Kommentar zur CE-Messe in Berlin

Warum sich der IFA-Besuch gelohnt hat

Kommentar  von Armin Weiler
Die Resonanz auf die IFA ist verhalten, die Kritik an den Organisatoren groß. Das sind keine guten Vorzeichen für eine Messe, die auf der Kippe steht. Die IFA würde der Branche aber fehlen, meint CP-Kommentator Armin Weiler.

Seit den frühen 2.000er-Jahren besuche ich regelmäßig die IFA. Früher mit Pausen durch den zweijährigen Rhythmus, 2020 und 2021 mit der pandemiebedingten Zwangspause. Ich glaube, dass ich in all den Jahren noch nie so häufig gefragt wurde, ob sich der Besuch der Messe gelohnt habe.

Die IFA muss zur früheren Strahlkraft zurück finden, sonst steht das Konzept der Schau sowohl für Fachbesucher als auch für Konsumenten auf der Kippe.
Foto: Armin Weiler

Meine Antwort: Ja, die Messe hat sich für mich und für ChannelPartner gelohnt! Wir spüren alle noch die Nachwirkungen der Pandemie. Oft haben wir uns bei Meetings auf der Messe gefragt: "Wann haben wir uns eigentlich das letzte Mal getroffen, so richtig in echt?" Die IFA hat mich mit vielen Leuten aus der Branche wieder zusammengeführt. Ich konnte Kontakte reaktivieren, mich über aktuelle Entwicklungen austauschen und neue Ansprechpartner kennenlernen. Doch nach dem zaghaften Restart im vergangenen Jahr stottert der IFA-Motor noch gewaltig.

Messe für Staubsaugerfetischisten

Ich hatte den großen Vorteil, dass ich in Berlin bei Freunden untergekommen bin. Und die stellten die Frage etwas anders, nämlich: "Lohnt sich der Besuch der IFA denn für mich?"

Aus dem Blickwinkel eines normalen Konsumenten, der sich über aktuelle Elektronikprodukte und zukünftige Trends informieren und dabei auch etwas Spaß und Unterhaltung haben möchte, muss ich sagen "eher nicht", es sei denn, man ist Staubsaugerfetischist oder man hat eine konkrete Fragestellung, die man mit einem Anbieter am Stand diskutieren möchte.

Die Preisgestaltung der Tickets tut ihr übriges. Es gabt nur 5-Tages-Tickets, die je nach Zeitpunkt des Online-Kaufs bis zu knapp 30 Euro kosten. Wenn man jetzt nicht jeden Staubsauger bis ins Detail anschaut, ist man aber in einem halben Tag mit der Messe durch. Warum man das Online-Ticket mit QR-Code dann beim Einlass ausdrucken lassen muss, damit es dann bei der Kontrolle abgescannt wird, ist zumindest bei Privatbesuchern nicht ersichtlich. Digitalisierung sieht anders aus. Dass Fachbesucher ein Badge mit Namen und Firma tragen, finde ich allerdings nicht schlecht. Dass vor dem Messesonntag Eingänge verschlossen und Hallen nicht zugänglich waren, hat auch zu Frust unter den Besuchern gesorgt.

Eindrücke von der IFA 2023

Mit über 2.000 Aussteller soll die IFA 2023 ausverkauft sein.

Bei der teilweise luftigen Standverteilung hätte aber der eine oder andere Aussteller doch noch Platz gefunden.

Auch manche Standgestaltung wirft Fragen auf.

Ein der großen Zugpferde ist weiterhin Samsung mit einem großen Stand im City Cube.

Hier wecken insbesondere die faltbaren Smartphones das Publikumsinteresse.

HP hat sich für einen Auftritt für Partner außerhalb des Messegeländes entschieden. Vertriebschef Hartmut Husemann zeigt die beeindruckende Produktausstellung im Hotel Berlin, Berlin.

Bei AVM steht Glasfaser im Fokus.

TP-Link ist mit einem großen eigenen Stand präsent. Niklas Abels kann dort nicht nur Staubsauger sondern auch brandaktuelle Netzwerktechnik zeigen.

