Es gibt nichts, was IBM nicht macht, heißt es in der IT-Branche. Daher mischt auch Big Blue kräftig mit, wenn es um das Hype-Thema Cloud Computing geht. Eine Säule der Cloud-Strategie sind die Software-Technologien, die in der Datenwolke bereit gestellt werden. Dabei konzentriert sich IBM auf die Produkte seiner Collaboration-Sparte Lotus. Das erscheint sinnvoll, schließlich sind Collaboration-Anwendungen wie E-Mail oder Webkonferenzen prädestiniert für das Cloud Computing. Entsprechende Angebote sind in großer Zahl und schon seit vielen Jahren auf dem Markt. Andere Software-Produkte von IBM wie Business-Intelligence-Systeme sind im Vergleich dazu eher weniger geeignet, um sie in die Datenwolke zu stellen.
Lotus-Produkte lassen sich in der Cloud bunt miteinander mischen
Mit dem Lotus-Portfolio bietet IBM einen ganzen Bauchladen an Technologien, mit denen Unternehmen die Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb der Firmenmauern verbessern können - vom Mail-System bis zu Web-2.0-Anwendungen. Ebenso vielfältig ist auch das Cloud-Angebot unter dem Namen LotusLive. Die verschiedenen Produkte lassen sich sehr vielfältig miteinander kombinieren.
Wer alle Möglichkeiten ausschöpfen möchte, kann die komplette LotusLive Collaboration Suite nutzen. Sie vereint Funktionen für E-Mail, Kalender, Instant Messaging, Webkonferenzen, File-Sharing und soziales Netzwerken. Eine etwas abgespeckte Variante stellt die Suite mit Collaboration und Webmail dar. Sie bietet alle Funktionen der vollständigen Suite außer der Möglichkeit, Online-Besprechungen durchzuführen.
Auf die digitale Post beschränkt sich dagegen LotusLive Notes. Anwender können über den Mail-Client Lotus Notes auf Lotus Domino E-Mail- und Kalender-Server zugreifen, die von IBM gehostet werden. Mobile Endgeräte lassen sich mit dem Lotus Notes Traveler sowie dem Blackberry Enterprise Server anbinden. Ein webbasierter Mail- und Kalenderservice ist dagegen LotusLive iNotes.
Da IBM in Social Software die zukunftsträchtige Kommunikationsform sieht, stellt der Anbieter mit LotusLive Connections ein Cloud-Paket zur Verfügung, das die entsprechenden Technologien zusammenfasst. Enthalten sind unter anderem Werkzeuge für soziale Netzwerke, Instant Messaging, den Austausch von Dateien, das Management gemeinsamer Aufgaben (Aktivitäten) und das Projektmanagement.
Ein Cloud-Service, um ausschließlich Online-Besprechungen durchzuführen, ist LotusLive Meetings. Wer diesen Dienst um Eventmanagement erweitern möchte, kann LotusLive Events nutzen. Zu den Möglichkeiten, die das Eventmanagement bietet, gehören zum Beispiel automatische E-Mailankündigungen.
Die Funktionen von Connections und Meetings führt der Cloud-Dienst LotusLive Engage zusammen. Dabei können externe Teilnehmer über einen kostenlosen Gastzugang eingebunden werden. Die Community-Funktion umfasst Dienste wie File-Sharing, Diskussion, Aktivitäten und Bookmark-Verwaltung für Gruppen.
Salesforce.com CRM mit LotusLive integriert
Salesforce.com CRM mit LotusLive integriert IBM kooperiert zudem mit anderen Anbietern, um seinem Cloud-Angebot weitere Werkzeuge hinzuzufügen. Unter anderem haben die Nutzer des CRM-Cloud-Spezialisten Salesforce.com die Möglichkeit, ihre Kunden mithilfe von LotusLive zu einer Präsentation oder Besprechung einzuladen. Ebenso kooperiert IBM mit SugarCRM, einem Anbieter von quelloffenem Kundenbeziehungsmanagement.
Wer während seiner Collaboration-Session auch telefonieren möchte, kann von LotusLive aus auf die Dienste von Skype zugreifen. Mit LotusLive lassen sich außerdem auch Pakete verschicken. Dafür kann das IBM-Angebot mit Services des Postzustellers UPS verknüpft werden.
