Blockchain Startup-Gründer im Interview

Von der Schulbank in die Blockchain

07.06.2017 von Moritz Strube
Dominik Schiener ist Co-Founder von IOTA, einem Berliner Startup, das eine Blockchain-ähnliche Lösung für die M2M-Bezahlung für Services mit Micropayments im IoT entwickelt hat. Ich habe mit dem 21-jährigen, über seine bisherigen Aktivitäten, sein aktuelles Startup und seine Pläne gesprächen.
 
  • Blockchain, Bitcoin, Etherium, IOTA, IoT, Kryptowährung

Dominik, erzählst Du uns bitte kurz etwas zu Deinen Hintergrund? Was hast Du bisher gemacht?

Schiener: Ursprünglich komme ich aus einem kleinen Dorf im Südtirol mit 800 Einwohnern. Ich habe mich schon sehr früh für Computer und Internet interessiert und mich auch unternehmerisch beschäftigt. Mit 14 habe ich angefangen Computerspiele zu "hacken". Diese Modifications habe ich verkauft und für mein Alter und den Aufwand ein recht angemessenes Einkommen erzielt. Mit dem Geld habe ich dann versucht, eine Advertising-Plattform aufzubauen. Anfang 2012, im Alter von 16 Jahren, habe ich aber durch einen Freund mehr über Bitcoin erfahren und mich letztendlich Vollzeit darauf fokussiert - neben der Schule natürlich.

Dominik Schiene: "Mal davon abgesehen, dass ich damals noch zu jung war, um mein persönliches Paypal Konto zu eröffnen, war es für mich offensichtlich, dass Paypal & Co. Innovation uns junge Unternehmer auch oft behindern."
Foto: Dominik Schiener

Durch die Advertising-Plattform hatte ich eine Partnerschaft mit Amazon Web Services (AWS), wodurch ich 15.000 Dollar in Credits erhielt. Dieses Geld auf AWS habe ich dann verwendet, um GPU Mining zu betreiben, welches recht profitabel war. Das hat es mir ermöglicht, mein erstes Startup in Zug in der Schweiz zu gründen. Mit zusätzlichem Kapital von Investoren plante ich dann eine der ersten "Fiat Exchanges" aufzubauen, das heißt eine Online-Börse für den Tausch von Euros beziehungsweise Dollars in Kryptowährungen.
Als diese Unternehmung in der Schweiz im "Crypto Valley" aber gescheitert ist, bin ich anfänglich auf "Research" (z.B. Identity, Voting, neue Governance Modelle, DCO's auf der Blockchain) und CargoChain (Trade Finance auf der Blockchain) umgestiegen, habe mich aber dann letztendlich Vollzeit mit IOTA beschäftigt.

Du bist früh, sowohl im Hinblick auf den Zeitpunkt als auch Dein Alter, in das Thema Bitcoin und Blockchain eingestiegen. Was fasziniert Dich so an dem Thema?

Schiener: Ich war schon immer von neuen Technologien fasziniert und neugierig, etwas Neues auszuprobieren. Mit Bitcoin war es ein Mix von Faszination, unternehmerischem Interesse, aber auch wirklichem persönlichen Nutzen.

Weil ich zu diesem Zeitpunkt - ich glaube, ich war 15 oder 16 - regelmäßig Geld erhielt und meine Webentwickler bezahlen musste, habe ich die wirklichen Beschränkungen von Paypal beziehungsweise Wire Transfers gesehen. Mal davon abgesehen, dass ich damals noch zu jung war, um mein persönliches Paypal Konto zu eröffnen, war es für mich offensichtlich, dass Paypal & Co. Innovation uns junge Unternehmer auch oft behindern.

Mit Bitcoin und Altcoins war ich erstmals in der Lage, problemlos Menschen aus aller Welt zu bezahlen. Dieses Konzept von "permissionless innovation" hat mich letztendlich von Blockchain und dezentralen Technologien überzeugt, besonders weil genau dieses Konzept von Innovation ohne Barrieren meine unternehmerische Karriere erst ermöglicht hatte.

