Virtualisierungslösungen im Vergleich

VMware gegen Virtual PC

15.06.2010 von Mike Hartmann
Mit VMware und Virtual PC treten zwei Programme an, die auf einem PC gleichzeitig verschiedene Betriebssysteme laufen lassen. Wir testen, was die emulierten PCs im Windows-Fenster wirklich leisten.

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Ein Rechner, der beliebig viele virtuelle PCs emulieren kann, ist der Traum jedes Entwicklers, Supporters oder auch versuchsfreudigen Home-Anwenders. VMware und Virtual PC wollen diesen Traum wahr werden lassen. So wie die Java-VM dem Applet eine Rechenumgebung vorgaukelt, erzeugen Programme wie VMware oder Virtual PC einen kompletten virtuellen Rechner. Ein Mausklick, und schon steht ein neuer Test-PC zur Verfügung.

Entwicklern bietet er eine flexible und eindeutig wiederherstellbare Umgebung für Tests unter verschiedenen Betriebssystemen und Konfigurationen. So lässt sich ohne Aufwand ein Programm unter Windows NT, 2000 und Me testen, man muss nicht einmal seine Entwicklungsumgebung verlassen. Auch bei Client-Server-Anwendungen ist der virtuelle PC hilfreich. Eine Instanz bildet den Server, eine den Client, und vom Desktop des realen PC sieht man beiden beim Arbeiten zu.

Auch der Inhouse-Support weiß ein Lied davon zu singen: Allein sechs verschiedene Versionen von Windows (95, 98, Me, NT, 2000 und XP) sind auf dem Markt, die sich teilweise deutlich in der Bedienung unterscheiden. Wenn ein Mitarbeiter ein Bedienungsproblem hat, startet der Supporter lediglich den entsprechenden virtuellen PC und kann mit der Hilfe beginnen.

Zudem ist ein virtueller PC optimal für den Test von neuen Programmen geeignet. Endlich ohne Reue Software installieren: Zerschießt die Neuerwerbung den PC, schließt man einfach die entsprechende Session. Verläuft der Test positiv, darf die Software auf den realen PC.

So viel zur Theorie. Was die beiden Kandidaten in der Realität wirklich leisten und welchen Tribut man für diesen Traum zollen muss, lesen Sie auf den folgenden Seiten.

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Die Technik von virtuellen Maschinen

Auf Großrechnern wie den Mainframes von IBM sind virtuelle Maschinen schon seit langer Zeit nichts Besonderes. Das Grundprinzip ist relativ simpel:

In einer Sandbox wird ein PC emuliert, der über alle notwendigen Elemente wie Prozessor, Festplatte, Grafikkarte und Tastatur verfügt. Innerhalb dieses geschlossenen Systems kann ein Betriebssystem gestartet werden, das auf die virtuelle Hardware zugreift, als sei es ein echter Computer, ohne den Unterschied zu bemerken.

In der Praxis gestaltet sich diese Aufgabe jedoch erheblich schwieriger. Immerhin gilt es, eine Vielzahl von benötigten Komponenten virtuell zu erzeugen. Da das Betriebssystem auf dem Host-Rechner den exklusiven Zugriff auf die Hardware behält, kann eine VM-Software dem Gastbetriebssystem keinen direkten Zugriff auf die reale Hardware gewähren. Deshalb findet das Betriebssystem in der virtuellen Maschine auch andere Hardware vor, als tatsächlich im PC eingebaut ist.

Die wichtigsten zu emulierenden Komponenten sind:

Neben diesen essenziellen Komponenten werden häufig auch noch eine Reihe von anderen Komponenten in der virtuellen Maschine benötigt, wie beispielsweise:

Virtueller Prozessor

Die CPU ist der Hauptbestandteil des echten und des virtuellen PCs. Die Intel-Architektur hat allerdings hinsichtlich der Abbildung virtueller Maschinen gegenüber den Mainframes einige Schwächen. Letztere sind schon architektonisch auf VMs ausgelegt. Intel-Entwickler hatten niemals einen virtuellen Rechner als primäres Ziel vorgegeben.

Die Intel-Architektur der 32-Bit-CPUs bietet vier verschiedene Privilegien an, mit denen dem Betriebssystem, Treibern und Programmen unterschiedliche Rechte zugewiesen werden können. Normalerweise laufen OS und Treiber im so genannten Ring 0 (kernel mode) und Applikationen im Ring 3 (user mode). Der Trick beim Erzeugen eines virtuellen Systems ist, dieses im Ring 3 ablaufen zu lassen.

