IDC erwartet, dass 2016 rund 17,8 Milliarden Dollar mit "Integrierten Systemen" (Converged Infrastructure) erzielt werden. Solche Kombinationen von Servern, Speichersystemen und Netzwerkkomponenten sowie Virtualisierungs- und Managementsoftware sind gewissermaßen ein "Rechenzentrum im Westentaschenformat".
Im Geschäft mit Converged Infrastructure (CI) herrscht derzeit eine klare Hackordnung. Die Marktforschungsfirma Gartner sieht mit mehr als 50 Prozent des weltweiten Umsatzes VCE vorne, gefolgt von Hewlett-Packard (HP) mit rund 25 Prozent. Auf den weiteren Plätzen folgenden Anbieter wie Hitachi Data Systems, Cisco, die Kombination Cisco/NetApp mit einer Referenzarchitektur, IBM, Dell, Oracle und Fujitsu. Diese Unternehmen kombinieren Server, Netzwerk- und Storage-Systeme aus eigener Produktion oder von Partnern zu Converged- Infrastructure-Angeboten. Das gilt auch für Oracle, das auf die Server- und Speichersysteme von Sun Microsystems zurückgreifen kann. 2009 hatte Oracle den Hardwarehersteller übernommen.
Doch darüber, was unter "Converged Infrastructure" zu verstehen ist, gehen die Meinungen auseinander. Die Beratungsgesellschaft Gartner beispielsweise teilt das Produktangebot in drei Kategorien ein: klassische Converged-Infrastructure-Systeme sowie integrierte Anwendungssysteme, die inklusive Applikationen ausgeliefert werden. Hinzu kommen Referenzsysteme, die dem Anwender mehr Spielraum bei der Wahl der Komponenten lassen.
Unabhängig davon, welcher Kategorie solche Systeme im Einzelfall zuzurechnen sind, zeichnet sich derzeit ab, dass die Nachfrage nach Converged-Infrastructure-Produkten in den kommenden Jahren deutlich steigen wird. Das ist der Grund, weshalb sich immer mehr Anbieter in diese Marksegment tummeln. Eine Folge ist, dass es selbst zwischen Partnern zu Rivalitäten kommt, etwa zwischen Cisco, EMC und VMware, die 2009 mit VCE einen der führenden Anbieter von CI-Systemen aus der Taufe gehoben haben (siehe Interview mit Trey Layton, CTO von VCE: Rivalitäten zwischen Cisco und VMware tangieren uns nicht).
Marktforscher wie IDC, Gartner oder Technology Business Research kommen zu höchst unterschiedlichen Aussagen, was das Umsatzvolumen und die führenden Anbieter im Bereich Converged-Infrastructure-Produkte betrifft. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es keine verbindliche Definition von "Converged Infrastructure" (CI) gibt. Gartner unterscheidet drei Hauptkategorien: Integrated Application Systems beziehungsweise Integrated Workload Systems: Dies sind vorkonfigurierte Kombinationen von Hardware (Servern, Netzwerksystemen, Storage-Geräten), die zusammen mit Anwendungen ausgeliefert werden. Dies kann beispielsweise eine Datenbank-Software sein. Zu den größten Anbietern solcher Lösungen zählt Oracle. Integrierte Infrastruktur-Systeme: Server, Netzwerkkomponenten und gemeinsam genutzte Speicherressourcen (Shared Storage) werden in einem System zusammengefasst und zentral verwaltet. Zu dieser Kategorie zählen die Produkte von VCE (Vblock), IBM (PureFlex) und HP (CloudSystem). Integrierte Referenzarchitekturen: Der Anbieter empfiehlt den Einsatz von bestimmen Komponenten, etwa speziellen Switches und Speichergeräten. Der Anwender kann jedoch unter diesen Komponenten die für ihn am besten geeigneten auswählen, wie bei einem Baukasten. Ein solches Referenzsystem haben beispielsweise Cisco und NetApp mit FlexPod entwickelt. |
VCE und seine Vblocks
Die Produktlinie von VCE besteht derzeit aus vier Linien von CI-Systemen: Vblock 100, 200, 400 und 700. Alle vier sind mit Netzwerk-Switches und Servern von Cisco bestückt, zudem mit Storage-Geräten von EMC und der Virtualisierungssoftware von VMware. Bislang zielte das Unternehmen mit seinen Converged-Infrastructure-Systemen auf Service Provider und Großfirmen. Insbesondere mit der Vblock-100-Reihe spricht das Gemeinschaftsunternehmen von Cisco, EMC und VMware nun auch mittelständische Unternehmen an. Jüngster Spross der Vblock-Serie ist das Vblock 340. Es ist mit Blade-Servern der Reihe Cisco UCS B und Switches von Cisco (Nexus 1000V Virtual Switch, Nexus 5548UP) ausgestattet, zudem mit VNC-Storage-Arrays von EMC. Das Management der virtualisierten Umgebung erfolgt mithilfe von VMware vSphere 5.1 oder 5.5.
