Schnelles WLAN

Warum M4-Macs (und iPads) kein Wi-Fi 7 bieten

29.11.2024 von Halyna Kubiv
Das iPhone 16 unterstützt Wi-Fi 7, und zwar alle vier Modelle. Warum der neue Standard bei Macs und iPads noch fehlt.

Etwa sieben Wochen nach der Präsentation der iPhones im September stellte Apple in einer Serie von Pressemitteilungen weitere Hardware vor: die neuen Macbooks Pro M4 (Pro/Max), den Mac Mini (Pro) mit M4 und den iMac mit dem gleichen Basischip der vierten Generation des Apple Silicon. Etwas verwundert stellten Experten fest, dass die neuesten Geräte anders als das iPhone 16 kein Wi-Fi 7 unterstützen. Warum eigentlich?

Foto: JLStock/Shutterstock.com

Unsere Kollegen der PC-Welt sprachen daher mit dem Netzwerk-Experten Jiri Brejcha, er ist bekannt dafür, in die Tiefen von iPhone-Antennen einzutauchen und interessante Details an die Oberfläche zu befördern.

Laut Brejcha ist der Hauptvorteil von Wi-Fi 6E und Wi-Fi 7 die unlizenzierte Nutzung für Wi-Fi von Frequenzen im 6-GHz-Bereich. Bislang waren nur die Frequenzen im 5-GHz- und 2,4-GHz-Spektrum nutzbar.

Was Wi-Fi 7 bringt

Ein offensichtlicher Vorteil für den Fall, dass die eigene Hardware (iPhones, iPads, Macs) und Router wie Access Points bereits den Standard unterstützen: Im neuen Frequenzbereich lässt es sich ungestört surfen. Keiner „drängelt“ sich in die Übertragung und drosselt somit die Geschwindigkeiten, die benachbarten Router und Clients funken in den 5-GHz- und 2,4-GHz-Frequenzen und dringen noch nicht in den Bereich von ultraweiten Bändern von 6 GHz ein.

Ein weiterer Vorteil von neu verfügbaren Frequenzbereichen ist laut Brejcha, dass andere Radare nach wie vor in den Bereichen von 5 GHz bleiben. Diese Geräte teilen sich die Frequenzen mit den unzähligen Clients und Access Points in diesem Bereich. Die Endnutzer-Clients haben allerdings den Nachteil, als dass sie die gerade genutzten Frequenzen freigeben müssen, sobald ein Radar mit dem aktivierten Dynamic-Frequency-Selection-Feature (DFS) in der Nähe festgestellt wird. Dies kann für Endnutzer in unterbrochenen Verbindungen oder verringerten Datengeschwindigkeiten resultieren.

Die Frequenzen im 6-GHz-Bereich unterliegen dagegen nicht der Dynamic Frequency Selection, was bedeutet, dass diese Frequenzen ohne die notwendige Überprüfung der Verfügbarkeit (Channel Availability Check – CAC) sofort genutzt werden können.

Die Kollegen haben den Experten gefragt, in welchen Situationen die Nutzer und Nutzerinnen mit der Verbindungsunterbrechung wegen der Radare rechnen können: Demnach ist das oft in der Nähe von Flughäfen, Häfen und Wetterstationen der Fall.

Warum kein Wi-Fi 7 bei den M4-Macs?

Eine endgültige Antwort auf diese Frage kann wohl nur Apple geben. Doch die Hersteller müssen mindestens ein Jahr für die Entwicklung von Antennen und Mikroprozessoren einplanen, bevor sie überhaupt auf dem Markt erscheinen. So stellt sich die Frage, welche Mikrochips deren Hersteller in den notwendigen Mengen rechtzeitig zur Massenproduktion liefern können. Auch die Entwicklung von Firmware und neuen Treibern geschieht nicht über Nacht.