Weitere Integrationen verbinden das Lotus-Cloud-Angebot unter anderem mit der E-Signatur-Software von Silanis, dem Archivierungs-Service von Sonian, dem Kalenderdienst Tungle sowie Vondle-Live, einem Werkzeug für das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten.
Cloud-Anwendungen testen mit LotusLive Labs
Daneben nutzt IBM sein Cloud-Angebot auch, um Anwendern den Zugang zu neuen Technologien zu ermöglichen. Unter LotusLive Labs können Cloud-Anwendungen getestet werden, die quasi gerade die Entwicklungslabors verlassen haben. Zu den Software-Tools, die zur Zeit verfügbar sind, zählt zum Beispiel Collaborative Recorded Meetings. Dieser Serice zeichnet Online-Meetings auf und erzeugt aus Präsentationen sowie Audio- und Videoaufzeichnungen automatisch ein Protokoll.
LotusLive Symphony ist eine webbasierte Variante von IBMs gleichnamiger Büro-Suite. Der Dienst stellt Online-Editoren für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentation zur Verfügung. Aufgrund des Cloud-Konzepts lassen sich Dokumente im Team erstellen und bearbeiten.
Weitere Services, die unter LotusLive Labs verfügbar sind:
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Event Maps - eine interaktive Termin- und Event-Übersicht für Konferenzen
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Composer - ein Editor, mit dem Mashups aus bestehenden LotusLive-Diensten erstellt werden können
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Slide Library - ein Werkzeuge, um Präsentationen zu verwalten
LotusLive soll Mitarbeiter zusammenbringen
Die LotusLive-Dienste nutzen derzeit Unternehmen aus verschiedenen Branchen und aus unterschiedlichen Gründen. Auf besonderes Interesse stößt das Angebot aber offenbar bei Organisationen, deren Standorte beziehungsweise Mitarbeiter räumlich sehr verteilt sind.
Die Deutsche AIDS-Hilfe arbeitet zum Beispiel mit LotusLive Engage, um die Zusammenarbeit seiner 7000 fest angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter über das gesamte Bundesgebiet hinweg zu unterstützen. Crawford & Company, ein Spezialist für Schadensregulierung, nutzt LotusLive iNotes für seine 700 Niederlassungen in 63 Ländern.
Übersicht über die LotusLive-Services und ihre Funktionen:
E-Mail:
Vollständige |
Suite mit |
LotusLive |
LotusLive |
|
Accountverwaltung |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Kalender |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Terminplanung |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
|
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Mobiler Zugriff |
Ja (Für bestehende LotusLive- Abonnenten ist ein Abonnement- Service verfügbar) |
Ja (Mobiler Zugriff nur auf E-Mails) |
Ja (Für bestehende LotusLive- Abonnenten ist ein Abonnement- Service verfügbar) |
Ja (Für bestehende (Mobiler Zugriff nur auf E-Mails) |
E-Mail-Speicher |
25 GB |
25 GB |
25 GB |
25 GB |
Online-Besprechungen:
Vollständige |
Suite mit |
LotusLive |
LotusLive |
|
Accountverwaltung |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Gemeinsame Nutzung des Desktops |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Gemeinsame Nutzung von Anwendungen |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Folienpräsentation |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Teilnehmerliste |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Abstimmung |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Video |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Ergebnisverawltung |
Mit 999-Plan |
Mit 999-Plan |
Nein |
Ja |
Collaboration:
Vollständige |
LotusLive Engage |
LotusLive Meetings |
LotusLive Events |
|
Accountverwaltung |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Dashbord |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Gemeinsame Dateinutzung |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Benutzerprofil |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Vernetzung |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Kontakt-verwaltung |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Communities |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Projekt-management |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Instant Messaging |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Umfragen |
Ja |
nur Ansicht |
Ja |
nur Ansicht |
Diagramme |
Ja |
nur Ansicht |
Ja |
nur Ansicht |
Gast-Accounts |
Ja |
Ja |
Ja |
Ja |
Collaboration-Speicher |
5 GB (Zukauf von zusätzlichem Speicherplatz ist möglich) |
5 GB (Zukauf von zusätzlichem Speicherplatz ist möglich) |
5 GB (Zukauf von zusätzlichem Speicherplatz ist möglich) |
5 GB (Zukauf von zusätzlichem Speicherplatz ist möglich) |
Das LotusLive-Angebot findet sich unter www.lotuslive.com/de. Die LotusLive Labs sind unter www.lotuslive.com/de/lotuslive_labs verfügbar. Eine detaillierte Preisliste zu den einzelnen Diensten steht unter www.lotuslive.com/de/shop_lotuslive zur Verfügung, nachdem ein Service ausgewählt wurde.