HP Converged Systems
Unter der Bezeichnung HP Converged Systems bietet HP ein ganzes Portfolio von integrierten Systemen an. Die Produktpalette besteht aus Lösungen für virtualisierte IT-Umgebungen (HP Converged System for Virtualization), Hosted-Desktops auf Basis von Citrix XenDesktop (HP Converged System 100 for Hosted Desktops auf Basis der Moonshot-Server von HP), einem integrierten System für die In-Memory-Datenbank SAP-HANA (HP AppSystem for SAP HANA) und einer Converged-Infrastructure-Lösung für Big Data (HP Converged System 300 for Vertica). Hinzu kommen HP CloudSystem für Service Provider, die Hosted Services anbieten, sowie HP Collaboration Systems, die speziell für die Implementierung von Microsoft-Lösungen wie Lync und Microsoft Exchange Server ausgelegt sind.
HP betont die hohe Flexibilität und Modularität seiner Produkte. Sie stehen mit Kapazitäten von 50 bis mehr als 1000 Virtual Machines zur Verfügung. Die Managementsoftware stammt von VMware. Der Anwender kann auf Komponenten von HP (Server, Storage, Netzwerk) zurückgreifen, aber auch Systeme anderer Hersteller nutzen. Dazu zählen Server von Dell, IBM (die ihr x86-Server-Geschäft an Lenovo verkauft haben) und Cisco sowie Storage-Systeme von EMC und NetApp. Zudem werden die meisten gängigen Hypervisors unterstützt, also VMware ESX, Microsoft Hyper-V und Red Hat KVM.
Cisco UCS und Cisco/NetApp FlexPod
Cisco Systems ist gleich in dreifacher Hinsicht im Bereich Converged Infrastructure vertreten: Als Mitbegründer von VCE, über seine eigenen Unified Computing Systems (UCS) sowie mit FlexPod, einer CI-Referenzarchitektur, die Cisco zusammen mit dem Storage-Spezialisten NetApp entwickelt hat.
FlexPod gibt es in drei Versionen
FlexPod besteht aus UCS-Rack- und Blade-Servern von Cisco, Switches der Reihe Nexus und MDS (ebenfalls von Cisco) sowie den NetApp-Speichersysteme der Reihe FAS und E-Series. Derzeit sind drei Versionen von FlexPod verfügbar:
• FlexPod Express für kleine und mittelständische Firmen (Cisco-UCS-Server der C-Reihe, Speichersysteme NetApp FAS2220 oder 22240, Cisco-Nexus-3048-Switches),
• FlexPod Data Center für größere Rechenzentren (UCS-Switches der B-Reihe und Switches Cisco Nexus 5000 und 7000),
• FlexPod Select mit Hadoop für den Ausbau von hochverfügbaren Cloud-Umgebungen.
Mit FlexPod Express wollen Cisco und NetApp kleinere Firmen ansprechen, die unterschiedliche Server (E-Mail, Web, Datenbanken et cetera) in virtualisierter Form auf einer IT-Plattform konzentrieren und etwa 500 Usern zur Verfügung stellen möchten. Cisco und NetApp haben die Referenzarchitektur zudem nach oben hin erweitert: FlexPod unterstützt in der aktuellen Version nun bis zu 10.000 Server und Flash-gestützte Speichersysteme. Zu den Vorzügen von FlexPod zählt neben der Skalierbarkeit die Option, relativ einfach anwendungsspezifische Designs zu entwickeln.