Wenn das Betriebssystem des virtuellen Rechners nun einen Befehl ausführen will, der nur im Ring 0 gestattet ist, löst der Prozesser eine Exception aus. Routinen zur Behandlung dieser Ausnahmen können dann den privilegierten Befehl emulieren. Dabei behält das Wirtssystem die volle Kontrolle über das System. Die wichtigste Voraussetzung für das Funktionieren dieses Ansatzes ist, dass der Prozessor bei jeder unberechtigt durchgeführten privilegierten Anweisung eine Exception auslöst.

Dummerweise sind die x86-Prozessoren nicht ganz so gründlich bei den Exceptions. Beispielsweise werden Speicherzugriffe beim x86 über eine GDT (Global Descriptor Table) abgewickelt. Diese GDT ist eine globale Ressource und wird vom Betriebssystem verwaltet. Eigentlich müsste jeder direkte Zugriff auf diese Ressource als privilegierte Handlung angesehen werden und dementsprechend im User Mode nicht erlaubt sein. Der x86 behandelt die LGDT-Anweisung (Load Global Descriptor Table) auch als privilegiert. Allerdings führt SGDT (Store Global Descriptor Table) nicht zu einer Schutzverletzung. Allein diese Inkonsistenz verhindert es, die GDT zu "virtualisieren".

Um dennoch virtuelle Maschinen auf IA32 realisieren zu können, müssen sich die Entwickler eine ganze Menge einfallen lassen. Connectix untersucht beispielsweise Code, der im Kernel Mode laufen soll, vor der Ausführung und ändert kritische Sequenzen um.

Emulation der Festplatte

Ein weiterer wichtiger Bestandteil bei virtuellen Maschinen sind Massenspeicher. Generell funktioniert der Zugriff auf Massenspeicher ähnlich wie beim virtuellen Prozessor. Wenn das Gastsystem eine I/O-Anweisung ausführt, wird eine Exception ausgelöst, da es sich hierbei um eine privilegierte Anweisung handelt. Die VM-Software fängt diese Exception ab und übersetzt die Anweisung in eine Operation auf dem realen Dateisystem. Bei deren Realisierung stehen der VM-Software eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung.

Zum einen könnte sie beispielsweise die Anweisungen direkt auf der physikalischen Festplatte ausführen. Das widerspräche allerdings dem Anspruch an eine Sandbox, denn kein Programm darin darf das Host-System beschädigen. Der direkte Zugriff wird zumeist nur bei CD-ROMs oder DVD eingesetzt.

Meistens wird die virtuelle Festplatte mit einer Datei auf dem Host-Betriebssystem realisiert. Die VM-Software verändert deren Größe dynamisch. Eine interessante Option sind dabei Festplatten, die beim Herunterfahren wieder in den Zustand vor dem Start der virtuellen Maschine zurückversetzt werden. Somit kann man die VM in einem immer definierten Zustand starten und kritische Tests ausführen. Beim nächsten Start befindet sich die VM wieder im Originalzustand.

Eine Datei auf der Platte des Hosts lässt sich aber auch als virtuelles CD-ROM-Laufwerk verwenden. Hier kommen meist ISO-Images zum Einsatz, so dass die VM-Software nur die reinen Lese-Befehle umsetzen muss, ohne sich um das CD-Dateisystem kümmern zu müssen.

Virtual PC: Installation

Die Einrichtung der Software erfolgt problemlos innerhalb weniger Minuten, inklusive eines notwendigen Reboots. Nach dem Start bietet ein Wizard die Einrichtung der ersten virtuellen Maschine an. Innerhalb von vier Dialogboxen sind die grundlegenden Einstellungen gemacht. Der Wizard fragt dabei nach dem Namen der VM, dem Gast-Betriebssystem, der gewünschten Speicherzuordnung und ob eine neue Festplattenabbildung erstellt werden soll.

Die im Test erstellte virtuelle Festplatte hat eine Größe von 16 GByte, obwohl auf der Partition nur noch knapp 4 GByte frei sind. Das ist zunächst kein Problem, weil die Dateigröße dynamisch angepasst wird. Wir wollen allerdings Probleme vermeiden und müssen später den "Assistenten für virtuelle Festplatten" bemühen, um ein neues Abbild mit einer vernünftigen Größe zu erstellen.

