Wer die ersten Schritte mit einem neuen Smartphone macht, das mit einem Android-Betriebssystem betrieben wird, ist häufig zunächst von der Fülle der Programme und Möglichkeiten überwältigt, die ihm hier auf einem Telefon zur Verfügung stehen: Kein Wunder, handelt es sich bei Android um eine Implementierung auf Basis eines Linux-Kernels - eines Betriebssystems, das für seine Vielfalt und Flexibilität bekannt und beliebt ist.
Doch schon nach kurzer Zeit stellen Computer-Profis und engagierte "Power-User" fest, dass ihnen in ihrer täglichen Praxis doch einige Programme und Werkzeuge fehlen, die sie für eine Arbeit mit dem Android-Gerät gerne einsetzen möchten. Ein Blick in Google play, dem Marktplatz für Android-Apps, zeigt dem Anwender eine schier unüberschaubare Menge an Anwendungen, die von einfachen Spielen über sinnfreie Hintergrundanimationen bis hin zu professionellen Systemprogrammen reichen. Wir haben eine kleine Auswahl von Programmen herausgesucht, von denen wir meinen, dass sie einen zweiten Blick lohnen und die Arbeit mit einem Android-Smartphone erleichtern und verbessern können.
Auf den folgenden Seiten finden Sie die ausführlichen Beschreibungen.
Volle Kontrolle auch vom PC aus: AirDroid
Zu den grundlegenden Tätigkeiten, die jeder Nutzer mit seinem Smartphone ausführen will und muss, gehört der Datentransfer von und zum Gerät: Fotos, die mit dem Telefon gemacht wurden, wollen auf den PC geladen werden und nicht zuletzt gilt es häufig, die Telefondaten und Kontakte für die nächste Gerätegeneration zu retten. Weiterhin ist es wichtig, bei der Fülle der Daten auf dem Android-Gerät den Überblick zu behalten - ein Dateimanager sollte also ebenfalls zur Verfügung stehen.
Sowohl der Einsatz des USB-Kabels, als auch die Verwendung einer Bluetooth-Verbindung oder gar der "Umweg" über Cloud-Speicher sind häufig mit Aufwand verbunden und zeigen nicht immer die gewünschten Ergebnisse. Die kostenlose App AirDroid ermöglicht hingegen nicht nur den Datei-Transfer zwischen Telefon und PC direkt über das Web, sondern bietet dem Anwender auch die Möglichkeit, sein Telefon und alle Dateien und Daten darauf bequem vom PC aus über den Browser zu verwalten.
Was bietet AirDroid dem Anwender?
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Kostenlose Software, die schnell und einfach eine (auch verschlüsselte) Verbindung zwischen Telefon und PC aufbaut.
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Der Anwender bekommt einfachen Zugriff auf die Daten, die sich auf dem Telefon befinden und kann diese zudem leicht im- und exportieren. Das gilt auch für SMS-Nachrichten, Kontakte und Telefonnummern.
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Die Verwaltung des Telefons wird über den Browser auf dem PC deutlich einfacher.
Gibt es Gründe, warum dieses Tool nicht einsetzen sollte?
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Man sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass die Software einen Web-Server auf dem Telefon installiert und einen Port "in die Außenwelt" öffnet - zudem laufen die Verbindungen über den Server des Anbieters.
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Die Software befindet sich im Moment noch im Beta-Stadium - ob sie auch danach kostenfrei bleibt oder später überhaupt noch angeboten wird, kann zum augenblicklichen Zeitpunkt nicht gesagt werden.
Fazit: Wer diese Software einmal ausprobiert hat, wird sich nur ungern wieder mit dem USB-Kabel herumärgern wollen, um seine Daten zwischen Telefon und PC zu synchronisieren und dabei auch das Smartphone entsprechend zu konfigurieren. Wie alle Softwarelösungen, die eine Verbindung ins und über das Internet aufbauen, sollte man die Sicherheit dabei aber nie aus den Augen verlieren und beispielsweise AirDroid unbedingt deaktivieren, wenn es nicht mehr benötigt wird.
Direkt auf den Server zugreifen: 2X Client for RDP
Systemprofis und erfahrene Windows-Anwender könnten wohl ihre Arbeit in größeren Windows-Netzwerken kaum richtig erledigen, wenn sie nicht auf Verbindungen mittels RDP (Remote Desktop Protokoll) zurückgreifen könnten. Dieses Netzwerkprotokoll ermöglicht das Arbeiten auf entfernten Rechner und Servern. Alle Windows-Systeme können dieses Protokoll als Client verwenden. Server und die "großen" Versionen von Windows 7 (Professional, Ultimate und Enterprise) können selbst als Terminal-Server agieren, die dann über dieses Protokoll auf dem Standard-Port 3389 Verbindungen anbieten. Doch was macht der Profi, wenn er nur ein Android-Telefon zur Hand hat? Er verwendet die Client-Software der Firma 2X, die ihm auch hier die RDP-Verbindung zur Verfügung stellt.