UCS ebnet Cisco den eigenen Weg zur Converged Infrastructure
Doch Cisco geht im Bereich Converged Infrastructure auch eigene Wege, unabhängig von VCE, FlexPod und Co. Die Grundlage bildet das hauseigene Unified Computing System (UCS) in Verbindung mit der UCS-Director-Software. Das Management-Tool speichert Daten wie Netzwerkadressen und -Pfade in Profilen. Dadurch ist es einfach, UCS-Server oder Cisco-Nexus-Switches auszutauschen. Derzeit forciert Cisco den Einsatz von UCS Director als universeller Managementlösung für Converged-Infrastructure-Produkte, einschließlich VCE Vblocks, FlexPod und EMCs Vspex. Zwar, so Cisco, liefere UCS Director die besten Resultate, wenn die Converged-Infrastructure-Managementsoftware in IT-Umgebungen mit Cisco-Komponenten eingesetzt werde. Sie unterstütze jedoch auch Systeme anderer Anbieter.
Dell Active System
Dell hat in den vergangenen Jahren durch Zukäufe die Grundlage gelegt, um Converged-Infrastructure-Produkte anbieten zu können. Zu den Übernahmen gehören die Storage-Firmen Equallogic und Compellent sowie der Switch-Hersteller Force10. Aus den Komponenten dieser Hersteller, eigenen Servern und der entsprechenden Management-Software hat Dell unter der Bezeichnung Active Systems ein CI-Portfolio zusammengestellt. Es ist in Form von vorkonfigurierten Komplettlösungen und als "Blaupause" erhältlich, die sich an spezielle Anwendungsfelder anpassen lässt, etwa Microsoft Lync und SharePoint oder VMware View. Zudem spricht Dell mit seinen CI-Systemen Nutzer von virtualisierten Desktops (Citrix, VMware, Microsoft) und von Private Clouds an.
Derzeit bietet Dell vier Active-System-Lösungen an, die der Reihe 50, 200, 800 und 1000. Sie sind für virtualisierte Umgebungen auf Basis von VMware und Microsoft konzipiert und werden mithilfe des Active System Managers verwaltet. Die Server stammen von Dell (Rack- oder Blade-System der Reihe PowerEdge). Neben Switches von Dell (Force10, PowerConnect) können auch Storage-Switches von Cisco und Brocade eingesetzt werden. Bei den Speichersystemen greift Dell auf hauseigene Produkte zurück, etwa die iSCSI-Systeme der Reihe Equallogic PS61xx und PS6510 sowie die Fibre-Channel-Geräte Dell Compellent SC8000.
Als Converged-Infrastructure-System für Kleinunternehmen und Außenstellen bietet Dell seit 2013 zudem PowerEdge VRTX an. Das System hat bis vier Blade-Server, 48 TByte Speicherplatz und unterstützt 100 Virtual Machines. Für die Netzwerkanbindung ist ein Gigabit-Ethernet-Switch zuständig.
EMC Vspex Reference Architecture
Ebenso wie Cisco Systems hat EMC trotz seines Engagements bei VCE mit Vspex eine eigene CI-Referenzarchitektur entwickelt. Sie spricht Unternehmen aller Größenordnungen an, speziell solche Firmen, die nicht von einzelnen Lieferanten von Komponenten für eine Converged Infrastructure abhängig sein wollen. Wie viele vergleichbare CI-Architekturen unterstützt vSpex die Hypervisors von VMware und Microsoft. Derzeit sind sechs Infrastrukturpakete erhältlich, unter anderem für End-User-Computing, Oracle- und Microsoft-Datenbanken, Private Clouds und Microsoft-Anwendungen wie Exchange.
Vspex ist je nach Einsatzgebiet für 50 bis 1000 Virtual Machines beziehungsweise für bis zu 2000 virtualisierte Desktops ausgelegt. Damit ist diese Lösung auch für kleinere Unternehmen interessant, die ihre Server in Form von Virtual Machines auf einer Hardware-Plattform zusammenfassen möchten. Ein Vorteil ist, dass Vspex dem Nutzer einen großen Spielraum bei der Auswahl der Server und Netzwerksysteme lässt. Allerdings heißt dies, dass der Anwender über entsprechendes Know-how bei der Auswahl und der Konfiguration dieser Komponenten verfügen muss. Im Zweifelsfall muss ein Unternehmen einen Partner beauftragen, eine Vspex-Umgebung im Firmenrechenzentrum einzurichten.