Beim Abschluss des Wizards bietet Virtual PC eine Zusammenfassung der Einstellungen und weitere Tipps zur Installation des zuvor gewählten Betriebssystems (Windows XP). Dabei vergisst das Programm jedoch den wichtigen Hinweis, dass die XP-Aktivierung von diversen Hardware-Komponenten abhängt, die mit der Konfiguration der VM verändert werden können. Unter Umständen ist also die Aktivierung - so man tatsächlich XP in einer VM aktivieren will - hinfällig, wenn man etwa mehr Speicher zuordnet.

Virtual PC: Im Betrieb

Beim ersten Start der virtuellen Maschine fällt zunächst auf, dass sich kein BIOS-Screen meldet, sondern gleich die eingelegte CD mit Windows XP startet. Konkurrent VMware hat hier etwas mehr Liebe zum Detail gezeigt und auch ein komplettes BIOS-Setup implementiert.

Während der Installation zeigt sich, dass Connectix die virtuelle Platte auch schon virtuell partitioniert und formatiert hat. Windows XP zeigt bei der Auswahl der Zielpartition eine 4 GByte große FAT32-Partition. Diese lässt sich jedoch problemlos umpartitionieren und auf NTFS formatieren. Der Rest der Installation in der VM verläuft ohne Überraschungen.

Nach dem Start von Windows XP, der mit zwei Minuten die Geduld strapaziert, weist Virtual PC darauf hin, dass wir doch die Add-ons installieren sollen, um noch mehr Funktionen zu erhalten. Das sind unter anderem Drag&Drop zwischen Host- und Gast-Betriebssystem, nahtlose Mausübergänge zwischen Host und Gast sowie die Möglichkeit, auf dem Host ein Verzeichnis freizugeben, auf das der Gast über einen Laufwerksbuchstaben zugreifen kann - quasi eine Minidateifreigabe.

Positiv fällt auf, dass Virtual PC der VM eine S3 Trio 32/64 PCI, mit 4 MByte Video RAM zur Verfügung stellt. Damit steht auch schon bei der Installation des Betriebssystems eine vernünftige Auflösung zur Verfügung. Dafür fehlen die Unterstützung für USB oder SCSI. Auch mit DVD-Medien kann die Software nicht umgehen.

Virtual PC: Netzwerk und Sonstiges

Beim Start einer zweiten - identisch konfigurierten - VM fallen zwei weitere eklatante Schwachpunkte ins Auge:

Virtual PC verbraucht eine ganze Menge Speicher. Obwohl den VMs nur jeweils 128 MByte zugestanden wurden, schnappt sich das Programm insgesamt 326 MByte.

Alle VMs laufen in einem Thread. Auf SMP-Maschinen könnten also die VMs nicht auf verschiedenen Prozessoren und damit mit mehr Leistung laufen. Laut Connectix sind lediglich die I/O-Operationen in einen eigenen Thread ausgelagert.

Bei den Netzwerkfunktionen bietet Connectix drei Optionen für die VM an. Zum einen kann jeglicher Zugriff gesperrt werden. In der Standardkonfiguration "Freigegebenes Netzwerk" kommunizieren die virtuellen Machinen mit einem in Virtual PC integrierten NAT-Router. Dieser stellt auch einen DHCP-Server zur Verfügung. In der dritten Variante "virtuelle Umschaltung" verhält sich das System so, als seien die VMs an einen Switch angeschlossen, der mit dem normalen Netzwerk verbunden ist. Schaltet man diesen Modus auf die Option "nur lokal", können nur die VMs miteinander kommunizieren. Vom Host und dem Rest des Netzes sehen sie nichts. In jedem Fall steht der virtuellen Maschine eine Netzwerkkarte mit dem DEC 21041-Chip zur Verfügung.

Bei den globalen Einstellungen hat das Programm nicht viel zu bieten. So lässt sich gerade mal konfigurieren, ob eine in den Hintergrund geklickte VM angehalten wird oder weiterläuft. Verschiedene Prioritäten für VMs im Vorder- und Hintergrund sind auf Grund des Single Thread Modells nicht möglich. Zudem kann man einstellen, ob nur die VM im Vordergrund oder alle laufenden VMs Zugriff auf die Soundkarte haben sollen.

