Dollarschwäche

Unternehmen vergeuden Chancen

23.09.2008 von Armin Weiler
Rund die Hälfte der deutschen Unternehmen nutzt das Potenzial der aktuellen Dollarschwäche noch nicht für den eigenen Einkauf.

Rund die Hälfte der deutschen Unternehmen nutzt das Potenzial der aktuellen Dollarschwäche noch nicht für den eigenen Einkauf. Zu dieser Einschätzung gelangt das globale Management- und Beratungsunternehmen A.T. Kearney in seiner Markterhebung. Die Experten kommen dabei zu dem Schluss, dass vor allem exportorientierte Unternehmen langfristig betrachtet in erheblichem Umfang von der aktuellen Dollarschwäche profitieren können. Durch eine Erhöhung der Einkaufsquote könne man sich stärker als zuvor gegen die Währungsrisiken absichern. Wegen der hohen Faktorkosten bietet sich hingegen der Einkauf in den USA nicht zwingend an. Verstärkt die an den Dollar gekoppelten lateinamerikanischen Länder, der Nahe Osten, die GUS-Staaten sowie einige südostasiatische Länder wie Malaysia und Vietnam stellen vor allem für deutsche Unternehmen attraktive Beschaffungsmärkte dar.

"Um sich als Unternehmen in effizienter Weise gegen das derzeit bestehende Währungsrisiko zur Wehr zu setzen, rate ich, das natürliche Hedging anzustreben. Dies bedeutet, neben der Einnahmen- auch die Ausgabenseite in Dollar zu gestalten. Auf diese Weise können finanzielle Hedginginstrumente, bei denen sich Unternehmen beispielsweise mit Optionen gegen Wechselkursschwankungen absichern, umgangen werden", erläutert Christian Schuh, Studienautor und A.T.-Kearney-Partner, im Gespräch mit pressetext. Laut dem Experten seien solche traditionellen Absicherungswege gegen Währungsschwankungen nicht nur mit hohen Prämienkosten verbunden, sondern wirken darüber hinaus nur kurz- bis mittelfristig. Bei der Auswertung der Befragung von 200 Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführern deutscher Unternehmen fand man zudem heraus, dass Exporte in den Dollarraum für einen Großteil der deutschen Unternehmen mittlerweile einen substanziellen Geschäftsanteil ausmachen.

Die Zahlen bestätigen diese Einschätzung, da 59 Prozent der befragten Unternehmen angaben, von Exporten in den Dollarraum abhängig zu sein. Mit 54 Prozent ungleich weniger kaufen jedoch kaum im Dollarraum ein. Schließlich bedeutet die Abwertung des Dollars gegenüber dem Euro von derzeit über dreißig Prozent binnen der vergangenen zwei Jahre eine mehr als deutliche Belastung der Unternehmensergebnisse. Wesentliche Hauptgründe, warum nach wie vor nur wenige trotz des niedrigen Währungskurses im Dollarraum einkaufen, liegen beispielsweise in den Rahmenbedingungen wie unterschiedlichen technischen Normen und Zöllen (48 Prozent). Trotz der kulturellen Unterschiede stehen viele der befragten Unternehmen jedoch einer Zusammenarbeit mit Lieferanten im Dollarraum grundsätzlich positiv gegenüber. So stellen mehr als zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) die Kompetenz der Lieferanten im Dollarraum nicht in Frage. Auch sehen rund drei Viertel der Unternehmen mangelndes eigenes Know-how nicht als Hürde, im Dollarraum einzukaufen.

"Wenn es sich für Unternehmen lohnt, im Dollarraum einzukaufen, heißt dies jedoch nicht zwingend, dies in den USA zu tun. Schließlich sind die Vereinigten Staaten trotz der günstigen Währung kein Niedrigkostenland", so Schuh gegenüber pressetext. Vor allem Faktorkosten für arbeitsintensive Produkte können den Währungsvorteil durch Transportkosten und Versicherungen schnell verlieren. Alternativen zu den USA seien insbesondere Länder, deren Währungen eng an den Dollar gekoppelt sind und parallel dazu über niedrige Faktorkosten verfügen. Mexiko, Argentinien, Weißrussland, die Golfstaaten, Vietnam und Malaysia sind unter dem Hedging-Gesichtspunkt als Beschaffungsmarkt für Unternehmen daher besonders attraktiv. (pte)