Fujitsu vShape und Integrated System Cloud Ready Blocks
Im August 2012 brachte Fujitsu mit Fujitsu Dynamic Infrastructures for VMware vCloud ein erstes Converged-Infrastructure-Produkt heraus. Diese "Cloud in a Box" besteht aus Software von VMware, Netzwerkkomponenten von Brocade sowie Servern und Storage-Systemen aus eigener Produktion. Sie unterstützt zwischen 150 und 400 Virtual Machines. Mittlerweile stehen vergleichbare integrierte Systeme für Oracle- und SAP-Anwendungen zur Verfügung.
Ebenfalls seit fast zwei Jahren sind mit Fujitsu vShape CI-Referenzplattformen verfügbar. Sie nutzen ebenfalls VMware-Software, Fujitsu-Server sowie Storage-Systeme von NetApp in Verbindung mit Switches von Brocade. Noch im ersten Quartal 2014 will der Hersteller mit Fujitsu Integrated System Cloud Ready Blocks eine Systemfamilie vorstellen, mit der Firmen Private Cloud aufbauen können. Details dazu sind noch nicht verfügbar.
Hitachi Data Systems: Unified Compute Platform
Wie der Name bereits klar macht, versteht Hitachi Data Systems seine Unified Compute Platform (UCP) als Converged-Infrastructure-Plattform, sprich Referenzarchitektur. Dementsprechend stehen derzeit sechs Varianten zur Verfügung, etwa für Big Data, Private Clouds, VMware vSphere, Datenbanken und Collaboration-Software. Bestandteile von UCP sind Compute Blades von Hitachi mit Fail-over-Funktion und logischer Partitionierung und sowie Unified-Storage-Systeme. Das Management erfolgt mithilfe der UCP-Director-Software. Neben der Virtualisierungslösung von VMware unterstützt UCP auch Microsofts Hyper-V. Zudem kann der Anwender auf Netzwerksysteme und Server von Cisco (UCS) zurückgreifen oder Switches von Brocade einsetzen.
Mit der Unified Compute Platform zielt Hitachi auf größere Unternehmen, die beispielsweise SAP-HANA-Datenbanken einsetzen oder eine große IT-Umgebungen mit mehreren Hundert Virtual Machines unterhalten. Eine zentrale Rolle spielen dabei unternehmensinterne Cloud-Infrastrukturen (Private Clouds).
IBM PureFlex System
IBM hat Hardware aus dem eigenen Haus zu drei PureFlex-Varianten kombiniert: Express, Standard und Enterprise. Als Server kommen Systeme mit den IBM-eigenen Power-Prozessoren oder x86-CPUs zum Einsatz. Sie lassen sich unter den Betriebssystemen Windows, IBM-AIX oder Linux betreiben. Auch in Sachen Storage setzt IBM auf ein hauseigenes Produkt: Storewize V7000 mit einer Speicher-Virtualisierung auf Basis des IBM-SAN-Volume-Controllers (SVC). Je nach PureFlex-Version stehen Switches mit bis zu 10 GBit/s sowie Fibre-Channel- und Fibre-Channel-over-Ethernet-Systeme (FCoE) zur Auswahl. Verwaltet werden alle Komponenten über ein einheitliches Managementsystem - den Flex System Manager (FSM).
Mit PureFlex System lassen sich vor allem Cloud-basierte Infrastructure-as-a-Service-Umgebungen (IaaS) aufbauen. Das kann beispielsweise eine firmeninterne Private Cloud sein. Für die Virtualisierung sind Standardlösungen wie VMware und Microsoft Hyper-V zuständig, außerdem IBMs PowerVM. Interessenten sollten bei PureFlex allerdings berücksichtigen, dass sich IBM derzeit strategisch neu ausrichtet. So hat der Konzern das Geschäft mit x86-Servern an Lenovo verkauft. Auch die Software-Defined-Networking-Sparte soll zur Disposition stehen. Ob weitere Unternehmensbereiche abgegeben werden, eventuell auch das Geschäft mit PureFlex-System-Produkten, ist derzeit noch nicht absehbar.
