Bechtle, Netgo, SVA, IT-Haus, Medialine und NTT

WaaS und die Systemhäuser

03.05.2022 von Ronald Wiltscheck
Was bei Handy-Verträgen üblich ist – „das Gerät wird gemietet“ – gilt bei geschäftlich genutzten PCs noch kaum. Wir haben ein paar Systemhäuser zu ihren Erfahrungen mit WaaS (Workplace as a Service) befragt.
"Workplace as a Service" (WaaS) ist stark im Kommen. Für die dementsprechend spezialisierten Systemhäuser gibt es mehr als genug zu tun.
Foto: Andrey Suslov - shutterstock.com

Bechtle empfiehlt den eigenen Kunden, die Hardware zu leasen. Dazu bieten die Schwaben zwei selbst entwickelte Service-Pakete an, zum einen "Device as a Service" in drei verschiedenen Ausführungen (Basis, Roll-out und Betrieb), zum anderem das "Smart Workplace"mit geleaster Hardware. Hier erstreckt sich der Ser-iceumfang von der Übernahme einzelner Teilbereiche bis hin zum ganzheitlichen Betrieb der Microsoft-365-Arbeitsplätze und der Backend-Umgebungen.

"In beiden Fällen macht der monatliche Festpreis pro Benutzerarbeitsplatz die Gesamtkosten für den Kunden transparent und planbar", betont Lareen Doll, Business Development Service Factory, Bechtle Hosting & Operations. Ihrer Meinung nach sind dies alles attraktive Alternativen zum nicht gemanagten Arbeitsplatz. Denn Bechtle stellt den Anwendern auch günstige, aber voll funktionsfähige gebrauchte Endgeräte zur Verfügung.

Mit der längeren Nutzung der Hardware trägt das Systemhaus dem Wunsch vieler Kunden nach nachhaltigen Nutzungskonzepten Rechnung. Außerdem werden mit diesem Managed Service die IT-Abteilungen der Kunden von langweiligen Routineaufgaben befreit, und sie können sich stattdessen strategischen Aufgaben im Unternehmen widmen, etwa der Digitalisierung von Geschäftsprozessen.

Netgos Angebot an "Modern-Workplace"-Konzepten reicht von cloudbasierten Arbeitsplätzen, zum Beispiel auf Basis von Microsoft 365, über klassisches Endpoint- und Enterprise Mobility Management bis hin zur Beschaffung der kompletten Hard- und Software via E-Procurement samt anschließendem vollständigem Management.

Der Kunde wählt die für ihn passende Variante - Leasing oder Kauf. Aber auch eine Mischung aus beiden ist möglich: "Man kann bei uns zum Bespiel Notebooks mieten und Monitore käuflich erwerben", so Andreas Knols, Business Development Manager bei Netgo. Man stehe sozusagen immer auf der Seite des Kunden - "als kompetenter Partner für Beratung, Beschaffung, Integration und Betrieb".

Lösungen von Microsoft führend

Ebenfalls zwei Pakete für den Betrieb der modernen Arbeitsplätze offeriert SVA. Da gibt es zum einen den kundenindividuellen "SVA Operational Service" sowie den standardisierten Microsoft Cloud Managed Service (MCMS) "Virtual Desktop", der als Single- und aus der Azure Cloud bereitgestellt wird. Das Systemhaus provisioniert die Workloads (Session Hosts) ihrer Kunden im Azure Tenant und stellt sie ihnen anhand ihres Konsumverhaltens in Rechnung.

"Hiermit können Anwender orts- und geräteunabhängig auf einem geteilten Windows Virtual Desktop arbeiten", betont Andreas Müller, Leiter Microsoft Cloud Managed Services bei SVA. Dabei setzt das Systemhaus auf Microsoft-eigene Rechenzentren. "Der Betrieb umfasst hierbei das Patch Management der Desktops sowie das Incident Management", so der Microsoft-Spezialist weiter. Weitere Services sind im ständig gepflegten Software-Katalog von SVA zu finden.

