Vodafone gibt mehr Geld aus, um sein Festnetz-Internet zu verbessern. Nach Investitionen von 140 beziehungsweise 150 Millionen Euro in den vergangenen zwei Geschäftsjahren werden in dem bis Ende März laufenden Geschäftsjahr 2024/25 in Deutschland etwa 200 Millionen Euro investiert, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von Vodafone Deutschland, Marcel de Groot, der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf. Das Kabelnetz werde immer mehr auf Glasfaserniveau gebracht, so dass Kunden künftig keine Unterschiede mehr spüren sollen, sagte de Groot.
Es geht um Ausgaben für Internet, das über Fernsehkabel übertragen wird, "Hybrid Fiber Coax" (HFC) genannt. Dies besteht zum größten Teil aus Glasfaser, auf der letzten Strecke vom Glasfaser-Knotenpunkt bis zum Haushalt sind es aber recht dicke Fernsehkabel aus Kupfer (Koaxial-Kabel). Im Vergleich zu reinen Glasfaser-Verbindungen (Fiber to the Home/FTTH), ist die Verbindung schwankungsanfälliger, wenn viele Haushalte im selben Netzsegment unterwegs sind - etwa abends, wenn viele Menschen Filme streamen. Bei dem "shared medium" (geteilten Medium) sinkt dann die Übertragungsgeschwindigkeit deutlich.
In Coronazeiten kam das HFC-Netz an seine Grenzen, viele Kunden ärgerten sich über schlechtes Netz. Inzwischen seien die Beschwerdezahlen wieder auf einem normalen Niveau. "Wir haben in der Vergangenheit nicht das Beste aus der Kabelinfrastruktur herausgeholt", sagte der Firmenchef mit Blick auf die Coronajahre. "Aber die Zeiten sind vorbei, unser Kabel-Glasfaser-Netz ist heute viel schneller und zuverlässiger." Die Bandbreite, die beim Kunden ankomme, sei inzwischen wesentlich höher als zuvor.
Höhere Uploadraten
Das HFC-Netz von Vodafone bietet Download-Geschwindigkeiten von bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde. Im Upload hingegen - wenn also der Nutzer selbst Daten ins Netz schickt, etwa bei Videokonferenzen - sind es bisher nur 50 Mbit. De Groot zufolge reicht das für den Normalnutzer eigentlich aus. Mancher Kunde wolle aber schnelleren Upload haben.
Daher will Vodafone den Upload verbessern: Es führt in diesem Jahr in Münster und Kleve sowie in Ingolstadt Tests an insgesamt 50.000 Haushalten durch, wo der Upload auf 400 Megabit pro Sekunde erhöht werden soll. Sollten die Tests erfolgreich und die Kunden zufrieden sein, könnte der Upload auch in anderen Gegenden verbessert werden, sagt de Groot. In ganz Deutschland sei das aber vorerst nicht geplant. Die meisten Kunden bräuchten so einen hohen Upload nicht, sagt der Manager. "Wir wissen aber schon jetzt: Wir können an dieser Stellschraube drehen, wenn der Bedarf da ist."
Vodafone mischt auch bei reiner Glasfaser mit
Vodafone setzt aber nicht nur auf Fernsehkabel-Internet, sondern auch auf reine Glasfaser (FTTH) - über eine Tochterfirma werden bis zu sieben Milliarden Euro in den Ausbau gesteckt. Auf die Frage, warum Vodafone überhaupt bei FTTH mitmische, wenn er so überzeugt ist von dem Fernsehkabel-Internet, sagte de Groot, es gebe durchaus Kunden, die Glasfaser bis ins Haus wollten. Diese Nachfrage wolle man bedienen. "Deutschland braucht Glasfaser und Kabel-Glasfaser, um schnelles Netz für alle möglich zu machen."
Dem Kunden sei letztlich nicht die Technologie wichtig, sondern vielmehr, dass die Übertragung schnell und stabil sei. Daher will Vodafone künftig keine Tarife nach Technologien anbieten - also Glasfaser, HFC oder VDSL-Telefonleitungen -, sondern nach Geschwindigkeit. Die Anzahl der angebotenen Tarife werde sich deutlich verringern. "Für den Kunden wird es einfacher und klarer."
Telekom geht anderen Weg
Während Vodafone das Fernsehkabel-Internet keineswegs als Auslaufmodell sieht, legt der Konkurrent Deutsche Telekom seinen Fokus auf reine Glasfaser. Bis 2030 will der Konzern im Inland rund 30 Milliarden Euro in den "Fiber to the Home"-Ausbau stecken, also deutlich mehr als Vodafone.
"Nur FTTH bietet schon heute die beste Qualität bei Stabilität, Latenz und konstanter Bandbreite", sagt ein Telekom-Sprecher. Die Bonner setzten jahrzehntelang auf dünne Telefonkabel (DSL/VDSL), die in puncto Speed mit HFC und FTTH nicht mithalten können. Für viele Bürger reicht aber auch das VDSL-Tempo noch gut aus. (dpa/pma)