Außerdem gibt es bei TP-Link ganz besonderen Kaffee.

Björn Simski kann die neuesten Motorola-Smartphones auf dem Expert-Stand zeigen.

Für Fachhändler wurde ein eigener Shuttle-Service eingerichtet.

Einige Distributoren haben auch den Weg nach Berlin gefunden: Der fränkische TK-Distributor Brodos ist traditionell dabei.

Auch Hama gehört zu den treuen IFA-Ausstellern.

Im Reseller Park sind auch einige Grossisten vertreten: Torsten Schnutz von UFP zeigt am Stand aktuelle 3D-Drucker von Creality.

Am DexxIT-Stand kann man nicht nur die Vertriebschefinnen Judith Öchsner und Stefanie Gundlach treffen. Hier gibt es auch aktuelle Mini-PCs von ECS Elitegroup zu sehen.

Energielösungen sind auf der IFA 2023 hoch im Kurs. Anker-Pressesprecher Robert Berg demonstriert eine fette Powerstation mit bis zu 26 kWh Kapazität.

Technaxx hat einen Solartisch mit nach Berlin gebracht.

Jackery-Europachef Ricky Ma mit zwei Messeneuheiten aus der ultraportablen und auch der Ein-kWh-Klasse, den Solargeneratoren 1000 Plus und 300 Plus.

Smartphone-Hersteller sind auf der IFA rar: dafür zeigt aber Honor schicke Telefone im Handtaschen-Look.

Geschlossene Gesellschaft bei Sony: Für Endkunden ist dieser Stand nicht konzipiert.

Drohnenspezialist DJI ist ein Publikumsmagnet auf der IFA 2023.

E-Autos könnte man mit den großzügig verbauten Displays auch zum erweiterten Kreis der Consumer Electronic zählen.

Es gibt auch noch Drucker auf der IFA! Der chinesische Hersteller Pantum will den Markteinstieg in Deutschland vorbereiten und ist auf der Suche nach Distributoren.

Auch der Zoll ist in den Messehallen unterwegs.

Ab dem Messesonntag sind dann auch die kleinen Messestände des "Global Market" zugänglich.

Auch 2024 soll es wieder eine IFA geben. Der Staubsauger gibt einen kleinen Vorgeschmack.

Western Digital hat seine Handelspartner zum "Tech Talk" eingeladen. Hier beantwortet das Management die Fragen der Gäste.

Danach ging es dann ein Stockwerk tiefer zur legendären Beach Party des Donnerstagsclubs.

Organisatorische Schwächen müssen ausgeräumt werden

Es gibt noch einige große und zugkräftige Aussteller wie Samsung oder LG auf der Messe. Mehr Unternehmen aus dem IT-, Kommunikations- und Unterhaltungselektronikumfeld würde der IFA aber guttun. Die großen Produktvorstellungen finden längst auf der CES, dem Mobile World Congress oder vor einigen Tagen auf der Gamescom statt. Ich habe darüber mit Leuten aus dem Veranstalterkreis gesprochen. Hier wird gerne auf den "Neuanfang" verwiesen und dass man die diesjährige IFA nicht mit der Zeit vor der Pandemie vergleichen könne. Wenn das aber nun die neue IFA sein soll, dann wird es schwierig.

Über die Unzulänglichkeiten im Service für die Aussteller haben wir ja bereits berichtet. Sollten künftig nach den schlechten Erfahrungen noch mehr Aussteller der IFA fernbleiben, die Besucher ausbleiben, weil der Besuch langweilig und uninspirierend war und die organisatorischen Schwächen nicht ausgeräumt werden, dann gebe ich der IFA keine fünf Jahre mehr.

Es fehlt der Messe die Strahlkraft der früheren Jahre. Ich will nicht sagen, dass sie gänzlich verloren gegangen ist. Vielleicht wurde sie nur versehentlich verlegt und wird bald wiedergefunden. Ich würde es der IFA gönnen!

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