Eine Dell- und Intel-Studie zeigt die Realität: Virtualisierung und Cloud sind bei kleineren Unternehmen unbeliebt. Und das wird wohl so bleiben.
von Hartmut Wiehr
Selten ist eine Befragung von Herstellerseite so nüchtern und realistisch ausgefallen. Gleichsam en passant hat Dell ohne großes Tamtam darauf hingewiesen, dass kleinere deutsche und europäische Unternehmen in ihrer Mehrheit recht zurückhaltend sind, was den Einsatz so moderner und allseits angepriesener Technologien wie Virtualisierung und Cloud angeht.
Eigentlich hatte Dell schon vor zwei Jahren die "Virtual Era“ ausgerufen. Der Tenor dieser Trend- und Produktankündigungen war klar: Die Kunden wollen Virtualisierung und sie wollen Cloud (zumindest die "private“ Variante). Die Hersteller hätten die ehrenvolle Aufgabe, diesen Anforderungen der Unternehmen draußen in der Welt entgegenzukommen. Auch die Analysten haben zum großen Teil in das gleiche Horn geblasen. Realistische Einschätzungen waren äußerst selten.
Jedes dritte Kleinunternehmen befasst sich nicht mit Cloud Computing
Wie nun eine Studie des Marktforschungsunternehmens Vanson Bourne im Auftrag von Dell und Intel beweist, sieht die Realität zumindest bei den kleineren Unternehmen doch etwas anders aus. In den Worten der Dell-Presseagentur: "Von den Möglichkeiten des Cloud Computing machen bereits 17 Prozent der Befragten Gebrauch, mehr als ein Drittel hat sich aber noch gar nicht mit Cloud Computing beschäftigt.“ Und Virtualisierung in der einen oder anderen Form kommt auf einen Anteil von gerade einmal 41 Prozent.
Das ist weniger als allgemein angenommen. Und widerspricht diametral den ansonsten üblichen Hurra-Meldungen der IT-Hersteller. Diese möchten – was ihnen unbenommen sei – möglichst viel neues Blech und möglichst viele Software-Lösungen und Dienstleistungen verkaufen. Und geben ihr Interesse gerne als den inneren Wunsch der lieben Kundschaft aus.
Dell verdient insofern ein Lob, weil man die Vanson-Bourne-Studie an die Öffentlichkeit gebracht hat. Das Potenzial für zukünftige Investititonen bei den kleineren Unternehmen ist natürlich riesig. Allerdings sind ihre finanziellen Reserven für IT-Ausgaben nicht gerade üppig (siehe Übersicht am Ende dieses Artikels).
17 Prozent der kleinen Firmen nutzen Cloud-Services
Zu ihren Anforderungen an eine Server- und Storage-Infrastruktur wurden laut Dell 1150 IT-Verantwortliche kleinerer Unternehmen mit maximal 100 Mitarbeitern aus unterschiedlichen Branchen in Belgien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Großbritannien befragt. Die Umfrage kann insofern als repräsentativ für deutsche und europäische Verhältnisse gelten.
Dell drückt es so aus: "Obwohl Cloud Computing derzeit in aller Munde ist, zeigt die Studie, dass das Thema in kleineren Unternehmen noch nicht so recht angekommen ist.“ "Noch nicht so recht“ kann man auch übersetzen mit „kaum“.
Lediglich 17 Prozent der europaweit befragten kleineren Unternehmen nutzen bisher Cloud-Services, ohne dass näher ausgeführt würde, um welche Dienste es sich handelt (public, private oder hybrid?). 21 Prozent der Befragten wollen "mittelfristig“ eine Cloud-basierte Infrastruktur verwenden.
28 Prozent haben derzeit nicht die Absicht, Cloud Computing zu verwenden, hat die Studie ergeben. Aber noch frappierender ist folgendes Ergebnis der Umfrage: "Noch nicht näher mit Cloud Computing befasst haben sich 35 Prozent der Unternehmen.“
Allen Unkenrufen zum Trotz bleiben klassische physikalische Server das Rückgrat der IT-Infrastruktur in den befragten Unternehmen. Virtuelle Umgebungen kommen immerhin auf eine Anwendungsrate von 41 Prozent. Auch das wird leider nicht näher ausgeführt – die konkreten Anteile von Virtualisierung auf den Ebenen von Server, Storage oder Desktop bleiben offen.
Physikalische Server vorherrschend
Fest steht, dass 85 Prozent der kleinen Unternehmen einen oder mehrere physikalische Server einsetzen. sieben Prozent der Befragten, so die Studie, verwenden mehr als zehn, weitere fünf Prozent mehr als zwanzig Server.
Die komplette Studie kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
Wie die Welt der IT in deutschen Kleinunternehmen aussieht: Weitere Ergebnisse der Vanson-Bourne-Studie von Dell und Intel
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In 60 Prozent der deutschen Kleinunternehmen fällt der Eigentümer oder Geschäftsführer die letzte Entscheidung bei IT-Käufen.
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In Deutschland verfügen 54 Prozent der Kleinunternehmen über ein Jahresbudget von mindestens 10.000 Euro, und acht Prozent über ein Budget von 100.000 Euro. Der durchschnittliche jährliche IT-Aufwand in Deutschland beläuft sich auf 32.750 Euro.
22 Prozent der Kleinunternehmen in Deutschland setzen keine Server ein. Dies ist ein europäischer Höchstwert. Ein Fünftel der deutschen Kleinunternehmen betreibt einen Server, und 27 Prozent betreiben zwischen zwei und vier Servenr. Bei drei Prozent der Unternehmen kommen mehr als 20 Server zum Einsatz.
Datenmengen über ein Terabyte in Kleinunternehmen
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In Deutschland verfügen 61 Prozent der Kleinunternehmen über eine Datenmenge von mindestens einem Terabyte und 31 Prozent von mehr als zwei Terabyte.
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90 Prozent der Unternehmen in Deutschland erleben IT-Ausfälle, 38 Prozent mindestens einmal im Monat.
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15 Prozent der deutschen Kleinunternehmen nutzen Cloud Computing zumindest teilweise. Sie sind eher dazu bereit, Applikationen und IT in die Cloud zu verlagern als Unternehmen in anderen europäischen Ländern, und 26 Prozent planen einen solchen Schritt in den nächsten drei Jahren.
(Quelle: Der Umgang mit veränderten IT-Anforderungen: Ein europäischer Bericht über Server und Storage für Kleinunternehmen; Herausgeber: Dell, Intel, Vanson Bourne)
(CIO / rb)