Virtual PC: Fazit

Virtual PC ist in der Version 4.2 eine ausgereifte Sache und erfüllt seinen Zweck. Allerdings ist die Performance in den VMs in weiten Teilen nur ausreichend. Zudem verbraucht das Hauptprogramm zu viele Systemressourcen für sich selbst, so dass den VMs und dem Host zu wenig Reserven zur Verfügung stehen. Wer mehr als einen virtuellen PC laufen lassen will, sollte mindestens 512 MByte physikalischen Hauptspeicher installiert haben.

Bei der Konfiguration der virtuellen Maschinen bietet Virtual PC grundlegende Funktionen und Hardware-Emulationen, wichtige Dinge wie DVD oder USB fehlen aber. Als Pluspunkte sind die Add-on-Tools und die emulierte Grafikkarte zu werten. Damit kann man auch ein Linux im Grafikmodus mit vernünftiger Auflösung installieren.

Um jedoch den nicht gerade günstigen Preis von 199 US-Dollar zu rechtfertigen, muss Connectix noch deutlich zulegen.

VMware 3.0

Mit der Version 3.0 von VMware für Windows NT/2000/XP bietet der Hersteller VMware das dritte Release seiner erfolgreichen Software an. Im Gegensatz zu Connectix verzichtet man hier auf eine Unterstützung von Windows Me als Host-Betriebssystem - eine nachvollziehbare Entscheidung, da Me nicht gerade mit Stabilität glänzt. Die Ressourcen für die Me-Adaption sind in anderen Entwicklungsbereichen besser aufgehoben.

Die aktuelle Version 3.0 lässt sich als 30 Tage lauffähige Demo von der Website des Herstellers downloaden. Auch hier ist jedoch eine Registrierung erforderlich, über die man einen Schlüssel zum Freischalten erhält. 299 US-Dollar muss man für eine Vollversion bezahlen, wenn man sich die Dateien aus dem Internet holt. Will man eine CD im Karton, sind 329 US-Dollar zu entrichten. Zusätzliche Kosten fallen für fertige Guest OS Kits an - etwa 199 US-Dollar für Windows 2000. Der Hersteller gewährt 30 Tage kostenlosen Installationssupport. Danach sind 90 Dollar pro Anfrage fällig - die Zeiten, als VMware noch mitten in der Entwicklung steckte und man Tester (Hobbyist-Lizenz für 99 Dollar) mit günstigen Angeboten lockte, sind offensichtlich endgültig vorbei.

Offiziell unterstützt VMware nur Windows und Linux als Gast-Betriebssysteme. Es gibt aber auch Berichte von stabil laufenden Novell-Netware- und anderen Betriebssystem-Umgebungen.

Quickinfo

Produkt

VM ware 3.0

Hersteller

VMware

Preis

299 US-Dollar

Download

12 MByte (http://www.vmware.com/download/ )

Systemvoraussetzungen

Hardware

Pentium 266 MHz, 128 MByte RAM

Betriebssystem

Windows NT, 2000, XP

Alle technischen Daten finden Sie auf der Seite Technische Daten im Überblick

VMware 3.0: Installation

Die Installation von VMware geht flott und problemlos vonstatten. Ist das CD-ROM-Laufwerk auf Autoplay eingestellt, weist VMware auf mögliche Probleme hin und bietet auch gleich die automatische Abschaltung der Autoplay-Funktion an. Danach geht es an die Einrichtung der einzelnen virtuellen Maschinen. Auch bei VMware unterstützt ein Wizard den Anwender bei der Konfiguration. Hier hat man allerdings von vornherein mehr Einflussmöglichkeiten auf die VM. So lassen sich RAM-Größe, Disk-Typ und Größe sowie Netzwerk-Verbindungen gleich hier individualisieren.

Alle weiteren Einstellungen wie Zugriff auf Soundkarte, USB-Geräte und sonstige Devices sind später im übersichtlichen Konfigurationsmenü zu erledigen. Doch für den ersten Start der VM sind diese Optionen noch nicht notwendig. Praktischerweise speichert VMware alle Daten und Einstellungen zu einer VM in einem Verzeichnis. So kann man eine VM ohne weiteres "klonen", indem man einfach das Verzeichnis kopiert.

Beim späteren Booten und der Installation von Windows XP fällt ein eklatanter Schwachpunkt von VMware ins Auge. Per default unterstützt die virtuelle Maschine nur VGA mit 640 xl 480 Pixel bei 16 Farben. Da fällt es teilweise schwer, dem farbenfrohen Setup von Windows XP zu folgen. Das ändert sich erst, wenn man nach der Betriebssystem-Installation die VMware-Tools einrichtet. Anschließend steht eine SVGA-Karte zur Verfügung.