IBM-Services für Public, Private und Hybrid Cloud
Neben Software beziehungsweise Software-as-a-Servic (SaaS) bietet IBM auch eine Reihe Dienstleistungen an, mit deren Hilfe Unternehmen Cloud Computing für sich nutzen können. Dabei deckt Big Blue das gesamte Spektrum an Cloud-Varianten ab - also Lösungen für die Public, die Private und die Hybrid Cloud.
Wer etwa aus Gründen der Sicherheit eine Private Cloud aufbauen möchte, kann dafür auf verschiedene Konzepte zurückgreifen. Diese unterscheiden sich darin, wie weit die eigene IT-Umgebung in die Hände von IBM gegeben wird.
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Die klassische Private Cloud managt das Anwenderunternehmen selbst. IBM liefert die passende Infrastruktur und die Plattform beziehungsweise die Middleware.
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Bei der Managed Private Cloud behält die Firma ihre eigene Infrastruktur. Die Anwendungen werden aber von IBM verwaltet.
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Bei der Hosted Private Cloud liegt auch die komplette Infrastruktur des Unternehmens bei IBM.
Eine Sonderform stellt die Community Cloud dar. Bei diesem Modell wird die Hosted Private Cloud von mehreren Anwenderunternehmen gleichzeitig genutzt.
IBM vermietet Rechenleistung nach Bedarf
IBM unterstützt außerdem alle andeeren Service-Modelle im Cloud-Umfeld: Infrastructure as a Service, Platform as a Service, Desktop as a Service und natürlich Software as a Service. Laut eigener Aussage arbeitet IBM derzeit gemeinsam mit einem großen Kunden daran, auch Geschäftsprozesse - zum Beispiel aus den Bereichen Personal oder Einkauf - ebenfalls in die Datenwolke zu bringen. Dann wird auch Process as a Service zum Portfolio gehören.
Bei dem Modell Infrastructure as a Service (IaaS) mieten Unternehmen Rechenkapazität und Datenspeicher nach Bedarf - also on demand . Nimmt eine Firma Platform as a Service (PaaS) in Anspruch, mietet sie zum IaaS noch eine Laufzeitumgebung hinzu. Anwenderbeispiele dafür sind StoneOne sowie die IBM-Tochter Business Partner Group. Beide Dienstleister nutzen Infrastruktur von IBM auf IaaS- beziehungsweise PaaS-Basis.
Sie verwenden die IBM-Technik, um ihren Kunden eine Plattform anzubieten, auf denen diese wiederum eigene Anwendungen cloud-fähig machen können. StoneOne etwa arbeitet mit IBMs Cloud-Service für Software-Entwicklung und -Tests. Mit dessen Hilfe können dann auch die StoneOne-Kunden Software-Projekte erarbeiten und testen. Das Cloud-Angebot von Big Blue dient hierbei also dazu, andere Dienste aus der Datenwolke zu ermöglichen.
Mithilfe eines Cloud-basierten Desktop-Angebots - also Desktop as a Service - von IBM haben die Verantwortlichen des Pike County im US-Bundesstaat Kentucky die IT-Versorgung ihrer Lehreinrichtung auf den neuesten Stand gebracht. Die insgesamt mehr als 10 000 Schüler arbeiten nun mit einem virtuellen Desktop, um auf verschiedene Anwendungen zuzugreifen. Die Applikationen liegen auf IBM-Servern. Als Oberfläche dient ihnen ein Browser oder ein spezieller Client. Der dazugehörige Service heißt Smart Business Desktop. Die Lösung kann im Rechenzentrum des Anwenders oder bei IBM betrieben werden.
Weiter Informationen zu IBMs Cloud-Computing-Angebot: www.ibm.com/de/cloud
Der Beitrag stammt von der ChannelPartner-Schwesterpublikation Computerwoche. Autor ist Markus Strehlitz.