Für diese Branche muss der Begriff Burnout erfunden worden sein: 60 Prozent der IT-Fachleute klagen über Müdigkeit, 36 zusätzlich über Schlafstörungen. Von anderen Erwerbstätigen fühlen sich dagegen nur 17 Prozent müde, 16 Prozent können nicht schlafen. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen hervor.
Weiter im Text: 25 Prozent der IT-ler haben Magenweh, 23 Prozent leiden unter Ohrgeräuschen. Das können nur elf Prozent (Magenschmerzen) beziehungsweise fünfeinhalb Prozent (Ohrgeräusche) der anderen Berufsgruppen nachempfinden.
Die Befragung ist Teil einer größer angelegten Forschungsarbeit über Möglichkeiten, das Arbeitsleben von IT-Fachkräften gesünder zu gestalten. Ein Ziel des Projektes "Demografischer Wandel und Prävention in der IT", das im Mai 2010 abgeschlossen sein soll, ist die Entwicklung "Risikogruppen-gerechter Präventionsangebote".
Die scheinen nötig: IT-ler können nicht abschalten, haben keine Zeit für Hobbys und die Arbeit wächst ihnen über den Kopf. Dabei teilen die Wissenschaftler ihre Untersuchungspersonen in drei Gruppen ein: Die im Konzern arbeiten, die bei der IT-Tochter tätig sind und Beschäftigte aus kleinen und mittleren Unternehmen. Letztere haben den größten Stress.
So zeigt sich, dass vor allem IT-ler aus kleinen Betrieben Zeit für Hobbys vermissen (46 Prozent). Unter den Beschäftigten in der Konzern-IT sagen das "nur" 35 Prozent, unter den Mitarbeitern bei der IT-Tochter 29 Prozent.
Auch in puncto "nicht abschalten können" sind Fachkräfte aus Kleinbetrieben mit 42 Prozent der Nennungen besonders gestresst. Von den Konzern-IT-lern fühlen sich 30 Prozent betroffen und von denen bei der IT-Tochter 28 Prozent.
Allerdings sind sich alle Befragten nahezu darin einig, dass sie ihren Job auf Dauer nicht durchhalten. Hier liegen die Konzern-IT-ler mit 32 Prozent der Nennungen nur leicht vor den Übrigen mit jeweils 28 Prozent.
Unternehmen müssen Projektleiter auf ihre Aufgaben vorbereiten
Was genau macht den Menschen zu schaffen? Es ist ein ganzes Bündel an Faktoren: Widersprüchliche Aufgaben, Zeitdruck, Synchronisationsprobleme, emotionale Komponenten und anderes. Die Flexibilität, die im Arbeitsleben vorausgesetzt wird - frühere Teamplayer werden zu Projektleitern, andere managen ständig mehrere Projekte parallel oder ihre Aufgaben ändern sich häufig - setzt die IT-Fachleute unter Druck.
Das Institut für Arbeit und Qualifikation rät Unternehmen daher, Projektleiter in Seminaren auf das Einfinden in ihre Rolle und die Klärung ihrer Aufgaben vorzubereiten. Gerade junge Projektleiter sollten einen Mentor an ihrer Seite haben.
Grundsätzlich sollte niemand in mehr als zwei Projekten gleichzeitig arbeiten. Wer noch Kapazität hat, weitet besser seine Aufgaben innerhalb dieser beiden Projekte aus, statt noch auf einer dritten Baustelle anzupacken.
Herausforderung Gesundheitsförderung: Bedarfe und Best practices in der IT
Anja Gerlmaier und Erich Latniak vom Institut für Arbeit und Qualifikation an der Uni Duisburg-Essen haben die ersten Zwischenergebnisse des Projektes "Demografischer Wandel und Prävention in der IT" unter dem Titel "Herausforderung Gesundheitsförderung: Bedarfe und Best practices in der IT" zusammengefasst. Sie basieren auf den Angaben von rund 300 IT-Fachleuten. cio/(bw)