Wird 2018 das Jahr, in dem Geräte mit Chrome OS im Unternehmensumfeld zum Mainstream werden? Wohl eher nicht. IDC geht davon aus, dass im kommenden Jahr 85 Prozent aller verkauften PCs mit Windows-Betriebssystem ausgeliefert werden. MacOS-Geräte sollen auf 8 Prozent kommen, Chrome auf 6 Prozent Marktanteil. Bemerkenswert: Zum ersten Mal, seit IDC diese Daten erfasst hat (erstmals im Jahr 1995), wird im Jahr 2017 mit Chrome OS ein drittes Betriebssystem neben Windows und macOS die Fünf-Prozent-Marktanteils-Hürde überspringen. Laut IDC-Analyst Linn Huang werden 5,5 Prozent aller weltweit verkauften Rechner 2017 mit Chrome OS laufen.
Ist es also an der Zeit, dass sich Ihr Unternehmen so langsam mit dem Gedanken anfreundet, die Mitarbeiter mit Chromebooks, Chromeboxes und anderen Devices mit dem Google-Betriebssystem auszustatten? Zumindest gibt es einige gute Gründe, Chrome-OS-Devices in Ihr Geräte-Arsenal aufzunehmen - bessere IT Security, simpleres Management und ein besseres Nutzererlebnis sind nur einige davon.
7 gute Gründe für Chrome OS im Unternehmen
Wir haben sieben gute Gründe für Sie zusammengefasst, warum Sie über Chrome-OS-Geräte für Ihre Belegschaft zumindest einmal eingehend nachdenken sollten.
Viele Chrome-Optionen
Geht es um Gerätevielfalt, punktet die Chrome-OS-Fraktion mit einem enormen Spektrum an Formfaktoren. Sowohl Consumer als auch Business-Kunden werden mit maßgeschneiderten Angeboten von günstig (Einsteiger-Chromebook) bis hochwertig (Googles neues Pixelbook) bedient.
Mit dem CloudReady-Service von Neverware lassen sich zudem alte Windows- und macOS-Rechner in Chrome OS-basierte Thin Clients verwandeln. Die Enterprise Edition bietet zusätzliche Device-Management-Features.
Mehr Management Services
Die Chrome-Management-Konsole ermöglicht IT-Admins die Verwaltung von Chrome-Geräten im Unternehmen. Mit Chrome Enterprise hat Google zudem einen neuen Service angekündigt, der Features wie Single Sign-On verwirklichen soll. Natürlich stehen auch diverse Service-Angebote von Drittanbietern zur Verfügung, um das Management von Chrome-Geräten im Unternehmen einfach zu halten.
Steigender Business-Einsatz
Weil immer mehr Firmen ihre Applikationen in die Cloud verlagern, sinkt der Bedarf für leistungsstarke Desktop-Rechner in den Büros. Dadurch werden kostengünstige Thin Client Devices auf Chrome-Basis ziemlich attraktiv. Zumindest für David Dingwall, Marketing-Entscheider beim Security-Anbieter Fox Technologies: "Immer mehr Cloud Services nutzen inzwischen stärkere Sicherheitstechnologien - etwa Multi-Faktor-Authentifizierung. Wieso also in all die Infrastruktur investieren, wenn man sie gar nicht braucht?", wundert er sich.
In der Tat geht Gartner davon aus, dass der weltweite Markt für Public-Cloud-Services im Jahr 2017 um 18 Prozent wächst. Bis zum Jahr 2020, so die Analysten, wird die Cloud-Adoption mehr als 50 Prozent aller Outsourcing-Deals beeinflussen.
Chrome hat inzwischen auch recht namhafte Enterprise-Kunden an Land ziehen können: Netflix und Pinterest zum Beispiel. "Das Interesse der Unternehmen an Chrome OS ist im letzten Jahr gestiegen", weiß Sumit Dhawan von VMware. "Das Chrome-Betriebssystem macht für solche Kunden Sinn, die nach einem "low-footprint" Endpunkt suchen, der einfach zu managen und abzusichern ist." Insbesondere im (Einzel)Handel, der Finanz- und der Healthcare-Branche sei man stark an Chrome interessiert, so Dhawan weiter. "Auch in der Fertigung, der Logistik und in der Öl- und Gas-Industrie steigt das Interesse. All diese vertikalen Märkte haben Use Cases, für die das Betriebssystem der Endpoints so schlank wie möglich sein muss. Und Chrome OS bietet den Kunden genau das."