WaaS und die Systemhäuser
WaaS und die Systemhäuser
Lareen Doll, Business Development Service Factory bei Bechtle Hosting & Operations: „Bei monatlichem Festpreis pro Benutzerarbeitsplatz ergeben sich für den Kunden transparente und gut planbare Gesamtkosten.“
WaaS und die Systemhäuser
Andreas Knols, Business Development Manager bei Netgo: „Wir kombinieren die Lösungen diverser Hersteller zu einem ‚Best-of-Breed‘-Portfolio.“
WaaS und die Systemhäuser
Andreas Müller,Leiter Microsoft Cloud Managed Services bei SVA: „Wir stellen einen standardisierten Software-Katalog für den ‚Virtual Desktop‘ bereit.“
WaaS und die Systemhäuser
Stefan Müller, Head of Business Line End User Computing bei SVA: „Durch uns konzipierte Lösungen versprechen dem Kunden deutlich mehr als vorgefertigte WaaS-Angebote.“
WaaS und die Systemhäuser
Ralph Onasch, Director Modern Workplace Solutions bei NTT: „Mit unseren Modern Workplace Services können wir maßgeblich zu einer Modernisierung von Arbeitsplätzen beitragen.“
WaaS und die Systemhäuser
Armin Kobler, Product Owner Modern Workplace bei Medialine: „Wir nehmen auch die bereits beim Kunden vorhandenen Clients in unserWaaS-Angebot auf.“
WaaS und die Systemhäuser
Dennis Jacobi, Sales Lead Global Workplace Solutions bei IT-Haus: „Wir können das Device Management beim Kunden auch vollständig übernehmen.“

"Selbstverständlich können unsere Kunden ihre Hardware auch leasen", betont Stefan Müller, Head of Business Line End User Computing, bei SVA. Medialine geht hier sogar noch einen Schritt weiter: Wer seine "alte" aber durchaus noch leistungsfähige Hardware loswerden möchte, kann diese zu einem fairen Marktpreis an das Systemhaus verkaufen und anschließend im Rahmen eines WaaS-Pakets zurückleasen.

Medialine bietet das gesamte Lifecycle Management eines Arbeitsplatzes inklusive IT, Collaboration und Telefonie als Service an. Dabei liefert das Systemhaus die Hardware auch direkt zu den Home-Office-Workern nach Hause, es nimmt die Altgeräte wieder zurück und sorgt dabei für sichere Datenlöschung. "Unseren Kunden räumen wir ferner die Möglichkeit ein, bestimmte User als Systemadministratoren zu etablieren, damit sie die Devices selbstständig verwalten können", betont Armin Kobler, Product Owner Modern Workplace bei der Medialine AG.

Während des gesamten Lebenszyklus des IT-Arbeitsplatzes erfüllt auch IT-Haus die Wünsche der eigenen Kunden. Dabei unterstützt das pfälzische Systemhaus die Anwender in allen drei Phasen, beim Bereitstellen der Geräte samt Software, im Betrieb und beim Entsorgen der Hardware. "Unser Service reicht von der Verwirklichung des Workplace-Konzepts bis hin zum umweltgerechten Recycling oder dem Verkauf der gebrauchten Hardware", umschreibt Dennis Jacobi, Sales Lead Global Workplace Solutions, das Dienstleistungsportfolio von IT-Haus.

Alte Hardware wird entsorgt

Darin inbegriffen ist nicht nur die Auslieferung der Hardware, sondern auch deren Inbetriebnahme, das Device Management sowie die eventuell nötig werdenden Reparaturen und Erweiterungen. Dabei kann der Kunde zwischen dem Kauf der Hard- und Software-Pakete, dem kompletten Leasing zu einem festen monatlichen Betrag pro Arbeitsplatz und allen möglichen Mischformen dazwischen wählen.

Diese Option bietet auch NTT seine Kunden. Ralph Onasch, Director Modern Workplace Solutions bei dem Systemintegrator, ist der festen Überzeugung, dass Unternehmen ihre Arbeitsplatzstrategien überdenken müssen, wollen sie neue Mitarbeiter gewinnen oder bestehende an sich binden: "Nur so können sie ihren langfristigen Erfolg sichern."

