Ratgeber für Reseller

Was Sie bei VoIP und UC-Installationen beachten müssen

23.06.2011
Die Umstellung auf IP-Telefonie bietet Ihren Kunden viele Vorteile. Was Sie beim Umstieg beachten müssen, erklärt Eric Steger.*

Die Umstellung auf IP-Telefonie bietet Ihren Kunden viele Vorteile. Was Sie beim Umstieg beachten müssen, erklärt Eric Steger.*

Weltweit folgen Unternehmen derzeit dem wachsenden Trend, ihre herkömmlichen, auf TDM-Technologie basierenden Telefonsysteme in Unified Communications-Netzwerke (UC) auf IP-Basis umzuwandeln. Die Umstellung auf IP-Technologie bietet viele Vorteile - insbesondere die Reduzierung der Betriebskosten durch die Verbindung von Sprach- und Datennetzen und die Möglichkeit, neue, konvergierende Sprach- und Datendienste zu implementieren. Während dieser und andere Vorteile den Wechsel zu UC für Unternehmen jeglicher Größe zu einer attraktiven Alternative werden lassen, gibt es einige Aspekte, die beachtet werden müssen, um eine reibungslose Implementierung zu gewährleisten.

Reseller und System-Integratoren sollten sich über diese Aspekte und ihre Folgen völlig im Klaren sein, bevor sie ihren Kunden eine Migration von UC-Systemen anbieten. Dieser Artikel bietet eine Übersicht über die Haupthemen im Bereich "Implementierung von UC-Lösungen mit VoIP" und zeigt auf, welche Lösungsmöglichkeiten verfügbar sind.

Interoperabilität: Kein nahtloser Übergang?

Meistens bedeutet eine Installation von UC-Systemen, vor allem wenn sie mit VoIP-Diensten gekoppelt sind, dass Systeme und Equipment unterschiedlichster Hersteller zum Einsatz kommen. Reseller und Integratoren können diese "Multi-Vendor"-Systeme als "Best-of-Breed"-Lösungen anbieten und ermöglichen damit ihren Kunden die beste Auswahl an Funktionalitätsvariationen. Allerdings kann genau das auch einige Probleme im Bereich Interoperabilität bereiten. Denn es müssen nicht nur die neuen Elemente eines UC-Systems nahtlos ineinander übergehen, sondern es muss meist auch schon vorhandenes Kommunikationsequipment (auf TDM-basierende Nebenstellen, analoge Telefone bzw. Faxgeräte) in den Migrationsprozess mit einbezogen werden.

Oberflächlich betrachtet sollte die Interoperabilität zwischen UC- und VoIP-Elementen in einem Netzwerk eigentlich kein Problem darstellen. Während der letzten Jahre wurde das Session Initiation Protocol (SIP) zum Defacto-Standardprotokoll für Real-time-Kommunikation in IP-Netzwerken. Daher sollte eigentlich jedes Gerät, das dieses Protokoll unterstützt, automatisch auch mit jedem anderen SIP-Gerät kommunizieren können. Im Laufe der Zeit hat jedoch jeder Hersteller eine eigene SIP-Teilmenge implementiert, welche nicht unbedingt mit der Teilmenge eines anderen Herstellers übereinstimmen muss, obwohl beide Implementierungen verwenden, die dem SIP-Protokoll Standard entsprechen.

Für dieses Problem gibt es zwei Lösungen:

• Sicherstellen, dass die Geräte in Ihrer UC-Installation vollkommen interoperabel sind, auch wenn sie von unterschiedlichen Herstellern kommen. Dies kann lange Testphasen bedeuten, denen die Hersteller und Distributoren eventuell gar nicht zustimmen, weil sie keinen kommerziellen Nutzen davon haben.

• Einrichten eines Protokoll-Vermittlers zwischen den verschiedenen SIP-Implementierungen. Dieser ermöglicht die Kommunikation zwischen Geräten unterschiedlicher Hersteller, ohne die formellen Interoperabilität-Tests durchführen zu müssen.

Dieselben Fragen stellen sich bei den VoIP-Datenströmen. Von unterschiedlichen Herstellern können unterschiedliche Kompressions- und Paketierungs-Algorithmen (Codecs) zur Sprachübermittlung in Netzwerken verwendet werden. Wenn zum Beispiel zwei Endpunkte nicht die gleichen Codecs unterstützen, muss ein Transcoding-Vermittlungsgerät zwischengeschaltet werden, um die volle Interoperabilität im gesamten Netzwerk zu garantieren.

Herkömmliche Sprach- und Faxgeräte können in das neue UC-Umfeld integriert werden, indem man VoIP-Gateways einsetzt, die den traditionellen TDM-Datenverkehr in Standard-VoIP-Protokolle umwandeln. VoIP-Gateways gibt es in vielen verschiedenen Konfigurationen. Prinzipiell können sie in zwei Kategorien eingeteilt werden: kleine CPE-Geräte, um analoge beziehungsweise digitale Telefone, Nebenstellen und Faxgeräte miteinander zu verbinden, und größere Trunking-Gateways, die Firmen und Netzwerke mit dem öffentlichen Telefonnetz verbinden. Das letztere wird auch in einem vollkommen auf IP-basierenden UC-Umfeld immer noch als Backup-Lösung gebraucht, falls das Datennetzwerk nicht mehr verfügbar ist.

