UPDATE2: Deutsche Stahlindustrie gibt keine Prognose für 2009

04.03.2009
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DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die deutsche Stahlindustrie gibt derzeit noch keine detaillierte Prognose für das laufende Jahr, sieht aber "heftige Einschnitte" bei der Rohstahlerzeugung voraus. Die deutsche Rohstahlproduktion werde 2009 - und damit erstmals seit 1993 - voraussichtlich unter 40 Mio Tonnen liegen, sagte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, am Mittwoch auf der Handelsblatt Jahrestagung "Stahlmarkt 2009" in Düsseldorf.

2009 werde für die Stahlindustrie ein schweres Jahr. Die Lage auf dem deutschen Markt sei "außerordentlich schwierig". Bereits im Jahr 2008 war die Rohstahlproduktion mit 45,8 (2007: 48,5) Mio Tonnen leicht rückläufig gewesen.

Die Auslastung der Rohstahlkapazitäten liege mit etwa 60% auf einem langjährigen Tiefstand, sagte Kerkhoff weiter. In vielen Regionen, darunter Nordamerika, GUS oder Südamerika sei die Kapazitätsauslastung inzwischen unter die 50-Prozent-Marke gefallen.

Die Stahlhersteller weltweit seien in den vergangenen Monaten gezwungen gewesen, "in noch nie da gewesener Weise" ihre Produktion der gesunkenen Nachfrage nachzupassen. Die niedrige Auslastung spiegele die Entwicklung der Auftragseingänge wider, sagte Kerkhoff weiter.

Mit Blick auf den deutschen Markt sagte er, bei den Auftragseingängen aller Abnehmerbranchen belaufe sich der Rückgang im vierten Quartal auf gut 30% im Vergleich zum Vorquartal, bei den Walzstahlerzeugnissen sogar auf etwas 50%.

Man sehe aber "durchaus Chancen", dass der Boden bald erreicht sei und im zweiten Halbjahr eine moderate Erholung einsetzt: Der Stahlbedarf werde sich vermutlich im zweiten Halbjahr "zumindest stabilisieren". Der Grund dafür seien unter anderem die beiden Konjunkturprogramme der Bundesregierung. Zudem dürfte in den kommenden Monaten der bremsende Einfluss des Lagerabbaus an Bedeutung verlieren.

Die Stahlbranche habe die Folgen der Wirtschaftskrise als erstes getroffen - "und so werden wir auch die ersten sein, die eine Erholung der Weltwirtschaft spüren werden", sagte Kerkhoff weiter. Die weltweite Nachfrage nach Stahl - vor allem in den Schwellenländern - sei mittelfristig weiter hoch.

Ein Problem aus der Finanzmarktkrise, das man bereits für überwunden gehalten habe, sei aber die drohende Wiederkehr des Protektionismus. Heute wie damals stehe Stahl im Mittelpunkt dieser Entwicklungen. Kerkhoff kritisierte das US-Gesetz Buy American Act - davon gehe ein falsches Signal aus.

Denn damit sende die wichtigste Industrienation an die restliche Welt die Botschaft, dass Marktabgrenzung ein taugliches Mittel zur Krisenbewältigung sein könne. Nachahmungseffekte seien die fast unvermeidliche Folge.

Ein weiteres Thema blieben die Rohstoffe. Bei vielen Einsatzstoffen hätten sich die Preise seit Herbst 2007 zwar teilweise auf das Niveau von 2004 nach unten bewegt: "Bei den Massenrohstoffen Eisenerz und Kokskohle gelten hohe Jahresabschlüsse des letzten Jahres aber immer noch", sagte Kerkhoff.

Kritisch äußerte er sich zu den Stahlexporten Chinas. Die Lieferungen Chinas hätten im Jahr 2003 noch rund 2% der gesamten EU-Stahlimporte ausgemacht, derzeit beliefen sie sich auf fast 30%. Die extreme Zunahme an Exporten sei kein Zeichen für Chinas Wettbewerbsfähigkeit, sondern in erster Linie für wachsende Überkapazitäten.

- Von Richard Breum, Dow Jones Newswires, +49 (0) 211 - 13872 15, Richard.Breum@dowjones.com DJG/rib/brb Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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