Virtuelles Geld als Zahlungsmittel
Virtuelles Geld als Zahlungsmittel
Krypto-Währungen breiten sich aus, vor allem Bitcoins sind zum gesuchten Spekulationsobjekt geworden. Aber das Internet-Geld kann mehr, hat das Potenzial, den mobilen Zahlungsverkehr zu revolutionieren. Für die Finanzbranche gilt es, nicht nur die Gefahren zu sehen, sondern auch die Chancen.
Kryptowährung Bitcoin
Bitcoin ist in Sachen virtuelles Geld Vorreiter und die bekannteste Währung. Das Bitcoin-Netzwerk wurde am 3. Januar 2009 ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ein Open-Source-Softwareprojekt auf Peer-to-Peer-Basis. Der Nutzer kann über sogenannte Bitcoin-Adressen Geld anonym von einer Wallet-Datei über das Netzwerk an andere Adressen überweisen. Im Gegensatz zu realen Währungen gibt es keine zentrale Institution, die Geld herausgibt. Stattdessen werden Bitcoins durch Rechenleistung in einem Mining-Verfahren generiert. Bitcoin hat sich als digitales Zahlungsmittel weltweit etabliert.
Kryptowährung PPCoin
PPCoins wurde nicht nur als alternative Krypto-Währung zu Bitcoin & Co. entwickelt, sondern versteht sich auch als ökonomischer Gegenentwurf. Ziel der PPCoin-Erfinger ist es vor allem, den gigantischen Energieverbrauch zu vermeiden, den das Mining im Bitcoin-Netzwerk hervorruft. Im PPCoin-Mining ist nicht die Leistungsstärke der CPU oder GPU für die „Gelderzeugung“ entscheidend, sondern eine Art Lotterieverfahren und der Kontostand des Nutzers.
Mining
Das virtuelle Geld wird durch hoch komplexe Rechenoperationen generiert, die theoretisch jeder ausführen kann, wenn er über die dafür notwendige Hardware verfügt. Bei diesem sogenannten Mining konkurrieren unzählige Teilnehmer eines riesigen Peer-to-Peer-Netzes darum, den nächsten Block von Bitcoins herstellen zu dürfen. Der große Konkurrenzkampf zwischen den Teilnehmern an diesem Wettbewerb soll verhindern, dass sich das Kryptogeld auf wenige Hände konzentriert. Das Mining-Verfahren wird aber wegen des hohen Energieverbrauchs stark kritisiert.
Keine Bank
Mit digitalem Geld lassen sich weltweit Überweisungen und Zahlungen abwickeln, ohne dass daran eine zentrale Clearing-Stelle wie etwa eine Bank beteiligt sein muss. Die Kosten für eine Überweisung schwanken allerdings massiv und sind von Änderungen im Blockchain-Netzwerk abhängig.
Geringere Kosten
Beglaubigte Bitcoin-Zahlungen sind nicht mehr rückholbar. Das verringert die Kosten, weil Dokumentation und Nachverfolgbarkeit von Zahlungen einen erheblichen finanziellen Aufwand verursachen, den die Banken an die Kunden weitergeben.
Mehr Sicherheit
Online-Händler müssen nicht mehr – wie bisher – zur Sicherheit Kundendaten sammeln, bevor sie ein Geschäft mit ihnen abschließen. Für mehr Sicherheit sorgt auch die Tatsache, dass die Privatsphäre derjenigen besser geschützt ist, die Transaktionen in Kryptowährungen ausführen, als bei Geschäften über konventionelle Geldinstitute. Der Grund: Transaktionsbewegungen können nicht zugeordnet werden.

Du hast Deine erste Firma in der Schweiz, Deine nächste in London gegründet. Warum?

Schiener: Mitte 2013 wollte ich eine Fiat-Trading Plattform entwickeln, weil ich das Potenzial sah und dachte, es wäre ein guter Einstieg. Es wurde mir aber schon sehr früh klar, dass es schwierige Probleme zu lösen gilt. Bis 2015 war "Blockchain" ja noch kein Thema bei den Banken, was bedeutet hat, dass es fast unmöglich war ein Bankkonto für ein "Bitcoin-Unternehmen" zu eröffnen. Zusätzlich waren die rechtlichen und regulatorischen Fragen noch nicht beantwortet, was die Ungewissheit und Schwierigkeit noch weiter erhöhte. Is what I do illegal? I don't know...