Welche Vorteile bietet der Einsatz des 2X Clients für RDP
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Freie, voll lokalisierte Software-Lösung, mit deren Hilfe sowohl Verbindungen zum eigenen 2X-Server des Herstellers als auch zu jedem Terminal-Server im Netz aufgebaut werden können.
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Gute Umsetzung des Remote Desktop Clients auf die Android-Plattform: Für Systemverwalter und Anwender, die häufig mit RDP arbeiten keine Einarbeitung nötig, fast alle Features stehen auch hier zur Verfügung.
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Zugriff kann mittels SSL und Zwei-Faktor-Authentifizierung gesichert werden.
Was ist nicht so gut an diesem Programm?
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Sobald man sich auf der Windows-Oberfläche des Servers befindet, wird die Bedienung schwierig: Ein Smartphone-Bildschirm ist nicht besonders gut für Standard-Windows-Oberflächen geeignet und es braucht häufig "einiges Drücken", bis man die richtige Auswahl trifft.
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Windows Server 2012 (in der Version Windows Server 8 Beta) wird noch nicht unterstützt - bei unseren Tests bekamen wir immer nur einen schwarzen Bildschirm angezeigt.
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Tastaturunterstützung standardmäßig nur in englischer und japanischer Sprache.
Fazit: Auch wenn dieses Programm noch einige kleine Einschränkungen aufzuweisen hat, ist es doch für den täglichen, schnellen Einsatz durchaus empfehlenswert. Es kann sicher nicht dieser Anwendung angelastet werden, dass es verhältnismäßig schwer ist, die Windows-Kontrollboxen und Einstellungen auf einem kleinen Smartphone-Schirm zu treffen,. Mehr hat es uns da schon gestört, dass aktuell nur ein englisches und ein japanisches Tastatur-Layout angeboten wird.
18 Hilfsprogramme auf einen Rutsch: Android Assistant
Es ist leider so, dass die Vielfalt der Anbieter von Android-Systemen auch eine entsprechende Diversifikation bei den angebotenen Betriebssystemvarianten verursacht: Systemwerkzeuge, die bei einem Hersteller standardmäßig mitgeliefert werden, sucht der Anwender auf dem Telefon eines anderen Anbieters häufig vergebens. Programmsammlungen wie der Android Assistant springen hier in die Bresche und stellen Standardanwendungen wie einen Monitor für den CPU-Status oder einen Autostart-Manager zur Verfügung.
Was kann der Android Assistant anbieten?
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Eine freie, sehr umfangreiche Sammlung nützlicher Systemwerkzeuge, mit denen unter anderem der Systemverlauf, die CPU oder auch der Energieverbrauch überwacht werden kann.
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Der Prozessmanager erlaubt es beispielsweise auch, Prozesse aus dem System zu entfernen beziehungsweise den Abbruch eines Prozesses zu erzwingen.
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Backup-Funktion ermöglicht das Sichern der Apps auf eine SD-Karte im Telefon.
Was ist nicht so gut an dieser Programmsammlung?
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Aufdringliche Werbung am unteren Bildschirmrand, die teilweise direkt auf externe Seiten verlinkt - wer sich vertippt landet so ungewollt auf fremden Web-Seiten.
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Viele der "Programme" sind im Prinzip nur Links auf bereits vorhandene Systemfunktionen - wer bereits eine relative neue und gut ausgestattete Android-Version auf seinem Telefon besitzt, wird die meisten der 18 Programme nicht benötigen.
Fazit: Unsere Meinung zu dieser Anwendungssammlung ist etwas zwiespältig: Dem Entwickler ist es gut gelungen, eine ganze Reihe nützlicher Programme und Funktionen unter einer konsistenten Oberfläche zusammenzustellen, die gerade auf älteren Android-Versionen die Arbeit deutlich erleichtern können. Aber die aufdringliche Werbung im Zusammenhang mit der direkten Verlinkung hinterlässt immer ein ungutes Gefühl, zumal viele der Funktionen bei Android-Systemen nach 2.4 bereits zur Verfügung stehen.