Oracle Virtual Compute und Exalogic Elastic Cloud
Oracle als Software-Spezialist in der Riege der Converged-Infrastructure-Anbieter? Dies erscheint nur auf den ersten Blick abwegig. Denn durch den Kauf von Sun Microsystems hat sich Oracle Server und Storage-Systeme sowie Netzwerk-Know-how ins Haus geholt. Unter dem Oberbegriff "Engineered Systems" vermarktet Oracle Kombinationen von Hard- und Software, die auf bestimmte Anwendungen zugeschnitten sind. Sie sind somit laut Gartner Integrated Application Systems, keine CI-Produkte im eigentlichen Sinn.
Eines dieser Engineered Systems ist Exalogic Elastic Cloud. Es vereint Rechenkapazitäten, Netzwerk- und Storage-Hardware, ein Betriebssystem auf Basis von Linux sowie eine Virtualisierungs- und eine Management-Software. Das Herzstück der Hardware ist die "Exalogic Fabric" mit einem Durchsatz von 40 GBit/s. Hinzu kommen "Compute Nodes" mit Intel-Xeon-E5-Prozessoren (12 Cores) und ZFS-Storage-Appliances. In der kleinsten Ausbaustufe ist ein Exalogic-Elastic-Cloud-System der Reihe X4-2 mit 96 Rechenkernen und 80 TByte Massenspeicher ausgestattet. Die größte Version hat 720 CPU-Cores. Hinzu kommen bis zu 32 10-Gigabit-Ethernet-Ports sowie Speichersubsysteme für Infiniband, Flash-Speicher (Solid State Drives, SSDs) und Serial-Attached-SCSI-Festplatten (SAS).
Diese Daten belegen, dass Oracle mit Elastic Cloud in Unternehmen anspricht, die Anwendungen mithilfe der Virtualisierungssoftware von Oracle oder VMware auf einer Hardware-Plattform konsolidieren und über eine Private Cloud bereitstellen möchten. Für einen Mittelständler dürften dabei bestenfalls die beiden kleinsten Versionen des Systems in Betracht kommen. Als Erweiterung bietet Oracle Storage-Systeme wie die Sun ZFS Storage Appliance an.
Eine vergleichbare Lösung ist die Virtual Compute Appliance X3-2. Auf diesem CI-System kann der Anwender in virtualisierter Form Solaris-, Linux- und Windows-Anwendungen implementieren. Zur Auswahl stehen Modelle mit zwei bis 25 Knoten auf Grundlage von Intel-Xeon-Prozessoren mit acht Kernen. Hinzu kommen Netzwerkkomponenten (Infiniband- und Gigabit-Ethernet-Switch, 10-Gigabit-Ethernet-Module) und in der Basisversion 1,8 TByte Speicherplatz. Bei den Storage-Systemen hat der Anwender die Möglichkeit, Produkte von Oracle oder von anderen Anbietern zu verwenden.
Eine Besonderheit der Virtual Compute Appliance ist die integrierte Software-Defined-Networking-Controller-Software (SDN). Sie ersetzt die physischen Netzwerk- und Storage-Adapter durch virtualisierte Versionen. Dies, so Oracle, macht es einfacher, in komplexen virtualisierten IT-Umgebungen Betriebssysteme und Anwendungen zu implementieren, sprich ihnen die erforderlichen, ebenfalls virtualisierten Hardware-Ressourcen zuzuweisen.
