Sinn contra Trend

Warum der BlackBerry das iPhone schlägt

26.06.2013 von Christiane Pütter
Das iPhone ist der umjubelte Star, das BlackBerry der stille Könner. Auf diese Formel lässt sich eine Analyse von Rob Enderle bringen, der vormals für den Marktforscher Forrester gearbeitet hat.
Als hätte sie es geahnt: Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt sich auf der CeBIT 2013 mit dem BlackBerry ablichten.
Foto: Deutsche Messe

Rob Enderle versteht die Welt nicht mehr, zumindest nicht die der IT-Entscheider in Unternehmen. Enderle, vormals als Analyst für Forrester tätig und jetzt Chef der Enderle-Group, wundert sich über den Siegeszug des iPhone in die Business-Welt. Seine These: Das iPhone war von Anfang an als Mittel für die Massen gedacht und hat seine Stärken im Entertainment-Bereich.

Wer aber Funktionalität will, braucht das BlackBerry. Dass sich IT-Manager von der Begeisterung um das iPhone anstecken lassen, ist Thema von Enderles Kolumne "Why a blackberry is better than an iPhone" auf unserer US-Schwesterpublikation cio.com.

Für ihn ist das iPhone nicht mehr als ein iPod, mit dem man auch telefonieren kann. Er sieht das Gerät in einer ganz anderen Kategorie als das business-taugliche BlackBerry. Enderle hält es für eine Fehlentwicklung, dass Smartphones insgesamt in Richtung Unterhaltung wandern. Steve Jobs, sagt Enderle, sei ein Fachmann darin gewesen, "uns mit Glitzer-Dingen zu begeistern". Das iPhone sei zwar wirklich schön – aber teuer, empfindlich und vergleichsweise unsicher. Außerdem locke es Diebe an.

Der eigentliche Sinn eines Smartphones, egal ob Palm Treo, Microsoft Phone oder eben BlackBerry, liege im Zusammenfassen verschiedener Funktionalitäten zu einem handlichen Gerät, so Enderle weiter. Kontakte, E-Mails, Kalender und Telefon in Einem, das war die ursprüngliche Idee.

Beim Rückblick in alte Zeiten beginnt der Analyst denn auch zu Schwärmen. Diese alten Smartphones waren sicher (das mussten sie auch sein als Träger von Business-Daten), funktionell (das Palm Treo war zwar häßlich, seine Batterien hielten aber ewig) und robust (ein Rempler, der ein iPhone-Screen zerstört, machte den alten Geräten überhaupt nichts aus). Apple mag bei einem kaputten Phone denken, der Nutzer kaufe vielleicht ein neues. IT-Entscheider sollten den kompletten Verlust überschlagen, wenn ein beruflich genutztes Gerät ausfällt. Enderle hat sich angesehen, welche Geräte Behörden nutzen. Er sagt, das BlackBerry liege vorn – weil Behörden aufgrund des Kostendrucks gezwungen sind, die sinnvollsten Handys zu kaufen.

Funktionalität muss mehr zählen als eine coole App

Enderle schließt seine Kolumne mit einem Appell an die Vernunft von IT-Managern in Unternehmen. Sie sollten ihren Mitarbeitern zuverlässige Geräte an die Hand geben. In der Arbeitswelt sollte Funktionalität mehr zählen als eine coole App.

Der Kolumnist stößt damit nicht überall auf offene Ohren. Zwar geben ihm viele Online-Leserkommentare recht, was die Herkunft des iPhone als Unterhaltungsgerät betrifft. Ein Leser namens "Guywithanswers" gibt jedoch zu bedenken, die ganze Diskussion sei kurzsichtig – in Zeiten von BYOD ("Bring your own device") arbeite ohnehin jeder mit seinem Lieblingsgerät.

Ein Leser namens "Uzigunz" widerspricht Enderle auf cio.com offen: Alle Phones seien von der Leistung her vergleichbar. Dafür muss er sich von "Timbo44" fragen lassen, wie alt er denn sei und wo er arbeite.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO.
Autorin: Christiane Pütter

