Erneuter Online-Neustart

Vobis gliedert Onlineshop an Franchisenehmer aus

23.01.2012
Bereits zum dritten Mal innerhalb von nur wenigen Jahren versucht es die Franchisekette Vobis im Onlinegeschäft mit einem Neustart. Zum ersten Mal nötig geworden war dieser, als 2008 der mit dem Vobis-Webshop betraute Dienstleister Product+Concept in Konkurs ging. Danach setzte die IT-Kette auf eine eigene Shoplösung, über welche Aufträge an die Franchisenehmer vermittelt wurden. Nun hat sich die Vobis-Zentrale in Berlin dazu entschlossen, das Onlinegeschäft erneut auszugliedern: Ab sofort wird der Vobis Onlineshop von einem neuen Franchisepartner, der Bora Computer GbR, betrieben. Während die Vobis-Zentrale in Abstimmung mit dem neuen Partner über Sortiment, Preise und Werbung entscheidet, übernimmt dieser die laufende Shop-Pflege sowie die Auftragsabwicklung.
Die Vobis-Geschäftsführer (v.l.): Jürgen Bochmann, Jürgen Rakow und Siegfried Raisin

Bereits zum dritten Mal innerhalb von nur wenigen Jahren versucht es die Franchisekette Vobis im Onlinegeschäft mit einem Neustart. Zum ersten Mal nötig geworden war dieser, als 2008 der mit dem Vobis-Webshop betraute Dienstleister Product+Concept in Konkurs ging. Danach setzte die IT-Kette auf eine eigene Shoplösung, über welche Aufträge an die Franchisenehmer vermittelt wurden. Nun hat sich die Vobis-Zentrale in Berlin dazu entschlossen, das Onlinegeschäft erneut auszugliedern: Ab sofort wird der Vobis Onlineshop von einem neuen Franchisepartner, der Bora Computer GbR, betrieben. Während die Vobis-Zentrale in Abstimmung mit dem neuen Partner über Sortiment, Preise und Werbung entscheidet, übernimmt dieser die laufende Shop-Pflege sowie die Auftragsabwicklung.

„Wir haben uns von dem unter eigener Regie betriebenen Shop mehr versprochen, doch das hat leider nicht funktioniert“, berichtet Vobis-Geschäftsführer Jürgen Bochmann im Gespräch. Die Preisbildung im Onlinehandel sei einfach gnadenlos und Vobis als Franchisekette habe hier nicht mithalten können. „Letztlich hat uns der eigene Shop sogar mehr geschadet als genutzt. Doch aus Fehlern lernt man und wir haben das nun korrigiert“, so Bochmann. Mit Bora Computer habe man nun einen Partner gefunden, der nicht nur für ein attraktives Preisniveau sorge, sondern auch geschäftskritische Aspekte wie die Warenverfügbarkeit oder Rückabwicklungen sicherstellen könne. Die im nordrhein-westfälischen Düren beheimatete Bora Computer ist in der Rhein-Ruhr-Region mit insgesamt elf stationären Filialen vertreten und verfügt auch im Internethandel mit dem eigenen Webshop sowie durch die Präsenz auf den einschlägigen Online-Plattformen über einige Erfahrung.

Der Vobis.de-Shop wird von dem Franchisenehmer Bora Computer betrieben

Wie viel Begeisterung die Ausgliederung des Webshops an einen potenziellen Wettbewerber bei den Vobis-Franchisenehmern entfacht, ist nicht bekannt. Doch wie Bochmann betont, wurde die Lösung zuvor intern abgestimmt: „Das Thema Online ist für eine Franchisekette immer ein Spagat, doch haben wir von den Franchisepartnern ein deutliches Votum für die Shop-Lösung erhalten.“ Die stationären Händler wüssten inzwischen, dass man sich ein Abseitsstehen im Onlinehandel nicht erlauben könne. „Ein Onlineshop ist immer auch Werbung. Die Kunden informieren sich im Netz und finden dann den Weg in den stationären Handel“, so Bochmann. Bewusst habe man sich für eine getrennte Preisgestaltung online und offline entschieden. Zum einen könne man den Franchisenehmern keine Preise vorschreiben und zum anderen würden die Ladenpreise im Netz in vielen Fällen eher abschreckend wirken. Wechselwirkungen zwischen Online und Offline erhofft sich Vobis auch aus der Möglichkeit, Onlinebestellungen in den Vobis Shops abzuholen. „Auf diese Weise eröffnen wir den Franchisenehmern die Chance zu einem weiteren Verkaufsgespräch und zum Angebot weiterer Serviceleistungen“, erklärt Bochmann.

Rückschläge im Filialgeschäft

Wie hier bei der Filiale im Magdeburg will Vobis künftig auf den Mix von IT und TK setzen

Nicht nur beim Online-Geschäft blieb die neue, von Bochmann, Siegfried Raisin und Jürgen Rakow geführte Vobis hinter den Erwartungen zurück. Auch die Zahl der Filialen hat sich erneut verringert. Während von einst über 100 Filialen Ende 2009 weniger als 30 übrig waren, steuerte die Franchisekette 2010 noch zuversichtlich auf ein Netz von 40 Niederlassungen zu. Heute listet die Vobis-Webseite gerade einmal 22 Standorte auf. Bochmann sieht hier einen „antizyklischen Effekt" der aktuellen Beschäftigungssituation am Werk: „Wenn die Beschäftigung hoch ist, haben nicht so viele Lust, sich selbstständig zu machen." Doch wolle Vobis weiter expandieren und sei gerade dabei, sein Konzept auf eine Sortimentsmischung von IT und TK umzustellen. „Wir suchen aktiv TK-Partner und werben diese auch gezielt an", berichtet der Vobis-Geschäftsführer. Allerdings stoße man dabei auch auf Probleme. So sei bei den TK-Fachleuten das Fachwissen im IT-Bereich oft nicht ausreichend, während sich IT-Spezialisten wiederum im TK-Bereich mit der Abschluss-Frage schwer täten. Wie schon bei der Frage der Off-/Online-Vereinbarkeit benutzt Bochmann auch hier das Bild vom „Spagat".

Während es bei Vobis noch einiges zu tun gibt, sieht Bochmann auch den Wettbewerb mit ähnlichen Problemen konfrontiert: „Die Verbindung von IT und TK probieren derzeit viele, zuletzt Gravis und Mobilcom-Debitel. Mal abwarten, wie das läuft". Und auch im E-Commerce Bereich sieht Bochmann unter den Verbundgruppen keine leuchtenden Vorbilder: „PC-Spezialist hat das Thema Onlineshop auch nicht besser gelöst, als wir" – schwierige Zeiten also für die IT-Handelsketten. (hell)