Erinnern Sie sich noch an die Szene aus dem James-Bond-Schinken "Sag niemals nie", in der Held und Bösewicht in einem Computer-Spiel um die Weltherrschaft ringen? Dabei wird der Verlierer mit Stromstößen bestraft und spürt so die Konsequenzen seiner virtuellen Handlungen. Den gleichen Grundgedanken verfolgt auch der amerikanische Hersteller TN Games mit der "3rd Space Gaming Vest" – allerdings nicht um Fehler mit Schmerzen zu bestrafen, sondern um das Spielgeschehen nicht nur sicht- und hörbar sondern auch spürbar zu machen.
Die Hardware
Insgesamt besitzt die 3rd Space Gaming Vest acht aufblasbare Kammern, jeweils vier an Brust und Rücken. Diese werden von einem Tischkompressor (Stromversorgung per Steckernetzteil) mit Druckluft versorgt, ein USB-Kabel zum PC liefert die nötigen Steuersignale. Außer einer Treiberinstallation ist keinerlei Softwarekonfiguration nötig. Allerdings muss der Hersteller für jedes neue Spiel eine aktualisierte Treiberversion bereit stellen, damit die Weste funktioniert.
Momentan unterstützt der Treiber gut 50 Titel, dazu gehören konzeptionsbedingt fast ausschließlich 3D-Shooter wie etwa die Call of Duty-Serie (Call of Duty 2 liegt der Weste bei) inklusive Modern Warfare 2, Crysis, UT3 oder die Quake-Reihe. Die Battlefield-Serie wird dagegen überhaupt nicht unterstützt.
So wird die Weste angelegt: Zunächst müssen Sie die angenehm zu tragende Weste mittels zweier Gurte um Brust und Bauch festziehen, damit Sie das Aufblasen der Kammern auch spüren. Dann verbinden Sie den Druckluftschlauch der Weste mit dem Kompressor und das USB-Kabel mit dem PC. Der Tisch-Kompressor quittiert das Einschalten zunächst mit einem deutlich hörbaren Kompressionsgeräusch, nach einigen Sekunden sirrt er etwas leiser, aber immer noch deutlich wahrnehmbar vor sich hin.
Effekte und Praxis
Die 3rd Space Gaming Vest beherrscht sechs unterschiedliche Effekte. Das reicht vom einmaligen Aufpumpen einer Kammer an Bauch, Brust oder Rücken bei einem einzelnen Treffer, über mehrmaliges Aufpumpen im Rücken, um einen Messerstich zu simulieren, bis hin zum kräftigen Aufpumpen aller Kammern bei einer nahen Explosion. Auch schnell aufeinander folgendes, aber weniger kräftiges Aufpumpen aller Kammern an Front oder Rückseite ist drin, etwa wenn Sie das Ziel einer Maschinenpistolenslave werden.
Bereits die ersten Eindrücke beim Tragen der Weste sind zwiespältig: Zunächst hat man tatsächlich den Eindruck, durch die körperlichen Rückmeldungen tiefer in die Spielwelt einzutauchen. Allerdings bleibt dieser Eindruck nicht lange bestehen, denn auf Sie einprasselnde Geschosse und besonders längere Salven kitzeln relativ stark. Auch kräftige Explosionen in unmittelbarer Nähe reißen kitzelige Personen ziemlich abrupt aus dem Spielgeschehen. Aber selbst weniger empfindliche Spieler nervt die 3rd Space Gaming Vest schnell. Vor allem in Multiplayer-Shootern wie Modern Warfare 2, in denen man häufig getroffen wird, stört das ständige Aufpumpen der Weste (und der laute Kompressor).
Zumal es am handfesten Nutzen im Spiel fehlt. Zwar liefert die Weste rudimentäre Richtungsinformationen, allerdings reichen die je vier Luftkammern an Brust und Rücken nicht für brauchbares Feedback zur Ortung von Angriffen aus. Es entsteht höchstens ein diffuses Richtungsgefühl, 5.1-Raumklang ist im Vergleich deutlich aufschlussreicher und intuitiver.
Ebenso wenig entsteht ein deutlich höheres Mittendrin-Gefühl, da die Effekte einfach zu undifferenziert ausfallen und das ständige und teils heftige Aufpumpen mehr vom Spielgeschehen ablenkt als dass es einen tiefer hineinzieht. Im Klartext: nach einiger Zeit nervte die 3rd Space Gaming Vest die meisten Testspieler. Die Vorteile sind zu gering, dafür gibt’s kräftige Nachteile wie den teils deutlich zu lauten Kompressor oder das unverhoffte Kitzeln.
Derzeit ist die 3rd Space Gaming Vest laut unseren Recherchen in Deutschland noch nicht erhältlich. Bei Interesse kann die Weste aber etwa bei Amazon in England zum Preis von 135 Pfund (etwa 160 Euro) geordert werden. (Gamestar/tö)
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