Auf der europäischen VMware Hausmesse VMworld 2016 in Barcelona herrschte reges Interesse an den Produkten des Virtualisierungs- und Cloud-Spezialisten. Das Thema rund um die Übernahmen EMC/VMware durch Dell interessierte keinen mehr - es herrschte Business as usual. Diese Einstellung strahlte auch Pat Gelsinger, CEO bei VMware bei seiner Keynode-Rede aus. Wie bereits auf der VMworld 2016 in den USA stand die Cross-Cloud-Architektur des Herstellers im Focus, die als Grundlage für ein Software-defined Datacenter (SDDC) dient. Doch bevor es in die Details ging, unterstrich der VMware-Chef die Bedeutung aktueller Trends und deren Auswirkung auf das künftige Geschäft rund um die IT. So sollte laut Gelsinger das Thema Digitalisierung beziehungsweise die digitale Transformation ganz oben auf der To-do-Liste eines IT-Verantwortlichen stehen.
Preisbrecher - Workspace One Essentials
Schließlich hat VMware auch die Workspace-ONE-Plattform um eine Essentials-Version erweitert. Laut VMware war das Feedback auf diese Arbeitsplattform, die einen digitalen Arbeitsplatz in Unternehmen mit Anwendungen und Daten zur Verfügung stellt, sehr positiv. Allerdings äußerten viele Unternehmen den Wunsch nach einer preiswerteren Ausgabe von Workspace ONE, die für einfache Arbeitsaufgaben im Bring-your-own-Device-Umfeld (ByoD) geeignet ist. So verzichtet Workspace ONE Essentials auf das Mobile Applikation Management, da der Anwender in dieser Version nur auf standarisierte Web- und öffentliche native Anwendungen zugreifen kann.
Mit Workspace One Essentials stellt VMware eine neue Einstiegsversion für den digitalen Arbeitsplatz zur Verfügung. Dieser offeriert dem Anwender für 4 US-Dollar pro Monat und Nutzer einen einheitlichen Self-Service-Katalog mit Single-Sign-On-Zugriff (SSO) auf Web- und Mobile-Anwendungen auf nicht verwalteten Anwendergeräten. Mit VMware Verify gehört eine Multi-Faktor-Authentifizierung ebenfalls zum integralen Bestandteil der neunen Lösung, die ab dem vierten Quartal 2016 verfügbar sein soll. Um unkontrollierbaren Datenverlusten (DLP) vorzubeugen verfügt die Essential-Lösung über Container-fähige Apps, Datenverschlüsselung oder verhindert, dass unkontrollierbare Verschieben von E-Mails. Darüber hinaus lassen sich E-Mail-Anhänge nur per DLP-Richtlinien öffnen oder verschieben.
Horizon-Plattform integriert Skype for Business
Lange Schatten wirft auch die Zusammenarbeit zwischen VMware und Microsoft voraus. So will der Virtualisierungsspezialist künftig über ein Media-Plug-in unter Zuhilfenahme der Micrososft Media-Mager-APIs "Skype for Business" in seiner Horizon-Plattform anbieten. Damit soll eine sichere und preiswerte Kommunikation zwischen verschieden Endgräten wie Windows, Linux oder Mac-Endgeräten möglich sein. Ein ebenfalls noch in der Preview-Phase befindliches Media-Plug-in unterstützt die Anwendung in Skype-für-Business-Server- (On Premise) und auch in Office-365-Umgebungen.
Erweiterte Photon-Plattform bietet neue Möglichkeiten
Das VMware Photon-Projekt ist eine Enterprise Cloud Infrastructure Plattform, die es IT-Verantwortlichen ermöglicht, Container, On-Demand-Tools und Services bereitzustellen, die Entwickler benötigen, um Applikationen zu entwickeln und zu betreiben. Dies stellt besondere Anforderungen hinsichtlich Sicherheit, Kontrolle und Performance im Rechenzentrum, die die Photon Plattform bieten soll. Die Basis der Lösung bildet die Photon Machine. Dabei handelt es sich um einen ESXi-Computing-Host, der mittels des Photon-Betriebssystems einfache, agile und Stack-fähige Laufzeit-Hosts erstellen kann. Die zweite Komponente bildet der Photon-Controller. Das ist eine Steuerungsebene auf Open-Source-Basis, die mandantenfähige extrem skalierbare und mit Selbstheilungsfunktionen ausgestattete Frameworks unterstützt.
