Nach Meinung der Experton Group müssen von IT-Dienstleistern angebotene Cloud Computing-Konzepte tief mit den jeweiligen Kundenanforderungen an Applikationen, Middleware und Betriebssysteme verzahnt werden. Die IT-Community weist ständig darauf hin, wie wichtig Agilität, Hochverfügbarkeit, Performance und Skalierbarkeit zu vernünftigen Kosten sind; doch Hersteller sind noch Jahre davon entfernt, dieses Versprechen auch in die Praxis umzusetzen.
Die von Cloud Computing-Anbietern entwickelte Architektur dagegen adressiert diese Anforderungen. Deshalb haben erfahrene Cloud-Berater gute Chancen, bei ihrem Kunden zu punkten, wenn sie für ihn eine an seine Bedürfnisse angepasste Cloud Computing-Umgebung entwickeln und in Betrieb nehmen. Dr. Carlo Velten von der Experton Group erklärt, was IT-Dienstleister dabei beachten sollten.
1. Die Vision
Ausgangspunkt für die Cloud Computing-Architektuer ist eine übergreifende Vision, eine Strategie und ein Plan für die nächste Generation der Unternehmens-IT-Landschaft. Diese Vision muss der IT-Dientstleister allen involvierten Interessensgruppen und Teams beim Kunden nahe bringen.
Nach Meinung der Experton Group kann eine solche Vision die IT-Abteilung in die Lage versetzen, den Eigentumsübergang und die Virtualisierung aller Rechenzentrums-Ressourcen schneller über die Bühne zu bringen, was der IT-Abteilung wiederum Kostenvorteile bringt und ihr die Möglichkeit verschafft, einen effektiven Produkt- und Servicekatalog bestehend aus externen und internen Angeboten bereitzustellen.
2. Die Grundlagen
Die dahinter stehenden Cloud-Anforderungen brauchen agile, hochverfügbare, kostengünstige, hochleistungsfähige und skalierbare Systeme. Das hört sich nach etwas Selbstverständlichen an, aber ganz so einfach ist es gar nicht, und manchmal treten da auch Widersprüche auf. Für IT-Architekten und -Entscheider gibt es Plattformen von Anbietern, die diese Anforderungen durchaus erfüllen.
Allerdings ist dabei das größte Hindernis oft der selbst entwickelte Code. Im Laufe der letzten Jahre haben die Anbieter daran gearbeitet, ihre Angebote agiler zu gestalten, doch bei den Anwendern gab es in dieser Hinsicht nur begrenzte Fortschritte zu verzeichnen, und zwar weil sich die Anforderungen für die Applikationsentwicklung nicht auf Flexibilität konzentrieren, sondern auf die derzeitigen Anwenderanforderungen. Hier ist also ein Umdenken von Nöten.
3. Applikationsentwicklung 2.0
In einer Cloud Computing-Umgebung ist der Wandel eine Voraussetzung. Deshalb sollten Dienstleister dort Parameter nicht mehr hart codieren, sondern sie als Variablen aufsetzen, die vom Anwender nach Bedarf eingegeben beziehungsweise geändert werden können. Die Nutzer sollten selbst in der Lage sein, alle Teile der Systemumgebung zu definieren und nach Bedarf Änderungen vorzunehmen, so zum Beispiel die Nutzungszeit der Umgebung, natürlich kann ihnen dabei das Systemhaus vor Ort behilflich sein.
Dafür sollte der IT-Dienstleister höchstens ein paar Minuten brauchen und nicht Tage und Wochen, wie das derzeit für die meisten "klassischen" IT-Umgebungen der Fall ist. Noch wichtiger ist allerdings, dass die Anwendungen fast zustandslos werden müssen, dass in der jeweiligen Applikation also keinerlei Daten oder transaktionale Informationen vorgehalten werden. Das gilt sowohl für Cloud Computing-Umgebungen als auch für Service orientierte Architekturen (SOA).
4. Multimandantenfähigkeit "on demand”
Das Konzept der Multimandantenfähigkeit gibt es zwar auch in virtualisierten Umgebungen, doch oft hat man davon nur eine begrenzte Vorstellung. Vollumfänglich sollte die Multimandantenfähigkeit auf Bedarf abrufbar sein, mit der Möglichkeit, die erforderliche virtuelle Umgebung über ein einfaches webbasiertes GUI zu definieren. Oder anders ausgedrückt: Nutzer sollten die Möglichkeit haben, die gewünschte Applikation bzw. den gewünschten Geschäftsprozess anzufordern (Selfservice), selbstredend könnten sie sich bei dieser Tätigkeit von ihrem Systemhaus vor Ort helfen lassen.
Neben der Bereitstellung müssen auch Verrechnungs- und Reporting-Möglichkeiten vorhanden sein, damit der Anwender sich über die laufenden Kosten für den jeweils angeforderten Service im Klaren ist. Diese Elemente können zu bestimmten Zeitpunkten (z.B. Monatsende) erzeugt oder vom Nutzer nach Bedarf abgerufen werden.
5. Sicherheit
Datenschutz und Sicherheit müssen auf der Applikations-, der Datenbank-, der Netzwerk- und der Datensatz-Ebene angegangen werden. Der den Kunden betreuende Reseller sollte auf die Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben achten, was unter Umständen bedeutet, dass er den Kunden auch geografisch segmentieren müsste. Die Experton Group geht davon aus, dass für Cloud Computing neue gesetzliche Vorschriften erlassen werden. Auf diese zukünftigen Änderungen müssen sich Fachhändler einstellen, um sie entsprechend bei ihren Kunden integrieren zu können.
6. Cloud Management
Damit eine Cloud Computing Umgebung auch wirklich effektiv betrieben werden kann, muss das Rechenzentrum in der Lage sein, die Cloud zu managen. Man braucht also Tools, um Applikationen, Domains, Netzwerke, Server, Storage-Systeme, Switches und weitere Komponenten anzusprechen. Mit diesen Werkzeugen kümmert man sich um die Servicebereitstellung (verschieben, hinzufügen, ändern), Überwachung und das Verändern des Energieverbrauchs sowie der Auslastung von Ressourcen, die Priorisierung und die Dienstgüte kümmern.
Dazu gehört auch die Möglichkeit, die Kapazitätsplanung und die Performance effektiv mit der On-Demand Beschaffung abzustimmen. Auch Service-Level Agreements (SLAs) und die damit einhergehenden Ziele müssen bekannt sein, überwacht und entsprechend umgesetzt werden. Dazu braucht man nicht nur Tools, sondern auch Regelwerke, Abläufe und Standards, die auf eine On-Demand Multimandanten-Umgebung abgestimmt sind.
7. Produkt oder Service?
Cloud Computing sollten VARs immer als Service und nicht als Produkt "verkaufen", und zwar unabhängig davon wo sich die Cloud befindet - im eigenen Unternehmen oder außerhalb bei einem Hoster. Das Systemhaus sollte dem Kudnen das Nutzenpotenzial aufzeigen, so dass er, warum die Architektur so und nicht anders aussieht. Der Kunde muss verstehen, dass er nur für das bezahlt, was er auch wirklich nutzt, und nicht für andere mit in Kostenhaftung mit genommen wird. Der VAR sollte allerdings dem Kunden aber auch erklären, dass nicht alle Computing-Umgebungen in eine Cloud konvertiert werden können. (rw)