IT-Produkte und ihre Namen
Blackberry
Für die Namensgebung des drahtlosen E-Mail-Gerätes nahm die Firma Research in Motion 2001 ein Marken-Lexikon zu Hilfe: Die Unternehmensberater von RIM kamen vom Wort "E-Mail" ab und suchten stattdessen nach einen Begriff, der Freude hervorruft. Da die kleinen Drucktasten an dem Gerät an Obstkerne erinnern, kam das Team zum Wort "strawberry" (Erdbeere). Als Ersatz für die langsam klingende Silbe "straw" schlugen die Experten die schwarze Farbe des Gehäuses vor - so wurde daraus der "Blackberry". (Foto: cio.com)
iPod
Noch während der MP3 Player entwickelt wurde, sprach Apple-Chef Steve Jobs von seiner Strategie, den Mac in den Mittelpunkt aller anderen Geräte zu stellen. Der freie Werbetexter Vinnie Chieco wurde eigens dafür engagiert, dem Gerät vor seiner Markteinführung 2001 einen Namen zu geben. Angeregt wurde Chieco durch den Film "Eine Raum-Odyssee", in dem mit Bezug auf das Raumschiff der Satz fiel "Öffne die Hülsebuchttür, Hal!". Hülse bedeutet auf Englisch "pod"" - in Verbindung mit i für Internet oder Information wurde daraus die Bezeichnung iPod. (Foto: cio.com)
Firefox
Einen Namen zu wählen, der das Wesentliche eines Produkts zum Ausdruck bringt, kann kompliziert sein, wie Leute der Organisation Mozilla herausfanden. Die frühere Version von Mozillas Browser wurde Firebird genannt. Doch aufgrund eines Open-Source-Projektes mit dem gleichen Namen benannte der Ältestenrat von Mozilla seinen Browser in Firefox um - englische Übersetzung der chinesischen Bezeichnung "Feuerfuchs". Damit ist sowohl der Rotfuchs als auch der kleine rotbraune Panda gemeint. "Der Name ist leicht zu merken, klingt gut und ist einzigartig". (Foto: cio.com)
Twitter
Als Mitbegründer Biz Stone die Anwendung sah, die Jack Dorsey im Jahr 2006 schuf, fühlte er sich daran erinnert, wie Vögel miteinander kommunizieren: "Kurze Häufung von Informationen. Jeder zwitschert und unterhält sich gut". Stone fiel das Wort "twttr," ein, und das Team fügte vermutlich einige Vokale hinzu. Das Micro(b)logging Werkzeug Twitter ermöglicht eine einfache und systemunabhängige Speicherung von kleinen Texthäppchen, die aus maximal 140 Zeichen bestehen. In den USA hat sich Twitter mittlerweile als soziales Netzwerk etabliert. (Foto: cio.com)
Windows 7
Die Bezeichnung "Windows 7" als Nachfolger des Betriebssystems Windows Vista ist ein Novum in der Namenspolitik des Software-Konzerns Microsoft. Mike Nash begründete im offiziellen Windows-Vista-Blog den Namen folgendermaßen: "Einfach ausgedrückt, das ist die siebte Version von Windows, und von daher macht "Windows 7" einfach Sinn". Mit einer Ziffer als Namensbestandteil setzt sich Microsoft aber auch von Vista ab. (Foto: cio.com)
Thinkpad
Die ehrwürdige Reihe der PC-Notebooks kam erstmals 1992 in der Computer-Szene auf. Während das Konzept genau ins Schwarze getroffen hatte, gab es bei IBM einen Aufruhr um die Frage, wie die neue Innovation denn heißen solle. IBMs Pen-Computerteam wollte sich kurz fassen und entschied sich für den Namen ThinkPad - ein kleines, ledernes Notizbuch, das jeder IBM-Mitarbeiter bei der Einstellung erhielt. Es hatte den Aufdruck Think und Notizbücher heißen auf Englisch Notepad. Diese beiden Worte wurden zu ThinkPad verschmolzen. (Foto: cio.com)
Android
Im Jahre 2005 erwarb der Suchmaschinenbetreiber Google ein mysteriöses Start-up-Unternehmen mit dem Namen Android. Diese Firma stellte bisher "Software für Mobiltelefone" her, wie das US-Wirtschaftsmagazin "Businessweek" berichtete. Die Open-Source-Plattform Android des Unternehmenskonsortiums Open Handset Alliance (OHA) ist ein offenes System - es kann von einer weltweiten Entwicklergemeinde verändert werden. (Foto: cio.com)
Wikipedia