New Kids on the Block: Nutanix und Simplivity
Nutanix zählt zu den zwei amerikanischen Start-ups, die den etablierten Anbietern von Converged-Infrastructure-Produkten Marktanteile abjagen wollen. Das junge Unternehmen packt Rechenleistung und Speicherkapazitäten in eine zentrale Appliance. Damit, so das Unternehmen, sei es nicht notwendig, separate Storage-Arrays einzurichten. Auf jedem Nutanix-Knoten laufen ein Hypervisor und ein virtualisierter Controller, der für die I/O-Prozesse zuständig ist. Speicherressourcen in der Appliance werden über Standardschnittstellen an den Hypervisor angebunden, zu einem Pool zusammengefasst und allen VM zugänglich gemacht. Storage Area Networks (SAN) oder Network-Attached Storage (NAS) seien bei diesem Ansatz überflüssig, so Nutanix. Zudem lassen sich nach Angaben des Herstellers Server- und Speicherkapazitäten erweitern, indem weitere Appliances hinzugefügt werden.
Das Herzstück der Virtual Computing Platform ist ein eigenes File-System, das Nutanix Distributed Filesystem (NDFS). Es verwaltet alle Daten und Meta-Daten und ist das Bindeglied zwischen Speicherressourcen, Server, Controller und Hypervisor. Derzeit bietet Nutanix mit NX-1000 und NX-3000 sowie den Systemen der Reihe NX-6000 und -7000 vier Serien von Appliances an. Beide sind sowohl mit Flash-Speicher (maximal 1,6 TByte) als auch konventionellen Festplatten (bis zu 6 Platten mit 1 oder 4 TByte) ausgestattet. Die Server-Prozessoren stammen von Intel (Xeon E5-26xx). Jede Appliance ist mit zwei CPUs bestückt. Ein typisches Einsatzgebiet von Nutanix sind virtualisierte Desktop-Umgebungen (VDI), etwa auf Basis von XenDesktop. Angeblich lässt sich eine VDI innerhalb von 30 Minuten implementieren und zum Laufen bringen.
Ein Schwachpunkt des Konzepts von Nutanix besteht Vendor Lock-in. Es bedingt eine Bindung an herstellerspezifische Systeme, in diesem Fall an die Appliances. Zu den Vorteilen zählt, dass die Appliances in vorhandene IT-Infrastrukturen integriert werden können, eine hohe Skalierbarkeit bieten und keine Installation eines separaten Storage-Netzes (SAN) erforderlich ist.
Simplivity Omnicube
Das zweite Jungunternehmen mit Ambitionen im Markt für integrierte Systeme ist Simplivity. Es wirbt mit dem Versprechen "Konvergenz 3.0" des eigenen CI-Systems Omnicube. Ebenso wie bei Nutanix setzt Simplivity auf Appliances, die CN2000, 3000 und 5000. Das kleinste Modell ist für kleinere und mittelständische Unternehmen und Außenstellen ausgelegt, die Toppversion Omnicube 5000 mit bis zu 24 CPU-Cores und 30 TByte Speicherplatz für anspruchsvolle Anwendungen wie Datenbanken und Desktop-Virtualisierung.
in Omnicube besteht im Kern aus einem x86-Server, integrierten Festplatten und Solid State Drives, Netzwerkanschlüssen (bis zu vier 10-Gigabit-Ethernet-Interfaces) und der Virtualisierungs- und Managementsoftware OmniStack. Diese ist zudem für Aufgaben wie das Replizieren von Daten zuständig (auch in die Amazon-Cloud) sowie für die WAN-Optimierung. De facto will Simplivity mit OmniStack Funktionen, für die ansonsten spezielle Hardware erforderlich ist wie etwa ein Storage-Array, mithilfe von Standard-Hardware zur Verfügung stellen. Die Appliances lassen in räumlich verteilten Clustern zusammenfassen, die in eine Cloud-Infrastruktur integriert werden können.
Simplivitys Ansatz ist stark auf die Verwaltung von physischen und virtualisierten Speicherressourcen ausgelegt. Die integrierte Datenkomprimierung und Deduplizierung sowie die angesprochene Optimierung des Datentransfers über Weitverkehrsverbindungen machen die Lösungen auch für (Cloud-)Service-Provider und Unternehmen mit mehreren Standorten interessant. Sie können beispielsweise Daten zwischen räumlich entfernten Data-Centern replizieren oder Anwendungen und Daten vom Rechenzentrum aus in Außenstellen bereitstellen. Zu den ersten Unternehmen in Deutschland, die Omnicube einsetzen, zählt der Service-Provider Pironet NDH. Er nutzt Omnicube, um Kunden beim Aufbau von Privat Clouds zu unterstützen. Laut Pironet NDH seien vor allem die Deduplizierungsraten der Omincubes deutlich höher als bei anderen Converged-Infrastructure-Produkten.