Chrome hat Linux verdrängt
"Eine Zeit lang sah es so aus, als würden Linux-Rechner zur etablierten Nummer Drei auf dem PC-Markt", sagt IDC-Analyst Huang. "Viele Menschen hielten Linux zu seinen Hochzeiten Anfang 2010 für das ideale Netbook-Betriebssystem. Bis Microsoft dem durch die Öffnung von Windows für günstige, portable Geräte einen Riegel vorschob."
Zwar gibt es immer noch viele Experten, die davon überzeugt sind, dass Linux zum dominanten Betriebssystem für Thin Clients wird. Aber die Daten von IDC sprechen da eine andere Sprache: Linux brachte es im Jahr 2013 auf drei Prozent Marktanteil (weltweite PC-Verkäufe). Inzwischen hat sich dieser Wert bei einem Prozent eingependelt. Und dort soll er auch bis 2021 verharren, wenn man den Analysten Glauben schenken mag. Chrome OS hat dagegen seit 2013 einen steilen Aufstieg hingelegt und sich von ehemals einem Prozent Marktanteil auf inzwischen 5,5 Prozent "hochgearbeitet". Bis 2021 sollen es acht Prozent sein - sagt IDC.
Der Nachwuchs ist mit Chrome vertraut
Zugegeben: Geht es um IT-Nachwuchs an deutschen Unis, trifft das eher nicht zu. Denn hierzulande ist man mit einem Chromebook auf dem Schoß im Hörsaal ein echter Tech-Exot. In anderen Ländern konnte Google hingegen auf dem Bildungsmarkt punkten. In Schweden zum Beispiel. Oder in den USA, wo inzwischen 58 Prozent aller mobilen PCs im Bildungsbereich Chromebooks sind. Windows-PCs (22 Prozent) und Macs (fünf Prozent) sind in US-Klassenzimmern deutlich abgeschlagen.
Besser im Notfall
Beim Emergency Operations Center von Preparedness Solutions an der Nothern Arizona University setzt man ebenfalls auf Devices mit Chrome OS. Direktor Marc Burdiss erzählt, wie es dazu kam: "Ein großer Teil der Technologien, die im Notfall zum Einsatz kommen, ist web-basiert. Während einer Übung im Jahr 2013 mussten viele unserer Windows-Laptops erst einmal eine halbe Stunde lang mit Updates versorgt werden, bevor wir mit dem Training beginnen konnten. Als es dann endlich soweit war, gab es diverse Probleme mit Updates für Office, Java und Internet Explorer."
Der Traum vom Smartphone-PC
Es gab in der Vergangenheit bereits einige Versuche, ein Smartphone zu verwirklichen, das (mit dem richtigen Zubehör) auch als Desktop-Rechner zum Einsatz kommen kann. HP versuchte es zuletzt mit dem Windows Phone Elite x3, davor scheiterte Motorola mit dem Atrix und Palm wollte lange Zeit den Markt mit dem Foleo revolutionieren, stellte das Projekt dann aber doch lieber ein.
Durch die zunehmende Verlagerung der Enterprise-Infrastrukturen in die Cloud könnte Chrome OS das Betriebssystem sein, dass das Smartphone endlich zum vielseitigen Thin-Client-Desktop werden lässt, meint Huang: "Es ist ein interessantes Konzept. Ich denke, das wird sich letzten Endes auch durchsetzen. Und Chrome könnte der Treiber dafür sein."
Für diese Mitarbeiter ist Chrome OS nicht geeignet
Natürlich eignet sich Googles Betriebssystem nicht für jedes Unternehmen gleichermaßen. Der große Knackpunkt: Zwar können Sie auch mit Chrome OS einige Dinge offline erledigen - aber die Chrome-Geräte sind in der Regel auf User ausgelegt, die über eine fortlaufende Internetverbindung verfügen. Das macht die Nutzung dieser Devices für einige Jobs unpraktikabel.
"Wir haben Anfang des Jahres einige Chromebooks angeschafft und damit testweise unser Sales-Team ausgestattet," erzählt der selbständige SEO-Experte Bradley Shaw. "Ich dachte, ein günstiger, Cloud-basierter Laptop wäre die perfekte Alternative zum teuren Macbook. Schließlich braucht das Sales-Team keine übermäßigen Rechenressourcen für Spezial-Software."
Und anfangs war das Feedback der Sales-Mitarbeiter auch durchweg positiv, wie Shaw preisgibt. Insbesondere das schnelle Hochfahren und der praktische Cloud-Speicher seien gut angekommen. "Aber als unser Team zum ersten Mal auf Dienstreise ging, tat sich ein ganz wesentlicher Nachteil von Chrome OS auf. Ohne Internet-Verbindung sind Chromebooks quasi nutzlos. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse haben wir uns letztlich gegen den Umstieg auf Chrome OS entschieden." (fm)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.