Überlebensfähigkeit: Auch ohne IP-Verbindung erreichbar

Das führt direkt zum nächsten Thema - die Überlebensfähigkeit. Einer der größten Vorteile von UC ist, Mitarbeiter an Remote-Arbeitsplätzen oder im Home Office transparent mit dem Netzwerk im Hauptsitz des Unternehmens verbinden zu können. Remote-Mitarbeiter können an ihren jeweiligen Arbeitsplätzen oder auch unterwegs genauso kontaktiert werden wie der Kollege, der direkt am Hauptsitz der Firma arbeitet.

In den vergangenen zwölf Monaten haben viele Unternehmen Erfahrungen mit Social-Media-Tools gesammelt. Es wurde getestet, wie und in welchen Bereichen sich diese Kommunikationswerkzeuge vorteilhaft für den Geschäftsbetrieb einsetzen lassen. Die Berufseinsteiger der Generation Internet haben dazu einen entscheidenden Anteil beigetragen, denn sie nutzen Social-Media-Plattformen zur optimalen Vernetzung mit Freunden und Bekannten. Unternehmen werden diese Erfahrungen vermehrt aufgreifen und nun ihrerseits Social-Media- und Web-2.0-Tools im Marketing, Vertrieb und Customer Support einsetzen, um Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner besser einzubinden.
Berufseinsteiger, die mit dem Web und einer großen Bandbreite mobiler Endgeräte aufgewachsen sind, wollen die Kommunikations-Tools, die sie privat verwenden, auch im Job einsetzen. Einige Unternehmen gehen so weit und erlauben die Verwendung privater Smartphones und anderer Systeme. Die Ausstattung der Arbeitsplätze verändert sich damit noch einmal massiv. Die Heterogenität wird deutlich steigen. Heutige Berufseinsteiger nutzen die unterschiedlichsten mobilen Endgeräte, sie sind immer online und greifen auf Daten jeder Art zu. Unternehmen müssen daher ein gut ausbalanciertes IT-Sicherheitskonzept etablieren - nach dem Motto "so viel individuelle Freiheit wie möglich und gleichzeitig so viel Sicherheit wie notwendig".
Die Nutzung von UCC als Cloud-Service wird sich in diesem Jahr verstärkt durchsetzen. Ohne Investitionen in die eigene Infrastruktur beziehen Unternehmen alle UCC-Funktionen sehr flexibel als Dienstleistung und können diese monatlich pro Anwender oder volumenbasiert ohne feste Laufzeit abrechnen. Einer der wichtigsten Vorteile ist das "Pay-as-you-use"-Modell. Durch die nutzungsbezogene Abrechnung werden die ansonsten durch den Erwerb von Hardware und Softwarelizenzen entstehenden Fixkosten in variable Kosten umgewandelt. Gerade in der heutigen Zeit, wo Unternehmen mit einem stagnierenden oder rückläufigen IT-Budget auskommen müssen, ist die Kostenersparnis und Flexibilität ein zentrales Motiv.
Angesichts zunehmend mobiler Arbeitsweisen etablieren sich Smartphones mit den unterschiedlichsten Betriebssystemen als wichtige Business-Tools. Mit einer aktuellen Lösung für Enterprise Fixed Mobile Convergence (eFMC) erhalten mobile Mitarbeiter jederzeit und überall Zugriff auf unternehmenskritische Applikationen. Anwender sind immer mit dem am besten verfügbaren Netz (Enterprise WLAN, Mobilfunk, Hotspot unterwegs oder einem drahtlosen Netz im Home Office) verbunden. Durch eine wirksame Verschlüsselung der Verbindung bleibt die Vertraulichkeit und Sicherheit gewährleistet. Für die Außendienstmitarbeiter bedeutet eFMC, dass sie keine komplexen VPN-Lösungen konfigurieren müssen, sondern die Vorteile der automatischen und nahtlosen Sicherheit nutzen können, für die mobile Geräte von heute optimiert sind.
Für die Weiterentwicklung der IT, deren Betrieb und ebenso für die TK-Lösung war in der Vergangenheit nahezu naturgemäß einzig die IT-Abteilung zuständig. Hier hat sich schon seit einiger Zeit ein Wandel vollzogen. Bei vielen Projekten und der Einführung neuer Kommunikationstechnologien ging die Initiative von den Fachabteilungen aus. Dieser Trend wird sich 2011 noch verstärken. Vor allem dort, wo die vorhandenen und teils veralteten Kommunikations-Tools mit dem schnell wachsenden Bedarf nicht mehr mithalten können, fordern die Fachabteilungen rasch deutliche Verbesserungen. Die IT-Abteilung hat dann die Aufgabe, die dazu notwendige technologische Infrastruktur zu konzipieren und entweder selbst oder über einen qualifizierten Dienstleister bereitzustellen.

