Die Umstellung auf IP-Telefonie bietet Ihren Kunden viele Vorteile. Was Sie beim Umstieg beachten müssen, erklärt Eric Steger.*
Weltweit folgen Unternehmen derzeit dem wachsenden Trend, ihre herkömmlichen, auf TDM-Technologie basierenden Telefonsysteme in Unified Communications-Netzwerke (UC) auf IP-Basis umzuwandeln. Die Umstellung auf IP-Technologie bietet viele Vorteile - insbesondere die Reduzierung der Betriebskosten durch die Verbindung von Sprach- und Datennetzen und die Möglichkeit, neue, konvergierende Sprach- und Datendienste zu implementieren. Während dieser und andere Vorteile den Wechsel zu UC für Unternehmen jeglicher Größe zu einer attraktiven Alternative werden lassen, gibt es einige Aspekte, die beachtet werden müssen, um eine reibungslose Implementierung zu gewährleisten.
Reseller und System-Integratoren sollten sich über diese Aspekte und ihre Folgen völlig im Klaren sein, bevor sie ihren Kunden eine Migration von UC-Systemen anbieten. Dieser Artikel bietet eine Übersicht über die Haupthemen im Bereich "Implementierung von UC-Lösungen mit VoIP" und zeigt auf, welche Lösungsmöglichkeiten verfügbar sind.
Interoperabilität: Kein nahtloser Übergang?
Meistens bedeutet eine Installation von UC-Systemen, vor allem wenn sie mit VoIP-Diensten gekoppelt sind, dass Systeme und Equipment unterschiedlichster Hersteller zum Einsatz kommen. Reseller und Integratoren können diese "Multi-Vendor"-Systeme als "Best-of-Breed"-Lösungen anbieten und ermöglichen damit ihren Kunden die beste Auswahl an Funktionalitätsvariationen. Allerdings kann genau das auch einige Probleme im Bereich Interoperabilität bereiten. Denn es müssen nicht nur die neuen Elemente eines UC-Systems nahtlos ineinander übergehen, sondern es muss meist auch schon vorhandenes Kommunikationsequipment (auf TDM-basierende Nebenstellen, analoge Telefone bzw. Faxgeräte) in den Migrationsprozess mit einbezogen werden.
Oberflächlich betrachtet sollte die Interoperabilität zwischen UC- und VoIP-Elementen in einem Netzwerk eigentlich kein Problem darstellen. Während der letzten Jahre wurde das Session Initiation Protocol (SIP) zum Defacto-Standardprotokoll für Real-time-Kommunikation in IP-Netzwerken. Daher sollte eigentlich jedes Gerät, das dieses Protokoll unterstützt, automatisch auch mit jedem anderen SIP-Gerät kommunizieren können. Im Laufe der Zeit hat jedoch jeder Hersteller eine eigene SIP-Teilmenge implementiert, welche nicht unbedingt mit der Teilmenge eines anderen Herstellers übereinstimmen muss, obwohl beide Implementierungen verwenden, die dem SIP-Protokoll Standard entsprechen.
Für dieses Problem gibt es zwei Lösungen:
• Sicherstellen, dass die Geräte in Ihrer UC-Installation vollkommen interoperabel sind, auch wenn sie von unterschiedlichen Herstellern kommen. Dies kann lange Testphasen bedeuten, denen die Hersteller und Distributoren eventuell gar nicht zustimmen, weil sie keinen kommerziellen Nutzen davon haben.
• Einrichten eines Protokoll-Vermittlers zwischen den verschiedenen SIP-Implementierungen. Dieser ermöglicht die Kommunikation zwischen Geräten unterschiedlicher Hersteller, ohne die formellen Interoperabilität-Tests durchführen zu müssen.
Dieselben Fragen stellen sich bei den VoIP-Datenströmen. Von unterschiedlichen Herstellern können unterschiedliche Kompressions- und Paketierungs-Algorithmen (Codecs) zur Sprachübermittlung in Netzwerken verwendet werden. Wenn zum Beispiel zwei Endpunkte nicht die gleichen Codecs unterstützen, muss ein Transcoding-Vermittlungsgerät zwischengeschaltet werden, um die volle Interoperabilität im gesamten Netzwerk zu garantieren.
Herkömmliche Sprach- und Faxgeräte können in das neue UC-Umfeld integriert werden, indem man VoIP-Gateways einsetzt, die den traditionellen TDM-Datenverkehr in Standard-VoIP-Protokolle umwandeln. VoIP-Gateways gibt es in vielen verschiedenen Konfigurationen. Prinzipiell können sie in zwei Kategorien eingeteilt werden: kleine CPE-Geräte, um analoge beziehungsweise digitale Telefone, Nebenstellen und Faxgeräte miteinander zu verbinden, und größere Trunking-Gateways, die Firmen und Netzwerke mit dem öffentlichen Telefonnetz verbinden. Das letztere wird auch in einem vollkommen auf IP-basierenden UC-Umfeld immer noch als Backup-Lösung gebraucht, falls das Datennetzwerk nicht mehr verfügbar ist.