Um das Photon-Projekt weiter voranzutreiben, hat VMware der Plattform neue Optionen spendiert. So verfügt die Lösung jetzt auf der Grundlage von NSX über Netzwerk-Services. In der ersten Phase will VMware Switching- und Routing-Services bereitstellen, weitere logische Netzwerk-Funktionen und Services sollen mit der Zeit folgen. Des Weiteren stellt der Virtualissierungsexperte Block-Storage-Services aus Virtual-SAN heraus zur Verfügung. Diese bieten Software-definierte Storage-Ressourcen für Container-basierte und Cloud-Native Anwendungen. Zu den angebotenen Services zählen Deduplizierung, Stretched Clusters oder Erasure Coding. Um genügend Speicherplatz zu allokieren, lassen sich externe SAN- aber auch NAS-Arrays in das System einbinden.
Ein Novum der Photon-Lösung, die in dieser Form erst Ende 2016 erhältlich sein wird, ist der Support von Kubernetes. Damit können IT-Verantwortliche Entwicklern Kubernetes as a Service als isolierte oder mandantenfähige Workloads anbieten. Der Vorteil der Photon-Plattform liegt darin, dass Entwickler aus einem von der IT verwalteten Katalog von Systemanforderungen, Container-, und Betriebssystem-Images sehr schnell Kubernetes-Cluster, Container oder virtuelle Maschinen aufbauen können.
Neue Cross-Cloud-Services für die Hybrid Cloud
Mit der wichtigsten Neuvorstellung, der sogenannten Cross-Cloud-Architektur, startete die desjährige Veranstaltung. Die Hybrid-Cloud-Umgebung beinhaltet ein umfassendes Bereitstellungsmodell inklusive Sicherheits-Policies, Steuerung von On-Premise- und Cloud-Anwendungen - und das unabhängig von der verwendeten Hardware, sowie der jeweiligen Cloud-Lösung und der Hypervisor-Plattform. Die neue Cross-Technologie ist integraler Bestandteil der vRealize-Management-Plattform, der VMware Cloud Foundation und der Cross-Cloud-Services, die sich noch in der Entwicklungsphase befinden.
Mit VMware Cloud Foundation lassen sich Private Clouds auf Basis hyperkonvergenter Infrastrukturen aufbauen. Dabei kommt VMware-Software wie vSphere, Virtual SAN und NSX zum Einsatz sowie der VMware SDDC Manager. Letzterer ermöglicht Administratoren einen kompletten Cloud Software Stack zu erstellen und zu verwalten. Laut VMware lassen sich Cloud-Umgebungen so in wenigen Stunden aufbauen.
Im Zuge der Vorstellung von VMware Cloud Foundation kündigten IBM und VMware eine erweiterte strategische Partnerschaft an. Wie die Hersteller versprechen, können IBM-Kunden nun ihre VMware-Anwendungen relativ schnell und einfach in die IBM-Cloud verschieben. Das bedeutet: IBM bietet exklusiv den gesamten VMware Software Stack aus der IBM-SoftLayer-Cloud heraus an. Dabei können bestehende Cloud Lizenzen genutzt werden. "IBM und VMware teilen die Vision, eine einfache Brücke zwischen dem Rechenzentrum des Kunden und der Cloud zu schlagen", kommentierte Gelsinger. "Wir investieren verstärkt in diese Partnerschaft, damit unsere Kunden ihre Software-definierten Lösungen binnen Stunden aus der IBM-Cloud heraus nutzen können - mit allen Vorteilen der hochentwickelten Workload-Automatisierung, die sie in ihren eigenen Rechenzentren haben", sagte der VMware-Chef weiter.
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Mit der Einführung der Cross-Cloud-Architektur scheint VMware sich einzugestehen, dass es selbst keine Führungsrolle als Public-Cloud-Provider spielen wird. Zu stark sind Wettbewerber wie Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure, Google und IBM. Durch das Angebot dürfte VMware aber dennoch viele Anwender, die in die Cloud drängen, an sein Produktportfolio binden.