Sicherheit muss sein: avast! Mobile Security
Wir haben in anderen Berichten auch hier auf der Seite der Computerwoche immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig es gerade auch beim Einsatz von Smartphones ist, dass sie mit entsprechenden Schutzprogrammen ausgestattet werden. Deshalb darf auch in dieser Aufstellung ein solches Programm nicht fehlen. Wir haben uns dieses Mal mit Software avast! Mobile Security einen sehr prominenten Vertreter dieser Gattung ausgesucht, der von vielen Anwendern eingesetzt wird.
Was bietet diese Sicherheitslösung dem Android-Anwender?
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Frei zur Verfügung stehende Softwarelösung, die sehr umfangreiche Sicherheitsfeatures anbietet.
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Neben der üblichen Antivirus-Lösung werden dem Anwender hier unter anderem auch ein SMS/Anruf-Filter und verschiedene Möglichkeiten des Diebstahlschutzes (Anti-Theft) zur Verfügung gestellt.
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Vollständig in deutscher Sprache erhältlich. Auf der Webseite stehen weitere Hilfen zur Verfügung.
Was hat uns nicht so gut gefallen?
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Die Lösung bietet unter anderem auch eine Firewall für das Telefon an: Allerdings kann diese - bedingt durch die Eigenheiten des Android-Betriebssystems - nur dann eingesetzt werden, wenn das System "gerootet" wird: Eine Maßnahme von der wir grundsätzlich abraten!
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Ein ähnliches Problem beim Einsatz der Anti-Theft-Funktionalität: Hier verlangt die Anwendung, dass der Anwender Installationen von Anwendungen zulässt, die nicht vom Android-Marktplatz stammen: Ebenfalls eine sehr risikobehaftete Aktion.
Fazit: Die Avast-Lösung ist ohne Zweifel sehr gut und bietet kostenlos einen sehr weit gehenden Schutz für Android-Systeme an. Wir bezweifeln allerdings, dass es sinnvoll ist, bestehende Sicherheitsmechanismen eines Betriebssystems auszuhebeln (Root-Zugriff, Installation von anderen Marktplätzen), um eine Sicherheitslösung zu installieren. Zumal beispielsweise die meisten professionellen Verwaltungslösungen für mobile Geräte wie etwa von Mobile Iron oder Matrix42 besonderen Wert darauf legen, dass Geräte mit diesen Merkmalen aus Sicherheitsgründen eben nicht in einem professionellen Umfeld und Netzwerk betrieben werden sollten.
Es gibt noch mehr als Dropbox: Google Drive
Ein weiteres Thema, das bei keiner Übersicht von Android-Programmen fehlen darf, ist der Einsatz von Cloud-Anwendungen und natürlich auch von Speicherplatz in der Cloud. Wir möchten hier noch kurz auf eine erst kürzlich erschienene Alternative zum allgegenwärtigen "Platzhirsch" Dropbox hinweisen: Google Drive.
Was kann Google Drive leisten?
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Google stellt allen Anwender 5 GByte Speicherplatz online kostenlos zur Verfügung - einzige Voraussetzung dafür ist ein Google Konto.
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Wer bereits Google-Docs oder auch andere Angebote von Google nutzt, findet hier die einfache Ergänzung dazu.
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Ein Desktop-Client ermöglicht es, die entsprechenden Dateien und Dokumente auch automatisch auf den eigenen PC zu replizieren.
Nachteile beim Einsatz von Google Drive:
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Auch bei Google liegen die Daten - ähnlich denen von Dropbox - auf einem Server in den USA, mit allen entsprechenden rechtlichen und sicherheitstechnischen Einschränkungen.
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Wer neben seinem Android-Telefon noch andere Smartphone-Betriebssysteme einsetzt, kann mit diesen im Moment nicht auf die Daten zugreifen, die er in Googles Cloud-Speicher abgelegt hat.
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Die Integration mit anderen Google-Diensten ist noch nicht vollständig abgeschlossen: Während es mit Google-Docs gut klappt, existiert eine direkte Verknüpfung mit Google+ und Picasa in dieser Form bisher noch nicht.
Fazit: Wer bereits mit Google-Docs arbeitet und sich auch sonst nicht scheut, seine Daten der "Datenkrake" Google zu überlassen, findet hier eine attraktive Variante zu Dropbox, die hervorragend in das Android-System integriert ist. Auch das Preismodell für weiteren Online-Speicher jenseits der freien 5 GByte ist sehr gut. Allerdings merkt man Google Drive noch an, dass es erst kurz auf dem Markt ist: Nicht nur der rein englischsprachige Windows-Client zeigt, dass der Suchmaschinen-Konzern hier noch einige Arbeit zu erledigen hat. (Computerwoche)