Überlebensfähigkeit: Auch ohne IP-Verbindung erreichbar
Das führt direkt zum nächsten Thema - die Überlebensfähigkeit. Einer der größten Vorteile von UC ist, Mitarbeiter an Remote-Arbeitsplätzen oder im Home Office transparent mit dem Netzwerk im Hauptsitz des Unternehmens verbinden zu können. Remote-Mitarbeiter können an ihren jeweiligen Arbeitsplätzen oder auch unterwegs genauso kontaktiert werden wie der Kollege, der direkt am Hauptsitz der Firma arbeitet.
Was aber passiert, wenn der Remote-Arbeiter seine IP-Verbindung wegen eines technischen Fehlers oder irgendeines anderen Ereignisses verliert und alle UC-Control-Server im Hauptsitz des Unternehmens stehen? In dieser Situation ist der Remote-Arbeitsplatz ohne jegliche Kommunikationsmöglichkeit, bis die Verbindung zum Hauptsitz wieder hergestellt ist.
Um gegen solche Eventualitäten gerüstet zu sein, ist es wichtig, im Remote-Büro Geräte verfügbar zu haben, die die Überlebensfähigkeit sichern. Wenn in einem Remote-Büro solche überlebensfähigen Geräte installiert werden, sind einfache Telefonate zwischen der Belegschaft innerhalb des Büros gewährleistet. Zusätzlich können durch den Einbau eines VoIP-Gateways mit PSTN-Fallback-Mechanismus ausgehende Anrufe automatisch über das herkömmliche Telefonnetz geroutet werden, obwohl die IP-Verbindung nicht verfügbar ist.
Sicherheit: Schutz vor Angriffen aufs Firmennetz
Der vielleicht wichtigste Punkt beim Thema "Wechsel zu UC und VoIP" ist die Gewährleistung der Datensicherheit. Da UC- und VoIP-Systeme auf IP-Basis aufbauen und somit über die gleichen Datennetzwerke laufen, die auch andere Unternehmen nutzen, sind sie Angriffen ausgesetzt, denen traditionelle Telefonnetze kaum ausgeliefert sind - etwa Denial of Service(DOS)-Attacken, Lauschangriffen, Betrug und VoIP-Spam.
Andere Datendienste können durch Standard-Firewalls geschützt werden. Da VoIP jedoch von SIP abhängig ist, bieten Standard-Firewalls nicht genügend Schutz für UC-Netzwerke. Sie sind nicht fähig, die Inhalte einer SIP-Nachricht zu analysieren - das ist jedoch eine grundlegende Voraussetzung, um verdächtige Handlungen zu verifizieren. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, ist es unumgänglich, eine spezielle Firewall für die Application-Layer, also einen sogenannten Enterprise Session Border Controller (E-SBC), zu installieren.
Der E-SBC bietet außerdem eine Vielzahl an anderen Funktionen wie Protokoll-Mediation, Medien-Transcoding und die Vereinfachung der Interoperabilität von VoIP unterschiedlicher Verkäufer und herkömmlichem TDM-Equipment. Was die Sicherheit von VoIP betrifft, bietet der E-SBC unter anderem Call Admission Control, Schutz vor DOS-Attacken, Topology-Hiding (Verbergen der unternehmensinternen Struktur eines VoIP-Netzwerkes) und die Verschlüsselung von Signal- und Medienströmen. In einem Multi-Vendor-Umfeld macht der E-SBC es möglich, Systeme verschiedener Verkäufer nahtlos miteinander kommunizieren zu lassen. Gleichzeitig bietet er Schutz und gewährleistet verlässliche Konnektivität zu externen SIP-Trunking-Providern.
Fazit
Moderne UC- und VoIP-Systeme bieten eine Fülle an neuen Möglichkeiten für die Datenkommunikation in Unternehmen. Um jedoch die erfolgreiche Implementierung eines neuen UC-Systems sicherzustellen, müssen Faktoren wie Interoperabilität, Überlebensfähigkeit und Sicherheit in Betracht gezogen werden. Reseller und Integratoren müssen eine intelligente Produktauswahl treffen, damit sie ihren Kunden zuverlässige Best-of-Breed-Lösungen anbieten können.
Hersteller wie AudioCodes bietet eine große Auswahl an VoIP-Produkten, einschließlich der E-SBCs und einer ganzen Reihe von skalierbaren analogen und digitalen VoIP-Gateways, die in Unternehmensnetzwerken weltweit zum Einsatz kommen. Sie arbeiten dabei eng mit führenden Unternehmen im Bereich UC wie Microsoft, Avaya und Alcatel-Lucent zusammen, um voll interoperable und universelle UC-Lösungen anbieten zu können. (haf)
*Eric Steger ist Director of Sales DACH bei AudioCodes