Neue Cross-Cloud-Services für die Hybrid Cloud
In einer Tech Preview zeigte VMware zudem neue, aber noch in der Entwicklung befindliche Cross-Cloud-Services. Mit "Discovery und Analytics" etwa soll es möglich sein, eine detaillierte Einsicht in die Systemnutzung und Funktionsweise von Cloud-Anwendungen zu bekommen und auch die Kosten unter Kontrolle zu behalten. Compliance- und Sicherheit-Services sollen Anwendern entsprechende Netzwerk- und Sicherheitsrichtlinien bieten, beispielsweise Mikrosegmentierung und Monitoring für den Aufbau und Betrieb von Cross-Cloud-Systemen. Mit einem Bereitstellungs- und Migrationsdienstlassen sich Anwendungen und Daten laut Hersteller automatisiert in nahezu beliebige Private- oder Public-Cloud-Umgebungen implementieren, verwalten und sogar migrieren. Die Services bieten den Kunden Werkzeuge, mit denen sie ihre Projekte in der Cloud ihres Vertrauens realisieren können und dabei Flexibilität und Unabhängigkeit bewahren, heißt es bei VMware.
Um die Hybrid-Cloud-Strategie weiter voranzutreiben, offeriert VMware für seine vCloud Air Network Service Provider VMware vCloud Air Availability für vCloud Director. Bei dieser Lösung handelt es sich um einen Cloud-basierten Disaster-Recovery-Service. Damit können Kunden zum Beispiel ihre vSphere Single-Tenant-Umgebungen als Backup beim Cloud-Service-Provider sicher per End-to-End-Verschlüsselung hinterlegen und bei Bedarf ein Recovery vornehmen.
Mit der neu vorgestellten Version 2.0 des VMware vCloud Air Hybrid Cloud Manager 2.0 sollen Anwender in der Lage sein, ihre lokalen Netzwerk-Infrastrukturen auf VMwares Cloud-Umgebung vCloud Air auszudehnen. Die Verbindung zwischen der On-Premise- und der Cloud-Umgebung erfolgt über ein optimiertes, Software-basiertes WAN. Nach Angaben des Herstellers zählt zu den Hauptmerkmalen des Hybrid Cloud Managers eine hohe Verfügbarkeit, eine Zwei-Wege-Migration von Anwendungen inklusive der Migration von NSX-Sicherheitsrichtlinien zu vCloud Air Advanced Networking Services.
VMware Cloud Foundation, VMware Cloud Foundation aus der IBM Cloud und VMware vCloud Air Hybrid Cloud Manager 2.0 werden voraussichtlich im 3. Quartal 2016 erhältlich sein. Dagegen ist VMware vCloud Availability für vCloud Director ab sofort verfügbar.
Erweitertes Endpoint Management und Horizon
Im Zuge der VMworld 2016 stellte VMware auch ein erweitertes Cloud-basiertes Endpoint Management für PC-Systeme und mobile Geräte unter Windows 10 vor. Diese Erweiterung des herkömmlichen Windows-10-Managements umfasst Konfigurations-Management und Bereitstellung inklusive PC-Lifecycle-Management-Funktionen sowie Software-Verteilung, Patch-Management für das Betriebssystem (OS) und Client-Health- und Sicherheitsmanagement. Mit dieser einheitlichen Endpoint-Management-Technologie lassen sich etwa Security-Patches oder Firmware-Updates schneller ausrollen oder Software über alle unterstützen Plattformen sicher installieren. Laut VMware können damit die Kosten für die Verwaltung von Windows-Infrastrukturen deutlich reduziert werden.
Die virtuelle Desktop-Infrastruktur Horizon hat VMware ebenfalls überarbeitet und mit neuen Funktionen und Technologien versehen. Damit sollen sich personalisierte Desktops und Anwendungen für den digitalen Arbeitsplatz schneller bereitstellen stellen lassen. Mit der Optimierung des VMware-Blast-Protokolls soll sich zum Beispiel für Bild-Dateien die Bandbreitennutzung um den Faktor sechs verringern. Beim Audio-Streaming soll sich die Netzwerklast um bis zu 15 Prozent reduzieren. Darüber hinaus beinhaltet Horizon 7 nun die Riverbed-Technologie, um höhere Zugriffsgeschwindigkeiten im WAN zu erreichen, sowie Nvidia GRID, um Grafikanwendungen zu beschleunigen.
Ein weiteres Feature ist die Unterstützung der SwiftPoint-Maus, um virtuelle Desktops und Anwendungen auf iPads oder anderen iOS-Geräten zu nutzen. Zusätzlich haben zahlreiche Unternehmen Blast-fähige Thin- und Zero-Clients angekündigt sowie neue Plug-and-Play-Lösungen aus der Cloud vorgestellt, die ein schnelles Aufsetzen und Bereitstellen von virtuellen Desktops und Anwendungen mit Horizon 7 ermöglichen sollen.