Kryptowährungen - überall zuhause, aber nicht überall willkomen

Weil ich Charles Hoskinson (ex-Ethereum) und Johann Gevers (Monetas) kannte, wurde ich von den beiden überzeugt, mit nach Zug in der Schweiz zu kommen, um beim Aufbau des "Crypto Valley" mitzumachen. Damals war Charles Hoskinson noch der CEO von Ethereum und Vitalik war CTO - long story. Deshalb habe ich mich Anfang 2014 für die Schweiz entschieden, das Unternehmen registriert und ein Apartment in Zug gemietet, um dem Crypto Valley als eines der ersten Unternehmen beizutreten. Anschließend bin ich regelmäßig zwischen der Schweiz und Südtirol gependelt. Wegen meinen Eltern musste ich leider noch meinen Abschluss fertig machen - another long story.

Obwohl ich es mir erhofft hatte, die rechtlichen, regulatorischen und mit Banken verbundenen Probleme in der Schweiz zu lösen, ist die Initiative letztendlich gescheitert. Einerseits waren wir nicht in der Lage die "Self Regulating Organisation" in der Schweiz aufzubauen, und andererseits waren die Kosten in der Schweiz für mich einfach viel zu hoch - im Vergleich zu Ethereum hatte ich keine 17 Millionen Dollar.

Das Unternehmen in UK hatte ich dann registriert, um mit einer Bank aus Liechtenstein zu arbeiten. Anfänglich bin ich sogar auf die Isle of Man geflogen, um mich dort mit einigen Banken zu treffen. Das Government sprach damals noch von einer "Bitcoin License" für Unternehmen. Aber die Banken waren nicht wirklich davon überzeugt. Durch einen Bekannten war ich dann in der Lage, ein Bankkonto in Liechtenstein zu eröffnen.

Letztendlich war es aber "too little, too late". Durch den Bitcoin- beziehungsweise Altcoin-Crash hatte ich einen Großteil meines Geldes verloren. Ehrlich gesagt hatte ich dann keine Lust mehr, eine Fiat Exchange weiterzuführen.

Du hast einige Wettbewerbe gewonnen. Erzählst Du uns bitte mehr darüber?

Schiener: Anfang 2016 habe ich den damals größten Blockchain-Hackathon der Welt in Shanghai gewonnen. Der Hackathon wurde von Deloitte und Wanxiang organisiert und hatte insgesamt einen Preispool von 100.000 Dollar. Wanxiang hat mich damals eingeflogen und für die den Aufenthalt bezahlt. Meinen Partner für den Hackathon habe ich dann durch Reddit gefunden - the power of the Internet.
Was ich dann eigentlich entwickelt habe, war "CargoChain", eine Ethereum-basierte Trade Finance Plattform, um "Bill of Lading" und "Letter of Credit" zu automatisieren. In einer Weiterentwicklung habe ich dann noch RFID für automatisiertes Containermanagement an den Häfen hinzugefügt.

Mit einem ähnlichen Konzept wurde ich dann Zweiter beim GTEC (German Tech Entrepreneurship Center) Blockchain Contest in Berlin und ich habe die Technology-Challenge bei der Emirates National Bank of Dubai (ENBD) in London gewonnen.

Wenn Maschinen bei Maschinen einkaufen

Obwohl das Konzept von CargoChain sehr gut ankam, wurde mir klar, dass man als Startup im Trade Finance Space nur schwierig etwas erreichen kann. Alle VC's die mich kontaktierten, habe ich letztendlich abgelehnt, weil es für mich keinen Sinn ergab, das Projekt kommerziell weiterzuführen. Ich bin aber immer noch sehr daran interessiert, diese "Chain of Custody" in der Supply Chain durch IoT und Distributed Ledgers zu realisieren. Mit IOTA arbeiten wir bereits an einem Proof of Concept dafür.

Warum bist Du nach Berlin gegangen? Hat Berlin Deine Erwartungen erfüllt?

Schiener: Es wäre sinnlos, im Südtirol ein Blockchain-Unternehmen zu gründen. Berlin bietet wegen des Ecosystems einfach viel mehr Möglichkeiten, die Erfolgschancen für ein Startup zu erhöhen. Ich bin hier zwar immer den ganzen Tag vor dem Computer, aber für Meetings mit Unternehmen ist Berlin fantastisch - insbesondere weil viele Innovation Labs hier sind.

Du hast IOTA mitbegründet. Was macht IOTA, wer sind die Gründer und was will IOTA erreichen?

