Microsoft Hyper-V, VMware ESXi, Citrix XenServer

Virtualisierung im Vergleich

10.06.2010 von Andrej Radonic
Microsoft Hyper-V, VMware ESXi und Citrix XenServer ermöglichen einen kostenlosen Einstieg in die Servervirtualisierung. Für Reseller und Systemhäuser eröffnen sich dadurch Chancen, wenn sie die Einschränkungen kennen und die Upgrademöglichkeiten nutzen, meint Andrej Radonic, freier Autor und Vorstand der interSales AG in Köln.

Microsoft Hyper-V, VMware ESXi und Citrix XenServer ermöglichen einen kostenlosen Einstieg in die Servervirtualisierung. Für Reseller und Systemhäuser eröffnen sich dadurch Chancen, wenn sie die Einschränkungen kennen und die Upgrademöglichkeiten nutzen, meint Andrej Radonic, freier Autor und Vorstand der interSales AG in Köln.

Bereits seit einigen Jahren geben die großen Hersteller von Server-Virtualisierung-Lösungen ihre Einsteigerprodukte kostenlos ab und die Hypervisor von Microsoft, Citrix und VMware werden durch stetige Entwicklung nicht nur besser, sondern gleichen sich in der Leistung einander immer mehr an. Für Anwender betrachtet wird der Einstieg in die Server-Virtualisierung damit immer einfacher - kaum Kosten, wenig Risiko, viel Leistung.

Vor allem VMware und Microsoft positionieren ihre Produkte explizit als Lösungen für Standalone-Server mit den Anwendungsschwerpunkten Testen von Server-Virtualisierung, Aufbau von Entwicklungs- und Testumgebungen, Betrieb weniger kritischer Workloads.

Damit handelt es sich um Einsteigersysteme, denen übergreifende Managementfunktionen fehlen, die einen effizienten, hochverfügbaren Betrieb in größeren Umgebungen gewährleisten: automatischer Failover, High Availability, Backup, Ressourcen-Verteilung und dergleichen mehr sind wichtige Features, die als kostenpflichtige Zusatzpakete verfügbar sind und den Anwendern von VARs und Systemhäusern zusammen mit Beratung angeboten werden können.

Allen vorgestellten Produkten gemeinsam ist, dass es sich um Bare-Metal-Systeme handelt (Hypervisor des Typs 1), d.h., die Virtualisierung-Schicht läuft direkt oberhalb der Hardware und nicht "auf" einem Betriebssystem. Darüber hinaus verfolgen alle Hersteller unterschiedliche Ansätze:

Während Microsoft Hyper-V und Citrix XenServer als Produkt untrennbar mit den jeweiligen Management-Betriebssystemen - Windows 2008 respektive Linux - verbunden sind, kommt VMware ESXi als minimale Appliance daher.

Wie Sie im Virtualisierung-Umfeld richtig durchstarten können, das erfahren Sie auf dem Channel-Sales-Kongress "Virtualisierung". Hier können Sie sich zu diesem Branchen-Event am 8. Juli anmelden.

Microsoft Hyper-V Server 2008 R2

Der Microsoft Hyper-V Server ist identisch mit der Hyper-V Rolle im Windows 2008 Server R2
Foto: Ronald Wiltscheck

Der Hyper-V Server ist identisch mit der Hyper-V Rolle im Windows 2008 Server R2, wird jedoch "stand alone" in Verbindung mit Windows Server Core betrieben. Wie inzwischen üblich lässt sich Hyper-V nur auf 64Bit-Hardware mit Virtualisierung-Unterstützung (AMD-V, Intel VT) installieren, ist dafür bei der unterstützten Hardware aber nicht wählerisch.

Das Paket aus Hypervisor und dem abgespeckten Windows-Betriebssystem wird lokal über das textbasierte sconfig-Tool konfiguriert und fühlt sich dadurch nicht wie ein Windows-System an. Das MMC-Snapin Hyper-V-Manager kann auf Windows-Clients zur Administration verwendet werden; außerdem steht für solche Zwecke die Powershell remote sowie mit hvremote eine mächtige CLI für vereinfachte remote Administration des Hypervisors zur Verfügung. Diese ist vor allem dann hilfreich, wenn Hyper-V Server nicht in derselben Domain wie die Admin-Workstation steht, was grundsätzlich das Management erschwert.