Was aber passiert, wenn der Remote-Arbeiter seine IP-Verbindung wegen eines technischen Fehlers oder irgendeines anderen Ereignisses verliert und alle UC-Control-Server im Hauptsitz des Unternehmens stehen? In dieser Situation ist der Remote-Arbeitsplatz ohne jegliche Kommunikationsmöglichkeit, bis die Verbindung zum Hauptsitz wieder hergestellt ist.

Um gegen solche Eventualitäten gerüstet zu sein, ist es wichtig, im Remote-Büro Geräte verfügbar zu haben, die die Überlebensfähigkeit sichern. Wenn in einem Remote-Büro solche überlebensfähigen Geräte installiert werden, sind einfache Telefonate zwischen der Belegschaft innerhalb des Büros gewährleistet. Zusätzlich können durch den Einbau eines VoIP-Gateways mit PSTN-Fallback-Mechanismus ausgehende Anrufe automatisch über das herkömmliche Telefonnetz geroutet werden, obwohl die IP-Verbindung nicht verfügbar ist.

Sicherheit: Schutz vor Angriffen aufs Firmennetz

Der vielleicht wichtigste Punkt beim Thema "Wechsel zu UC und VoIP" ist die Gewährleistung der Datensicherheit. Da UC- und VoIP-Systeme auf IP-Basis aufbauen und somit über die gleichen Datennetzwerke laufen, die auch andere Unternehmen nutzen, sind sie Angriffen ausgesetzt, denen traditionelle Telefonnetze kaum ausgeliefert sind - etwa Denial of Service(DOS)-Attacken, Lauschangriffen, Betrug und VoIP-Spam.

Andere Datendienste können durch Standard-Firewalls geschützt werden. Da VoIP jedoch von SIP abhängig ist, bieten Standard-Firewalls nicht genügend Schutz für UC-Netzwerke. Sie sind nicht fähig, die Inhalte einer SIP-Nachricht zu analysieren - das ist jedoch eine grundlegende Voraussetzung, um verdächtige Handlungen zu verifizieren. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, ist es unumgänglich, eine spezielle Firewall für die Application-Layer, also einen sogenannten Enterprise Session Border Controller (E-SBC), zu installieren.

Der E-SBC bietet außerdem eine Vielzahl an anderen Funktionen wie Protokoll-Mediation, Medien-Transcoding und die Vereinfachung der Interoperabilität von VoIP unterschiedlicher Verkäufer und herkömmlichem TDM-Equipment. Was die Sicherheit von VoIP betrifft, bietet der E-SBC unter anderem Call Admission Control, Schutz vor DOS-Attacken, Topology-Hiding (Verbergen der unternehmensinternen Struktur eines VoIP-Netzwerkes) und die Verschlüsselung von Signal- und Medienströmen. In einem Multi-Vendor-Umfeld macht der E-SBC es möglich, Systeme verschiedener Verkäufer nahtlos miteinander kommunizieren zu lassen. Gleichzeitig bietet er Schutz und gewährleistet verlässliche Konnektivität zu externen SIP-Trunking-Providern.

Fazit

Moderne UC- und VoIP-Systeme bieten eine Fülle an neuen Möglichkeiten für die Datenkommunikation in Unternehmen. Um jedoch die erfolgreiche Implementierung eines neuen UC-Systems sicherzustellen, müssen Faktoren wie Interoperabilität, Überlebensfähigkeit und Sicherheit in Betracht gezogen werden. Reseller und Integratoren müssen eine intelligente Produktauswahl treffen, damit sie ihren Kunden zuverlässige Best-of-Breed-Lösungen anbieten können.

Rund 53 Prozent der befragten Unternehmen verfügen bereits über eine konvergente IP-Infrastruktur.
Unternehmen wollen in den kommenden zwei Jahren vor allem in IP-Telefone und Infrastruktur investieren.
Zusammenarbeit (Collaboration), Computer-Telefonie-Integration (CTI) und Audio-Konferenzen sind die Haupteinsatzgebiete für UCC.
Wenn unternehmen in UCC-Funktionen investieren, wollen sie vor allem die Zusammenarbeit verbessern.
Noch immer gibt es Vorbehalte gegenüber UCC.
Bei der Planung und Umsetzung von UCC-Projekten werden zunehmend auch die Fachabteilungen einbezogen.
Nur nutzerfreundliche UCC-Lösungen haben eine Chance auf Akzeptanz.
Unternehmen setzen bei UCC-Projekten auf den ITK-Fachhandel.

Hersteller wie AudioCodes bietet eine große Auswahl an VoIP-Produkten, einschließlich der E-SBCs und einer ganzen Reihe von skalierbaren analogen und digitalen VoIP-Gateways, die in Unternehmensnetzwerken weltweit zum Einsatz kommen. Sie arbeiten dabei eng mit führenden Unternehmen im Bereich UC wie Microsoft, Avaya und Alcatel-Lucent zusammen, um voll interoperable und universelle UC-Lösungen anbieten zu können. (haf)

*Eric Steger ist Director of Sales DACH bei AudioCodes