Zudem hat das Institute of Electrical und Electronics Engineering (IEEE) den Standard 802.11be – eben Wi-Fi 7 – noch nicht ratifiziert, deshalb werden die Wi-Fi-7-fähigen Geräte nur anhand eines Entwurfes der Spezifikationen zertifiziert. Da die M4-Macs schon jetzt mit dem Standard Wi-Fi 6E funken, können sie jedoch von den Frequenzen im 6-GHz-Bereich profitieren.

Die Entscheidung, ob die M4-Macs den künftigen Standard unterstützen werden oder nicht, fiel bei Apple also noch Anfang 2023, rund ein Jahr später hat Apple iPads Pro mit diesem Prozessor vorgestellt. Doch zu dem Zeitpunkt war der neue Standard erst in Entwicklung. Der Vorgänger Wi-Fi 6E wurde Anfang 2021 vom Wi-Fi-Konsortium vorgestellt, es dauerte noch einige Zeit, bis Endgeräte kamen, die die Vorteile des neuen Standards ausschöpfen konnten. Am 7. Januar 2024 hat schließlich das Konsortium den Entwurf für Wi-Fi 7 präsentiert. Wie schon erwähnt, muss IEEE den Standard noch ratifizieren.

Wer Apple etwas genauer beobachtet, wird wissen, dass in Cupertino die letzten Entscheidungen ob der Konnektivität der neuen Prozessoren bis dahin längst getroffen waren, denn am 7. Mai hatten die iPads Pro mit dem M4-Prozessor ihre Premiere. Wie das Dokument zu den WLAN-Spezifikationen der Apple-Geräte verrät, sind die iPads Pro mit M4 mit Wi-Fi 6E kompatibel, aber nicht mit Wi-Fi 7.

Da Apple bei der gleichen Chip-Generation lediglich die Anzahl der Kerne in der Grafikkarte oder beim Hauptchip ändert, nicht aber die grundsätzlichen Spezifikationen wie Bluetooth oder eben WLAN, ist es kein Wunder, dass die aktuellen Macs den neueren Standard noch nicht unterstützen. Ihre Planung war bereits abgeschlossen, als Konsortium ihn verabschiedet hat.

Aufgrund der damals experimentellen Natur des Standards Wi-Fi 7 musste Apple zudem noch das Problem der Kosten und der Verfügbarkeit der Antennen lösen, die in Wi-Fi 7 schon zu der Zeit funken konnten. Die Hardware für solche experimentellen Features ist nicht nur teuer, sondern auch noch rar auf dem Markt.

Wi-Fi 7 in den iPhones 16?

Warum funken aber die iPhones 16 plötzlich mit Wi-Fi 7? Der A18 ist schließlich eine Variante des M4, zumindest basieren die beiden auf dem gleichen Fertigungsprozess N3E von TSMC.

Offenbar koppelt Apple die Entwicklung des A-Chips ab einem bestimmten Stadium ab von dem des korrespondierenden M-Chips ab. So hatte der Hersteller Zeit, für seinen mobilen Chip noch die neueren Entwicklungen in Bereich Konnektivität mitzunehmen. Ab Januar 2024 und bis Juni/Juli 2024 war auch noch Zeit, die Antennen des iPhones an den neuen Standard anzupassen.

Fazit

Wi-Fi 7 ist die nahe Zukunft der Konnektivität, doch müssen die Macs mit M4 noch ohne diese Unterstützung auskommen. Der wahrscheinlichste Grund dafür sind recht lange Vorbereitungszeiten auf die Massenproduktion. Apple und seine Zulieferer mussten noch mit dem Vorgänger arbeiten, da zu der Zeit das Wi-Fi-Konsortium den neuen Standard erst vorbereitete.

Beim A18, der zu einem deutlich späteren Zeitpunkt finalisiert wurde, konnte man basierend auf den ersten Spezifikationen Unterstützung für Wi-Fi 7 bereits einplanen. (PC-Welt/kk)