Als weitere Rollen neben dem Hypervisor sind lediglich Multipath IO, Bitlocker, SNMP sowie Windows Backup möglich. Ein Update auf Windows 2008 R2 kann nicht durchgeführt werden.

Seit Release 2 beherrscht Hyper-V nun auch Live Migration. In Verbindung mit den dafür notwendigen Cluster Shared Volumes sowie dem Failover Clustering lässt sich mit dem Hyper-V Server ein Cluster und somit eine sehr ausfallsichere virtualisierte Server-Umgebung aufsetzen - völlig kostenfrei, jedoch nicht unbedingt komfortabel. Wer mehr Komfort benötigt und alles "aus einer Hand" managen will, muss in den System Center Virtual Machine Manager (SCVMM) investieren.

Microsoft-typisch ist der Redmonder Hypervisor hauptsächlich für das Virtualisieren von Windows-Systemen - von NT bis Windows 7 - geeignet. Neben Novell SUSE wird nun auch Red Hat Enterprise unterstützt - hierzu sind spezielle Treiber, die Integration Components, nötig.

Pro:

Contra:

Bezahlbare Virtualisierungs-Lösung für Mittelständler im kostenlosen Channel-Cast von Parallels.

Citrix XenServer 5.5 Free

XenCenter ist die grafische Managementoberfläche des XenServer für Windows-Clients
Foto: Ronald Wiltscheck

Version 5.5 markiert die Rückkehr zu den Wurzeln von Xen: XenServer liegt inklusive der von Citrix angereicherten Managementfunktionen wieder vollständig als Opensource-Produkt vor und wird kostenfrei abgegeben, wobei eine Registrierung Pflicht ist, um eine jeweils 12 Monate gültige Freischaltungslizenz zu erhalten.

XenServer 5.5 umfasst den Xen-Hypervisor mit der xe-CLI für Linux und Windows sowie XenCenter, der grafischen Managementoberfläche für Windows-Clients. 64Bit Hardware ist Pflicht; für den virtualisierten Betrieb von Windows müssen die CPUs außerdem über Virtualisierungsfeatures verfügen. Als Faustregel für die Rechner-Kompatibilität gilt: Linux-geeignete Hardware wird auch von XenServer akzeptiert.

Enterprise-Funktionen sind trotz Gratis-Charakter reichlich vorhanden: Neben der Unterstützung für alle gängigen Storage-Varianten (iSCSI, FC, NFS) sowie auch für das Microsoft-VHD-Format inklusive Thin-Provisioning ist auch Live Migration mit an Bord. Auf Basis eines zentralen Speichers kann der Administrator auf einfachste Weise zwei oder mehr XenServer zu einem Pool zusammenschalten und laufende virtuelle Maschinen zwischen den Rechnern verschieben. Die Automatisierung des Failovers sowie Loadbalancing jedoch sind nur mit dem kostenpflichtigen Paket Essentials for XenServer (welches in ähnlicher Form übrigens auch für Microsoft Hyper-V erworben werden kann) verfügbar.

Xen-typisch verfügt das Virtualisierung-System über einen breiten Support für verschiedenste Betriebssysteme: neben allen wichtigen Windows-Varianten sind auch die gängigen Linux-Systeme vertreten. Debian und CentOS lassen sich dabei sehr komfortabel direkt aus mitgelieferten Templates mit wenigen Klicks aufsetzen. Sollen vorhandene Systeme virtualisiert werden, helfen das mitgelieferte P2V-System (Linux) sowie XenConvert (Windows).

Ein echtes Argument für XenServer liefert Citrix den Anwendern von XenApp: Spezielle Optimierungen im Hypervisor sorgen für eine spürbare Beschleunigung, so dass XenApp virtualisiert performanter betrieben werden kann als auf anderen Virtualisierung-Schichten.

