wie beim Wechsel von Version 10.4 auf 10.5 - deshalb enthält die Heft-CD eine PDF-Datei mit allen Tipps für die Vorbereitung auf Mac-OS X 10.5, der aus Macwelt 11/2007 Seite 84 - 87 stammt. Wer diesen großen Wechsel angehen will, sollte diese Tipps lesen, da alle dort veröffentlichten Empfehlungen heute weiter gelten. Unklar ist bisher, wie Apple prüft, ob man auf dem Mac 10.4 oder 10.5 installiert hat. Apple hat in der Vergangenheit immer auf Schutzmechanismen verzichtet und die Vorabversionen enthalten keine Prüfsoftware.
Kein Archivieren
Interessant ist, dass Apple anscheinend das Installationsprogramm geändert hat - die Funktion "Archivieren und installieren" fehlt. Mit dieser Funktion konnte man Mac-OS X 10.5 so installieren, dass wichtige Dateien im Betriebssystem (und auf Wunsch auch in den Benutzerordnern) nicht überschrieben werden, sondern lediglich in den Ordner "Previous System" verschoben werden. Fehlte nach dem Update eine wichtige Datei, wurde man unter Mac-OS X 10.5 meistens in diesem Ordner fündig. Da diese Option aber fehlt, hat man mit Mac-OS X 10.6 nur noch zwei Möglichkeiten:
Die Testinstallation auf einer externen Festplatte oder die Aktualisierung der internen. Wir sprechen dabei von einer "Testinstallation", weil dieser Weg bedeutet, dass alle Daten und Programme auf der internen Festplatte erhalten bleiben. Empfehlenswert ist das, wenn man Snow Leopard erst testen möchte, zum Beispiel die Kompatibilität mit Software anderer Hersteller wie Microsoft Word oder Adobe Photoshop.
Die Regelinstallation dürfte aber die Aktualisierung sein, bei der lediglich die Dateien in den Ordnern "System" und "Library" überschrieben werden. Sobald Mac-OS X 10.6 fertig gestellt ist, werden wir diesen Aktualisierungsvorgang testen, damit klar ist, welche Dateien erhalten bleiben und welche überschrieben werden.
TIPP Apple hat mehrmals erwähnt, dass das Installationsprogramm von Snow Leopard prüft, ob auf dem Mac Software installiert ist, die "die Stabilität von Mac-OS X 10.6 gefährdet". Wir vermuten, dass damit Browser-Plug-ins wie Saft, Picture Lens, 1Password und andere Software gemeint ist, die eine Hintertür im Betriebssystem nutzt. Unklar ist aber, wie das Installationsprogramm auf solche Software reagieren wird. Wir vermuten, dass Apple wahrscheinlich alle derartigen Programme deaktiviert. Wer solche Software verwendet, sollte unbedingt vor der Installation von Mac-OS X 10.6 den Hersteller kontaktieren und klären, ob die Software nach dem Update weiter funktioniert.
Cloning - Interne Festplatte auf externe kopieren
Beim Klonen der Festplatte wird auf einem externen Speichermedium, in diesem Falle einer USB-2.0- oder Firewire-Festplatte, ein exaktes Abbild der internen Festplatte erzeugt. Jeder Intel-Mac lässt sich danach auch von der externen Festplatte booten.
Zum Cloning eignen sich die kostenlosen Programme Super Duper oder Carbon Copy Cloner. Der einfachste Weg zu einem bootfähigen Backup des Volumes führt über die Cloning-Funktion des Programms Super Duper von Shirt Pocket. (Dazu reicht bereits die unregistrierte Gratisversion.) Des weiteren benötigt man die externe Festplatte - formatiert als Mac-OS X Extended (Journaled) - mit ausreichend Speicherplatz.
Filevault muss ausgeschaltet sein
Wer Apples Verschlüsselungssoftware Filevault nutzt, muss zunächst einen neuen Benutzer (ohne Filevault) mit Administratorrechten anlegen und Super Duper von dort ausführen. Nach dem Start von Super Duper muss als Quelle unter "Copy" die Festplatte des Mac gewählt werden, als Ziel unter "to" die externe Festplatte. Unter "using" wählen Sie die Option "Backup - all files". Ein Klick auf "Copy now" startet das Klonen. Geduld ist gefordert. Nach dem Klonen ist der Mac neu zu starten: Man hält dabei die Wahltaste gedrückt und bootet dann vom externen Volume. Nach dem Start führt man eine Funktionsprüfung des neuen Speichers durch, alle Programme und Daten sollten vorhanden sein. Geht nach der Installation von Snow Leopard etwas schief, kann man von der externen Festplatte booten und hat Zugriff auf alle Daten. Das gilt aber nicht für Boot Camp: Wer damit Windows auf dem Mac nutzt, braucht eine eigene Sicherungssoftware für die Daten von Windows. mz/wm
Fazit
Wir gehen davon aus, dass die Erstinstallation von Snow Leopard gut funktioniert. Beim Update sind wir uns nicht sicher, ob danach Software wie Microsoft Word und Adobe Photoshop einwandfrei arbeitet. Wahrscheinlich ist, dass eine Reihe von Herstellern im September und Oktober 2009 Updates für ihre Produkte anbieten und so die Kompatibilität mit Mac-OS X 10.6 sicher stellen - der Aufwand dafür soll sich (laut Apple) in Grenzen halten. (Macwelt/haf)