von Teresa Dapp, dpa
Das Corona-Virus hat Millionen Menschen ins Home Office gedrängt, dem Online-Handel einen Boom beschert und die Nachfrage nach Online-Spielen und Serien-Streaming steigen lassen. Aus Sicht von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) können Bürger und Unternehmen daraus manches lernen - und der Umwelt zuliebe auch beibehalten. "Niemand will, dass das Leben auf Dauer so bleibt, wie es während der Pandemie war", sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag in Berlin. Die Digitalisierung im Job könnte aber Pendelverkehr und Dienstreisen reduzieren - das erhöhe auch die Lebensqualität.
Im Auftrag des Ministeriums haben das Wuppertal Institut und die Unternehmensberatung EY für eine Zwischenbilanz Daten gesammelt, die unterfüttern, was viele sowieso spüren: Wo Kontaktbeschränkungen gelten, verlagert sich vieles ins Internet. Weniger Verkehr, dafür mehr Energieverbrauch - und viele fahren aus Angst vor Ansteckung doch eher Auto statt Bus oder Bahn. Es sei noch zu früh, um zu sagen, was die Krisen-Monate unterm Strich für eine Umweltbilanz hätten, sagte Schulze. Politische Schlüsse ließen sich aber schon ziehen:
1. Home Office und Videokonferenzen statt pendeln und reisen
Gut ein Viertel aller Arbeitnehmer gaben in Umfragen der Uni Mannheim an, dass sie zeitweise im Home Office waren. Kontakte zwischen Kollegen und zu Kunden liefen übers Netz: Der Betreiber des größten deutschen Datenknotenpunktes DE-CIX berichtet von einer Verdopplung der Datenströme für Videokonferenzen.
Anders als nach bisherigen Krisen könnte es aus Sicht der Experten gut sein, dass davon etwa bleibt. "Es erscheint unserer Ansicht nach realistisch, dass dauerhaft zehn Prozent aller Pendlerverkehre durch eine Ausweitung des Home Office und dreißig Prozent aller Geschäftsreisen durch virtuelle Meetings ersetzt werden können", heißt es in der Zwischenbilanz. "Insgesamt würde dies zu einer Reduktion der Personenverkehre um acht Prozent führen."
Schulze ist deswegen für ein Recht auf Home Office und findet es gut, dass Investitionen in digitale Ausstattung steuerlich besser gefördert werden sollen. Was Urlaubsreisen angeht, warb sie für schöne Ziele in Deutschland.
2. Online einkaufen statt ins Kaufhaus
Mitte April 2020 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamts pro Woche 60 Prozent mehr Käufe online abgewickelt als im Vorjahr. Zugleich zeigten Google-Anfragen ein wachsendes Interesse an regionalen Online-Einkaufsmöglichkeiten. Aus Sicht der Experten haben daher etwa lokale Online-Plattformen Potenzial. Das sei ermutigend, sagte Schulze. "Das müssen wir in Zukunft stärker berücksichtigen und müssen den lokalen Einzelhandel auch entsprechend unterstützen.
Schulze betonte, dass der Online-Handel insgesamt nachhaltiger werden müsse. "Was fehlt, sind verlässliche, praktische und leicht auffindbare Informationen zur Nachhaltigkeit von Produkten", sagte sie mit Block auf Online-Shops und Portale zum Preisvergleich. Darüber werde sie mit Suchmaschinen-Anbietern und Portalen sprechen.
3. Spielen, fernsehen und telefonieren im Netz
Der DE-CIX-Internetknoten in Frankfurt verzeichnete laut Zwischenbilanz im März 2020 einen sprunghafter Anstieg des Datenverkehrs von rund zehn Prozent. Hauptgründe seien Videokonferenzen, die Nutzung von Streamingdiensten und Online-Spiele gewesen. Das verbraucht viel Energie in Rechenzentren und Haushalten. "Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, Streaming ist das neue Fliegen", sagte Schulze. Es brauche aber Fortschritte - etwa bei der Energieeffizienz oder der Nutzung von Ökostrom. (dpa/rw)