Pro

Contra

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VMware ESXi

VMwares "ESXi go" wird ohne Service-Konsole ausgeliefert
Foto: Ronald Wiltscheck

ESXi perfektioniert den Minimalismus: VMware hat daraus die ESX Service Console entfernt und ein Appliance-artiges System geschaffen, welches aufgrund seines kleinen Footprints von verschiedenen Serverherstellern im BIOS mitgeliefert wird.

Der Minimalismus äußert sich neben der einfachen und schnellen Installation in dem Umstand, dass lokal nur ein einfaches Textmenü für Basiskonfigurationen (Netzwerk, Berechtigungen usw.) bereitsteht. Selbst ein SSH-Zugang zum Linux-System des ESXi bleibt dem Administrator verwehrt, wenn er nicht den Hersteller-Support verwirken will.

Der Königsweg für die Administration ist denn auch der kostenfreie vSphere Client für Windows, der kaum Wünsche offen lässt. Zudem ist für Scriptingzwecke eine Remote CLI zu haben. Die vCLI aus vSphere lässt sich jedoch nur read-only verwenden.

Im Gegensatz zur - immer noch verfügbaren - Version 3.5 lässt sich ESXi nur noch auf 64Bit-Hardware installieren und ist dabei VMware-typisch recht restriktiv, was offiziell zulässige Komponenten angeht.

VMware hat ESXi für Betrieb auf Standalone-Servern vorgesehen, was sich allein schon aus dem Fehlen von Vmotion ergibt, es kann jedoch in größeren VMware-Umgebungen auch gemischt mit ESX betrieben werden, da das Management einheitlich über vorhandene Tools erfolgt. Neben ESX kann somit auch ESXi Bestandteil einer VMware vSphere Suite sein.

Wesentliche Abstriche gegenüber dem großen Bruder ESX sind unter anderem

Mit VMWare Go können Einsteiger die Installation und initiale Konfiguration von einem Webbrowser aus bewerkstelligen: Go lädt alle am Anfang benötigten Komponenten selbsttägig herunter. Der integrierte Assistent hilft anschließend, einen geeigneten Server zu identifizieren und ESXi darauf zu installieren inklusive dem dafür erforderlichen Brennen des Installationspakets auf DVD.

VMware-typisch verfügt ESXi über eine sehr breite Unterstützung für die unterschiedlichsten Betriebssysteme bis hin zu Netware, Solaris und FreeBSD. VMware Converter als kostenfreies Tool ermöglicht außerdem die Migration von Windows-Systemen in die virtuelle Welt.

Pro

Contra

Bezahlbare Virtualisierungs-Lösung für Mittelständler im kostenlosen Channel-Cast von Parallels.

Die drei Hypervisoren im Vergleich

Es überrascht nicht, dass die kostenlosen Virtualisierer wichtige Funktionen ausklammern. Immerhin lassen sie sich nachkaufen, in den meisten Fällen ist ein nahtloses Upgraden auf höherwertige Varianten möglich. Bereits auf den Light-Hypervisoren eingerichtete VMs lassen sich dabei direkt übernehmen.

Insbesondere VMware und XenServer bieten denen Vorteile, die Systeme für Testing und Evaluierung verwenden wollen: sie lassen sich problemlos um Funktionen erweitern bzw. in größere Umgebungen einbetten.

Insgesamt eignen sich die vorgestellten Lösungen eher für kleine und mittlere Unternehmen, die mit Standalone Virtualisierungsservern auskommen und nicht unbedingt automatisierte HA- und Loadbalancing-Features sowie ausgefeiltes Management benötigen. Alle Kandidaten bieten sich somit beispielsweise für folgende Szenarien an:

Reine Windows-Umgebungen dürften mit dem Hyper-V Server gut bedient sein, jedoch sollte hier mittelfristig die Bereitschaft zur Investition in den SCVMM vorhanden sein, um ein vernünftiges Management abzubilden.

Wer ein sehr "rundes" Produkt sucht und eine heterogene Serverlandschaft betreiben muss, ist mit XenServer gut beraten, da hier viel Management im Gratispaket mitgeliefert wird. Insbesondere Linux-erfahrene Unternehmen können von diesem Produkt profitieren, da sie im Extremfall Highend-Funktionen dem Linux-Fuhrpark entnehmen können.