Nach eigener Definition setzt sich der Begriff Wikipedia aus "Wiki" (Hawaiisch für schnell) und "Encyclopedia" (Englisch für Enzyklopädie) zusammen. Ein Kofferwort wie Wikipedia ist ein Kunstwort aus mindestens zwei Wörtern, die zu einem inhaltlich neuen Begriff verschmelzen - einzelne Wortsegmente können getilgt werden. Das Hauptmerkmal von Wikipedia: Alle Menschen können unmittelbar Artikel zu Begriffen und Personen erstellen oder verändern. Bestand hat, was von der Gemeinschaft akzeptiert wird. (Foto: cio.com)
Mac OS X
Der Buchstabe X des neuen Macintosh-Betriebssystems steht zum einen für die römische Zahl 10 und verweist auf die Nachfolge früherer Versionen wie Mac OS 8 und Mac OS 9. Zum Zorn vieler Mac-Fans beziehen viele Menschen das X auf den Buchstaben. Auf der anderen Seite folgt Mac OS X der Tradition anderer Unix-Derivate, deren Namen fast ausschließlich mit einem X enden, wie zum Beispiel AIX, IRIX, A/UX, Sinix, HP-UX und Xenix. (Foto: cio.com)
Red Hat
Für den Namen der Firma Red Hat, die aktiv ist bei der Entwicklung, Einführung und Management von Linux- und Open-Source-Lösungen, gibt es verschiedene Herkunftsquellen. Mitbegründer Bob Young (Foto) gibt folgende: So steht die Farbe Rot in der westlichen Geschichte für die Befreiung sowie Kampfansage an die Autorität. Mitbegründer Marc Ewing trug außerdem den roten Lacrosse-Hut seines Großvaters im College und war bekannt für seine technische Kompetenz. Darüber hinaus benannte Ewing seine Projekte mit Red Hat 1, 2, und so weiter. (Foto: cio.com)
Asus
Eigentlich wollten die vier abtrünnigen Acer-Mitarbeiter ihre neue eigene Firma nach dem geflügelten griechischen Fabelwesen "Pegasus" benennen. Doch als sie dann darüber nachdachten, wie schön weit vorne ihr bisheriger Arbeitgeber Acer immer in Telefon- und Adress-Verzeichnissen stand, kam ihnen ein mit P beginnender Firmenname zu riskant vor. Also schnitten sie einfach die ersten drei Buchstaben ab und "Asus" war geboren.
Bluetooth
Das Wort "Blauzahn" als Beschreibung für einen drahtlosen Verbindungs-Standard zu verwenden klingt ziemlich komisch - aber tatsächlich geht diese Namenswahl auf eine sehr tiefgründige Überlegung zurück: König Harald Blatand war Ende des zehnten Jahrhunderts König von Dänemark und schaffte es, sein Reich, Norwegen und Schweden unter einem Banner zu vereinen. Genau das war es auch, was die Entwickler von Bluetooth sich wünschten: Einen gemeinsamen Standard für drahtlose Verbindungen zwischen Geräten aller Art - Handys, Computer, Autos, Headsets usw. Dass Haralds Nachname Blatand übersetzt Blauzahn heißt, dürfte jetzt keine große Überraschung mehr sein.
Wii
Nintendo entschied sich bei der Benennung seiner Spielekonsole für eine eigene Wortschöpfung. Das Konzept der Wii war schon immer das gemeinsame Spielen mehrer Personen. Daher entstand aus dem englischen "we" ("wir") zunächst "wi" und schließlich "wii". Bei der Schreibvariante mit Doppel-i sollen die zwei i zusätzlich zwei nebeneinander stehende Personen symbolisieren. Nintendo hat das Konzept auch direkt weitergesponnen und die Spieler-Avatare auf der Wii "Mii" ("me"/"ich") genannt. Und damit niemand auf den Zug aufspringen kann wurden "Aii", "Bii", "Cii" und alle weiteren Alphabets-Varianten direkt auch mal als Marken gesichert.
Google
Der Name der größten Suchmaschine ist heutzutage so gegenwärtig, dass er sogar zu einem Verb wurde, das mittlerweile im Duden vertreten ist. Doch wie kamen Larry Page und Sergey Brin 1997 auf dieses Wort, als die meisten anderen Suchmaschinen noch Namen wie "Webfinder", "Websearcher" oder "Webcrawler" hatten, die eigentlich nur ihren Einsatzbereich beschrieben? Die Antwort ist recht kurios: Google ist ein Rechtschreibfehler. Eigentlich sollte die Suchmaschine nach der Zahl "Googol" benannt werden. Das ist eine 1 mit 100 Nullen und sollte die Beinahe-Unendlichkeit des Internets repräsentieren. Doch mittlerweile steht auch "Google" für zahllose Informationen und Orientierung im Chaos, am Ende ist die Rechnung also irgendwie doch noch aufgegangen.