Akkukapazität vs. Stromhunger

Warum Handy-Akkus noch immer so schlecht sind

12.05.2023 von Dennis Steimels
Die meisten Handy-Akkus halten gerade mal einen Tag – und das seit Jahren. Doch warum wird alles besser, nur die Laufzeit nicht?
Trotz aller Fortschritte halten die meisten Akkus nur rund einen Tag.
Foto: Primakov - shutterstock.com

Seit rund 30 Jahren begleiten Smartphones/Handys unseren Alltag. Doch während Handys heute mit riesigen und hochauflösenden Displays, Multi-Kamera-Systemen, 5G und bis zu 1 TB-Speicher auftrumpfen, hat sich eine Sache in der ganzen Zeit nicht geändert: Wir müssen noch immer unser Smartphone fast täglich aufladen.

Ganz neidisch schauen wir auf die Zeit zurück, in der klassische Handys mehrere Tage durchhielten. Sie kennen sicher die vielen Internet-Memes rund um das beliebte und überall bekannte Nokia 3310, das auch nach Jahren in der Schublade noch den gleichen Akkuladestand wie zu Beginn aufweist.

Wenn Sie nicht gerade ein High-End-Smartphone nutzen, die wahnsinnig viel Geld kosten, dann muss Ihr Smartphone wahrscheinlich am Abend wieder an die Steckdose. Doch wieso hat sich im Smartphone alles massiv verbessert, nur die Akkulaufzeit nicht?

Warum halten Smartphone-Akkus noch immer nur einen Tag durch?

Natürlich hat sich auch der Akku im Laufe der Zeit im Smartphone weiter entwickelt. Zum Einsatz kommen zwar weiterhin Lithium-Ionen-Batterien. Allerdings haben sie nicht mehr viel mit den ersten Akkus in Handys vor 30 Jahren zu tun. Durch neue Materialien und weiteren Variablen haben es Hersteller geschafft, die Akkus besser zu machen.

Und trotzdem bleibt die Akkulaufzeit in der Regel bei rund einem Tag. Die gestiegene Akkukapazität und die bessere Leistung gegenüber damaliger Lithium-Ionen-Akkus der modernen Smartphones gleichen nämlich nur die hellen, hochauflösenden und deutlich größeren Displays, die hohe Leistung und intensiven Nutzungsgewohnheiten der Handy-Besitzer aus. Weshalb die Verbesserungen der Batterien nicht in mehr, sondern in gleichbleibender Akkulaufzeit resultieren.

Warum damalige Handys so lange durchhielten, hängt auch mit den beschränkten Möglichkeiten der Zeit zusammen. Würden wir unser Smartphone so wie früher nutzen, würde auch die Laufzeit höher sein. Doch die Nutzungsdauer ist extrem angestiegen. 16- bis 29-jährige nutzen ihr Smartphone rund 3 Stunden täglich. Wer zwischen 30 und 49 ist, der verwendet sein Handy knapp 2,5 Stunden pro Tag - so die Auswertung von Statista. Das zerrt natürlich am Handy-Akku.

Schnelleres Laden statt längere Akkulaufzeit

Während die bekanntesten und größten Smartphone-Hersteller schnelles Laden nur recht begrenzt anbieten, sind etwa OnePlus und Xiaomi hier schon deutlich weiter. So lädt das OnePlus 10T mit 150 Watt beispielsweise in 19 Minuten den 4800-mAh-Akku von 0 auf 100 Prozent.

Obwohl das schon sehr beeindruckend ist, hat Xiaomi kürzlich mit einem Demogerät noch einen drauf gesetzt. Mit satten 300 Watt feuert das Netzteil Strom in den Handy-Akku, der so bereits nach nur 5 Minuten voll aufgeladen ist.

Das 300-Watt-Ladegerät nutzt in diesem Beispiel die vierte Generation der GaN-Integrationslösung, die eine hohe Leistungsabgabe bei hoher Effizienz und geringen Abmessungen ermöglichen soll. Das Ladegerät basiert außerdem auf einem Doppelstrang-Batteriedesign, das eine Ladegeschwindigkeit von 15C benötigt.

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat Xiaomi neues hartes Kohlenstoffmaterial für Smartphone-Akkus eingeführt, das die Dicke der Elektroden um 35 Prozent reduziert. Das Ladegerät hat eine Sandwich-Struktur und ein Doppel-Layer-Design für Raumnutzung und Wärmeableitung.

Durch eine so extreme Schnellladetechnik muss die Laufzeit gar nicht mehr besonders lang sein, weil Sie den Akku jederzeit in nur wenigen Minuten wieder vollständig aufladen können - selbst dann, wenn Sie es eilig haben.

Kommen trotzdem bessere Smartphone-Akkus?

Vor rund einem Jahr wurde bekannt, dass etwa Samsung an einer Autobatterietechnik für Smartphones arbeitet. Statt Kathode, Separator und Anode aufzurollen, sollen die einzelnen Elemente gestapelt werden. Die elektrochemisch wirksame Oberfläche erhöht sich in einem solchen Stack, bei gleicher Größe sollen die Akkus eine höhere Ladung bereitstellen.

Allerdings sollten Sie hiervon nicht zu viel erwarten. Diese Technik würde rund 10 Prozent mehr Akkukapazität ermöglichen. Aus 4500 mAh würden dann 5000 mAh bei gleicher Akkugröße werden. In der Praxis würde das zu einer Laufzeitverlängerung von wenigen Stunden führen.

Fazit

Die Akkulaufzeit ist auch nach 30 Jahren Smartphone/Handy-Entwicklung noch immer ein großer Kritikpunkt. Ja, die Akkus haben sich verbessert, im gleichen Zug sind aber auch die Stromfresser größer geworden, weshalb die Laufzeit noch immer bei rund einem Tag liegt.

Natürlich kennen die Hersteller diese Problematik auch. Aber um eine gute Balance aus Design und Features hinzubekommen, können mit der aktuellen Akkutechnik keine größeren Kapazitäten verbaut werden. Und deshalb arbeiten sie vor allem an der Schnellladetechnik. Und im Zweifel hilft das genauso gut, da in wenigen Minuten der Akku vollständig geladen ist. Aber eben nur dann, wenn eine Steckdose in der Nähe ist oder Sie eine Powerbank dabei haben. (PC-Welt)