VMware ESXi wird aufgrund seiner breiten Betriebssystemunterstützung, der technologischen Vorreiterschaft (z.B. Memory Overcommit) und seines nahtlosen Upgradepfades der größten Zahl der Anwender gerecht, mutiert dabei jedoch auch am ehesten zum Kostentreiber. Gegenüber den beiden Wettbewerbern muss es jedoch zunächst auf Migration verzichten. (rw)

Virtualisierungslösungen von Microsoft, VMware und Citrix auf einen Blick

Nur leichte Unterschiede zwischen den drei Hypervisoren

Funktion

Citrix XenServer 5.5 Free

Microsoft Hyper-V Server 2008 R2

VMware ESXi 4

Host

Hypervisor Type

1

1

1

Architektur Hypervisor

64 Bit, Intel-VT/AMD-V

64 Bit, Intel-VT/AMD-V

64 Bit

Abhängigkeit von Host-OS

CentOS Linux

Windows 2008 Server Core

keine

max.nutzbarer RAM

256 GB

1 TB

256 GB

SAN-Boot

ja

ja

ja

PXE-Boot

ja

ja

ja

Unattended Installation

ja

ja

ja

Server-Embedded Option

ja: Dell, HP, IBM, Fujitsu

nein

ja: Dell, HP, IBM, Fujitsu

Gast

Gast-Betriebssysteme

Windows 2000, 2003, Vista, 2008, 7, SLES 9, SLES 10 SP4, RHEL 3/4/5/5, CentOS, Debian, Oracle Linux

Windows 2000 / 2003 / 2008 / XP / Vista / 7, SLES 10 SP1, RHEL 5.x

Windows NT / 2000 / 2003 / 2008 / XP / Vista, SLES 10 SP1, SUSE Linux, Red Hat Linux, Mandrake Linux, FreeBSD, Solaris, Netware

RAM pro Gast

32 GB

64 GB

64 GB

Architektur VMs

32 Bit, 64 Bit

32 Bit, 64 Bit

32 Bit, 64 Bit

max. virtuelle CPUs

8

bis zu 4 je nach Gast-OS

4

Dateiformat

VHD (Windows), LVM (Linux)

VHD

VMFS

VLAN

ja

ja

ja

QoS (CPU, Platte, Netz)

ja

nein

nein

beschleunigende Windows-PV-Treiber

ja

ja

nein

virtuelle SCSI-Unterstützung

nein

ja

ja

Hot-Plugging von VM-"Hardware"

CPU, RAM, Laufwerke, Nics

CPU, RAM, Laufwerke, Nics

nein

VM-Operationen

Export, Import, Cloning

Export, Import, Cloning

Export, Import, Cloning

Management

Managementkonsole

Textmenü, CLI, GUI

Textmenü

CLI

Remote Management

GUI und per CLI

graphisch per MMC oder SCVMM; WMI

per VMware vSphere Client und per RCLI

Memory Overcommitment

nein

nein

ja

Shared Storage

SAN, NFS, NAS

ja, SAN, NAS

SAN, NFS, NAS

Live Migration

XenMotion

Live Migration

Vmotion: Kostenpflichtig

ThinProvisioning

ja

ja

ja

NIC Redundanz

NIC Teaming/Load Balancing

NIC Teaming

NIC Teaming/Load Balancing

Clustering

kostenpflichtig

ja

kostenpflichtig

Snapshotting

ja

ja

ja

Backup

nein

ja, Windows Backup/VSS

kostenpflichtig: VCB

P2V-Tools

ja, Linux und Windows

Kostenpflichtig (SCVMM)

ja

Failover/HA

kostenpflichtig (Essentials)

ja

Kostenpflichtig

DR-Features

Metadaten-Backup

nein

Kostenpflichtig

SNMP

ja

ja

ja

VM-Streaming

ja

nein

Kostenpflichtig

Reporting/Monitoring

XenCenter

System Center Operations Manager und SCVMM

vSphere Client, VirtualCenter

Funktion

Citrix XenServer 5.5 Free

Microsoft Hyper-V Server 2008 R2

VMware ESXi 4