NTT liefert die modernen digitalen Arbeitsplätze komplett an die eigenen Kunden aus - samt aller Bestandteile: Notebooks oder Tablets, Monitore und Headsets. "Microsoft 365 mit seinen innovativen Office-Anwendungen, intelligenten Cloud-Diensten und einer hohen Sicherheit rundet unser Modern-Workplace-Angebot ab", so Onasch zu ChannelPartner.

Hinzu kommen kundenindividuelle Services zur vollständigen Ausstattung der PC-basierten Arbeitsplätze, also die Beratung, die Beschaffung, die Lieferung, das Consulting zu Sicherheitsfragen, die Installation und natürlich der Post-Sales-Support inklusive End-User-Helpdesk-Services.

Dabei setzt NTT auch auf die Hardware von Microsoft (Surface) sowie auf Endgeräte von Dell und Lenovo. Zum Einsatz kommen dabei auch weitere Software von Microsoft, der Endpoint Manager und der Windows Autopilot. Bechtle vertraut Microsoft auch in Sachen Security und nutzt hierfür die Cloud Services von Azure Sentinel. IT-Haus offeriert seinen Kunden auch Backup-Dienste in der Cloud, ähnlich wie Medialine, die genauso wie NTT das komplette Microsoft-365-Angebot feilbietet.

Service Level Agreements

SVA wiederum legt großen Wert auf die Einhaltung der mit dem Kunden vereinbarten Service Level Agreements (SLAs): "Wir sichern vertraglich unter anderem Reaktionszeit, Verfügbarkeit, Wiederherstellungszeit und maximalen Datenverlust. Hierzu haben wir unsere technische Infrastruktur entsprechend konzipiert", erläutert SVA-Manager Andreas Müller und verweist in diesem Zusammenhang ebenfalls auf eigene Monitoring-und Backup-Services.

Allen sechs befragten Systemhäusern ist gemeinsam, dass sie keine von der Distribution fertig konfigurierten WaaS-Pakete direkt an ihren Kunden ausliefern. Stattdessen nutzen sie die von den einschlägigen Herstellern, vor allem von Microsoft, bereitgestellten Workplace-as-a-Service-Angebote, setzen diese neu zusammen und ergänzen sie mit eigenen Produkten und Dienstleistungen.

"Damit können wir besser auf die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden eingehen", betont Andreas Knols, Business Development Manager bei Netgo. So offerieren die Rheinländer zum Beispiel auch sogenannte Managed Networking Services, also das WLAN/LAN plus IT-Security-Dienstleistungen am Perimeter und an den Endpoints sowie das komplette Backup.

Ähnlich argumentiert auch Stefan Müller, Head of Business Line End User Computing bei SVA: "Vorgefertigte Workplace-as-a-Service-Angebote sind für uns nicht von Relevanz, da aus unserer Sicht unsere eigenen Lösungen den Kunden deutlich mehr versprechen."

Es gibt zwar von den Herstellern Microsoft ("Autopilot") und Apple ("Device Enrollment Program", DEP) angebotene Pakete zum Management der Endgeräte, doch "diese eignen sich nur für neu bestellte Geräte gut", meint Armin Kobler. "Bestehende Endpoints in gleicher Weise zu managen ist erheblich schwieriger", so der Medialine-Manager weiter. Er hoffe aber, dass die Hersteller schon recht bald nachbessern werden.

IT-Haus hat hierfür schon einen ersten Kandidaten gefunden: HP. "Die Entwicklungen von Hewlett Packard im DaaS-Bereich (Desktop as a Service) verfolgen wir sehr aufmerksam", betont Dennis Jacobi. Der für das Workplace-Geschäft bei IT-Haus zuständige Manager verweist hier auf die HP-eigene Lösung "Tech Pulse", mit Hilfe derer sich die Endgeräte gut überwachen lassen, und die das pfälzische Systemhaus bereits einsetzt.

Stefan Müller von SVA wünscht sich von den Herstellern noch flexiblere Konsum- und Preismodelle, Stichwort: "Pay as you grow" oder "Pay per use". Seiner Meinung nach ist das notwendig, weil immer mehr Kunden derartige On-Demand-Services im WaaS-Umfeld nachfragen.

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