Fest installierte und mobile Datenbank

Update! SAP kauft Sybase

14.05.2010
Der Softwarekonzern SAP geht wieder auf große Einkaufstour und will das US-Unternehmen Sybase Inc für rund 5,8 Milliarden Dollar übernehmen. Mit dem Zukauf stärkt der Hersteller von Unternehmenssoftware aus dem badischen Walldorf seine Position mit Blick auf den steigenden Trend zur mobilen Datennutzung und sichert sich das Datenbankgeschäft von Sybase. Die Akquisition soll sich bereits von Anfang an positiv auf den Gewinn von SAP auswirken.

Der Softwarekonzern SAP geht wieder auf große Einkaufstour und will das US-Unternehmen Sybase Inc für rund 5,8 Milliarden Dollar übernehmen. Mit dem Zukauf stärkt der Hersteller von Unternehmenssoftware aus dem badischen Walldorf seine Position mit Blick auf den steigenden Trend zur mobilen Datennutzung und sichert sich das Datenbankgeschäft von Sybase. Die Akquisition soll sich bereits von Anfang an positiv auf den Gewinn von SAP auswirken.

"Mit dieser Übernahme öffnen wir unsere Unternehmensanwendungen mehreren Hundert Millionen mobilen Nutzern", erklärte SAPs Co-CEO Bill McDermott: "Die Gespräche über den Zusammenschluss hatten wir bereits im März 2010 begonnen."

SAP will 65 Dollar je Sybase-Aktie bieten, was einem Aufschlag von 44 Prozent gegenüber dem gewichteten durchschnittlichen Aktienkurs in den vergangenen drei Monaten entspricht. Finanziert werden soll der Deal aus liquiden Mitteln und über ein von Barclays Capital und Deutsche Bank arrangiertes Darlehen von 2,75 Milliarden Dollar. Der Verwaltungsrat von Sybase hat dem Angebot bereits zugestimmt.

Sybase bietet Lösungen wie beispielsweise festinstallierte und mobile Datenbanken sowie Software für Verschlüsselung und Endgeräte-Verwaltung. Mit der mobilen Plattform von Sybase will SAP die Zahl seiner potenziellen Kunden deutlich steigern. Sybase erzielte 2009 bei einem Umsatz von 1,17 Milliarden Dollar eine operative Marge nach Non-GAAP von 30 Prozent.

SAP-Gewinn soll steigen

Die Übernahme soll voraussichtlich im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden und wird sich laut SAP auf Non-IFRS-Basis unmittelbar positiv auf den Gewinn auswirken. Synergien verspricht sich der Konzern vor allem auf der Umsatz- und weniger auf der Kostenseite, wie Finanzvorstand Werner Brandt sagte.

Die SAP-Aktie reagierte zuerst negativ auf die Bekanntgabe der Übernahme. Sybase passe zwar gut zu SAP, meinen die Analysten von Cheuvreux. Allerdings sei die Übernahme "nicht gerade ein Schnäppchen". "Die Gründe für die Transaktion sind vernünftig. Sie geben SAP die Möglichkeit, Applikationen für mobile Endgeräte anzubieten, außerdem gibt es SAP einen Schub für ihr Datenbank-Geschäft", sagte Gartner-Vice-President Yvonne Genovese. Zu den finanziellen Aspekten wollte sie sich als Industrieanalystin aber nicht äußern.

Der Zugriff auf die Technologie für mobile Applikationen von Sybase werde kurzfristig mehr Umsatz ermöglichen. "Und die Fähigkeiten von Sybase im Bereich Datenbank-Technologie werden die Strategie von SAP unterstützen, den Kunden die schnellere und zuverlässerige in-memory Datenbank Technologie anzubieten", fügte Genovese hinzu.

Eine Gegenofferte für Sybase erwarten Analysten allgemein nicht. Oracle würde mit einem solchen Vorhaben auf kartellrechtliche Bedenken stoßen, da sie bereits eine dominante Stellung am Markt für Datenbanken habe. Ein weiterer Interessent könnte IBM sein, hieß es. Ein Vorstoß des Konzerns wäre zwar möglich, doch glauben Beobachter nicht, dass IBM einen Bieterkampf für ein Unternehmen starten werde, bei dem es beachtliche Produktüberrschneidungen gebe.

Sybase soll eigenständig bleiben

Der Sybase-Kauf ist für SAP die zweite Milliardentransaktion binnen relativ kurzer Zeit. Anfang 2008 hatte SAP die Übernahme von Business Objects, einem Konzern mit Fokus auf Software für Unternehmensdaten-Analyse, für rund 4,8 Milliarden Euro abgeschlossen. Die Walldorfer hatten in der Folge darauf verwiesen, dass man größere Übernahmen auch weiterhin nicht scheuen würde.

Sybase mit Sitz in Dublin, Kalifornien, soll weiter als eigenständige Einheit agieren und CEO John Chen in den SAP-Vorstand einziehen.

SAP hat schwierige Zeiten hinter sich. So löste der Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 einen Rückgang der Nachfrage aus, der SAP im vergangenen Jahr ein Umsatzminus bescherte und den Konzern zum ersten Stellenabbau seiner Geschichte veranlasste. Im laufenden Jahr will das Unternehmen aber wieder wachsen.

Im Februar 2010 trennte sich SAP außerdem von ihrem Vorstandssprecher Léo Apotheker. Seither hat der Konzern wieder eine Doppelspitze, die von Vertriebsvorstand McDermott und Jim Hagemann Snabe, dem Verantwortlichen für die Produktentwicklung, gebildet wird. (Dow Jones/rw)