Kaspersky arbeitet sich langsam zurück

„Von Monat zu Monat eine Entspannung der Lage“

13.09.2024 von Peter Marwan
Kaspersky hat seine Partner in der DACH-Region befragt und bereits auf die Antworten reagiert. Neu sind unter anderem mehr regelmäßige Stammtische vor Ort, ein KMU-taugliches MDR-Linzenzpaket und ein erweitertes Schulungsangebot. Vor Gericht ist das letzte Wort womöglich noch nicht gesprochen.
Sören Kohls, Head of Channel Germany bei Kaspersky, fasst gegenüber ChannelPartner zusammen, was als Reaktion auf dei Partnr-Umfrage im Juli getan wird und bereits getan wurde.
Foto: Kaspersky

Im Juli hat Kaspersky seine Partner in Deutschland, Österreich und der Schweiz zur Teilnahme an einer anonymen Umfrage aufgefordert. Darin wurde nach offenem Feedback zur Zusammenarbeit und den Wünschen der Partner gefragt. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. ChannelPartner hat Sören Kohls, Head of Channel Germany bei Kaspersky dazu befragen können.

ChannelPartner: Welche Punkte haben die Partner positiv hervorgehoben?

Sören Kohls: Da wir die Befragung anonym durchgeführt haben, können wir dies nur für den gesamten DACH-Raum beantworten. Insbesondere die ausgezeichnete Qualität unserer Lösungen und Dienste wurde gelobt - auch von den Kunden unserer Partner; das freut uns sehr. Was unseren Service betrifft, heben die Partner unsere Verlässlichkeit und Unterstützung hervor und vor allem auch unser gegenseitiges, vertrauensvolles und partnerschaftlich-familiäres Miteinander, auf das wir stolz sind.

Das Urteil der von Kaspersky in Deutschland, Österreich und der Schweiz befraghten Partner fiel überwiegend ordentlich aus - kritisierte Punkte sind jetzt zum großen Teil bereits angegangen worden.
Foto: Kaspersky

Es gibt überdies Partner, die unsere Kommunikation loben. Speziell wird hier unsere seit dem Jahr 2018 mit unserer Globalen Transparenzinitiative (GTI) institutionalisierte und ganz praktisch ausgeführte Pionierarbeit für Transparenz und Vertrauenswürdigkeit als Grundpfeiler der Cybersicherheit genannt. Unseres Wissens nach sind wir das aktuell weltweit einzige Cybersicherheitsunternehmen, dessen Quellcode, Softwaredesign und Updates vertrauenswürdige externe Stakeholder überprüfen können - zum Beispiel im Kaspersky-Transparenzzentrum in Zürich."

Welche Aspekte wurden am häufigsten kritisiert?

Kohls: Natürlich gibt es neben einigem Lob auch Raum für Verbesserungen. Einige wünschen sich zusätzliche Marketingaktivitäten und -unterstützung sowie mehr Events und Schulungen zum Entwicklungsstatus und geplanten technologischen Neuerungen unserer Lösungen. Zudem gaben manche an, dass wir Fragen und Updates zu Programmen und Zielsetzungen noch schneller bearbeiten müssten, idealerweise in Echtzeit. Hier werden wir also noch aktiver werden.

Einzelne Stimmen sehen im in den vergangenen Jahren marginal gestiegenen Pricing für unsere Produkte und Services eine Herausforderung und wünschen sich öfter attraktivere Angebote auch für kleinere Unternehmen.

Welche Schritte wurden bereits ergriffen?

Kohls: Ab sofort können wir auf konkreten Wunsch unserer Partner, die bei vielen Kunden beliebte Lösung Kaspersky Managed Detection and Response bereits ab 150 Nutzerlizenzen anbieten, was sie deutlich attraktiver für kleinere Kunden macht. Zuvor war dies erst ab 250 Lizenzen möglich. Darüber hinaus werden unsere neuen regelmäßigen Stammtische vor Ort und virtuell eine zusätzliche Gelegenheit bieten, mit unseren Partnern in den Austausch zu gehen, was aktuelle Marktthemen betrifft, etwaige neue Bedarfe, oder um noch offene Fragen und Herausforderungen zu adressieren. Für die dezidierte Verkaufsunterstützung erweitern wir weiterhin unser -Schulungsangebot für Partner.

Beim Thema Pricing hingegen sind uns leider aktuell die Hände gebunden. Unsere Partner können sich dafür darauf verlassen, dass sie stets die höchste Qualität erhalten. Blickt man zudem teils auf andere Anbieter, lassen diese sich Features wie Fileless Ransomware Protection extra lizenzieren, die bei uns von Haus aus dazugehören."

In Deutschland hat Kaspersky ja bei Kunden viel an Boden verloren - was es auch Partnern schwer macht. Hat man hier angesichts des vielfältigen Wettbewerbs die Chance, das zumindest ansatzweise wieder aufzuholen?

Kohl: "Absolut! Zum einen stellen wir von Monat zu Monat eine Entspannung der Lage fest. Viele Unternehmen machen die Erfahrung, dass die negativen Meldungen rein geopolitisch motiviert waren und zum anderen sind einige Unternehmen, die ihre Lösung gewechselt haben, nicht zufrieden. Dies hören wir regelmäßig in Kunden- und Partnergesprächen. Funktionen sind dann teilweise unausgereift oder teilweise konnten diese nicht einmal voll funktionsfähig installiert werden. Wir sehen hier sehr viel Potenzial für uns und unsere Partner in den nächsten Jahren. Dabei hilft natürlich auch unsere neue Produktlinie Kaspersky Next."

Es gab ja mehrere Klagen von Kaspersky gegen die Entscheidung des BSI. Manche wurden bereits abschließend entscheiden - sind noch welche offen?

Kohls: "Die letzte Entscheidung war bisher die des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Juni 2022. Kaspersky sieht sich darin in seiner Rechtsposition bestärkt. Zwar hat das Gericht die Verfassungsbeschwerde gegen die Entscheidungen des Verwaltungsgerichts Köln vom 1. April und des Oberverwaltungsgerichts Münster vom 28. April in Bezug auf die vom BSI ausgesprochene Warnung nicht zur Entscheidung angenommen, da das Hauptsacheverfahren vor den Fachgerichten noch nicht durchgeführt wurde.

Allerdings hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt, dass das fachgerichtliche Verfahren in der Hauptsache nicht offensichtlich aussichtslos sei. Das Verwaltungsgericht sei, so das Bundesverfassungsgericht, aufgrund einer lediglich summarischen Prüfung zu dem Beschluss gelangt. Damit sei in der Hauptsache noch nicht entschieden, ob die Warnung des BSI zulässig ist. Kaspersky erwägt weiterhin eine eingehende Prüfung der Sach- und Rechtslage durch die Fachgerichte zu beantragen.

Zwischenzeitlich werden wir - wie gewohnt - unsere Partner und Kunden von der Qualität und Integrität unserer Produkte überzeugen und hoffen auf eine Rückkehr zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem BSI, um die Cybersicherheit und Resilienz in Deutschland und Europa weiter zu stärken.

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