VMware 3.0: Im Betrieb

Eine der großen Neuerungen der Version 3.0 von VMware ist die Unterstützung von USB. Um einer VM ein USB-Gerät zuzuordnen, wählt man einfach über ein Menu den USB-Port der VM aus und dann das Gerät, das zur Verfügung stehen soll. Im Praxistest funktionierte das mit einen Joystick einwandfrei. Das Windows XP in der VM meldet ein neues Gerät und verlangt bei Bedarf nach den richtigen Treibern.

Mit DVDs kann VMware inzwischen auch umgehen. Hier gilt allerdings eine Beschränkung auf Daten-DVDs. Es besteht jedoch die Möglichkeit, von DVDs zu booten - etwa die SuSE DVD-Edition.

Beim Speicherbedarf im Betrieb zeigt sich VMware etwa genauso hungrig wie Virtual PC. Zwei VMs mit je 128 MByte parallel gestartet schlucken knapp 320 MByte Hauptspeicher. Allerdings startet VMware jede virtuelle Maschine in einem eigenen Thread, so dass man von einem Mehrprozessor-System profitiert. Innerhalb der VM steht jedoch nach wie vor nur ein Prozessor zur Verfügung.

VMware 3.0: Netzwerk und Sonstiges

Bei den Netzwerkoptionen hat VMware noch einiges mehr zu bieten als Virtual PC. So kann man jeder virtuellen Maschine bis zu drei Netzwerk-Adapter spendieren. Etwa um Routing-Funktionen oder VPN-Hosts zu testen. Außerdem steht neben der Bridge, bei dem jede VM "direkt" ans reale Netz angeschlossen ist, und dem NAT-Modus auch noch die Variante "Host only" zur Verfügung. Dabei kann die VM nur mit dem Host kommunizieren. Wenn dort allerdings eine Routing-Software oder Internet Connection Sharing installiert ist, kommt auch in diesem Fall die VM ins LAN oder Internet.

Obwohl der Netzwerk-Adapter (AMD PCnet-PCI II) in der virtuellen Maschine nominell nur 10 MBit/s beherrscht, erreicht VMware beim TCP/IP-Datentransfer zwischen VM und Host eine Datenrate von 8700 KByte/s. Beim Transfer zwischen zwei VMs schafft das System immerhin 3250 KByte/s. Hier muss VMware für jede Übertragung zweimal den Kontext wechseln und zwei Transfers durchführen (von VM zum Host und vom Host zur anderen VM).

VMware 3.0: Fazit

Insgesamt zeigt sich VMware in der neuesten Version als stabiles und weit entwickeltes Produkt. Gerade durch USB und DVD hat die Version 3.0 enorm dazugewonnen. Trotz der neuen Funktionen ist die Bedienung erheblich einfacher geworden. Zusammen mit der guten Performance und der ausgefeilten Netzwerkunterstützung macht dies VMware zu einer idealen Entwicklungsplattform für Client-Server-Applikationen und Internet-Anwendungen.

Zwei Wermutstropfen bleiben jedoch: Die immer noch unzureichende Grafikkarten-Emulation und der hohe Preis von 299 US-Dollar. Gerade Letzteres verwehrt ambitionierten Anwendern mit Forschungsdrang den Zugriff auf ein leistungsstarkes Tool. Der einzige Ausweg ist die "ewige" Verlängerung der 30-tägigen Testphase mit immer neuen (Free-) E-Mail-Accounts.

Technische Daten im Überblick

Hier finden Sie die Funktionen und Vorraussetzungen für VMware 3.0 und Virtual PC 4.2 gegenübergestellt.