Schiener:IOTA kommt aus einem Hardware Startup, welches sich auf einen neuen Mikroprozessor für IoT fokussiert. Weil alle Gründer von IOTA (David Sønstebø, Sergey Ivancheglo, Sergei Popov und ich) seit 2010 - 2012 im Blockchain Space sind, wurden uns die wirklichen Beschränkungen der Blockchain-Technologie schon sehr früh klar. Um wirkliche Machine-to-Machine-Payments zu ermöglichen, haben wir dann eine neue Architektur entwickelt, welche nicht mehr auf einer Blockchain basiert, sondern auf einem DAG (Directed Acyclic Graph).

Das IOTA-Tangle
Foto: IOTA

Durch diese Erfindung - dem Tangle - löst IOTA die Probleme, welche herkömmliche Blockchains haben, und ermöglicht es dadurch, neue Use Cases umzusetzen. IOTA ist die erste öffentliche "Blockchain", welche skalierbar ist, keine Transaktionsspesen hat. Sie ist vor Quantencomputern geschützt, da wir keine keine Elliptic Curve Cryptography benutzen. Und sie ermöglicht auch Offline-Transaktionen (Partitioning). Dadurch ist IOTA natürlich perfekt geeignet, um Micropayments für Millionen von Devices in asynchronen IoT- Netzwerken zu ermöglichen. Zusätzlich kann man durch IOTA auch Daten verschlüsselt transferieren beziehungsweise sichern. Und wir sind dabei, weitere Module zu entwickeln.

Unsere Vision von IOTA ist der Aufbau einer wirklichen "Machine Economy", in der Maschinen untereinander Daten, Ressourcen und Services kaufen und verkaufen. Speziell Computation, Storage, Bandwidth und Strom werden "on-demand" verfügbar sein. Das heißt, dass man pro Ressourcen-Einheit bezahlen muss, auch kleinste Beträge mit Micro Payments.

Was sind die Herausforderungen für die Bezahlung von M2M-Services? Wie adressiert IOTA diese Herausforderungen?

Schiener: Die größte Herausforderung ist es, Interoperabilität zu ermöglichen, damit es keine "Cluster" gibt und auch wirklich alle Maschinen untereinander bezahlen können. Genau aus diesem Grund haben wir das Tangle auch nicht patentieren lassen, sondern alles als Open Source Software entwickelt. Wir sind gerade dabei, die IOTA-Stiftung hier in Deutschland zu registrieren. Sie wird sich dann, ähnlich wie die Linux Foundation, um die Weiterentwicklung des Protokolls und dessen Standardisierung, zusammen mit Industry-Stakeholdern, kümmern wird.

Eine weitere Herausforderung ist natürlich die Frage, wie man dem Transaktionsnetzwerk beitreten kann. Hierfür muss man zunächst IOTA-Tokens erwerben. Das bedeutet, dass man einen effizienten Weg finden muss, um traditionelle Währungen wie Euros, Dollars, usw. in Tokens umzutauschen. Dieser ständige Tausch ist natürlich sehr wichtig für das On- and Off-Boarding, da man seine Kunden und Maschinen ja nicht ständig der Volatilität des Marktes aussetzen will. Um das zu ermöglichen haben wir schon mehrere konkrete Konzepte entwickelt. Meine Erfahrung mit Fiat-Exchanges trägt hier dazu bei, so etwas zu entwickeln.

Zum Video: Von der Schulbank in die Blockchain

Warum eine neue Währung? Kann die Bezahlung nicht mit Bitcoin oder Ether erfolgen? Werden Lightning oder Raiden nicht für die notwendige Transaktionsgeschwindigkeit sorgen?

Schiener: Kurze Version: "I'm looking forward to paying 20 Dollar fees to open a 200 Dollar payment channel for my 4 Dollar coffee."

Lange Version: On-Chain versus Off-Chain Scaling ist natürlich ein sehr umstrittenes Thema. Im IoT und in einer wirklichen Maschinenökonomie müssen die Maschinen in der Lage sein, auch kleinste Einheiten einer Ressource zu kaufen oder zu verkaufen. Wer ein Netzwerk mit Transaktionskosten verwendet, hat ein wirkliches Problem, den Preis der Ressourcen zu bestimmen. Wenn man vorher nicht weiß, wie viel man letztendlich nach Abzug der Transaktionskosten erhalten wird, kann man auch nicht bestimmen, ob sich das Geschäft überhaupt lohnt.

Payment Channels erhöhen auf Grund des Routings beziehungsweise der Transaktionskosten die Komplexität der Entwicklung von IoT-Anwendungen. Außerdem sind Payment Channels noch nicht wirklich gegeben - es gibt noch viele Probleme zu lösen, insbesondere beim Routing.