Rivale aus Fernost: Huawei und sein FusionCube
Nicht nur Anbieter aus den USA oder Japan haben Converged-Infrastructure-Systeme in petto. Mit Huawei ist auch ein aufstrebender IT-Hersteller aus China auf diesem Gebiet aktiv. Mit FusionCube hat der Netzwerk-Spezialist ein "Sub-Rack" von zwölf Höheneinheiten (HE) entwickelt. An der Vorderseite lassen sich Compute-Blades mit insgesamt bis zu 64 Prozessoren der Reihe Intel Xeon E5-26xx (4, 6 oder 8 Cores) und Storage-Systeme mit maximal 12,3 TByte Kapazität unterbringen. An der Rückseite ist Raum für Switch-Module für 1- beziehungsweise 10-Gigabit-Ethernet, Fibre Channel und Infiniband.
Als Virtualisierungssoftware setzt Huawei GalaxEngine ein. Die Verwaltung der physischen und virtualisierten Ressourcen erfolgt mithilfe der Management-Software GalaxManager. Das Unternehmen stellte FusionCube in Deutschland bereits 2013 auf der CeBIT in Hannover vor. Ende 2013 wurde der FusionCube auch für SAP-HANA zertifiziert. Das klassische Einsatzgebiet von FusionCube sind Cloud-Computing-Umgebungen. Der Anwender hat die Möglichkeit, mit einem Chassis zu starten und die Converged Infrastructure sukzessive zu erweitern. Die Implementierung von FusionCube dauert nach Angaben der Beratungsfirma Frost & Sullivan etwa zwei bis drei Wochen.
Zu einem echten Herausforderer von VCE, HP, Cisco/NetApp und Co. hat sich Huawei zwar noch nicht entwickelt. Allerdings zählt das Unternehmen nach Einschätzung der Beratungsfirma IT Candor / TheMetisFiles zu denjenigen Anbietern von Converged-Infrastructure-Produkten, die es zu künftig zu beachten gilt.
Ausblick: Koalitionen der Großen unter Druck
Es zeichnet sich ab, dass die Nachfrage nach Converged-Infrastructure-Produkten in den kommenden Jahren deutlich steigen wird. IDC beispielsweise taxiert den Weltmarkt im Jahr 2016 auf 17,8 Milliarden Dollar. Der Grund für diese Entwicklung: Unternehmen und deren IT-Abteilungen setzen verstärkt auf integrierte IT-Umgebungen, die einfacher zu administrieren und speziell für virtualisierte Umgebungen ausgelegt sind.
Was die Anbieter betrifft, bahnen sich allerdings Änderungen an. Etablierte Lieferanten wie VCE und HP sehen sich mit neuen Konkurrenten konfrontiert. Dazu zählen nicht nur Newcomer wie Nutanix und Simplivity. Auch etablierte Hersteller wie Cisco Systems und EMC drängen mit eigenen Produkten auf den Markt, selbst dann, wenn dadurch Gemeinschaftsprojekte wie VCE unter Beschuss geraten.
Für Anwender hat diese Entwicklung folgende Konsequenzen: Schlecht ist, dass dadurch die Anbieterlandschaft im Bereich Converged Infrastructure unübersichtlicher wird. Das erschwert es, aus der Vielzahl der Angebote das "richtige" herauszupicken. Hier können Systemhäuser und externe IT-Fachberater weiterhelfen. Gut ist, dass eine breitere Palette von Produkten als bislang zur Auswahl steht. Dies macht es einfacher, eine maßgeschneiderte Lösung zu finden. In jedem Fall sollten Anwender jedoch abwägen, ob es sich tatsächlich lohnt, eine Converged-Infrastructure-Lösung zu implementieren. Denn Vorteilen wie kürzeren Installationszeiten und niedrigeren Betriebskosten stehen auch Nachteile gegenüber, etwa die möglicherweise zu starke Abhängigkeit von einem Anbieter. (jha)