Voraussetzungen Host-Maschine

VMware 3.0

Virtual PC 4.2

Betriebssystem

Windows XP, 2000, NT

Windows XP, 2000, NT, Me

Minimale Taktrate CPU (MHz)

266

266

Empfohlene Taktrate CPU (MHz)

400

500

SMP-Unterstützung

ja, ein Thread pro VM. Innerhalb der VM aber nur eine CPU

eingeschränkt, alle VMs laufen in einem Thread, I/O in einem weiteren Thread

Minimaler Speicher (MByte)

128

128

Empfohlener Speicher (MByte)

256

256

Emulierte Virtual Machine

VMware 3.0

Virtual PC 4.2

Prozessor

wie Host

wie Host

Motherboard

Intel 440BX

Intel 430 TX

BIOS

Phoenix BIOS

MR BIOS

max. Speicher (MByte)*

1024

512

Keyboard

Standard Keyboard

Standard Keyboard

Maus

PS/2 Maus (ggf Rollrad)

PS/2 Maus (ggf Rollrad)

Seriell

vier Ports auf physikalische Ports, Datei oder named pipe

zwei Ports auf physikalische Ports oder auf Datei

Parallel

zwei Ports auf physikalische Ports oder Datei

LPT1 auf physikalischen Port

Sound

Creative Labs Soundblaster 16 PCI

Creative Labs Soundblaster 16 PCI

Floppy

zwei Floppys auf Gerät oder Image (1,44 MByte)

eine Floppy auf Gerät oder Image

Video

Standard VGA (Treiber für SVGA)

S3 Trio 32/64 PCI, 4 MByte Video RAM

USB

zwei USB 1.1 Ports

nur Maus oder Keyboard

CD-ROM

Gerät oder ISO-Image

Gerät oder ISO-Image

CD-R/RW

nur lesen

nur lesen

DVD

nur Daten-DVDs

nein

NIC

AMD PCnet-PCI II (10 MBit/s)

DEC 21041 (10 MBit/s)

Netzwerk

Shared/Switched/Bridged/Host-only

Shared/Switched (Letzteres nicht unter NT/Me)

IDE

vier Devices

vier Devices (davon maximal drei Harddisks)

SCSI

Mylex BT-958, sieben Devices (HD, CD-ROM, DVD, Scanner etc)

nein

max. Harddiskgröße (GByte)

128 (256 bei SCSI)

128

Direktzugriff auf reale HD

nur lesen/schreiben-lesen

nur lesen

virtuelle HD als reale Datei

dynamisch

dynamisch

Festplattenrestauration

ja

ja

Benchmarks

Wir haben VMware und Virtual PC auf ein System mit Pentium III 1000 MHz, Asus CUSL2-Board, 512 MByte SD-RAM (PC133) und einer 40-GByte-Festplatte von Maxtor Diamondmax unter einem frisch aufgesetzten Windows XP Professional getestet.

Um die Leistungsfähigkeit der virtuellen Maschine zu bestimmen haben wir mit tecBench und Sandra den Original-Rechner und die virtuellen Maschinen gemessen. Beide Benchmarks greifen tief in die Hardware der PCs ein. Dennoch laufen sie auch auf den virtuellen PCs problemlos und liefern plausible Ergebnisse.

Mit wsttcp messen wir den maximalen TCP-Durchsatz zwischen Host und VM sowie zwischen zwei VMs.

Netzwerkdurchsatz

Virtual PC

VMware

VM zu Host (KByte/s)

1092

8701

VM zu VM (KByte/s)

1697

3252

Mit dem Benchmark- und Diagnosetool Sandra messen wir die Prozessorleistung jeweils auf dem Host und in den einzelnen VMs.

Sandra-Benchmark

Original

Virtual PC

VMware

Dhrystone ALU (MIPS)

2665

2155 (81 %)

2599 (98 %)

Whetstone FPU (MFLOPS)

1349

1092 (81 %)

1304 (97 %)

Fazit

Insgesamt erweist sich VMware 3.0 als das deutlich bessere Produkt. Es kann mit einer erheblich höheren Performance aufwarten als der Mitbewerber Virtual PC und bietet - abgesehen von der Grafik - die ausgefeiltere Hardware-Emulation für die virtuellen Maschinen. Interessant machen es vor allem der DVD und der USB-Support. Auch im Netzwerkbereich bietet es mit mehreren Adaptern pro VM die Möglichkeit, Routingfunktionen zu testen.

Virtual PC glänzt durch die Emulation einer S3-Trio-Grafikkarte. Im Benutzerkomfort hat es ebenfalls die Nase vorn, der Datenaustausch via Drag & Drop zwischen Gast und Host erleichtert das Arbeiten merklich.

Beide Produkte stehen im Internet als Testversion bereit. So kann man vor dem Kauf selbst prüfen, welches Produkt einem mehr zusagt. Letztlich ist dies auch eine Frage des Geldbeutels, denn mit 299 US-Dollar ist VMware 100 Dollar teurer als Virtual PC. (TecChannel/ala)