Mit welchen potenziellen Nutzern habt ihr bisher gesprochen? Wie war die Resonanz, insbesondere bei Industriekunden, die im Bereich IoT aktiv sind?

Nichts überstürzen

Schiener: Obwohl IOTA auch für Remittances und Web-Payments sehr gut geeignet ist, fokussieren wir uns im Moment hauptsächlich auf IoT- und Industry 4.0-Unternehmen. Hier haben wir schon mehrere Partnerschaften, wie zum Beispiel mit Innogy und Ubuntu. Mit Ubuntu waren wir auch zusammen auf dem Mobile World Congress. Wir haben aber noch mehrere Projekte mit Unternehmen, welche wir in den kommenden Wochen veröffentlichen werden.

Generell ist die Resonanz sehr gut, speziell, weil viele Unternehmen mit Ethereum beziehungsweise Bitcoin schon Prototypen entwickelt haben, und feststellen mussten, dass Blockchain noch viele Probleme hat. Wir sind eigentlich sehr pragmatisch und "hypen" nicht - was manchmal auch Nachteile haben kann. Unser Ziel ist es aber, als Erster wirkliche production-ready Anwendungen zu realisieren.

Was rätst Du deutschen Startups und Unternehmen, die die Entwicklung von Blockchain-Anwendungen planen?

Schiener: Man sollte nicht dem Hype folgen und erst ein vollständiges Verständnis für die Technologie, das Business und die Probleme entwickeln. Obwohl viele Blockchain-Anwendungen auf den ersten Blick Sinn ergeben, sieht die Realität oft anders aus. Vielfach wird versucht, Probleme zu lösen, welche keine wirklichen Probleme in Business und Gesellschaft sind.

Bei Blockchain-Anwendungen geht es zum Beispiel darum, Kosten einzusparen, neue Umsatzströme zu kreieren oder Transparenz zu schaffen. Viele Unternehmen platzieren "Blockchain" im Kern ihres Business Modells und hoffen, dass dadurch Kunden kommen werden. Bis jetzt gibt es meiner Meinung nach - happy to be proven wrong- noch kein Unternehmen oder Startup, das erfolgreich sein Blockchain-basiertes Produkt als SaaS oder lizenzbasiert verkauft. Die Einzigen, die im Moment Geld verdienen, sind die Berater. Deshalb muss man den Markt und die Probleme verstehen, um ein Produkt zu entwickeln, wofür Leute Geld bezahlen werden. Blockchain integrieren ist nicht genug.

Was planst Du als nächstes?

Schiener: Mein Hauptfokus ist IOTA und die IOTA-Stiftung. Ein ganzes Ökosystem aufzubauen, ist ja keine Kleinigkeit. Unsere geplanten Projekte und Partnerschaften mit Unternehmen, Startups und Universitäten sind darauf ausgerichtet, genau ein solches Ökosystem zu etablieren.

Neben IOTA haben wir noch mehrere DLT-Projekte (Distributed Ledger Technology), die von der IOTA Stiftung gesponsert und entwickelt werden. Hierzu werden wir mehr Informationen in den kommenden Monaten veröffentlichen.

Gibt es noch etwas, was Du den Lesern sagen möchtest?

Schiener: In diesem Blockchain-Space, weiß niemand was die Beteiligten wirklich machen. Obwohl es immer wieder Ankündigungen von neuen Konsortien, Partnerschaften und Investments von Großunternehmen gibt, heißt das noch lange nicht, dass wirkliche Probleme gelöst werden. Im Moment ist es noch zu früh, um zu sagen, welche Projekte Erfolg haben werden und welche nicht. Jedes Projekt - sei es Bitcoin, Ethereum oder IOTA - ist noch im Stadium des Proof of Concept. Oft verstehen die Core-Entwickler ja selbst nicht, was der eigentliche Nutzen ihrer Blockchain ist, siehe Bitcoin, 21 Inc., etc.

Mein genereller Tipp lautet: die Probleme und die Technologie müssen erst vollkommen verstanden sein, bevor man finale Entscheidungen trifft. Man muss offen sein, Neues auszuprobieren und mit verschiedenen Lösungen zu experimentieren. Einerseits um Erfahrung zu sammeln, und andererseits um Vergleiche zu haben, auf deren Basis man dann die Entscheidungen treffen kann.

Dominik, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei Deinen weiteren Aktivitäten.